In seiner Sitzung am Donnerstag wird der Stadtrat darüber entscheiden, ob in Würzburg Straßen umbenannt werden sollen, weil die Namenspaten laut Bericht der Straßennamenkommission zu tief ins nationalsozialistische System verstrickt waren. Fragen und Antworten zum Stand der Dinge:
Warum diskutiert der Stadtrat über Würzburger Straßennamen?
2015 beschloss der Stadtrat, die nach dem früheren Oberbürgermeister Helmuth Zimmerer benannte Straße im Stadtteil Lengfeld umzubenennen, nachdem durch die Berichterstattung dieser Redaktion weitere Details zu Zimmerers Verstrickung in das NS-Regime bekannt geworden waren. In der Folge entschied der Stadtrat die Einsetzung einer elfköpfigen Kommission, die Würzburger Straßennamen in Hinblick auf die Rolle der Namenspaten in der NS-Zeit untersuchen sollte. Ihren Abschlussbericht legte die Kommission, zu der Fachleute und Stadtratsmitglieder gehörten, im November 2020 vor.
Um welche Namensgeber geht es?
Handlungsbedarf sah die Kommission bei neun Namenspaten: Heiner Dikreiter (1893-1966; Maler und Kunstlehrer, Gründungsdirektor der Städtischen Galerie), Nikolaus Fey (1881-1956; Schriftsteller und Mundartdichter), Carl Schadewitz (1887-1945; Komponist, Dirigent und Musikpädagoge), Hermann Zilcher (1881-1948; Musiker, Komponist und Begründer des Mozartfestes), Karl Ritter von Frisch (1886-1982; Zoologe und Nobelpreisträger), Armin Knab (1881-1951; Komponist), Peter Schneider (1882-1953; Mitbegründer des Frankenbundes), Richard Strauss (1864-1949; Komponist) und Michael Kardinal Faulhaber (1869-1952). Zu allen Personen hatte die Kommission Empfehlungen hinsichtlich einer möglichen Umbenennung beziehungsweise einer Kontextualisierung (Zusatz-Info am Straßenschild) abgegeben.
Welche Entscheidungen zeichnen sich bereits ab?
Ziemlich sicher ist die Umbenennung der nach Heiner Dikreiter, Nikolaus Fey, Carl Schadewitz und Karl Ritter von Frisch benannten Straßen. Im Februar dieses Jahres hatte es dazu im Kultur- sowie im Hauptausschuss bereits deutliche oder einstimmige Vorentscheidungen gegeben. Ebenfalls als sicher gilt, dass die nach Armin Knab und nach Peter Schneider benannten Straßen zwar Kontextualisierungen an den Straßenschildern erhalten, aber nicht umbenannt werden. Verschoben ist die Entscheidung zum Kardinal-Faulhaber-Platz. Zur Rolle Faulhabers in der NS-Zeit soll erst noch ein wegen der Corona-Pandemie verschobenes öffentliches Hearing unter Beteiligung von Fachleuten stattfinden.
Welche Straßennamen sind strittig?
Die heftigste Debatte gibt es um Hermann Zilcher. Zwar sprachen sich sowohl der Kultur- als auch der Hauptausschuss für eine Umbenennung aus, mit 9:7 beziehungsweise 9:8 Stimmen aber nur sehr knapp. Zilchers Rolle in der NS-Zeit ist im Stadtrat umstritten. Laut Kommissionsbericht hat sich Zilcher "mit mehreren seiner Kompositionen in den Dienst der NS-Propaganda" gestellt und verfügte über intensive Kontakte zur regionalen NS-Prominenz, nicht zuletzt als Mitglied des Nazi-Stadtrats von 1939 bis 1945. Zudem habe er Eugen Vinnai (1889-1961), einen Vertreter der Bewegung der "Christlichen Wissenschaft", aus privaten Motiven bei der Gestapo angezeigt und ihn damit großen Gefahren ausgesetzt.
Heftigen Widerspruch gegen diese Vorwürfe äußert seit längerem Wolfgang Baumann. Der ZfW-Stadtrat, der auch Mitglied der Zilcher-Gesellschaft in Würzburg ist, hat vor wenigen Wochen ein knapp 100-seitiges Memorandum zu Zilcher veröffentlicht, in dem er den Denunziationsvorwurf zu entkräften sucht und Zilcher bescheinigt, keineswegs persönlich von seiner Rolle als Direktor des Staatskonservatoriums und als Mitglied des Stadtrats profitiert zu haben. Kulturreferent Achim Könneke, der auch Vorsitzender der Straßennamenkommission war, sieht nach Baumanns Untersuchung indes keine neue Faktenlage.
Unklar ist ferner, wie mit der Richard-Strauss-Straße verfahren wird. Wegen Strauss' Rolle als Präsident der "Reichsmusikkammer" (1933-1935) hatte der Kulturausschuss nach einem spontanen Antrag von Konstantin Mack (Grüne) eine Umbenennung beschlossen, obwohl die Straßennamenkommission lediglich eine Kontextualisierung empfohlen hatte. Wenig später hatte sich der Hauptausschuss dafür ausgesprochen, vor einer Entscheidung zu Strauss zunächst weitere Informationen einzuholen.
Die Stadtratssitzung am 10. März (Beginn 15 Uhr) wird per Livestream übertragen: www.wuerzburg.de/buerger/livestreaming-stadtrat-wue/index.html
Der Zilcher-Freundeskreis kann ja weiterhin unbehelligt Hermann N. Zilcher feiern und seine "großartige Musik" (so ein Würzburger Dirigent) aufführen. Viel Vergnügen!
Und das Mozartfest hat sich ja schon längst der Geschichte seiner Entstehung gestellt und sie aufgearbeitet. Da muß also nichts "abgeschafft" werden, wie manche Antilogiker argumentierten.
In Würzburg gehen die Uhren wieder mal anders , da interessiert den Stadtrat lieber
Änderungen der Straßennamen als aktuelle Themen .
Z. Bsp. sinnvolle und schnellere Busanbindungen , Verbesserungen und Verbilligen der
ÖPNV Preise besonders für sozialschwache Menschen oder andere Themen wo man
etwas für die Bevölkerung tun kann. ( bessere und schnellere Kommunikation und
Erleichterungen beim öffentlichen Bürokratismus ) .
Da spielen wir doch lieber den Oberlehrer und beschäftigen uns lieber wieder mit Kleinigkeiten .
https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/keine-umbenennung-die-nikolaus-fey-strasse-wird-bleiben-art-10733492
In der Ukraine ist Krieg, jeden Tag sterben da unschuldige Menschen, hier steigen die Energiepreise viele wissen nicht wie sie das bezahlen sollen. Und der Würzburger Stadtrat diskutiert über Straßennamen. Löst die Probleme der Stadt, dafür seit ihr gewählt, Straßennamen gehören sich nicht dazu!