
Zur finanziellen Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket beschlossen. Eine Maßnahme ist das sogenannte 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Bus- und Bahnreisende sollen demnach für insgesamt drei Monate deutschlandweit für neun Euro monatlich den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.
Wie genau dies umgesetzt wird, bleibt den Ländern überlassen. Wie wird in der Stadt und im Landkreis Würzburg damit umgegangen? Die wichtigsten Fragen beantworten der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken GmbH (VVM) sowie die APG - Das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg.
Wo und wann gilt das 9-Euro-Ticket?
Das 9-Euro-Ticket gilt in allen Bussen, Straßenbahnen und Nahverkehrszügen deutschlandweit. Es gilt nicht im Fernverkehr (beispielsweise ICE, IC, EC). Es gilt deutschlandweit vom 1. Juni bis zum 31. August immer für jeweils einen Monat. Das Ticket kostet pro Monat neun Euro. Der bisher verwendete Begriff "9-für-90-Ticket" war hier irreführend und wird deshalb nicht mehr verwendet.
Ab wann und wo ist das Ticket in und um Würzburg erhältlich?
Der Ticketkauf für Neukundinnen und Neukunden an den VVM-Vorverkaufsstellen sowie an den Fahrscheinautomaten ist in Vorbereitung. Auch die Umprogrammierung der Fahrkartenautomaten und Busdrucker sei bereits im vollen Gange, heißt es von Seiten des VVM. Das Ticket wird voraussichtlich jedoch auch am Schalter verfügbar sein. Abonnentinnen und Abonnenten werden benachrichtigt und über den Weg der Verrechnung informiert.
Auch in den Bussen soll die Fahrkarte verkauft werden, erklärt Sibylle Holste, stellvertretende Betriebsleiterin der APG. Wie genau das ablaufen soll, sei jedoch noch offen.
Was müssen Abonnentinnen und Abonnenten beachten? Wird ihnen in den Sommermonaten das Geld erstattet?
Das Angebot gilt auch für die Kunden, die bereits jetzt den ÖPNV aktiv nutzen und ein Abo haben, teilt der Verkehrsunternehmens-Verbund auf Anfrage der Redaktion mit. "Alle Fahrgäste, die bei uns ein Jahresabo haben, müssen nichts unternehmen", sagt Sibylle Holste. Ihnen werde automatisch der Einzugsbetrag für die Monate Juni, Juli und August auf 9 Euro reduziert. "Die schon vorhandenen Wertmarken bleiben weiter gültig. Es werden keine neuen Wertmarken für die drei Monate ausgegeben."
Kann man mit dem Ticket auch weitere Personen, Tier oder Fahrrad mitnehmen?
Für Neukundinnen und -kunden des VVM gilt das 9-Euro-Ticket nur für die Person, die es gekauft hat. Fahrräder dürfen nicht kostenfrei mitgenommen werden. "Wenn man sich 'nur' das 9-Euro-Ticket kauft, wird es keine Personen- oder Fahrradmitnahme geben", bestätigt Sibylle Holste. Für Hunde müsse man im VVM bisher sowieso kein eigenes Ticket lösen. Davon unabhängig gelten innerhalb des VVM die schon bestehenden Mitnahmebedingungen (zum Beispiel Familienmitnahme und Netzwirkung beim VVM-Premium-Abo), die auch weiterhin bei Abonnenten gelten. Diese Mitnahmebedingungen gelten aber nicht, wenn ein Fahrgast mit dem VVM-Abo in einem Verkehrsverbund unterwegs ist. "Es ist schlicht nicht kontrollierbar, wie die Mitnahmebedingungen in anderen Verkehrsverbünden aussehen", so Holste.

Wird ein großer Ansturm auf Bus und Straßenbahn erwartet? Müssen vielleicht sogar mehr Fahrerinnen und Fahrer oder Fahrzeuge eingesetzt werden?
"Das ist schwer einzuschätzen", sagt Holste. Die Fahrgastzahlen seien durch die Pandemie deutlich zurückgegangen, das bedeute, dass es aktuell durchaus noch Kapazitäten in den Landkreisbussen gebe. Zudem liegen im Aktionszeitraum auch die Pfingst- und die Sommerferien. "Klar ist aber auch, dass wir nicht einfach zusätzliche Fahrzeuge für drei Monate einsetzen können. Weder stehen zusätzliche Busse auf den Betriebshöfen unserer Busunternehmen (lange Lieferzeiten der Busse) zur Verfügung, noch steht das Fahrpersonal bereit (wir haben auch weiterhin einen Personalmangel in dieser Branche). Von daher müssen wir mit den vorhandenen Kapazitäten planen."
Der VVM sieht eine mögliche Überlastung des ÖPNV als Sorge. Denn obwohl zu erwarten ist, dass deutlich mehr Personen als sonst die Angebote im Nahverkehr nutzen werden, können aus Kapazitäts- und Personalgründen in einem so kurzen Zeitraum nicht mehr Busse und Bahnen zur Verfügung gestellt werden, heißt es auch in einer Pressemitteilung des Verbunds. Die Folge könnten überfüllte Waggons und dichtes Gedränge sein. "In Zeiten, wo auch in Bayern noch eine Corona-Inzidenz von über 800 herrscht, nicht gerade ideal."
Bedeutet die Einführung des Tickets einen erhöhten Kostenaufwand für die Verkehrsbetriebe?
Ja. Der VVM berichtet von einem erheblichen Mehraufwand unter anderem an Personal- und Vertriebskosten. Auch die Umsetzung an sich stelle einen deutlichen Mehraufwand dar - sowohl zeitlich, als auch finanziell, "da das 9-Euro-Ticket ja auch bei bestehenden Abo-Verträgen Anwendung finden soll und somit für die Gültigkeit des 9-Euro-Tickets Erstattungen bestehender Verträge vorgenommen werden müssen". Dies betreffe auch Studierende oder Inhaber von 365-Euro-Tickets.
"Der Kostenaufwand entsteht vor allem durch die Umsetzung des neuen Ticketpreises", sagt auch Sibylle Holste von der APG. Sie nennt Umprogrammierungen in Vertriebsprogrammen, Abrechnung der Mindereinnahmen und gegebenenfalls Rückerstattungen bei einzelnen Fahrkartenarten als Beispiele.
Kommt das 9-Euro-Ticket wirklich? Es herrschen Sorgen um Finanzierung im Bundesrat.
Doch wie sicher ist eigentlich das Angebot des 9-Euro-Tickets? Kann die Umsetzung noch gestoppt werden? VVM-Geschäftsführer Ulrich Fröhlich ist sich ziemlich sicher: Nein. "Ich bin sicher, dass mit Hochdruck daran gearbeitet wird und ein Kompromiss gefunden werden kann." Tatsächlich seien noch nicht alle Finanzierungsfragen geklärt. Zwar sollen Bundestag und Bundesrat der nötigen Gesetzesänderung in ihren Sitzungen am 19. und 20. Mai zustimmen, doch es herrsche noch einige Unstimmigkeit zwischen Bund und Ländern, so der VVM. Bei dem Streit um höhere Finanzmittel könnte der Bundesrat das Gesetz noch blockieren.
Ticket wird am Bahnhof gekauft, gegen Vorlage des Personalausweises. Aber nur zu den normalen Öffnungszeiten.
Die paarmal, als ich sowas in den letzten 20 Jahren genutzt hatte, war ich mir nie sicher, ob ich richtig bezahlt habe, weil ein "normaler" Mensch das einfach nicht mehr auf die Schnelle begreift (Schulungen für die Bürger werden ja auch nicht angeboten, wie z.B. für MS-Office-Produkte im Rathaus, obwohl die MS-Produkte sehr viel selbsterklärender sind...).
Da fuhr immer das schlechte Gewissen, bzw. die Angst beim Schwarzfahren erwischt zu werden, mit!
Diese Streckenpläne, und die dazugehörigen Ticketkosten, sind ja schon längst ein Treppenwitz in manchem Blockbuster im Kino!
Gibt es keine klugen Köpfe mehr, die dieses System mal grundsätzlich auf neue Beine stellen, anstatt es durch ständig neue Ausnahmen immer komplizierter zu machen?
Ich weis doch beim Vertragsabschluss schon genau, wann und wo ich mein Ticket nutzen kann.
Bei Extratouren guck ich halt mal vorher auf der Seite des VVW, da hab ich bisher immer alles gefunden was ich wissen wollte.
Nebenbei schreibt Oreus ja: "keine solches Ticket holen. Alles viel zu kompliziert, wie immer im ÖPNV!"
Es scheint also um das total komplizierte 9-EUR-Ticket zu gehen, nicht um normale Abos.
Im Gegenzug zahlen alle Abokunden deutlich weniger. Und ein Teil derer, die sich so eine Karte kaufen, haben sonst auch ab und zu einzelne Fahrten unternommen. Diese Mindereinnahmen sollen erstattet werden. Aber vermutlich werden dann die Mehreinnahmen angerechnet.
Ein Plus wird höchstens später bleiben, wenn manche auf den Geschmack kommen und nach den 3 Monaten ein Abo abschließen oder zumindest öfters fahren.