Er kommt nicht mit Getöse, in vielen Fällen zunächst ohne Schmerzen und Beschwerden – und bleibt damit häufig unentdeckt. Das macht den Prostatakrebs so heimtückisch. Wird er dann doch diagnostiziert, sind Betroffene geschockt, sprachlos, verwirrt. So wie Krankenpfleger Martin Eifler aus dem osthessischen Lauterbach.
Auffälligkeit durch erhöhten PSA-Wert
Der heute 60-Jährige fühlte sich wohl, war sportlich aktiv, ging wie gewohnt gerne wandern und radfahren. Noch vor zwei Jahren konnte der Urologe bei einer Tast-Untersuchung im Rahmen der Vorsorge nichts Auffälliges feststellen, auch nicht im Ultraschall. Umso größer dann die Überraschung im Jahr darauf: Weil der PSA-Wert im Blut angestiegen ist, sucht Eifler erneut den Urologen auf. Und der bemerkt diesmal im Ultraschall eine Verschattung auf der Prostata. Es folgt eine Biopsie – und im November 2019 der knallharte Befund: Prostatakrebs.
"Das ist verrückt", sagt Eifler, "man hat keine Symptome und trotzdem Krebs." Umso schwerer ist es für Patienten, sich damit auseinanderzusetzen, die Erkrankung zu akzeptieren. Und zu handeln. Nicht panisch, sondern überlegt und informiert. Operation ja – aber Prostatakrebs sei kein Notfall, bekommt Eifler von seinem Arzt zu hören. Er begibt sich auf Recherche im Internet, nimmt sich Zeit, holt eine Zweitmeinung ein, sucht nach einer guten Klinik mit Erfahrung.
Und dann schließlich die OP: Die Prostata wird entfernt. Die gute Nachricht dabei: Der Krebs hat noch nicht gestreut. Die Inkontinenz, nicht selten Begleiterscheinung von Prostata-Eingriffen, ist nur von kurzer Dauer. Eifler schaut heute wieder positiv auf sein Leben und genießt es noch viel bewusster als zuvor – mit Freunden, der Familie, draußen in der Natur, und auch mal bei einem Bier: "Ich bin ein Genussmensch und möchte nicht jedes Laster aufgeben." Und für all seine Freunde hat der 60-Jährige einen wichtigen Rat: "Geht zur Vorsorge!" Das Abtasten sei nicht schlimm, anzuraten seien auch Ultraschall und PSA-Test.
Prostata Hilfe Deutschland will Betroffenen Orientierung geben
Ähnlich wie Eifler erlebte es der Ökonom und frühere Verlagsgeschäftsführer Knut Müller. Als er vor fünf Jahren die Diagnose Prostatakrebs erhält, spürt er eine vorübergehende Leere. Ungläubig fragt er sich: "Ich?" Schließlich fühlt auch er sich fit und spürt keinerlei Symptome. Doch ein Berg von Fragen türmt sich plötzlich vor ihm auf. Und viele Fragen, stellt er später fest, sind ihm anfangs noch gar nicht bewusst.
Müller (61) weiß: So wie ihm ergeht es den meisten der rund 65 000 Männer, die jährlich in Deutschland an Prostatakrebs erkranken. Um ihnen Orientierung zu geben, hat er zusammen mit Michael Reinhard, Chefredakteur dieser Zeitung, und dem Würzburger Urologen Frank Schiefelbein den Verein "Prostata Hilfe Deutschland" gegründet.
Über ein gut sortiertes Internetportalerhalten Betroffene und Angehörige alle Informationen zu den verschiedenen Phasen der Erkrankung und zum Umgang damit – von der wichtigen Früherkennung über Biopsie, Diagnose, Therapien bis hin zu Reha und dem Leben mit Krebs.
Ziel ist laut Müller ein mündiger, gut informierter Patient, der im Gespräch mit den Ärzten "gute" und selbstbestimmte Entscheidungen treffen kann. "Der Betroffene soll sich damit jederzeit wohlfühlen", findet Müller. Denn davon sei auch die Genesung abhängig.
Die Einstellung des Patienten sei einer der wichtigsten Faktoren für eine Heilung, bestätigt der renommierte Reha-Mediziner Prof. Ullrich Otto aus Bad Wildungen. Grund zum Optimismus gibt es allemal, findet Müller: "Die Chancen auf eine vollständige Heilung stehen gut – vorausgesetzt, die Erkrankung wird frühzeitig erkannt."
Die Prostata Hilfe Deutschland bietet Informationen, Hintergründe und Hilfestellungen: www.prostata-hilfe-deutschland.de