Alle zwei Jahre untersucht das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die Erreichbarkeit von Bushaltestellen und Bahnhaltepunkten in ganz Deutschland. Der Freistaat Bayern landet im aktuellen Ranking 2021 vor Mecklenburg-Vorpommern auf dem vorletzten Platz. Sieben der bundesweit zehn schlechtesten Landkreise liegen in Bayern. Ist die Lage in Unterfranken auch so schlecht?
Ein Blick auf die Erhebung zeigt: Die Region ist mit den absoluten Tops und mit Flops in der Rangliste vertreten. Bundesweit ganz vorne - mit Platz zwei hinter Mainz - liegt die Stadt Schweinfurt. Der Landkreis Hassberge zählt zu den Schlusslichtern - mit dem zehntletzten Platz.
Was genau untersucht wurde
In den Jahren 2018 und 2020 ermittelte das Bundesamt die Erreichbarkeit von Haltestellen, die pro Tag mindestens 20 Mal angefahren werden - also mit mindestens zehn Abfahrten in jede Richtung. Gezählt werden dann die Haushalte, die nicht weiter als 600 Meter Luftlinie entfernt von einer solchen Bushaltestelle liegen. Das entspricht einem Fußmarsch von acht bis zehn Minuten. Bei einer Bahnhaltestelle dürfen es bis zu 1200 Metern sein. Ermittelt wird vom BBR dann der Anteil der Bevölkerung, der in einem Haushalt mit solch einer ÖPNV-Anbindung lebt.
Wie Bayern abschneidet und was das Verkehrsministerium sagt
Bayernweit liegt diese Quote bei 82,4 Prozent. Das heißt: Fast jeder und jede Fünfte im Freistaat hat keine entsprechende Haltestelle in direkter Nähe. Deutlich besser sind die Nachbarländer Baden-Württemberg und Hessen ausgestattet.
Zum insgesamt schlechten Abschneiden Bayerns teilt das Verkehrsministerium in München auf Nachfrage mit: Man begrüße die regelmäßige Erhebung der Erreichbarkeit des ÖPNV durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, sie habe aber auch deutliche Schwächen - "etwa dass bedarfsorientierte Angebote nicht gleichwertig berücksichtigt werden". Die regelmäßige Taktung sei im ländlichen Raum nur "ein Baustein in der Kombination mit bedarfsorientieren Bedienformen wie Rufbusse oder Sammeltaxis".
Stadt Schweinfurt: Bundesweit ganz vorne
Nicht nur in Unterfranken, sondern auch bundesweit nimmt Schweinfurt einen Top-Platz ein. Über 99,9 Prozent der Bevölkerung haben eine häufig angefahrene Haltestelle in der Nähe. Nur die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz liegt in der zweiten Nachkommastelle noch etwas besser. Doch gerundet 100 Prozent Erreichbarkeit - das freut Stadt und Stadtwerke Schweinfurt, die das Ergebnis auf die drei Bahnhaltepunkte, zwei zentrale Busbahnhöfe und die 35 Buslinien im Stadtgebiet zurückführen.
Die besondere Altersstruktur der Stadt mache es nötig, durch kurze Haltestellenabstände den Zugang zum ÖPNV niedrigschwellig zu halten, sagt Pressesprecherin Kristina Dietz. Rund 7,3 Millionen Fahrgäste pro Jahr hätten vor Corona dieses Angebot genutzt. Im vergangenen Jahr sei die Fahrgastzahl Corona-bedingt auf rund 5,5 Millionen gesunken. Ein elektronisches Ticket, von den Stadtwerken Schweinfurt als einem der ersten ÖPNV-Unternehmen in Deutschland eingeführt, eine interaktive Echtzeitverfolgung der Stadtbusse und der Chatbot SWenja, der digital Fahrplananfragen beantwortet, rundeten das Angebot ab, sagt Dietz. Schweinfurt ist damit Top-Standort beim ÖPNV.
Würzburg und Aschaffenburg: In der Spitzengruppe dabei
Auf Platz zwei und drei in Unterfranken folgen mit 99,9 und 99,7 Prozent die kreisfreien Städte Aschaffenburg und Würzburg. Die Erreichbarkeit und die Taktfrequenz des ÖPNV sind hier ähnlich hoch wie in Schweinfurt. Neben der Verbunderweiterung seien Digitalisierung mit eTicket und eTarif sowie eine schnellere Reisezeit vorrangige Ziele, um weitere Verbesserungen zu erreichen, sagt Christopher Alm, Geschäftsführer der Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM).
Landkreise Aschaffenburg, Würzburg, Miltenberg, Main-Spessart: Die besten Landkreise in der Region
Nach den kreisfreien Städten folgen innerhalb Unterfrankens auf den Plätzen vier bis sieben die Landkreise Aschaffenburg, Würzburg, Miltenberg und Main-Spessart. Sie alle liegen mit über 90 Prozent deutlich über dem bayerischen Schnitt - auch weil sie relativ gut an die Oberzentren Aschaffenburg und Würzburg angeschlossen sind, trotz bereits deutlich geringerer Einwohnerzahlen als in den kreisfreien Städten.
Ein Grund für das gute Abschneiden sieht Christopher Alm darin, dass diese Landkreise schon länger vom eigenwirtschaftlichen Verkehr auf den gemeinwirtschaftlichen Verkehr umgestiegen seien. Die Verkehrsunternehmen erhalten von den Kommunen fest vereinbarte Entgelte. Die Auftraggeber könnten so den Taktverkehr vorgeben und würden auch beim Tarif und der Fahrzeugausstattung über mehr Gestaltungsspielraum verfügen, sagt Alm. Für die Kommunen allerdings sei der gemeinwirtschaftliche Verkehr deutlich teurer.
Landkreis Kitzingen: im Mittelfeld
Im unterfränkischen Mittelfeld rangiert der Landkreis Kitzingen. Fast jeder dritte Einwohner hier muss mehr als zehn Minuten laufen, um eine regelmäßig und gut bediente Haltestelle oder einen Bahnhof zu erreichen. Doch der Landkreis sei dabei, weitere Taktverkehre einzurichten, sagt NVM-Geschäftsführer Alm. Kitzingen sei gerade im Übergang vom eigenwirtschaftlichen zum gemeinwirtschaftlichen Verkehr.
Der eigenwirtschaftliche Verkehr finanziere sich ausschließlich über die Fahrgeldeinnahmen. Hier habe der Auftraggeber sehr wenig Gestaltungsspielraum. Die kurzfristige Erhöhung des Taktverkehrs scheitere oft an den langen Laufzeiten der Konzessionen. Denn die Kommunen würden beim eigenwirtschaftlichen Nahverkehr die Konzessionen oft für bis zu zehn Jahre vergeben. Diese Planungssicherheit bräuchten die Anbieter auch, um beispielsweise in neue Busse zu investieren.
Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld: im hinteren Mittelfeld
Dass der Landkreis Schweinfurt laut Ranking deutlich schlechter an den Top-Standort Schweinfurt angeschlossen ist als der Landkreis Würzburg an sein Oberzentrum, liege auch an der deutlich geringeren Einwohnerzahl, sagt Alm. Das wirke sich unmittelbar auf die Nachfrage aus.
Auch im Landkreis Schweinfurt seien noch viele Buslinien eigenwirtschaftlich organisiert, erläutert der Nahverkehrsbeauftragte für Stadt und Landkreis Schweinfurt, Michael Graber. Eine Taktfrequenz von 20 Abfahrten pro Tag sei an Haltestellen, die nur von einer Linie frequentiert würden, sei aus wirtschaftlicher Sicht nicht machbar. Aber man hole auf.
Das trifft auch auf die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und auf das Schlusslicht, den Landkreis Hassberge zu. In diesen Landkreisen wird ein Großteil der Buslinien noch eigenwirtschaftlich betrieben.
Landkreis Hassberge: Bundesweit bei den Schlusslichtern
Der Landkreis Hassberge teilt auf Nachfrage zur Platzierung im Ranking mit, die ländlichen Siedlungsstrukturen mit sehr kleinen Ortsteilen würden in der Erhebung der BBR nicht gesondert unterschieden. Der Landkreis Hassberge sei mit 88 Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich dünner besiedelt als ganz Unterfranken mit einem Gesamtschnitt von 153 Einwohnern pro Quadratkilometern. Und: Im Landkreis gebe es 125 Ortsteile mit weniger als 200 Einwohnern.
Man habe eine eigene Analyse durchgeführt, teilt das Landratsamt mit, und dabei mit 500 Metern beim Bus, beziehungsweise 1000 Metern bei der Bahn sogar kürzere Wegstrecken zu den Haltestellen angesetzt. Im Ergebnis würden 96 Prozent der Einwohner den ÖPNV in dieser Nähe erreichen, nur 6 von 117 untersuchten "Verkehrszellen" seien nicht ausreichend erschlossen. Aber eben nicht mit einem Taktverkehr von 20 Abfahrten täglich, wie in dem Bundesranking des BBR vorgesehen. Gerade morgens und abends und an den Wochenenden würde man hier mit Rufbussystemen ergänzen müssen, die aber nicht ins Ranking eingehen würden.
Schweinfurt besteht wg. ausgebliebener Eingemeindungen nur aus der Kernstadt, wo natürlich das Netz viel dichter ist.
Es geht noch viel mehr!
Wir haben quasi bereits eine S-Bahnschiene durch den Ballungsraum in die City: Kissingen-Oberes Werntal-SW/Stadt, auf der die Erfurter Bahn S-bahnähnlich verkehren könnte, zumindest was zusätzl. Haltestellen betrifft, in/an:
>Arnshausen
>Kronungen
>Conn/Niederwerrn (ehem. US-Terminal)
>Schulzentrum-West
>Bergl
Das ergäbe von Kissingen Bf. bis SW-Stadt 13 Halte!
Stadtbus-Netz erweitern:
>Linie "Mozartstraße" verlängern via Carus Allee (entlang Nordrand Fahrbahn bauen)
zu Kessler Field-Yorktown Village
>Neue Linie: Schwebheim-Röthlein-Heidenfeld
>Planung einer Linie bei Aufbau des Gewerbeparks: Conn Barracks-Geldersheim-Euerbach
Bereits zu OB Griesers Zeit, um 2000, war auf Höhe Schulzentrum-West ein Bahnhalt angedacht. Wieso müssen 20 Jahre später immer noch TAUSENDE Schüler TÄGLICH vorbeifahren?
Kenne die von unseren Nachbarländer,die erstens wesentlicher günstiger sind und viel effektiver.Unser System ist völlig überteuert
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Solange die Steigerwaldbefürworterlein sich für solche Hinterwäldlereinstellungen begeistern lassen werden die Steigerwälder, die Söllner usw. keine Möglichkeit finden, sich sachlich mit den THemen auseinanderzusetzen.
Ist ja klar überall wo Bayern nicht Spitzenreiter ist wird von der CSU angezweifelt. Da geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Ich finde den Slogan den die CSU hat "Näher am Menschen" nur noch lächerlich !!!
Und wer auf dem Land lebt, hat halt die A...-Karte gezogen, weil da halt nunmal weniger Menschen leben, deshalb brauchen die auch keinen ÖPNV
Seltsame Logik!