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Würzburg
Mit dem 9-Euro-Ticket in Würzburg Straßenbahn und Bus ausprobieren: Wie gut ist der ÖPNV aufgestellt?
Wo ist der ÖPNV in Würzburg gut und was sind seine Schwächen? Diese Redaktion hat mit dem WVV-Chef Thomas Schäfer, Nahverkehrsexperten und Kritikern gesprochen.
Umsteigen am Busbahnhof in Würzburg: Über 30 Millionen Fahrgäste nutzten 2019 Busse und Bahnen in der Stadt.  Seit Corona sind es deutlich weniger.
Foto: Daniel Peter | Umsteigen am Busbahnhof in Würzburg: Über 30 Millionen Fahrgäste nutzten 2019 Busse und Bahnen in der Stadt. Seit Corona sind es deutlich weniger.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Über 7000 9-Euro-Tickets hat die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) bislang verkauft. Bus- und Bahnreisende können damit für insgesamt drei Monate deutschlandweit für neun Euro monatlich den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die WVV-Tochter WSB bedient mit 23 Bus- und fünf Straßenbahnlinien das Stadtgebiet. Doch wie gut ist das Angebot des ÖPNV in Würzburg überhaupt und was sind seine Schwächen?   

Wie gut ist das aktuelle ÖPNV-Angebot in Würzburg? 

"Wir haben ein 24-Stunden-Angebot in der Stadt mit einer ordentlichen Taktung", sagt WVV-Konzernchef Thomas Schäfer. Die jüngsten Fahrgastbefragungen haben laut Schäfer ergeben, dass um die 80 Prozent der WSB-Kunden mit dem Angebot zufrieden sind. 18 Millionen Euro kostet der  WSB-Betrieb jährlich die Stadt Würzburg.

Auch Gerhard Probst, dessen Büro Probst&Consorten die ÖPNV-Branche im deutschsprachigen Raum berät und auch für den Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) Strategien zur Weiterentwicklung erarbeitet hat, beurteilt das ÖPNV-Angebot in der Stadt Würzburg als positiv. "Alleine durch die Straßenbahn ist Würzburg sehr gut aufgestellt", sagt er.

So würden in Bayern, beispielsweise in den ähnlich großen Städten Regensburg und Ingolstadt, die keine U- oder Straßenbahn haben, weniger Wege in der Stadt mit dem Öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt. Nach einer Erhebung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung von 2021 erreichen 99,8 Prozent aller Würzburger Haushalte in maximal 600 Metern eine gut frequentierte Haltestelle (mit mehr als 20 Abfahrten täglich). Bayerndurchschnitt ist 82 Prozent. 

Was fehlt dem Würzburger ÖPNV?

"In den letzten Jahrzehnten wurde in der Stadt viel zu wenig in den ÖPNV investiert", sagt Thomas Naumann. Der Würzburger Geograph war bis 2005 hauptberuflich in Berlin in der Grundlagenforschung zum Nahverkehr tätig und setzt sich seit Jahren unter anderem als Agenda-21-Sprecher für besseren ÖPNV in Würzburg ein.

Was deutlich sichtbar fehlt: Der seit Jahrzehnten angekündigte Umbau des Zentralen Busbahnhofs und seines Umfelds zu einer "Mobilitätsdrehscheibe".  Weiteres Beispiel: Die Straba-Endhaltstelle in der Sanderau, die eigentlich schon seit Jahren bequemer und barrierefrei sein soll.

Die Straßenbahn ist das beliebteste öffentliche Verkehrsmittel in der Würzburg.
Foto: Ulises Ruiz | Die Straßenbahn ist das beliebteste öffentliche Verkehrsmittel in der Würzburg.

Außerdem kritisiert Verkehrsexperte Naumann, dass der Takt bei den Straßenbahnen massiv ausgedünnt wurde. Bis 2003 fuhren die Straßenbahnen tagsüber im Zwölf-Minuten-Takt. Seitdem - außer zum Schulbeginn - nur noch alle 15 Minuten. "Die Auswirkungen dieser Sparmaßnahme sind rückgehende Fahrgastzahlen," sagt Naumann.  

"Seit 2002 ist der Anteil des ÖPNV am Würzburger Verkehr stark zurückgegangen. Mit neuen Straba-Linien ans Hubland und in den Würzburger Norden könnte man diesen verdoppeln", meint Naumann. Nach der jüngsten Verkehrszählung von 2018 werden 14 Prozent aller Wege in der Stadt mit dem ÖPNV zurückgelegt.

Wie wird das Angebot des Würzburger ÖPNV verbessert?

Neue Buslinien und engere Taktungen bei Bussen und Strabas gibt es seit 2021. Die Nachtbuslinien wurden ebenfalls ausgebaut. Im nächsten Jahr soll der Takt der Straßenbahn weiter verdichtet werden. 80 Millionen Euro sollen in 18 neue Straßenbahnen - mit Klimaanlage und Ladebuchsen - investiert werden, die ab 2024 im Einsatz sein sollen.

Die 1,3 Kilometer lange Verlängerung der Gleise zu den Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) der Uniklinik soll 2026 fertig sein. An der seit vielen Jahren diskutierten neuen Straßenbahnlinie 6 ans Hubland wird zur Zeit wieder geplant. 2027 könnte sie in Betrieb gehen. Laut WVV-Geschäftsführer Schäfer will der Konzern in den kommenden 15 Jahren Investitionen von rund 500 Millionen Euro in Straßenbahn- und Busverkehr tätigen.

Wie wird der Würzburger ÖPNV moderner?

"Mehr Kooperation", würde laut ÖPNV-Fachmann Probst dem Nahverkehr in Würzburg gut tun. Nötig sei zum Beispiel ein innovatives Tarifsystem. "Niemand muss sich in Würzburg mit einem komplizierten Wabensystem auseinandersetzen, bevor er in den Bus steigt. Trotzdem hängt dieser eher abschreckende Plan an vielen Haltestellen." Gleiches gelte fürs "eher antiquierte und seit Jahren stagnierende" WVV-Firmenticket. Die "Trägheit" des Verkehrsverbundes und seiner Gesellschafter verhindere hier die nötige Kundenorientierung und schnelle Reaktionen auf Trends.

Dass das Angebot Einzel-, Streifenkarte, Monats- und Jahresticket nicht mehr zeitgemäß ist, weiß auch WVV-Chef Schäfer. "Die Kunden erwarten Preise, die sich an ihrer Nutzung orientieren und einfache Bezahlmöglichkeiten." Ein erster Schritt sei die 2021 von WSB und dem Verkehrsunternehmen des Landkreises eingeführte Handyticket-App "Fairtiq". Rund 15.500 Nutzerinnen und Nutzer sind registriert und 2800 davon buchen sich mit der App regelmäßig Fahrkarten zum Tagesbestpreis auf das Smartphone und zahlen über digitale Zahlungsdienstleister. "Wer dann öfter fährt, bekommt eine Meldung aufs Handy, dass ab jetzt jede weitere Fahrt umsonst ist", sagt Schäfer.

Wie viele Menschen nutzen den ÖPNV in der Stadt?

Im Jahr 2000 hatte die WSB rund 43 Millionen Fahrgäste. 2019 waren es 32,5 Millionen, davon rund 5,7 Millionen Semesterticketinhaber. Zwei Drittel davon fuhren Straba, ein Drittel Busse. "Im Moment liegen wir bei etwa 70 Prozent der Nutzerzahlen von vor Corona", sagt Schäfer. Der hohe Benzinpreis ändere daran bislang nichts.

Informationen über das ÖPNV-Angebot in Würzburg gibt es unter der Telefonnummer (0931) 36 886 886, im Internet unter www.wvv.de oder im Kundenzentrum der WVV in der Domstraße 26. Dort gibt es Fahrpläne, Infoflyer, Beratung sowie Tickets. Das 9-Euro-Ticket kann man aber auch in Bussen und an Fahrkartenautomaten kaufen.

 
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  • Laeufer61
    Wer von der Sanderau...

    ...zur Arbeit nach Heidingsfeld muß, fährt erst mal bis Sanderring und steigt dann in die L3 oder L5 in Richtung Heuchelhof/Rottenbauer um. Soweit - Sogut.
    Peinlich bzw. n i c h t Kundenfreundlich wird's dann, wenn man mit der Bahn am Sanderring stadteinwärts ankommt und die 3 oder 5 bereits in Gegenrichtung steht und diese im Moment des Umsteigens losfährt.
    Kann der Fahrer nicht noch eine Minute länger warten bis die Leute aus der 1 oder 4 umgestiegen sind?
    Es ist schon passiert, das man vor bereits verschlossener Tür steht, der Fahrer im Rückspiegel sieht das man versucht die Tür noch zu öffnen und trotzdem losfährt.
    Besonders Service-freundliche Auskunft war auch schon: "Die Umsteigehaltestelle ist die Juliuspromenade und nicht der Sanderring". Warum wurde dann die Halte Sanderring so großzügig umgebaut?
    Soll etwa ein Umsteiger aus der Sanderau nach Heidingsfeld erst bis in die Innenstadt fahren?
    Diese Zeit hat kein Arbeitnehmer!
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  • Souldream
    Der Fahrgastrückgang begann aber nicht erst mit der Ausdünnung des Fahrplans der Straßenbahnlinien, sondern schon mit stupiden Umbau und somit Wegfall der Haltestelle Dominikanerplatz, die Jahrzehntelang als Umstieg diente wenn man mit der Linie 4 kam. Hier hat man massiv Leute verärgert auch wenn die Stadt meinte früh und Abends die Schleife über den Hauptbahnhof fahren zu müssen. Im Grunde ging es der Stadt nämlich nur um eines, wie kann ich Sparen, Sparen und nochmals sparen und das ist jetzt Quittung. Der Wegfall der Umstiegs Haltestelle Dominikanerplatz stößt auch heute noch viele Leute sauer auf, die Haltestelle Juluisprominade ist bis heute kein vernünftiger Ersatz, gerade was auch ältere Leute betrifft. Die Innenstadt beginnt mit der Schönbornstraße und da will die Mehrheit hin.
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  • klafie
    also bis jetzt kann ich nichts negatives sagen über das 9 euro ticket. habe es mir am mittwoch bei uns an der bushaltestelle besorgt und hat gut geklappt. werde dann am sonntag für ne woche an den bodensee fahren und dort das ticket im vollen ausschöpfen. ist schon ein unterschied ob ich mit dem bayern- oder bw-ticket fahre für 24 euro oder für 9 euro einen ganzen monat mit bus und bahn fahren kann. müsste eigentlich jeder ottonormalverbraucher doch auch so machen, so kann man auch den straßenverkehr etwas eindämmen.
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Man tritt der WVV-Geschäftsführung nicht zu nahe, wenn man anmerkt, dass sie mit ihren Aussagen zum Nahverkehr nur in bescheidenem Masse Fachkompetenz durchblicken lässt und noch weniger durch Engagement in der Sache glänzt. Da verliert die WSB aufgrund in Deutschland beispielloser und sinnloser Sparorgien seit Anfang der 2000er bis heute 65 Mio. Fahrgäste (und damit deren Ticketeinnahmen - Corona bedingte Verluste noch nicht dabei), während die Fahrgastzahlen in Deutschland landauf, landab deutlich gestiegen sind, und Schäfer fällt nichts anders ein als die abwehrende und ins Leere laufende Bemerkung, 80% der Fahrgäste seinen zufrieden. Alles ok also? Keineswegs!! Ja, 80% von denen, die er noch hat - die anderen haben längst mit den Füssen abgestimmt und sind weg! Anstatt sich selbst zu bauchpinseln hätte er die fragen müssen, die dem Nahverkehr den Rücken gekehrt haben, warum sie so gehandelt haben und warum sie nicht zurückkommen!
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