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NS-belastete Straßennamen Würzburg: Um welche Personen es geht und welche Entscheidungen wahrscheinlich sind
An diesem Donnerstag entscheidet der Würzburger Stadtrat, ob und welche Straßen in Würzburg umbenannt werden. Wie ist die Ausgangslage?
Würzburgs Stadtrat entscheidet über Straßennamen. Die Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße gilt als sicher.
Foto: Thomas Obermeier | Würzburgs Stadtrat entscheidet über Straßennamen. Die Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße gilt als sicher.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:59 Uhr

In seiner Sitzung am Donnerstag wird der Stadtrat darüber entscheiden, ob in Würzburg Straßen umbenannt werden sollen, weil die Namenspaten laut Bericht der Straßennamenkommission zu tief ins nationalsozialistische System verstrickt waren. Fragen und Antworten zum Stand der Dinge:

Warum diskutiert der Stadtrat über Würzburger Straßennamen?

2015 beschloss der Stadtrat, die nach dem früheren Oberbürgermeister Helmuth Zimmerer benannte Straße im Stadtteil Lengfeld umzubenennen, nachdem durch die Berichterstattung dieser Redaktion weitere Details zu Zimmerers Verstrickung in das NS-Regime bekannt geworden waren. In der Folge entschied der Stadtrat die Einsetzung einer elfköpfigen Kommission, die Würzburger Straßennamen in Hinblick auf die Rolle der Namenspaten in der NS-Zeit untersuchen sollte. Ihren Abschlussbericht legte die Kommission, zu der Fachleute und Stadtratsmitglieder gehörten, im November 2020 vor.

Um welche Namensgeber geht es?

Handlungsbedarf sah die Kommission bei neun Namenspaten: Heiner Dikreiter (1893-1966; Maler und Kunstlehrer, Gründungsdirektor der Städtischen Galerie), Nikolaus Fey (1881-1956; Schriftsteller und Mundartdichter), Carl Schadewitz (1887-1945; Komponist, Dirigent und Musikpädagoge), Hermann Zilcher (1881-1948; Musiker, Komponist und Begründer des Mozartfestes), Karl Ritter von Frisch (1886-1982; Zoologe und Nobelpreisträger), Armin Knab (1881-1951; Komponist), Peter Schneider (1882-1953; Mitbegründer des Frankenbundes), Richard Strauss (1864-1949; Komponist) und Michael Kardinal Faulhaber (1869-1952). Zu allen Personen hatte die Kommission Empfehlungen hinsichtlich einer möglichen Umbenennung beziehungsweise einer Kontextualisierung (Zusatz-Info am Straßenschild) abgegeben.

Welche Entscheidungen zeichnen sich bereits ab?

Ziemlich sicher ist die Umbenennung der nach Heiner Dikreiter, Nikolaus Fey, Carl Schadewitz und Karl Ritter von Frisch benannten Straßen. Im Februar dieses Jahres hatte es dazu im Kultur- sowie im Hauptausschuss bereits deutliche oder einstimmige Vorentscheidungen gegeben. Ebenfalls als sicher gilt, dass die nach Armin Knab und nach Peter Schneider benannten Straßen zwar Kontextualisierungen an den Straßenschildern erhalten, aber nicht umbenannt werden. Verschoben ist die Entscheidung zum Kardinal-Faulhaber-Platz. Zur Rolle Faulhabers in der NS-Zeit soll erst noch ein wegen der Corona-Pandemie verschobenes öffentliches Hearing unter Beteiligung von Fachleuten stattfinden.

Welche Straßennamen sind strittig?

Die heftigste Debatte gibt es um Hermann Zilcher. Zwar sprachen sich sowohl der Kultur- als auch der Hauptausschuss für eine Umbenennung aus, mit 9:7 beziehungsweise 9:8 Stimmen aber nur sehr knapp. Zilchers Rolle in der NS-Zeit ist im Stadtrat umstritten. Laut Kommissionsbericht hat sich Zilcher "mit mehreren seiner Kompositionen in den Dienst der NS-Propaganda" gestellt und verfügte über intensive Kontakte zur regionalen NS-Prominenz, nicht zuletzt als Mitglied des Nazi-Stadtrats von 1939 bis 1945. Zudem habe er Eugen Vinnai (1889-1961), einen Vertreter der Bewegung der "Christlichen Wissenschaft", aus privaten Motiven bei der Gestapo angezeigt und ihn damit großen Gefahren ausgesetzt.

Umstrittener Namensgeber: Mozartfest-Begründer Hermann Zilcher (1881-1948).
Foto: Hermann Zilcher Gesellschaft | Umstrittener Namensgeber: Mozartfest-Begründer Hermann Zilcher (1881-1948).

Heftigen Widerspruch gegen diese Vorwürfe äußert seit längerem Wolfgang Baumann. Der ZfW-Stadtrat, der auch Mitglied der Zilcher-Gesellschaft in Würzburg ist, hat vor wenigen Wochen ein knapp 100-seitiges Memorandum zu Zilcher veröffentlicht, in dem er den Denunziationsvorwurf zu entkräften sucht und Zilcher bescheinigt, keineswegs persönlich von seiner Rolle als Direktor des Staatskonservatoriums und als Mitglied des Stadtrats profitiert zu haben. Kulturreferent Achim Könneke, der auch Vorsitzender der Straßennamenkommission war, sieht nach Baumanns Untersuchung indes keine neue Faktenlage.

Unklar ist ferner, wie mit der Richard-Strauss-Straße verfahren wird. Wegen Strauss' Rolle als Präsident der "Reichsmusikkammer" (1933-1935) hatte der Kulturausschuss nach einem spontanen Antrag von Konstantin Mack (Grüne) eine Umbenennung beschlossen, obwohl die Straßennamenkommission lediglich eine Kontextualisierung empfohlen hatte. Wenig später hatte sich der Hauptausschuss dafür ausgesprochen, vor einer Entscheidung zu Strauss zunächst weitere Informationen einzuholen.

Die Stadtratssitzung am 10. März (Beginn 15 Uhr) wird per Livestream übertragen: www.wuerzburg.de/buerger/livestreaming-stadtrat-wue/index.html

 
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  • sbrenner@arcor.de
    Und wo ist jetzt der Bericht über das Ergebnis?
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  • nancarrow
    29 Stimmen für die Umbenennung, 19 dagegen: schönes Ergebnis!

    Der Zilcher-Freundeskreis kann ja weiterhin unbehelligt Hermann N. Zilcher feiern und seine "großartige Musik" (so ein Würzburger Dirigent) aufführen. Viel Vergnügen!

    Und das Mozartfest hat sich ja schon längst der Geschichte seiner Entstehung gestellt und sie aufgearbeitet. Da muß also nichts "abgeschafft" werden, wie manche Antilogiker argumentierten.
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  • klafie
    man hätte bei den zwiespältigen personen halt vorher mal schauen müssen, was für eine braune vergangenheit diese herrn gehabt haben. wie heißt es so schön in würzburg: hinter her die reurer!
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  • jolande
    Wird in der Folge auch das Mozartfest begraben?
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  • klafie
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  • nancarrow
    Denkfehler! Das sog. Mozartfest, wie es sich heute inhaltlich definiert, hat nur wenig zu tun mit dieser Festwoche, die der HZ 1921 begründete.
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  • Franken48
    Lasst die Kirche im Dorf, es gibt viel wichtigeres.
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  • th.faust@gmx.de
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  • th.faust@gmx.de
    Zum Beispiel die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz.
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  • Albatros
    Das ist die deutsche Jammergesellschaft, während sich Europa mit den Aufgaben der Zukunft beschäftigt, suhlen wir uns in Selbstgeiselung. Deutsche Ingenieurkunst, Technik, welche weltweit jahrzehntelang einen einzigartigen Ruf hatte, alles Vergangenheit. Deutschland stattdessen installiert bundesweit Lehrstühle für Gendergerechte Bildung und Sprache, beschäftgt Gremien zur Umbenennung von Straßennamen, während unsere Gesundheitsämter ihre Post immer noch mit berittenen Boten versendet. Nicht nur Corona, auch die Ukraine-Krise hat deutlich aufgezeigt, in welchem erbärmlichen Zustand sich dieses Land befindet.
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  • th.faust@gmx.de
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  • lutterbeck
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  • familie.diener@gmx.net
    Wir haben in Deutschland wirklich andere Sorgen als Straßennamen !
    In Würzburg gehen die Uhren wieder mal anders , da interessiert den Stadtrat lieber
    Änderungen der Straßennamen als aktuelle Themen .
    Z. Bsp. sinnvolle und schnellere Busanbindungen , Verbesserungen und Verbilligen der
    ÖPNV Preise besonders für sozialschwache Menschen oder andere Themen wo man
    etwas für die Bevölkerung tun kann. ( bessere und schnellere Kommunikation und
    Erleichterungen beim öffentlichen Bürokratismus ) .
    Da spielen wir doch lieber den Oberlehrer und beschäftigen uns lieber wieder mit Kleinigkeiten .
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  • fredee
    Es ist schon bezeichnend, dass in dieser Diskussion der Fall Echter systematisch unterdrückt wird. "Würzburger Zensur" würde ich mal sagen...
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  • p.woetzel@mail.de
    Julius Echter wird in der Diskussion nicht unterschlagen, sondern es geht derzeit um Menschen, die während der NS-Zeit gelebt und sich in den Dienst des Regimes gestellt haben. Nur mit ihnen hat sich die Kommission im Auftrag des Stadtrats beschäftigt.
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  • attheendoftheday
    Liegt es daran, dass sich in einer Bischofsstadt der Stadtrat nicht traut, auf Verfehlungen der Kirche hinzuweisen?
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  • Albatros
    Es ist uns nicht klar, wieso Sie Herrn Wötzel mit "Herr Schleicher" ansprechen.
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  • DominikBerthel@t-online.de
    ..es geht auch anders 👍

    https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/keine-umbenennung-die-nikolaus-fey-strasse-wird-bleiben-art-10733492
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  • Kluespies
    Die meisten Nahmen sind Künstler, die können sich die Zeit ni der sie leben nicht aussuchen. Da im Würzburger Stadttheater auch öfter Russische Künstler aufgetreten sind, Frage ich mich sind die jetzt auch alle Kriegsverbrecher?
    In der Ukraine ist Krieg, jeden Tag sterben da unschuldige Menschen, hier steigen die Energiepreise viele wissen nicht wie sie das bezahlen sollen. Und der Würzburger Stadtrat diskutiert über Straßennamen. Löst die Probleme der Stadt, dafür seit ihr gewählt, Straßennamen gehören sich nicht dazu!
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  • th.faust@gmx.de
    Doch.
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