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Würzburg
Heute Abend im Fernsehen: Nach der Messerattacke in Würzburg gewinnt Chia Rabiei den XY-Preis für Zivilcourage
Als "Mann mit dem Rucksack" ist er vielen Menschen in Unterfranken in Erinnerung. Nun erhielt der Asylbewerber eine bundesweite Auszeichnung. Was er mit dem Preisgeld vorhat.
Chia Rabiei aus Würzburg, Sarah Jacobi aus Stuttgart und Tomas Weis aus Rüdesheim haben den XY-Preis für Zivilcourage gewonnen.
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa | Chia Rabiei aus Würzburg, Sarah Jacobi aus Stuttgart und Tomas Weis aus Rüdesheim haben den XY-Preis für Zivilcourage gewonnen.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Chia Rabiei hat den XY-Preis für sein couragiertes Handeln nach der Würzburger Messerattacke gewonnen. Heute Abend ist er in der ZDF-Livesendung "XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen" im Gespräch mit Moderator Rudi Cerne zu sehen, die um 20.15 Uhr beginnt.

Die Bilder der Bluttat am Barbarossaplatz haben Deutschland schockiert: Ein psychisch kranker Mann sticht in der belebten Einkaufsmeile wahllos auf Menschen ein. Mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser tötet er drei Frauen und verletzt neun weitere Menschen. An diesem Tag, dem 25. Juni 2021, beweisen mehrere Passanten Zivilcourage. "Aber nur der damals 42-jährige Küchenhelfer Chia Rabiei konnte den Tatablauf durch sein mutiges Einschreiten stoppen und damit weitere Opfer verhindern", heißt es in einer Pressemitteilung zu der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst", die den Preis seit 2002 an Menschen verleiht, die sich "in beispielhafter Weise für den Schutz des Lebens, der Gesundheit oder des Eigentums von Mitbürgern eingesetzt haben".

Schockierter Junge kann sich schwer verletzt retten

Chia Rabiei hat sich an jenem Juni-Tag 2021 in der Innenstadt einen Rucksack gekauft. Am Barbarossaplatz wird er kurz darauf Zeuge, wie der Täter, ein Mann aus Somalia, von hinten mehrmals auf einen 16-jährigen Jugendlichen einsticht. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits drei Menschen tot und sieben weitere verletzt. Der schockierte Junge kann sich schwer verletzt retten. Aber der Messerstecher sucht sich neue Opfer. Er greift eine ältere Frau an. Es ist der Moment, als Rabiei sich ihm entgegenstellt – mit nichts weiter als seinem Rucksack. "Das waren wehrlose Personen. Ich wollte weiteres Blutvergießen verhindern", sagt er später. Und es gelingt ihm!

Er zieht die Aufmerksamkeit des Täters auf sich, indem er mit seinem Rucksack fuchtelnd auf den Mann zugeht. Der Täter reagiert auf Rabiei und attackiert jetzt ihn. Aber der 42-Jährige weicht immer wieder geschickt aus und wahrt Abstand zum Angreifer. Der Somalier konzentriert sich jetzt nur noch auf ihn. Doch dann rutscht Chia Rabiei aus und stürzt. Der Angreifer ergreift die Chance und versucht ihn nun am Kopf zu treffen. Doch Rabiei rollt blitzschnell zur Seite und steht ebenso schnell wieder auf den Füßen. Das Messer verfehlt ihn – er bleibt unverletzt. Chia Rabiei macht weiter und verhindert damit, dass der Angreifer noch weitere Passanten verletzt: "Ich habe gehofft, dass die Polizei bald eintrifft und wollte ihn so lange beschäftigen", sagte er später.

"Chia Rabiei hat in einer extremen Gefahrensituation sein eigenes Wohl hinter das anderer gestellt"
Begründung der Jury

Dann bekommt er von mehreren Passanten Unterstützung. Chia Rabieis beherzter Einsatz ermutigt die anderen Helfer. Mehrere Männer drängen den Angreifer mit Stangen und Stühlen immer weiter zurück, bis die Polizei eintrifft. Ein Schuss ins Bein des Angreifers beendet seine mörderische Messerattacke. Der Somalier wird festgenommen.

Chia Rabiei ist Kurde, lebt als Asylbewerber in Deutschland und verdient sein Geld als Küchenhelfer. Er ist geschieden und teilt sich mit seiner Ex-Frau das Sorgerecht für seine 18-jährige Tochter, die unter Autismus leidet. Als Held möchte er wegen seiner gezeigten Zivilcourage aber nicht bezeichnet werden: "Ich bin kein Held. Eine Heldin ist die Frau, die ihre elfjährige Tochter vor den Messerstichen beschützt hat und dabei ums Leben gekommen ist."

Chia Rabiei habe "in einer extremen Gefahrensituation sein eigenes Wohl hinter das anderer gestellt", heißt es in der Begründung der Jury Ende November. Durch sein Verhalten sei der blutige Messerangriff gestoppt worden. Sein Vorbild habe in dieser Situation zudem weitere Helfer zum erneuten Eingreifen ermutigt. Die "XY Preis"-Jury zollt Chia Rabiei ihren größten Respekt und dankt ihm für sein mutiges und umsichtiges Handeln.

Zwei weitere Personen für Zivilcourage ausgezeichnet

Im ZDF-Hauptstadtstudio hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Schirmherrin den "XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen" verliehen. Der mit jeweils 10.000 Euro dotierte Preis wurde auch an zwei weitere Menschen vergeben, die sich auf besonders couragierte Weise für ihre Mitmenschen eingesetzt haben: Tomas Weis (56) unterband im hessischen Rüdesheim den Tötungsversuch an einer Frau, Sarah Jacobi (42) verhinderte in Stuttgart einen Kindesmissbrauch.

Rabiei hat auch schon eine Vorstellung davon, was er mit dem gewonnenen Geld machen möchte: "Einen Teil des Preisgeldes werde ich an Hilfsbedürftige spenden und mit dem anderen Teil will ich unter anderem meinen Führerschein finanzieren", sagte er gegenüber dem ZDF.

An diesem Mittwoch, 7. Dezember 2022, ab 20.15 Uhr, sind die Preisträgerinnen und Preisträger in der Livesendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" zu Gast und sprechen über ihr vorbildliches Handeln.

 
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  • lutterbeck
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  • olaf.elflein@gmx.de
    Wenn man ihn in der Stadt sieht und er immer freundlich und nett grüßt, dann noch den Einsatz bewertet und die ganzen Auszeichnungen die er dafür bekommen hat dazukommen, dann muss man sich schon fragen was man noch tun muss um in unserem Land als Asylbewerber eingebürgert zu werden. Danke für den Einsatz, danke das Du ein sympathischer Mensch bist und danke das Du das für Dein Land machst, das zu Deiner neuen Heimat geworden ist. Es muss jetzt endlich mal was passieren und nicht nur geredet werden. Mehr Deutsch geht nicht und wir dürfen froh sein einen solchen netten und zuvorkommenden Menschen in WÜ zu haben. Wäre ein tolles Weihnachtsgeschenk.
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  • Horst.Wehr@t-online.de
    Was helfen die ganzen Ehrungen.
    Ihm sollte die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung gegeben werden.
    Er passt doch in unsere Gesellschaft
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  • hansi07
    Es heißt ja im Artikel, dass ee Asylbewerber sei. Ich hoffe, dass sein Einsatz zu seinen Gunsten auf die Asylentscheidung angerechnet wird. Und sollte er teilweise auf Sozialleistungen angewiesen sein, wünsche ich ihm, dass er den Preis dennoch behalten darf.
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  • herbert.zorn@web.de
    Glückwunsch an Herrn Chia Rabiei ,
    für den Preis zur Anerkennung seiner Heldentat.
    Ich denke , er stammt aus einem anderen Land und trotzdem hat er sich mit viel Mut für andere Menschen in WÜ eingesetzt. SUPER!! 👍
    Das selbe gilt natürlich auch für die anderen beiden Preisträger.
    Danke an alle drei!
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