Uwe Dolata ist in zweifacher Weise ein Experte zum Fall Robert Scheller. Zum einen ist der ehemalige Wirtschaftskriminalist und -kriminologe bundesweit als Korruptions- und Compliance-Spezialist bekannt. Zum anderen war der 66-Jährige von 2008 bis 2020 erst für die ÖDP dann für die Freien Wähler Würzburg Mitglied des Stadtrats.
War im Gremium bekannt, dass Finanzreferent Robert Scheller privat in der Immobilienbranche tätig ist, für die er durch sein Amt in der Stadtverwaltung dienstlich zuständig ist? Wie bewertet Dolata diese Tatsache als Compliance-Experte?
Uwe Dolata: Am meisten bin ich über die demonstrierte Naivität der verantwortlichen Personen überrascht. Kämmer und Oberbürgermeister Christian Schuchardt argumentieren, dass die Geschäftstätigkeit des Kämmerers nicht verboten und der Stadt durch sie kein Schaden entstanden sei. Doch es geht nicht um die juristische Bewertung, sondern um eine bestimmte Kultur in der Verwaltung, die jetzt öffentlich diskutiert wird. Niemand unterstellt Scheller korrupt zu sein. Aber wenn er als Finanzreferent und als Gesellschafter der DGS mit teilweise den gleichen Geschäftspartnern zu tun hat, ist diese Doppelrolle eine Eintrittspforte für Korruption.
Dolata: Nein. Aber das hätte er im Sinne der Transparenz tun müssen. Denn dann hätten wir uns darüber informieren und eine Meinung bilden können. Aber da er dem Stadtrat nichts darüber gesagt hat, hätte das der Oberbürgermeister tun müssen. Wenn Christian Schuchardt jetzt im Interview zu Ihnen sagt, man solle so agieren, dass man dies auf dem Marktplatz erzählen kann, ist das scheinheilig. Er wusste sicherlich, dass man von diesen Geschäften besser nichts erzählt und hat es wohl deshalb auch nicht gemacht.
Dolata: Es kommt darauf an, wie man informiert. Ob man klar und deutlich sagt, ich bin in einer Projektentwicklungsgesellschaft in einem bestimmten Ausmaß tätig oder ob man hier ein Häppchen fallen lässt und da ein anderes. Auf diese Dinge habe ich im Stadtrat immer wieder hingewiesen.
Dolata: Nein. Von den Bauprojekten wusste ich nichts. Darüber wurde auch nicht hinter vorgehaltener Hand geredet. Zumindest nicht mit mir.
Dolata: Weil Robert Scheller ein sympathischer Mensch und fähiger Finanzreferent ist und als integer gilt.
Dolata: Um zu kontrollieren braucht es erstmal Kenntnisse über die Sache. Aber dann auch Mut, Persönlichkeit, Konfliktbereitschaft und natürlich eine eigene reine Weste. Aber klar, eine gewisse Abhängigkeit von der Verwaltung ist auch ein Punkt, der es schwierig macht.
Dolata: Ich hoffe, dass der Stadtrat jetzt aufwacht und prinzipiell mehr Wert auf dieses sensible Thema legt. Denn eigentlich waren wir hier schon weiter. Würzburgs Stadtrat hat erster einer bayerischen Großstadt 2011 eine Informationsfreiheitssatzung verabschiedet, Bürger können in die Akten der Stadtverwaltung Einsicht nehmen. 2009 wurde ein Antikorruptionsbeauftragter eingestellt und seit 2010 gibt es die Dienstanweisung zur Korruptionsprävention in der Verwaltung. Doch diese Richtlinien kennt anscheinend nicht mal die Rathausspitze.
Das ganze Thema hat nicht nur ein "Gschmäckle" sondern das ist schon ein "ausgewachsener Geschmack".
Man kann nur hoffen das dieses Thema korrekt aufgearbeitet wird und ggf. Konsequenzen daraus gezogen werden.
ist hier nicht erst recht die Neutralität von beiden Seiten gefragt?
Wäre es nicht sinnvoll, gerade wenn es um Integrität geht, eine neutrale und nicht politisch vorbelastete Person zu befragen?
Zudem wenn es doch stimmt, dass der Stadtrat informiert wurde, muss die Frage gestattet sein, ob nicht auch da eine gewisse Amnesie vorliegt oder das Amt nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgeübt und da hinterfragt wurde...
Es ist lediglich ein Interview.
Ich finde Herrn Dolatas Aussagen bemerkenswert und manche Äußerung bezüglich OB oder der „Kultur in der Verwaltung“ und „der eigenen weißen Weste“ sollten aufhorchen lassen und zum Nachdenken anregen.