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Würzburg
"Lügen" und "abgekartetes Spiel": Ehepaar Repiscus kritisiert Kulturreferenten Könneke nach Wirrwarr um Bockshorn-Nachfolge
Es sind harte Kritikpunkte, die das Ehepaar Repiscus der Stadt und allen voran dem Kulturreferenten Achim Könneke an den Kopf wirft. Was er dazu sagt.
Das Bockshorn Theater schließt zum Jahresende 2023. Monika Wagner-Repiscus und Mathias Repiscus haben die Kabarettbühne vor fast 40 Jahren in Sommerhausen gegründet.
Foto: Thomas Obermeier | Das Bockshorn Theater schließt zum Jahresende 2023. Monika Wagner-Repiscus und Mathias Repiscus haben die Kabarettbühne vor fast 40 Jahren in Sommerhausen gegründet.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 24.12.2023 02:45 Uhr

Von "Lügen" und einem "abgekarteten Spiel" ist die Rede. Es sind harte Anschuldigungen, die Monika Wagner-Repiscus und Ehemann Mathias Repiscus dem Würzburger Kulturreferenten Achim Könneke vorwerfen. Das Ehepaar betreibt die deutschlandweit bekannte Kabarettbühne Bockshorn im Würzburger Kulturspeicher. Aus Altersgründen geben sie diese bis Ende des Jahres auf, das verkündeten sie im März dieses Jahres.

Obwohl sie schon vor Einreichen der Kündigung des Mietvertrages einen Nachfolger vorgestellt hätten, so sagen sie, habe sich die Stadt entschieden, mit einem anderen Bewerber in Gespräche zu gehen: dem Theater Chambinzky. Das schmeckt dem Ehepaar gar nicht. "Seit Mai werden wir von Könneke durch die Arena getrieben und die Öffentlichkeit wird zum Teil falsch informiert", sagt Mathias Repiscus. Drei große Vorwürfe richten sie bei einem Gesprächstermin mit der Redaktion gegen den Kulturreferenten. Worum geht es?

Vorwurf 1: "Es handelt sich um eine Lüge, wenn Könneke sagt, wir haben uns nicht rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert"

Ende September hatte Achim Könneke gegenüber der Redaktion erklärt: "Auch ich hätte mir gewünscht, dass dort weiterhin eine Kabarettbühne bleiben kann und dass sich das Ehepaar Repiscus frühzeitiger um einen Generationenwechsel innerhalb des Betriebs gekümmert hätte, dann hätten wir das Problem nicht." Diese Aussage macht Mathias Repiscus wütend. "Das ist eine Lüge, wir haben uns rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert. Es hätte übergangslos weitergehen können!"

In einem detaillierten Dokument hat Monika Wagner-Repiscus eine zeitliche Abfolge der Geschehnisse in diesem Jahr zu Papier gebracht. Demnach habe sie mit ihrem Mann bereits im März 2023 ein Telefonat mit dem Immobilienmanagement der Stadt Würzburg gehabt, mit der Info der Bockshorn-Aufgabe und der Bitte um einen gemeinsamen Termin zur Vorstellung des Nachfolgers. 

Am 10. Mai sei es dann zu einem Termin mit dem Kulturreferenten gekommen. Auch hier sei wieder der vom Ehepaar gewünschte Nachfolger dabei gewesen, der dabei um einen Abgabetermin eines Nutzungskonzepts "zur Weiterführung ab Januar 2024" gebeten habe. Könneke habe daraufhin mitgeteilt, dass die Räume öffentlich ausgeschrieben werden müssten und gleichzeitig gesagt, dass das Bockshorn keine Kabarettbühne bleiben müsse.

Am 25. Mai informierte Achim Könneke dann den Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung über die geplante Bockshorn-Aufgabe vom Ehepaar Repiscus. "Dabei verschwieg er, dass ihm bereits ein Nachfolger vorgestellt wurde", so Monika Wagner-Repiscus.

Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke ist bei der städtischen Entscheidung, mit dem Chambinzky als Bockshorn-Nachfolger in Gespräche zu gehen, starker Kritik ausgesetzt. 
Foto: Johannes Kiefer | Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke ist bei der städtischen Entscheidung, mit dem Chambinzky als Bockshorn-Nachfolger in Gespräche zu gehen, starker Kritik ausgesetzt. 

Achim Könneke bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass das Ehepaar ihn im Mai über seinen Entschluss informiert und ihm zugleich den gewünschten Nachfolger vorgestellt hat. Dies sei jedoch zu kurzfristig gewesen, erklärt er. "Wenn man weiß, man will aufhören, aber die Kabarettbühne erhalten, hätte ich mir gewünscht, das mindestens zwei Jahre vorher mitzuteilen", so der Kulturreferent. 

Er habe den Anwesenden beim Termin am 10. Mai erläutert, dass die Stadt als Vermieterin das Objekt nicht unter der Hand vergeben könne, sondern ein "offenes, faires und transparentes Verfahren durchführen müsse, um einen geeigneten Nachnutzer mit überzeugendem Konzept zu finden". Die eingegangenen Konzepte – darunter auch das Konzept des von Repiscus gewünschten Nachfolgers –seien dann durch ein Gremium aus verschiedenen städtischen Dienststellen und Vertretern der freien Kulturszene geprüft und bewertet worden.

"Entgegen anderslautenden Gerüchten gab und gibt es allerdings bis heute keinen der Stadt bekannten Interessenten, der das Bockshorn als eine reine Kabarettbühne weiterbetreiben will", so Könneke. Das Auswahlgremium sei vom Betriebskonzept des Theaters Chambinzky am meisten überzeugt gewesen und habe dem Stadtrat empfohlen, die Vertragsverhandlungen mit dem Theater zu beschließen. Der Stadtrat folgte dieser Empfehlung im August. "Auf dieser Basis wird mit dem gemeinnützigen Verein Chambinzky verhandelt."

Vorwurf 2: "Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel"

Csaba Béke, der Geschäftsführer des Theaters Chambinzky, und Achim Könneke würden eine Freundschaft pflegen, sagt das Ehepaar Repiscus und wirft dem Kulturreferenten deshalb ein "abgekartetes Spiel" vor. Das Ehepaar kritisiert zudem, dass Könneke während seiner Amtszeit nur ein einziges Mal im Bockshorn gewesen sein soll – bei einem Schultheater eines Würzburger Gymnasiums.

Auf die einzelnen Vorwürfe möchte Achim Könneke nicht eingehen. "Weder zu den diversen Unterstellungen und Behauptungen sowie zahlreichen abstrusen Gerüchten noch zu wilden Verschwörungstheorien werde ich mich äußern", sagt der Kulturreferent auf Anfrage der Redaktion.

"Ich kann nur wiederholen, dass ich es außerordentlich bedaure, dass das Ehepaar Repiscus uns im Sommer mitgeteilt hat, ihr wunderbares Bockshorn zum Jahresende zu schließen und sich aus Altersgründen zurückzuziehen." Die Lücke, die durch den Rückzug von Repiscus im Kulturleben der Stadt und Region gerissen werde, lasse sich nicht einfach schließen. Er persönlich sei – entgegen der Aussage von Repiscus – "immer wieder gern da gewesen".

Vorwurf 3: "Entgegen den Aussagen von Könneke wurden wir nie informiert"

Bereits Ende September berichtete diese Redaktion darüber, dass Mathias Repiscus die Stadt kritisiert, dass er nicht über die Vorgänge rund um die Bockshorn-Nachfolge informiert worden sein soll. Der Umgang mit ihm sei eine "große Sauerei". Diese Vorwürfe wies Könneke bereits damals zurück, die Betreiber seien in alle Schritte eingebunden gewesen. 

Das sei eine Lüge, werfen die beiden dem Kulturreferenten nun vor. "Obwohl Könneke das anders behauptet, sind wir über nichts informiert worden", so Monika Wagner-Repiscus. Darauf entgegnet der Kulturreferent, dass "wir allen Beteiligten gegenüber immer transparent und nachvollziehbar agiert haben." Seitens der Stadt führe zudem nicht das Kulturreferat, sondern der in einem anderen Referat angesiedelte Fachbereich Immobilien die Gespräche und halte die Kontakte zwischen Mieter und Vermieter, macht er deutlich.

Der Abschied fällt nicht leicht 

Am 23. Dezember findet mit "Swinging Xmas" von Jr & Friends nun also die letzte Vorstellung im Bockshorn unter Mathias Repiscus und seiner Frau statt. "Der Abschied fällt nicht leicht, so hatten wir uns das alles nicht vorgestellt", erklärt Monika Wagner-Repiscus.

Achim Könneke wünscht dem Ehepaar "ein wunderbares Abschiedsfest". Er sei sehr zuversichtlich, dass es auch nach der Ära Bockshorn "hochkarätige Kabarettabende" in Würzburg geben werde. Das Chambinzky sei schon immer auch ein Ort für Kabarett gewesen, "hier traten schon in den 1990ern Größen wie Ingo Appelt, Urban Priol und andere auf, die nach Eröffnung des Bockshorns dort ihre Bühne fanden. Ich empfehle daher allen, mehr Zuversicht zu wagen. Kabarett hat eine Zukunft in Würzburg, ganz bestimmt."

 
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  • Thomas Kron
    Ich schätze das Ehepaar Repiscus sehr. Sie haben mit dem Bockshorn viel erreicht in Sachen Kabarett in Würzburg. Wer nun wann die Unwahrheit gesagt hat, könnte man meiner Ansicht leicht aufklären. Der vom Ehepaar Repiscus vorgeschlagene Nachmieter sollte doch einfach mal aus der Deckung kommen und sagen was Sache ist. Welche Konzept hat er wann und wem vorgestellt? Das könnte meiner Ansicht nach viel zur Aufklärung beitragen.
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  • Herbert Stapff
    Wenn Fam. Repiscus einen bestimmten Nachmieter hätte haben wollen, hat sie einen taktischen Fehler gemacht. Sie hat einfach zu bald gekündigt und damit das Heft des Handelns aus der Hand gegeben. Mietmarkt und Kultur haben nichts miteinander zu tun.
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  • Herbert Stapff
    Mal ganz profan: Das große Gebäude "Kulturspeicher" gehört der Stadt. Einen Teil hat eine Firma gemietet, die es gewerblich nutzt und die kommerzielle Bühne "Bockshorn" betreibt. Jetzt hat der Mieter dem Vermieter (Stadt) gekündigt und zieht aus. Das passiert -zigmal und interessiert niemanden. Einer anderen Firma, die das Theater "Chambinsky" betreibt, wurde von ihrem Vermieter gekündigt. Zwei ganz normale Immobilienvorgänge, die nichts miteinander zu tun haben. Sie gehen nur Mieter und Vermieter etwas an. Kein Außenstehender weiß, was in den Mietverträgen steht. Den Mietern interessiert am allerwenigsten, wer ihr Nachmieter ist. Kein Vermieter fragt den Vormieter.

    Was also hat der Kulturreferent damit zu tun? Er kann die Hausbesitzer beraten, dass man gerne wieder eine Theater- und Kulturbühne haben möchte. Aber mehr auch nicht. Erzwingen kann er genausowenig etwas wie die alten Mieter. Das mag nicht immer schön sein, ist aber im Mietgeschäft so.
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  • Ralf Eberhardt
    Bei diesem Schwarz-Weiß-Gemälde - von zwei Malern - ist klar, dass es nicht zu verkaufen ist. Mal schauen, ob mit der Zeit etwas Karo, Grau oder Ähnliches zum Vorschein kommt. Allerdings wird kaum ein Rahmen zu finden sein.
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  • Rudolf Thomas
    Es wäre seitens der Stadt besser, wenn sie den Kulturreferenten als Ansprechpartner in Sachen Bockshorn aus der Schusslinie nimmt. Er ist ja nicht mehr lange im Amt. Das Ehepaar Wagner-Repiscus hat den guten Ruf des Kabaretts mit dem Bockshorn hinaus ins Land getragen. Eine respektable herausragende Leistung. Ob überhaupt jemand auf dem Niveau in die Fußstapfen treten kann, muss sich noch zeigen. Leider ist man jetzt durch "ein Wort gibt das andere" dazu übergegangen, den guten Ruf zu mindern. Das ist bestimmt nicht im Interesse Würzburgs und schon gar nicht der Kulturschaffenden insgesamt.
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  • eva steinmetz
    Mir stellen sich immer noch folgende Fragen: Gibt es nun diesen Wunschnachfolger für das Bockshorn oder gibt es ihn nicht? Wenn ja,warum erfährt man nichts über ihn? Und warum tut die Stadt nicht alles dafür, beide Bühnen zu erhalten? Dass Kabarett auch auf einer Theaterbühne stattfinden kann - ok. Das Bockshorn lässt sich dadurch nicht ersetzten. Und das Chambinsky in den Räumlichkeiten des Bockshorns ist für mich gerade auch schwer vorstellbar.
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  • Peter Koch
    Mieter können nun mal nicht die Nachmieter bestimmen. So einfach ist das.
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  • Martin Deeg
    Das ist leider nicht richtig.
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  • Klaus B. Fiederling
    typisch Politik, hauptsache die Unwahrheit in die eigene Wahrheit umzuwandeln, das kennt man ja genügend von so manchen Politpromis, jeder ist sich da selbst der Nächste.
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  • Peter Kriebel
    Und das ist wirklich nur in der Politik so?
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  • Manfred Englert
    Herr Fiederling, der Kommentar des Herrn Hörner wurde ca 1 Std vor dem Ihren hier reingestellt.
    Offensichtlich handelt es sich bei hr. Hörner um einen Freund und Insider des Bockshorn Ehepaares. Und dessen Kommentar sagt sehr viel aus.
    Lasen Sie den nicht?
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  • Silke Müller
    Woher wissen Sie, dass der Kulturreferent lügt?
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  • Christian Hörner
    Lieber Mathias, liebe Moni, Respekt und Danke für Euer Lebenswerk. Und danke, dass ich bei Euch öfter auf der Bühne stehen durfte. Aber das geht nun langsam echt zu weit. Als die Petition startete, war die Info, des gekündigten Mietvertrages vom Chambinzky noch nicht publik, und ich habe auch unterschrieben, weil ich freuen würde weiter tolles Kabarett auf der Bühne zu sehen. Doch als klar war, dass das Chambinzky vermutlich auf der Straße stehen wird, waren es doch plötzlich ganz andere Voraussetzungen. Es geht hier um kulturelle Schadensbegrezung. Ich vermisse hier wirklich Eure Kollegialität und das Mitgefühl für ein anderes Würzburger Theater in Not. Ich habe bisher keinen einzigen Satz der Unterstützung von Euch für das Chambinzky gehört und gelesen. Bei aller Enttäuschung eurerseits bzgl. eurem Wunschnachfolgerplan, finde ich das einfach nicht fair unter Kulturschaffenden. Und die Vorwürfe dem Kulturamt ggü. sind einfach nicht tragbar. Ich wünsche mir einen fairen Diskurs.
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  • Martin Deeg
    …“Und die Vorwürfe dem Kulturamt ggü. sind einfach nicht tragbar.“…

    Wie meinen Sie das? Darf man Ämter und Behörden in Würzburg nicht kritisieren? Oder halten Sie es für schlicht nicht möglich, dass auch Angehörige von Ämtern falsche Darstellungen - im Klartext: Lügen - verbreiten?
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  • Martin Deeg
    Danke für den Hinweis. Der Fehler wurde korrigiert.
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