Über 7000 9-Euro-Tickets hat die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) bislang verkauft. Bus- und Bahnreisende können damit für insgesamt drei Monate deutschlandweit für neun Euro monatlich den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die WVV-Tochter WSB bedient mit 23 Bus- und fünf Straßenbahnlinien das Stadtgebiet. Doch wie gut ist das Angebot des ÖPNV in Würzburg überhaupt und was sind seine Schwächen?
Wie gut ist das aktuelle ÖPNV-Angebot in Würzburg?
"Wir haben ein 24-Stunden-Angebot in der Stadt mit einer ordentlichen Taktung", sagt WVV-Konzernchef Thomas Schäfer. Die jüngsten Fahrgastbefragungen haben laut Schäfer ergeben, dass um die 80 Prozent der WSB-Kunden mit dem Angebot zufrieden sind. 18 Millionen Euro kostet der WSB-Betrieb jährlich die Stadt Würzburg.
Auch Gerhard Probst, dessen Büro Probst&Consorten die ÖPNV-Branche im deutschsprachigen Raum berät und auch für den Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) Strategien zur Weiterentwicklung erarbeitet hat, beurteilt das ÖPNV-Angebot in der Stadt Würzburg als positiv. "Alleine durch die Straßenbahn ist Würzburg sehr gut aufgestellt", sagt er.
So würden in Bayern, beispielsweise in den ähnlich großen Städten Regensburg und Ingolstadt, die keine U- oder Straßenbahn haben, weniger Wege in der Stadt mit dem Öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt. Nach einer Erhebung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung von 2021 erreichen 99,8 Prozent aller Würzburger Haushalte in maximal 600 Metern eine gut frequentierte Haltestelle (mit mehr als 20 Abfahrten täglich). Bayerndurchschnitt ist 82 Prozent.
Was fehlt dem Würzburger ÖPNV?
"In den letzten Jahrzehnten wurde in der Stadt viel zu wenig in den ÖPNV investiert", sagt Thomas Naumann. Der Würzburger Geograph war bis 2005 hauptberuflich in Berlin in der Grundlagenforschung zum Nahverkehr tätig und setzt sich seit Jahren unter anderem als Agenda-21-Sprecher für besseren ÖPNV in Würzburg ein.
Was deutlich sichtbar fehlt: Der seit Jahrzehnten angekündigte Umbau des Zentralen Busbahnhofs und seines Umfelds zu einer "Mobilitätsdrehscheibe". Weiteres Beispiel: Die Straba-Endhaltstelle in der Sanderau, die eigentlich schon seit Jahren bequemer und barrierefrei sein soll.
Außerdem kritisiert Verkehrsexperte Naumann, dass der Takt bei den Straßenbahnen massiv ausgedünnt wurde. Bis 2003 fuhren die Straßenbahnen tagsüber im Zwölf-Minuten-Takt. Seitdem - außer zum Schulbeginn - nur noch alle 15 Minuten. "Die Auswirkungen dieser Sparmaßnahme sind rückgehende Fahrgastzahlen," sagt Naumann.
"Seit 2002 ist der Anteil des ÖPNV am Würzburger Verkehr stark zurückgegangen. Mit neuen Straba-Linien ans Hubland und in den Würzburger Norden könnte man diesen verdoppeln", meint Naumann. Nach der jüngsten Verkehrszählung von 2018 werden 14 Prozent aller Wege in der Stadt mit dem ÖPNV zurückgelegt.
Wie wird das Angebot des Würzburger ÖPNV verbessert?
Neue Buslinien und engere Taktungen bei Bussen und Strabas gibt es seit 2021. Die Nachtbuslinien wurden ebenfalls ausgebaut. Im nächsten Jahr soll der Takt der Straßenbahn weiter verdichtet werden. 80 Millionen Euro sollen in 18 neue Straßenbahnen - mit Klimaanlage und Ladebuchsen - investiert werden, die ab 2024 im Einsatz sein sollen.
Die 1,3 Kilometer lange Verlängerung der Gleise zu den Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) der Uniklinik soll 2026 fertig sein. An der seit vielen Jahren diskutierten neuen Straßenbahnlinie 6 ans Hubland wird zur Zeit wieder geplant. 2027 könnte sie in Betrieb gehen. Laut WVV-Geschäftsführer Schäfer will der Konzern in den kommenden 15 Jahren Investitionen von rund 500 Millionen Euro in Straßenbahn- und Busverkehr tätigen.
Wie wird der Würzburger ÖPNV moderner?
"Mehr Kooperation", würde laut ÖPNV-Fachmann Probst dem Nahverkehr in Würzburg gut tun. Nötig sei zum Beispiel ein innovatives Tarifsystem. "Niemand muss sich in Würzburg mit einem komplizierten Wabensystem auseinandersetzen, bevor er in den Bus steigt. Trotzdem hängt dieser eher abschreckende Plan an vielen Haltestellen." Gleiches gelte fürs "eher antiquierte und seit Jahren stagnierende" WVV-Firmenticket. Die "Trägheit" des Verkehrsverbundes und seiner Gesellschafter verhindere hier die nötige Kundenorientierung und schnelle Reaktionen auf Trends.
Dass das Angebot Einzel-, Streifenkarte, Monats- und Jahresticket nicht mehr zeitgemäß ist, weiß auch WVV-Chef Schäfer. "Die Kunden erwarten Preise, die sich an ihrer Nutzung orientieren und einfache Bezahlmöglichkeiten." Ein erster Schritt sei die 2021 von WSB und dem Verkehrsunternehmen des Landkreises eingeführte Handyticket-App "Fairtiq". Rund 15.500 Nutzerinnen und Nutzer sind registriert und 2800 davon buchen sich mit der App regelmäßig Fahrkarten zum Tagesbestpreis auf das Smartphone und zahlen über digitale Zahlungsdienstleister. "Wer dann öfter fährt, bekommt eine Meldung aufs Handy, dass ab jetzt jede weitere Fahrt umsonst ist", sagt Schäfer.
Wie viele Menschen nutzen den ÖPNV in der Stadt?
Im Jahr 2000 hatte die WSB rund 43 Millionen Fahrgäste. 2019 waren es 32,5 Millionen, davon rund 5,7 Millionen Semesterticketinhaber. Zwei Drittel davon fuhren Straba, ein Drittel Busse. "Im Moment liegen wir bei etwa 70 Prozent der Nutzerzahlen von vor Corona", sagt Schäfer. Der hohe Benzinpreis ändere daran bislang nichts.
Informationen über das ÖPNV-Angebot in Würzburg gibt es unter der Telefonnummer (0931) 36 886 886, im Internet unter www.wvv.de oder im Kundenzentrum der WVV in der Domstraße 26. Dort gibt es Fahrpläne, Infoflyer, Beratung sowie Tickets. Das 9-Euro-Ticket kann man aber auch in Bussen und an Fahrkartenautomaten kaufen.
...zur Arbeit nach Heidingsfeld muß, fährt erst mal bis Sanderring und steigt dann in die L3 oder L5 in Richtung Heuchelhof/Rottenbauer um. Soweit - Sogut.
Peinlich bzw. n i c h t Kundenfreundlich wird's dann, wenn man mit der Bahn am Sanderring stadteinwärts ankommt und die 3 oder 5 bereits in Gegenrichtung steht und diese im Moment des Umsteigens losfährt.
Kann der Fahrer nicht noch eine Minute länger warten bis die Leute aus der 1 oder 4 umgestiegen sind?
Es ist schon passiert, das man vor bereits verschlossener Tür steht, der Fahrer im Rückspiegel sieht das man versucht die Tür noch zu öffnen und trotzdem losfährt.
Besonders Service-freundliche Auskunft war auch schon: "Die Umsteigehaltestelle ist die Juliuspromenade und nicht der Sanderring". Warum wurde dann die Halte Sanderring so großzügig umgebaut?
Soll etwa ein Umsteiger aus der Sanderau nach Heidingsfeld erst bis in die Innenstadt fahren?
Diese Zeit hat kein Arbeitnehmer!