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Würzburg
Kommentar: Nicht die Berichterstattung  schadet dem Ansehen Würzburgs, sondern der Umgang des Kämmerers mit Regeln
Medienschelte ist nicht angebracht, meint unsere Autorin. Erst die Berichte über private Immobiliengeschäfte Robert Schellers brachten die nötige Kontrolle in Gang.
Wolfgang, Roth, der Vorsitzende der  CSU-Fraktion im Würzburger Stadtrat findet, dass die Berichterstattung über die privaten Geschäfte des Kämmerers dem Ansehen der Stadt schadet.
Foto: Johannes Kiefer | Wolfgang, Roth, der Vorsitzende der  CSU-Fraktion im Würzburger Stadtrat findet, dass die Berichterstattung über die privaten Geschäfte des Kämmerers dem Ansehen der Stadt schadet.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:20 Uhr

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) kritisiert diese Redaktion. Und auch für CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Roth ist die Sache klar: "Aufgrund der Berichterstattung ist das Ansehen der Stadt beschädigt." Diese hat aufgedeckt, dass Robert Scheller mit einem Freund und Familienmitgliedern eine Projektentwicklungsgesellschaft besitzt, die auch städtische Grundstücke kauft und bebaut und teils die gleichen Geschäftspartner hat wie Scheller als Kämmerer.    

Mit der Solidarität gegenüber Scheller, der kein Mitglied der CSU ist, aber ihr nahesteht, zeigt Roth, dass ihm die Aufgabe der Presse nicht klar ist. Dem OB anscheinend auch nicht, wenn er die Berichterstattung kritisiert, weil sie Informationen nicht seriös einordnen würde.         

Moralisch einwandfrei ist Schellers Verhalten nicht

Es ist Aufgabe der Presse Fakten sichtbar zu machen, die der Öffentlichkeit ansonsten unsichtbar blieben: Die Berichterstattung hat die bislang unbekannten Privatgeschäfte Schellers und deren Problematik erläutert. Scheller und dessen Vorgesetzter Oberbürgermeister Christian Schuchardt kamen zu Wort.

Beide scheinen nicht zu verstehen, dass Scheller nicht Korruption vorgeworfen wird. Vielmehr wird erklärt, dass die Doppelrolle des Finanzreferenten eine Möglichkeit dazu bietet. Compliance-Regeln sollen solche Möglichkeiten verhindern.   

Die Schlagzeilen über sich könnte Scheller verhindern, wenn er mit seiner Gesellschaft außerhalb der Stadtgrenze tätig wäre. Als er 2014 Finanz- und Liegenschaftsreferent wurde, müsste ihm klar geworden sein, dass seine Tätigkeit "ein Geschmäckle" hat. Er hätte sie deshalb seinem Vorgesetzten zur Prüfung vorlegen lassen können. So wie üblicherweise Mitarbeiter des Rathauses ihre Nebentätigkeit von ihrem Chef genehmigen lassen müssen.

Stattdessen hat der Jurist Scheller seine Geschäfte als privat deklariert, weil sie "lediglich der Verwaltung des familiären Vermögens" dienten, wofür Beamte keine Genehmigung bräuchten.  Juristisch mag das ein Schlupfloch sein, moralisch einwandfrei ist es nicht: Scheller umgeht Regeln, für deren Durchsetzung er als Personalreferent mit verantwortlich ist.

Dass der Stadtrat nicht aufgeklärt hat, ist nicht gut für das Ansehen Würzburgs

Warum ist es Mitarbeitern der Müllabfuhr verboten, fünf Euro an Weihnachten anzunehmen, aber ein gut dotierter Spitzenbeamter kann eventuell Vorteile aus seiner dienstlichen Tätigkeit für private Bauprojekte - Stichwort Insiderwissen - nutzen? Wenn der Stadtrat jetzt entscheidet, dass diese und andere Fragen in einem externen Gutachten geklärt werden, ist das gut für das Ansehen der Stadt. Dass der Stadtrat diese Fragen bislang nicht mit ausreichendem Nachdruck selbst gestellt hat, ist weniger gut.

Auch in diesem Punkt offenbart die CSU-Fraktion ein fragwürdiges Verständnis - nämlich von ihrer eigenen Aufgabe: Es wäre auch ihre gewesen, mögliche Probleme bei Schellers Geschäften zu erkennen und zu benennen. Oder war für die CSU-Fraktion alles in Ordnung, solange niemand davon wusste?       

 
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  • Martin Friewald
    Stimmt, Zustimmung!
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  • Jochen Freihold
    ...dass wir in Deutschland wenigstens eine freie und offenkundig hier in Mainfranken unabhängige Medien und Journalisten haben. Auch diese reagieren zuweilen auf ihre Weise etwas dünnhäuitig, manchmal auch überheblich als bekannte vierte Macht in ehrlich demokatischen Staaten - wie Gottseidank bei uns. Besser so als andersherum. Zu wünschen ist, dass das Thema "Schellerals Stadtkämmerer" möglichst bald solide geklärt wird. Zum Wohl aller Beteiligten.
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  • Jochen Freihold
    Der hier vorliegende Fall - von einer bewertenden Bezeichnung als Affäre kann und darf vor weiteren Ermittlungsergebnissen nicht sprechen - zeigt eimich nichtndeutig wie meistens im Leben, wie sehr es auf Fingerspitzengefühl und Es scheint mir nicht ausgeschlossen, dass Auslöser der ausführlichen Berichterstattung in Wahrheit Insider-Informationen direkt baus dem Rathaus, möglicherweise des eigenen Referats, vielleicht sogar leichtfertig, an "diese Redaktion" waren. Da wäre es sogar verständlich, wenn OB Schuchardt sich zunächst einmal in viel zitierter Unschuldsvermutung vor die eigenen Mitarbeiter stellt. Eventuell hat er selbst bei 35-jähriger Kommunalerfahrung manches nicht für möglich gehalten.

    Der nach eigenem Verständnis für Bayern staatstragenden Partei wäre jetzt auch in Würzburg ein strategisch klügeres Statement zu wünschen gewesen. Die Zeiten sind vorbei, da man vor eigener Kraft kaum laufen konnte.

    Seien wir froh und dankbar, dass wir
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  • Reinhard Simon
    Die Mainpost hat überhaupt nichts aufgedeckt. Die Tatsache war schon vorher bekannt. Viele Stadträte aller Fraktionen haben davon seit geraumer Zeit gewusst. Die Mainpost hat das Thema nur aufgegriffen und medial breitgetreten.
    Und wenn nichts dran ist, ja, dann hat es der Stadt Würzburg geschadet.
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  • Nadine Schneider
    Compliance hin, Compliance her. Alles schön und gut. Gibt's inzwischen in jeder größeren Firma. Wenn was nicht compliant ist, wird dies untersucht und mit dem Mitarbeiter bzw. dessen Vorgesetztem untersucht. Intern, nicht öffentlich.

    Es wird sich nun seit 2 Wochen auf gut deutsch das Maul über Robert Scheller und DGS zerrissen. Ist es nicht langsam mal genug? Sollte hier tatsächlich etwas nicht compliant sein oder so sauer aufstoßen, dann hat Robert Scheller und DGS sicherlich Konsequenzen für die Zukunft daraus gezogen.

    Schauen wir mal nach Berlin oder andere Bereiche der Wirtschaft. Da gibt’s vermutlich genug, die wirklich Dreck am Stecken haben - würde man darüber so berichten, wäre die Tageszeitung ein dickes Buch. Und all die Kommentatoren würden auch nicht mehr hinterherkommen.

    Vielleicht nutzt man auch das sogenannte Sommerloch und projeziert die Mücke zum Elef
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  • Hermann Wolf
    Lieber Herr Roth,
    mit Ihrem Satz in Richtung der Main Post "Aufgrund der Berichterstattung ist das Ansehen der Stadt beschädigt." katapultieren Sie sich für mich so extrem ins politische Abseits. Das spricht für Entfremdung von der Basis und für jeglichen Realitätsverlust. Wer beschädigt im konkreten Fall bitte das Ansehen der Stadt Würzburg?Krisenmanagement sieht anders aus. Da hätte ich von Ihnen mehr erwartet, nachdem Sie jahrelang in der Kommunalpolitik tätig sind.
    Haben Sie sich schon zu Ihrem Parteikollegen La Rosa geäußert?
    Für Herrn Scheller und für Herrn La Rosa gilt juristisch die Unschuldsvermutung, keiner sollte vorverurteilt werden. Aber wie hier in den Kommentaren schon so oft erwähnt gelten auch noch Werte wie Anstand und Moral. Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Denzel Washington:“So viele
    Dinge kommen zurück und sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten, bis Moral, Respekt und Intelligenz wieder im Trend sind“.
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  • Dass der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat auch in diesem Fall politische Scheuklappen, so groß wie Scheunentore, auf hat, darf jetzt niemanden verwundern. Schließlich gehört Vetternwirtschaft fast schon zum elementaren Bestandteil seiner Partei. (Masken-Affäre, Verwandten-Affäre,..etc.)
    Dass jetzt aber der OB eine solche, ausgeprägte Naivität an den Tag legt, lässt einen schon stutzig werden.
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  • Hiltrud Erhard
    Frau Göbel, aufgedeckt ist ja wohl übertrieben!
    Warum hat die MP das nicht schon vor Jahren aufgedeckt als Scheller das mitgeteilt hat? Wo waren die Stadträte, die jetzt alle plötzlich unter Amnesie leiden?

    Warum soll das Aufgabe der CSU sein? Mitnichten!
    Wenn dann Aufgabe der Opposition, die ganz einfach geschlafen hat - wie die MP auch!
    Sie hat nicht reagiert!
    Medial ist das Auftreten eine Katastrophe!
    Und sie können es nicht schönreden: Sie vorverurteilen Menschen! Und sollten sich die Dinge als zulässig und korrekt herausstellen, kommt keiner mehr aus der Nummer heraus!
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  • Manuela Göbel
    Sehr geehrte Frau Erhard, vielen Dank für das Interesse an unserer Berichterstattung und Ihren Meinungsbeitrag. Es ist allerdings nicht richtig, dass Herr Scheller über seine Privatgeschäfte "vor Jahren" öffentlich etwas mitgeteilt hat. Diese Information an Teile des Stadtrats erfolgte nicht öffentlich und vertraulich. Außerdem möchte ich dem Vorwurf der Vorverurteilung widersprechen: Wir berichten über die fundierte Bewertung des Falls durch Juristen und anderen Compliance-Fachleuten. Mit freundlichen Grüßen Manuela Göbel
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Das ist ja eine drollige Ansicht, die Sie da vertreten, Frau Erhard!
    Hab ich das richtig verstanden? Es ist nicht Aufgabe der CSU und ihrer Seilschaften, sich anständig zu verhalten, sondern es ist Aufgabe der Opposition, solche windigen Verhaltensweisen aufzudecken?
    Na dann...
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  • Hiltrud Erhard
    Danke für Ihren "drolligen" Beitrag. Ich habe in meiner Einschätzung vergessen, dass das mit der Opposition doch nicht klappt. Denn wie wir in Berlin gesehen haben, ist es mit Compliance und Integrität bei den Grünen nicht sehr weit und um das Theater nicht bemühen zu müssen, ziehe ich selbstverständlich für Sie meinen Diskussionsbeitrag zurück. Damit ersparen wir uns alle manche Spitzfindigkeiten.
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  • Paul Merklein
    Die Presse gefällt sich allgemein in der Rolle des "Hüters der Ordnung ", doch gelegentlich übertreiben sie die "Hetzjagd" und bedenken nicht was das für die Betroffenen bedeutet. Passiert dann was Schlimmes, dann schreibt man einfach:"das haben wir nicht gewollt" .
    Emotionsfreie Berichterstattung durch stärkeres Erörtern des "altera pars" ist selten und würde bedeuten, dass man vielleicht auch mal zurückrudern müsste.
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  • Hermann Wolf
    Sehr geehrter Herr Merklein,
    in der Berichterstattung der Main Post kann ich keinerlei Hetzjagd erkennen.
    Sachliche Berichterstattung. Fakten. Nachfragen. Darstellen aber auch Gegendarstellen. Auch der von Ihnen zitierte „altera pars“ findet Berücksichtigung.
    Bitte nicht verallgemeinern mit „die Presse…“.
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  • Ulrich Wilhelm Kretzer
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Andreas Grosch
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Ulrike Schneider
    Die Medien sind die vierte Macht im Staat und haben damit eine überaus wichtige Funktion. Ohne sie fehlte ein wichtiger Pfeiler in unserer Demokratie. Es gibt Studien, die klar ausweisen, dass Trump in den USA überall da extrem gut gewählt wurde, wo es keine Regionalberichterstattung mehr gab - keine Zeitung mehr gelesen wurde. Statt sich jetzt um ihren kritisierten Finanzreferenten zu scharen, sollte die CSU auf kritische Distanz gehen - in erster Linie zum eigenen Verhalten.
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  • Reinhard Simon
    ...."ihren" kritisierten Finanzexperten???
    Der Mann ist gar nicht Mitglied der CSU!!
    Aber genau diese feinen Unterschiede werden gerne übersehen, instrumentalisiert und vermischt. Passt ja wunderbar zur CSU Schelte.
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  • Uli Hämmerling
    Weiter so MAIN-Post. Da gibt es bestimmt noch weitere Immobilien-Deals zu durchleuchten.
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  • Johannes Fasel
    "Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen." --- Deren Gequake gehört zum Sumpf.
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  • Reinhard Opel
    die Wirecard-affäre wurde von Journalisten aufgedeckt, die Wasserentnahme in der Bergtheimer-Mulde ebenfalls. Es ist sehr wichtig, daß es wache und intressieerte Journalisten gibt. wieso dies Rufschädigend für die Stadt sein soll, erschließt sich mir nicht.
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