
Von "Lügen" und einem "abgekarteten Spiel" ist die Rede. Es sind harte Anschuldigungen, die Monika Wagner-Repiscus und Ehemann Mathias Repiscus dem Würzburger Kulturreferenten Achim Könneke vorwerfen. Das Ehepaar betreibt die deutschlandweit bekannte Kabarettbühne Bockshorn im Würzburger Kulturspeicher. Aus Altersgründen geben sie diese bis Ende des Jahres auf, das verkündeten sie im März dieses Jahres.
Obwohl sie schon vor Einreichen der Kündigung des Mietvertrages einen Nachfolger vorgestellt hätten, so sagen sie, habe sich die Stadt entschieden, mit einem anderen Bewerber in Gespräche zu gehen: dem Theater Chambinzky. Das schmeckt dem Ehepaar gar nicht. "Seit Mai werden wir von Könneke durch die Arena getrieben und die Öffentlichkeit wird zum Teil falsch informiert", sagt Mathias Repiscus. Drei große Vorwürfe richten sie bei einem Gesprächstermin mit der Redaktion gegen den Kulturreferenten. Worum geht es?
Vorwurf 1: "Es handelt sich um eine Lüge, wenn Könneke sagt, wir haben uns nicht rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert"
Ende September hatte Achim Könneke gegenüber der Redaktion erklärt: "Auch ich hätte mir gewünscht, dass dort weiterhin eine Kabarettbühne bleiben kann und dass sich das Ehepaar Repiscus frühzeitiger um einen Generationenwechsel innerhalb des Betriebs gekümmert hätte, dann hätten wir das Problem nicht." Diese Aussage macht Mathias Repiscus wütend. "Das ist eine Lüge, wir haben uns rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert. Es hätte übergangslos weitergehen können!"
In einem detaillierten Dokument hat Monika Wagner-Repiscus eine zeitliche Abfolge der Geschehnisse in diesem Jahr zu Papier gebracht. Demnach habe sie mit ihrem Mann bereits im März 2023 ein Telefonat mit dem Immobilienmanagement der Stadt Würzburg gehabt, mit der Info der Bockshorn-Aufgabe und der Bitte um einen gemeinsamen Termin zur Vorstellung des Nachfolgers.
Am 10. Mai sei es dann zu einem Termin mit dem Kulturreferenten gekommen. Auch hier sei wieder der vom Ehepaar gewünschte Nachfolger dabei gewesen, der dabei um einen Abgabetermin eines Nutzungskonzepts "zur Weiterführung ab Januar 2024" gebeten habe. Könneke habe daraufhin mitgeteilt, dass die Räume öffentlich ausgeschrieben werden müssten und gleichzeitig gesagt, dass das Bockshorn keine Kabarettbühne bleiben müsse.
Am 25. Mai informierte Achim Könneke dann den Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung über die geplante Bockshorn-Aufgabe vom Ehepaar Repiscus. "Dabei verschwieg er, dass ihm bereits ein Nachfolger vorgestellt wurde", so Monika Wagner-Repiscus.

Achim Könneke bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass das Ehepaar ihn im Mai über seinen Entschluss informiert und ihm zugleich den gewünschten Nachfolger vorgestellt hat. Dies sei jedoch zu kurzfristig gewesen, erklärt er. "Wenn man weiß, man will aufhören, aber die Kabarettbühne erhalten, hätte ich mir gewünscht, das mindestens zwei Jahre vorher mitzuteilen", so der Kulturreferent.
Er habe den Anwesenden beim Termin am 10. Mai erläutert, dass die Stadt als Vermieterin das Objekt nicht unter der Hand vergeben könne, sondern ein "offenes, faires und transparentes Verfahren durchführen müsse, um einen geeigneten Nachnutzer mit überzeugendem Konzept zu finden". Die eingegangenen Konzepte – darunter auch das Konzept des von Repiscus gewünschten Nachfolgers –seien dann durch ein Gremium aus verschiedenen städtischen Dienststellen und Vertretern der freien Kulturszene geprüft und bewertet worden.
"Entgegen anderslautenden Gerüchten gab und gibt es allerdings bis heute keinen der Stadt bekannten Interessenten, der das Bockshorn als eine reine Kabarettbühne weiterbetreiben will", so Könneke. Das Auswahlgremium sei vom Betriebskonzept des Theaters Chambinzky am meisten überzeugt gewesen und habe dem Stadtrat empfohlen, die Vertragsverhandlungen mit dem Theater zu beschließen. Der Stadtrat folgte dieser Empfehlung im August. "Auf dieser Basis wird mit dem gemeinnützigen Verein Chambinzky verhandelt."
Vorwurf 2: "Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel"
Csaba Béke, der Geschäftsführer des Theaters Chambinzky, und Achim Könneke würden eine Freundschaft pflegen, sagt das Ehepaar Repiscus und wirft dem Kulturreferenten deshalb ein "abgekartetes Spiel" vor. Das Ehepaar kritisiert zudem, dass Könneke während seiner Amtszeit nur ein einziges Mal im Bockshorn gewesen sein soll – bei einem Schultheater eines Würzburger Gymnasiums.
Auf die einzelnen Vorwürfe möchte Achim Könneke nicht eingehen. "Weder zu den diversen Unterstellungen und Behauptungen sowie zahlreichen abstrusen Gerüchten noch zu wilden Verschwörungstheorien werde ich mich äußern", sagt der Kulturreferent auf Anfrage der Redaktion.
"Ich kann nur wiederholen, dass ich es außerordentlich bedaure, dass das Ehepaar Repiscus uns im Sommer mitgeteilt hat, ihr wunderbares Bockshorn zum Jahresende zu schließen und sich aus Altersgründen zurückzuziehen." Die Lücke, die durch den Rückzug von Repiscus im Kulturleben der Stadt und Region gerissen werde, lasse sich nicht einfach schließen. Er persönlich sei – entgegen der Aussage von Repiscus – "immer wieder gern da gewesen".
Vorwurf 3: "Entgegen den Aussagen von Könneke wurden wir nie informiert"
Bereits Ende September berichtete diese Redaktion darüber, dass Mathias Repiscus die Stadt kritisiert, dass er nicht über die Vorgänge rund um die Bockshorn-Nachfolge informiert worden sein soll. Der Umgang mit ihm sei eine "große Sauerei". Diese Vorwürfe wies Könneke bereits damals zurück, die Betreiber seien in alle Schritte eingebunden gewesen.
Das sei eine Lüge, werfen die beiden dem Kulturreferenten nun vor. "Obwohl Könneke das anders behauptet, sind wir über nichts informiert worden", so Monika Wagner-Repiscus. Darauf entgegnet der Kulturreferent, dass "wir allen Beteiligten gegenüber immer transparent und nachvollziehbar agiert haben." Seitens der Stadt führe zudem nicht das Kulturreferat, sondern der in einem anderen Referat angesiedelte Fachbereich Immobilien die Gespräche und halte die Kontakte zwischen Mieter und Vermieter, macht er deutlich.
Der Abschied fällt nicht leicht
Am 23. Dezember findet mit "Swinging Xmas" von Jr & Friends nun also die letzte Vorstellung im Bockshorn unter Mathias Repiscus und seiner Frau statt. "Der Abschied fällt nicht leicht, so hatten wir uns das alles nicht vorgestellt", erklärt Monika Wagner-Repiscus.
Achim Könneke wünscht dem Ehepaar "ein wunderbares Abschiedsfest". Er sei sehr zuversichtlich, dass es auch nach der Ära Bockshorn "hochkarätige Kabarettabende" in Würzburg geben werde. Das Chambinzky sei schon immer auch ein Ort für Kabarett gewesen, "hier traten schon in den 1990ern Größen wie Ingo Appelt, Urban Priol und andere auf, die nach Eröffnung des Bockshorns dort ihre Bühne fanden. Ich empfehle daher allen, mehr Zuversicht zu wagen. Kabarett hat eine Zukunft in Würzburg, ganz bestimmt."
Was also hat der Kulturreferent damit zu tun? Er kann die Hausbesitzer beraten, dass man gerne wieder eine Theater- und Kulturbühne haben möchte. Aber mehr auch nicht. Erzwingen kann er genausowenig etwas wie die alten Mieter. Das mag nicht immer schön sein, ist aber im Mietgeschäft so.
Offensichtlich handelt es sich bei hr. Hörner um einen Freund und Insider des Bockshorn Ehepaares. Und dessen Kommentar sagt sehr viel aus.
Lasen Sie den nicht?
Wie meinen Sie das? Darf man Ämter und Behörden in Würzburg nicht kritisieren? Oder halten Sie es für schlicht nicht möglich, dass auch Angehörige von Ämtern falsche Darstellungen - im Klartext: Lügen - verbreiten?