Eine traurige Nachricht für alle Freundinnen und Freunde des Theaters Chambinzky: Nach monatelangen Verhandlungen und viel Hin und Her hat das Würzburger Theater am Dienstagnachmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit seiner Vermieterin, der Akademisch-Musikalischen Verbindung (AMV), verkündet, dass die Vertragsverhandlungen zur Fortführung des Betriebes gescheitert sind. Nach 40 Jahren muss das Theater also aus der Valentin-Becker-Straße ausziehen.
Es habe sich herausgestellt, dass "das Konzept des jeweils anderen zu sehr das eigene Konzept einschränkt", heißt es unter anderem in der Presseerklärung. So habe kein wirtschaftlicher sowie nutzungstechnischer Kompromiss gefunden werden können. Bis zur Sommerpause sollen der geplante Spielbetrieb sowie alle weiteren Kulturangebote uneingeschränkt weitergeführt werden. Ab Herbst 2024 seien dann "schrittweise Veränderungen" geplant.
Theater-Geschäftsführer: Am bisherigen Standort keine vertretbare Perspektive
Csaba Béke, der Chambinzky-Geschäftsführer, kann zum jetzigen Zeitpunkt nichts zur Pressemitteilung hinzufügen. Außer: "Unser oberstes Ziel war, im Chambi zu bleiben." In der Erklärung sagt Béke, dass er für das Theater, das aktuell sein 40-jähriges Bestehen in der Valentin-Becker-Straße feiert, viele Pläne für weitere Jahrzehnte am bisherigen Standort gehabt habe.
"Durch die Kündigung und die extrem schwierigen Verhandlungen mussten wir uns letztendlich eingestehen, dass unsere Kultureinrichtung am bisherigen Standort keine vertretbare Perspektive haben wird", so Béke. "Zur Rettung unserer zwei gesunden Unternehmen - Theater und Gastronomie - müssen wir daher mutig sein und einen Neuanfang wagen."
Die Akademisch-Musikalische Verbindung hält sich nach wie vor bedeckt, die AMV-Verantwortlichen waren auch am Mittwoch für diese Redaktion nicht zu erreichen. So bleibt beispielsweise die Frage offen, ob die AMV schon neue Pläne für die Vermietung ihrer Räumlichkeiten in der Valentin-Becker-Straße hat.
Kulturreferent sieht zumindest Teilerfolg
Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke hatte sich zwischenzeitlich als Vermittler zwischen beiden Parteien in die Vertragsverhandlungen eingeschaltet. Auch das Kulturamt der Stadt war bei einem Gespräch dabei. Auch wenn jetzt die Verhandlungen gescheitert seien, sieht Kulturreferent als Mediator des letzten Gesprächs zumindest einen Teilerfolg.
"Wir haben uns in einem sehr intensiven mehrstündigen Treffen ausgetauscht", erklärte Könneke am Mittwoch gegenüber der Redaktion. "Dass jetzt ein Übergang ermöglicht wird und insofern die Kündigung zum 31. Dezember nicht mehr vollzogen wird, sehe ich schon als Erfolg." Denn: "Ansonsten wären das Theater und die Gastronomie in die Insolvenz gestürzt."
Das Theater könne sich "natürlich bei einem Restrisiko" nun an neuen Orten neu finden und habe eine Chance, weiterzubestehen, sagt der Kulturreferent. "Mehr war nicht rauszuholen." Es habe sich gezeigt, dass es von beiden Seiten nicht mehr das erforderliche Vertrauen gebe.
Zieht das Chambinzky nun in das Bockshorn?
Wegen des zum Jahresende gekündigten Mietvertrages hatte sich das Theater Chambinzky bereits im Sommer als Nachfolger für das Bockhorn im Kulturspeicher beworben. Die Stadt verkündete daraufhin als Vermieterin der Räume dort, man habe sich unter mehreren Bewerberinnen und Bewerbern dafür entschieden, mit dem Chambinkzy in Gespräche zu gehen.
Bedeutet das also nun, dass das Theater in das Bockshorn im Kulturspeicher ziehen wird?
"Für das Bockshorn gilt nach wie vor das, was der Stadtrat entschieden und die Auswahlkommission empfohlen hat", erklärt Achim Könneke. Er habe gehofft, dass das Theater in der Valentin-Becker-Straße bleiben kann, "das wäre ideal gewesen und das ist nun leider nicht erfolgt". Nachdem jetzt klar ist, dass im Sommer die Chambinzky-Spielstätte am bisherigen Standort schließt, würden jetzt aber die Verhandlungen zu einem möglichen Einzug ins Bockshorn intensiviert und forciert. Er hoffe, dass die Stadt mit dem Chambinzky einen tragfähigen Mietvertrag für das Bockshorn hinbekomme, sagt Könneke.
Ehepaar Repiscus hat Hoffnung noch nicht aufgegeben
Mathias Repiscus und Monika Wagner-Repiscus, die das Bockshorn nur noch bis Jahresende betreiben und dann in Rente gehen, hatten für deutlich gemacht, sich eine andere Nachfolger für die Kabarettbühne zu wünschen als das Chambinzky. Doch das Ehepaar hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Es ist ja noch nichts fest beschlossen worden", sagt Monika Wagner-Repiscus. Auch der Kandidat, den sich die Bockshorn-Betreiber als Nachfolger vorgestellt hatten und dessen Namen sie zu seinem Schutz nicht öffentlich nennen wollen, habe nach wie vor Interesse am Bockshorn.
Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke betont jedoch: "Traditionell war auch das Chambinzky immer ein Ort für Kabarett - und ist es auch jetzt noch." Viele "herausragende und überregional bekannte" Kabarettistinnen und Kabarettisten seien seit Jahrzehnten dort aufgetreten und "haben auch schon vor der Etablierung des Bockshorns dort ihre Heimat gehabt." Könneke geht deshalb davon aus, dass dies wie bisher auch künftig im Chambinzky eine Rolle spielen kann.