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Würzburg
Klappt Weihnachtsbesuch bei den Großeltern trotz Corona?
Die Infektionszahlen steigen, Bayern hat die Corona-Regeln verschärft. Was heißt das für Seniorenheime in der Region? Wie regeln sie Besuche? Und was wird mit Weihnachten?
Die Infektionszahlen steigen, Bayern hat die Corona-Regeln wieder verschärft. Besuche in Pflege- und Seniorenheimen sollen aber erlaubt bleiben.
Foto: Jonas Güttler, dpa | Die Infektionszahlen steigen, Bayern hat die Corona-Regeln wieder verschärft. Besuche in Pflege- und Seniorenheimen sollen aber erlaubt bleiben.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:25 Uhr

Noch ist der befürchtete, harte Corona-Winter gar nicht da. Die Infektionszahlen aber steigen bereits massiv, auch in Unterfranken. Bayern hat deshalb die geltenden Regeln verschärft. Für Besuche in Pflege- oder Altenheimen etwa gilt ab einer Inzidenz von 50 wieder die Beschränkung auf eine Person täglich während einer festen Zeit. Droht den Seniorenheimen nun in absehbarer Zeit das nächste Besuchsverbot? "Das ist niemandem mehr zuzumuten", sagt Ulrike Hahn, Bereichsleiterin Senioren und Reha bei der AWO Unterfranken, zu der in der Region 18 stationäre Senioren-Einrichtungen gehören. Ein Gespräch über den Zwiespalt der Heimleiter, Pflege mit Abstand und die Herausforderung Weihnachten.

Frage: Braucht es im Winter noch strengere Besuchsregeln in den Seniorenheimen?

Ulrike Hahn: Die ganz strengen Regeln und Verbote, wie es sie im Frühjahr gab, das geht nicht mehr. Das ist niemandem mehr zuzumuten. Wir haben mittlerweile in vielen Häusern die Besuchsregelungen weit geöffnet – schlicht, weil es für unsere Bewohner und auch die Angehörigen notwendig ist.

Fürchten Sie nicht, dass es in den kommenden Monaten zu neuen Ansteckungswellen in den Einrichtungen kommt?

Hahn: Wenn wir es schaffen, dass Angehörige und Mitarbeiter weiterhin aufmerksam sind, können wir die Gefahr gut eindämmen. Aber dafür braucht es in der Tat noch einmal neue Anstrengungen, gerade um sich konzeptionell auf die beengte Situation drinnen einzustellen.

Welche Regeln gelten denn aktuell? Und wie legen Heime in der Region die Richtlinien aus?

Hahn: Die Vorgaben des Ministeriums sind stringent für alle Einrichtungen geregelt. Alles, was wir darüber hinaus öffnen, ist unser Risiko – und davor scheut sich vielleicht der ein oder andere Einrichtungsleiter. Das kann man ihm auch nicht verdenken: Denn wenn es irgendwo zu einem Corona-Ausbruch kommen sollte, dann muss er sich rechtfertigen und der Staatsanwalt steht schnell vor der Tür. Deshalb orientieren sich viele Kollegen streng daran, was das Ministerium vorgegeben hat. Dafür ernten sie von manchen Angehörigen Unverständnis, weil schwer nachvollziehbar ist, warum die Situation in verschiedenen Einrichtungen unterschiedlich gehandhabt wird.

Können Sie dafür ein Beispiel nennen?

Hahn: Es sollen etwa Besuchsräume außerhalb der Zimmer der Bewohner zur Verfügung gestellt werden. Nur: Wenn ich so etwas vorgebe und ein Heim hat nicht unzählige Räume, ist die Folge zwangsweise, dass ich die Besuchszeiten immer begrenzen muss. Es können ja nicht alle gleichzeitig da sein. Andere Häuser sind großzügiger und lassen Besuche in den Zimmern zu. Das ist aber etwas, was man im schlimmsten Fall später rechtfertigen muss. Als Heimleiter steht man immer im Zwiespalt zwischen größtmöglichem Schutz und dem Wunsch, soziale Kontakte zuzulassen.

Ulrike Hahn leitet den Bereich Senioren und Reha bei der AWO Unterfranken.
Foto: Ronald Grunert-Held, AWO Unterfranken | Ulrike Hahn leitet den Bereich Senioren und Reha bei der AWO Unterfranken.
Sicher ist: Corona hat in den Senioreneinrichtungen viel verändert. Wie anders ist der Heimalltag heute?

Hahn: Angebote wie Bastelstunden oder Malkurse, das hat sich reduziert – aber es findet statt. Natürlich mit Abstand und in kleineren Gruppen. Das bedeutet, wir haben mehr Aufwand und brauchen mehr Personal, um die Angebote in gleichem Umfang wie vor Corona umsetzen zu können.

Mehr Personal, gibt es das?

Hahn: Der Mangel an Fachkräften ist nach wie vor enorm. Das Ganze klappt nur, weil Mitarbeiter sich engagieren und Überstunden machen und sich um ihre Bewohner kümmern wollen.

Aber auch für Pflegekräfte gilt ja, Abstand halten. Wie kann Pflege so funktionieren?

Hahn: Abstand halten in der direkten Pflege geht natürlich nicht – und wenn jemand etwas anderes erzählt, dann soll er mir das demonstrieren. Natürlich tragen die Mitarbeiter Schutzausstattung. Und wenn ich mit Mundschutz mit meinem Bewohner sprechen muss, ist das nicht schön. Aber es muss eben sein.

Sind die Heimbewohner heute isolierter als noch vor einem Jahr?

Hahn: In der Mehrzahl sind sie nicht isoliert. In unseren Heimen gibt es zum Beispiel das Wohngruppen-Konzept, dazu gehören je zwölf Bewohner und diese werden als ein Haushalt gezählt. Die Betroffenen haben jeden Tag miteinander zu tun. Und die Senioren dürfen ja auch raus, wir wollen niemanden festhalten.

Fürchten Sie, dass sich die Situation im Winter zuspitzt? Treffen mit Angehörigen im Freien etwa, fallen dann wahrscheinlich weg.

Hahn: Wenn sich alle an die Regeln halten, muss es nicht soweit kommen. Wichtig ist auch, dass unsere Mitarbeiter und Bewohner regelmäßig und jederzeit getestet werden. Das klappt in Würzburg gut. Nur so kann man schnell reagieren, wenn Corona-Fälle auftreten.

Wie oft wird denn getestet?

Hahn: Nicht jeden Tag, aber im Schnitt alle zwei bis vier Wochen und immer, wenn Symptome auftreten. Ist ein Mitarbeiter erkältet, darf er nicht arbeiten – was natürlich bedeutet, dass sich der Personalmangel verschärft. Das kann ein Problem in den Wintermonaten werden.

Und was wird an Weihnachten?

Hahn: Chaos wird es nicht geben. Wir werden versuchen, dass wir das organisiert bekommen. Dass alle Bewohner eines Heims mit den Angehörigen beisammen sitzen und Kaffee trinken wie in den Vorjahren, das wird sicher nicht möglich sein. Aber ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass man in den einzelnen Wohnbereichen feiert oder separiert in verschiedenen Räumen. Man muss eine Lösung finden, um trotzdem Feiertagsstimmung aufkommen zu lassen.

Würden Sie sagen, Weihnachtsbesuche bei den Großeltern sind trotz Pandemie in Ordnung – oder sollte man zum Schutz der Älteren ganz verzichten?

Hahn: Wenn ich meine Großeltern im Heim besuchen möchte, dann muss ich mich eben vorher achtsam verhalten und die Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Das gilt immer, aber besonders an Weihnachten. Da sollte man sich schon überlegen, ob man vor einem Besuch zu großen Feiern geht – oder ob es einem wichtiger ist, dass man guten Gewissens seine Großeltern treffen kann. Auch muss jedem klar sein: Wird die Vorsicht über Bord geworfen, dann gefährden Besucher auch andere Heimbewohner und unsere Mitarbeiter. Es geht nicht nur um mich und die eigene Familie, sondern um viele empfindliche Menschen.

 
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