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Würzburg
Würzburger Stadträte sehen "starken Verdacht": Private Geschäfte von Kämmerer Scheller sollen untersucht werden
Fünf Stadtrats-Fraktionen vermuten, dass der Würzburger Kämmerer gegen bestehendes Recht und Compliance-Regeln verstoßen haben könnte. Was sie jetzt tun wollen.
Teile des Würzburger Stadtrats reagieren jetzt auf die Privatgeschäfte von Kämmerer Robert Scheller.    
Foto: Daniel Peter, Patty Varasano Montage: Daniel Biscan | Teile des Würzburger Stadtrats reagieren jetzt auf die Privatgeschäfte von Kämmerer Robert Scheller.    
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 23.07.2023 04:14 Uhr

Fünf der sieben Fraktionen des Würzburger Stadtrats sehen aufgrund der Berichterstattung dieser Redaktion über die privaten Immobiliengeschäfte des städtischen Kämmerers Robert Scheller den "starken Verdacht begründet, dass solche Geschäfte für einen Beamten in dieser Stellung nicht mit bestehendem Recht und/oder allgemein anerkannten Compliance-Richtlinien vereinbar sein könnten". 

Berichtet hat diese Redaktion vergangene Woche über die Projektentwicklungsgesellschaft DGS GbR (Düll-Gerhard-Scheller Gesellschaft des bürgerlichen Rechts), die Scheller 2001 mitgegründet hat und die im Stadtgebiet Immobilien kauft und Gewerbeobjekte baut. Neben Scheller sind sein Schulfreund, sein Neffe und seine Nichte an der Gesellschaft beteiligt. Scheller ist seit 2002 in verschiedenen höheren Positionen in der Verwaltung tätig, seit 2014 ist er als Kämmerer für den städtischen Haushalt und Immobilien zuständig.

Externer Gutachter soll den Konflikt zwischen Dienst und privaten Geschäften untersuchen

Wie die Fraktionen von Grünen, SPD, Linke, ÖDP und FDP/Bürgerforum in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilen, wollen sie von einem neutralen Gutachter untersuchen lassen, "ob die in den Medien veröffentlichten privaten Geschäfte und Tätigkeiten des Stadtkämmeres in einer GbR mit seinen dienstlichen Aufgabenfeldern in Einklang stehen".

Damit die Suche nach einem Gutachter möglichst schnell beginnen kann, haben die Fraktionen einen Dringlichkeitsantrag gestellt, der in der nächsten Sitzung des Stadtrats behandelt werden soll. "Die Thematik ist von solcher Relevanz, dass keine Zeit zu verlieren ist," begründen sie die Eile. Ausgewählt werden soll der Gutachter dann vom Stadtrat. Bis Ende des Jahres soll das Ergebnis vorliegen.

Ebenfalls zu klären: Hat Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt alles richtig gemacht? 

Geklärt werden soll unter anderem: Ist die Tätigkeit in einer privaten Immobilienfirma für einen Finanz- und Liegenschaftsreferenten zulässig? Wie ist es zu bewerten, dass ein von der Stadt an einen privaten Investor verkauftes Objekt innerhalb eines Jahres an die Gesellschaft
eines Mitarbeiters der obersten Führungsebene der Kommune weiterverkauft wird?  Kann ausgeschlossen werden, dass Dritte, insbesondere die Geschäftspartner der GbR DGS, Vorteile bei der Vergabe von Immobilien durch die Stadt Würzburg hatten?

Weiteren Klärungsbedarf sehen die fünf Fraktionen darin, inwieweit der "Dienstherr einer Kommune" von sich aus verpflichtet ist, Fragen zu Geschäftstätigkeiten seiner Mitarbeiter der oberen Führungsebene prüfen und bewerten zu lassen. 

Im Interview mit dieser Redaktion hatte OB Schuchardt vergangene Woche erklärt, dass er keine Veranlassung gesehen hatte, die private Geschäftstätigkeit seines Finanzreferenten überprüfen zu lassen. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats am vergangenen Donnerstag betonte Scheller, er habe sich nichts vorzuwerfen.

Mit der Beauftragung des Gutachtens sehen ÖDP, SPD, Linke, Grüne und FDP/Bürgerforum keine "juristische Be- oder gar Vorverurteilung" verbunden. Vielmehr solle geklärt werden, ob die Geschäftstätigkeit des Kämmerers "grundsätzlich und vor allem für die Zukunft rechtlich zulässig ist".

 
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  • Karl-Heinz Schulz
    Es ist schon komisch, in der vergangenen Stadtratsitzung Hat Herr Scheller Stellung genommen und auch schriftlich seine Argumente festgehalten. Dieses Schriftstück wurde im Stadtrat verteilt. Stellungnahmen kommen von einigen Parteien, die festhielten das sie das gut fänden wenn H.Scheller offen mit den Anschuldigungen umgeht. Doch was jetzt passiert ist kann man nur schwer verstehen. Die Mainpost veröffentlicht das einige Parteien (diese sind im Artikel benannt) einen starken Verdacht hegen und dies untersuchen lassen wollen. Woher kam dieser Sinneswandel ? Und irgendwie kommen mir die Parteien bzw. der Zusammenschluss bekannt vor ! Ich kann da weiterhelfen, z.B. Bischofshütli oder die Mehrheitsparteien für die Grünen. Dies hatten wir ja schon beim Bürgerentscheid "Talavera". Auch hier hatte man versucht mit Unwahrheiten eine Stimmung zu erzielen ! Ich hoffe ja nur das man aus Wahlkampfgründen nicht solche Methoden aufführt !
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  • Peter Koch
    In einer Demokratie hat doch das Volk das Recht über alles informiert zu werden was in einem Stadtrat, oder sonstigen Räten und Tagen, abgeht. Wie sollte denn das Volk sonst herrschen können? Gerade im Wahlkampf braucht das Volk auch verlässliche Informationen darüber was seine gewählten Vertreter so treiben um bei der Wahl entscheiden zu können.
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  • Christa Bullmann
    Traurig dass Politiker immer denken Sie können sich alles erlauben. Scheuer setzt 250 Millionen in den Sand ohne jegliche Konsequenzen, der kleine Steuerzahler wird gehängt wenn er 1000 Euro zu wenig in der Steuererklärung angibt oder der Hartz 4 Bezieher sich ein paar Euro dazu verdient ohne diese anzugeben.

    Getreu dem Motto, ich mache mir die Taschen voll, nach mir die Sintfult. Was der Bürger will ist mir Wurscht.
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  • Roland Rösch
    Keine Summen und Posten lassen sich auch im Kopf rechnen. Bei größeren Dimensionen sind das Finanzamt voll überfordert . 08/15 halt.
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  • Hiltrud Erhard
    Frau Bullmann, er ist doch kein Politiker sondern ein Angestellter der Stadt.
    Der Bezug zu Scheuer ist daher völlig fehl am Platz und suggeriert Eigenmächtigkeit bzw. er hätte sich bedient. Zudem unterstellen Sie kriminelle Machenschaften mit Steuerhinterziehung durch Ihren Bezug auf die Steuererklärung.
    Das ist doch völlig überzogen, falsch und überflüssig! Ja, sogar rufschädigend!
    Es wundert, dass solche Beiträge nicht gesperrt werden!
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  • Heike Pauline Grauf
    Frau Erhard! Der Kämmerer ist - wie alle Referenten einer Kommune - nicht 'Angestellter' der Stadt, er wurde gewählt, wenn auch nicht vom 'Volk'. Der Kämmerer ist berufsmässiges, nicht ehrenamtliches Stadtratsmitglied. Insofern ist er sehr wohl Politiker, oder sind Sie der Meinung, dass Stadträte keine Politiker sind? Nicht nur glänzen Sie durch Unwissenheit, Sie wollen - viel schlimmer! - auch anderen durch diese die Meinungsfreiheit verwehren. Denn man könnte sehr wohl der Meinung sein, dass nicht gewählte, sondern eingestellte Vertreter einer Institution die wahren Politiker sind, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Googeln Sie mal! Als Politiker wird eine Person bezeichnet, die ein politisches Amt oder Mandat innehat ODER in sonstiger Weise politisch wirkt. Insofern frage ich mich, wieso Ihr Kommentar nicht von der Redaktion gesperrt wurde. Wobei ich persönlich als Zeitungsherausgeberin nichts und niemanden sperren würde. Das muss man anders regeln.
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  • Peter Koch
    Demokratie kann doch ganz gut funktionieren.
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  • Manfred Englert
    Das sehe ich auch so. Es wird gehandelt ohne zu spekulieren und ohne Vorverurteilung, das ist der Weg!
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