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Würzburg/Iphofen
Sondersitzung zum umstrittenen Knauf-Bergwerk im Würzburger Stadtrat: Das sind die Positionen der Parteien
Bayerns größtes Gipsbergwerk mitten im Trinkwassereinzugsgebiet von Würzburg? Darum geht es an diesem Donnerstag im Rathaus. Wofür sich die Fraktionschefs starkmachen.
Die Fraktionsvorsitzenden im Würzburger Stadtrat beziehen Position zum geplanten Knauf-Bergwerk: (oben v. li) Wolfgang Roth (CSU), Alexander Kolbow (SPD), Sandra Vorlová (Grüne),  Josef Hofmann (Freie Wähler), (unten) Barbara Meyer (Linke), Raimund Binder (ÖDP) und Joachim Spatz (FDP). 
Foto: Becker, Obermeier, Merkl Foto & Text Des, Gralla, Lauterbach | Die Fraktionsvorsitzenden im Würzburger Stadtrat beziehen Position zum geplanten Knauf-Bergwerk: (oben v. li) Wolfgang Roth (CSU), Alexander Kolbow (SPD), Sandra Vorlová (Grüne),  Josef Hofmann (Freie Wähler), ...
Angelika Kleinhenz
 und  Natalie Greß
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:34 Uhr

Der Countdown läuft. Noch bis 6. März können Kritiker und Befürworter Stellung nehmen zum geplanten Mega-Projekt der Firma Knauf in der Alterheimer Mulde im Landkreis Würzburg. Der Gips-Weltmarktführer aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will dort Bayerns größtes Bergwerk bauen - mitten im Trinkwassereinzugsgebiet und planreifen Schutzgebiet der Stadt Würzburg.

Auch die Stadt will eine Stellungnahme beim Bergamt Nordbayern in Bayreuth abgeben. Die Behörde, deren Aufgabe die Sicherung der Rohstoffversorgung ist, trifft letztlich die Entscheidung, ob das Bergwerk genehmigt wird.

Für Irritationen bei einigen Stadtratsmitgliedern sorgte zuletzt, dass die Gutachter des städtischen Trinkwasserversorgers TWV die Gefahren fürs Trinkwasser durch das Bergwerk deutlich größer einschätzen als im Gutachten der Firma Knauf beschrieben. 

Um dem Wunsch des Stadtrats "nach umfassenden Informationen" gerecht zu werden, wurden daher zu einer öffentlichen Sondersitzung an diesem Donnerstag (16 Uhr, Ratssaal) auch Vertreter von Bergamt und Knauf eingeladen, um ihre Sicht darzulegen.

Für ein Stimmungsbild haben wir vorab den Fraktionsvorsitzenden schriftlich drei Fragen gestellt und die wichtigsten Aspekte aus ihren Antworten zusammengefasst.

1. Wie bewerten die Fraktionsvorsitzenden zum jetzigen Zeitpunkt das geplante Bergwerk im Trinkwassereinzugsgebiet?

Wolfgang Roth (CSU) sieht sich erst in der Lage, eine Bewertung vorzunehmen, "wenn die sachkundigen Stellen allesamt beteiligt, gehört und gewürdigt worden sind". Wenngleich der Trinkwasserschutz "oberste Priorität" habe, sei Gips "ein wichtiger Baustoff" und "bei einer schwächelnden Wirtschaft hat jeder Arbeitsplatz Relevanz". Für Roth wäre "die optimale Lösung", wenn beide Belange umgesetzt werden könnten.

Auch Josef Hofmann (Freie Wähler) betont einerseits "die wirtschaftliche Bedeutung und Arbeitsplätze" des Knauf-Vorhabens. Andererseits habe der Trinkwasserschutz Priorität "und darf nicht zum Feigenblatt verkommen".

"Wirtschaftliche Chance und ökologisches Risiko zugleich" sieht Alexander Kolbow (SPD) durch das geplante Bergwerk. Für ihn "überwiegt jedoch die Sorge vor den negativen Auswirkungen" auf das Trinkwasser: "Deshalb bin ich persönlich gegen das Knauf-Werk."

Sandra Vorlová (Grüne) sieht das Vorhaben "sehr kritisch". Die bisherige hydrogeologische Untersuchung von Knauf sei "nicht ausreichend". Ein "unbekanntes Restrisiko" könne "keine akzeptable Grundlage für eine Genehmigung" des Bergwerks sein. Solange man die Risiken nicht "sicher ausschließen" könne, halten die Grünen "das Projekt für unverantwortlich".

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Raimund Binder (ÖDP) verweist auf eine Einschätzung des Verwaltungsgerichtshofs, wonach auch nur die "entfernte Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung fürs Trinkwasser" nicht hinnehmbar sei. Das Bergwerk dürfe daher nicht genehmigt werden. "Allein aus Vorsorgegründen" sei "ein Verbot zwingend".  

Für Joachim Spatz (FDP/Bürgerforum) ist "die Versorgungssicherheit der Würzburgerinnen und Würzburger mit sauberem Trinkwasser in hinreichender Menge oberstes Anliegen". Und: "Jede, auch nur im Ansatz potenzielle Gefährdung dieses Zieles, ist unbedingt zu vermeiden."

Barbara Meyer (Linke) wird noch deutlicher: "Wir sind entsetzt über das Vorhaben der Firma Knauf. Wasser ist eines unserer kostbarsten Güter. Für Gips können Alternativen oder andere Abbauflächen gefunden werden, für Wasser nicht. Deshalb: Hände weg von unserem Wasser!"

2. Wie bewerten die Fraktionsvorsitzenden, dass das seit Jahren geplante Bergwerk erst jetzt Thema im Stadtrat ist?

Für Hofmann (FW) war "erschreckend", dass er "das Basiswissen aus der Tagespresse erfahren musste". Binder (ÖDP) meint, gerade weil "wir Stadträte ja auch Teil der Gesellschaft sind" und "in der Main-Post, bei Bund Naturschutz, Bürgerinitiativen etc. ausführlich berichtet" wurde, müsse "niemand eine Wissenslücke haben". 

Roth (CSU) sagt: "Die mangelnde Transparenz und Kommunikation im Klimaschutzreferat war schon oft Thema im Stadtrat." Vorlová (Grüne) stimmt ihm zu, dass "eine frühere Information des Stadtrats für mehr Transparenz gesorgt hätte". Doch grundsätzlich sei es sinnvoll, "fundierte Gutachten abzuwarten, bevor eine politische Debatte geführt wird". 

Kolbow (SPD) fände es grundsätzlich "wichtig", dass Stadträte bei übergreifenden Themen wie Trinkwasser "mehr Einfluss haben".

Spatz (FDP/BF) sagt, er gehe davon aus, dass Oberbürgermeister, Klimabürgermeister und die Verantwortlichen des Trinkwasserversorgers "den Stadtrat zum geeigneten Zeitpunkt einbeziehen, um die Wahrung der Interessen von Würzburg sicherzustellen".

3. Inwiefern wollen die Fraktionen noch auf die Stellungnahme der Stadt zum Bergwerk Einfluss nehmen?

SPD und Grüne wollen sich in der Sitzung am Donnerstag "ohne Wenn und Aber" (Kolbow) dafür einsetzen, dass die Stellungnahme der Stadt "eine klare Haltung zum Schutz unseres Trinkwassers und der Umwelt einnimmt" (Vorlová). Meyer kündigt an, die Linke werde "Bedenken und Einwände gegen den geplanten Bau des Stollens" äußern und "entsprechende Unterschriftenlisten verteilen". 

Roth (CSU) und Hofmann (FW) sagen, an Einflussnahme sei nicht gedacht. Sie wollen aber, dass "mögliche Fehler" in der bisherigen Stellungnahme "verbessert" werden.  

 
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Kommentare
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  • Teresa Horn
    Dass CSU und FW "keine Einflussnahme", wie sie es so schön nennen, planen ist einfach unbegreiflich und frustrierend. Natürlich sind sie nicht für mehr, als die Aufdeckung evtl Fehler, zu haben. Gleichzeitig aber beschweren, dass Probleme nicht rechtzeitig kommuniziert wurden. Also dann halt abwarten. So sieht zukunftsgewandte Politik aus. Zum heulen
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  • Frank Stößel
    Hoffentlich beeindrucken die hinreichend bekannten Bedenken gegen das Gipsbergwerk der Firma Knauf in Altertheim das Bergamt Nordbayern, das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, die Regierung von Unterfranken und den Freistaat Bayern mit seinen in dieser Sache zuständigen Ministerien. Alleine daran fehlt mir der feste Glaube, wenn Knaufs Förderer nur die Arbeitsplätze - wie lange schon beim überdimensionierten und klimaschädlichen Automobilbau - vor Augen haben. Ob wir heute schon nach der Stadtratssitzung mehr und Besseres Wissen? Bis dahin Tee trinken und abwarten. Nebenbei kann man als Bürger immer noch Einspruch erheben gegen die Genehmigung dieses Gipsbergwerks im Trinkwasserschutzgebiet.
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  • Jens Lattke
    Was ich nicht verstehe, ist dass was H-M Hofmann oben bereits anspricht: wird denn in so einem Fall nicht nach entsprechenden Sicherheitsgarantien gefragt? Also eine entsprechende Risikoübernahme die ALLE anfallenden Kosten im Falle einer Kontermination/Beeinträchtigung des Trinkwassers übernimmt? Inklusive persönlicher Haftung der Inhaber?

    Es ist ja nun keine Kleinigkeit …
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  • Jürgen Huller
    Mal ehrlich:

    Was nützt denn eine Garantie oder ein monetärer Schadensersatz, wenn es kein sauberes Trinkwasser mehr gibt? Dann ist auf Geld auch gepfiffen.

    Die ganzen Gutachten dienen doch nur einem Zweck:

    Juristisch nicht belangt werden zu können, falls was schief geht!

    Kein Gutachten dieser Welt kann ausschließen, dass etwas schiefgeht. Oder glauben Sie hier geht es um Trinkwasserschutz?

    Kann man im Fall des Falles das ganze Altpapier trinken? Das bringt das Wasser nicht mehr zurück.

    Das ist doch genau das Problem!

    Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Das ist eine Illusion. Da sind so viele Variablen in dieser Gleichung, ... zzgl. die, an die man noch gar nicht gedacht hat.

    Deshalb müssen die Entscheider nun abwägen, ob sie das Trinkwasser riskieren wollen, oder eben nicht.

    Null Risiko gibt es jedenfalls nicht! Alles andere ist juristisches Geplänkel um den eigenen Hintern zu decken!
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  • Johannes Metzger
    neue Gutachten werden ein Restrisiko für die Wasserversorgung nicht ausschließen.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Hm

    schon mal drüber nachgedacht mit Knauf zu bereden dass die im Fall des Falles auf ihre Kosten die Trinkwasserversorgung in der Region sicherstellen?
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  • Jo Schmitt
    Hinweis an Leser hier:
    Sitzungen kommunaler Gremien (erst recht Stadtrat) sind immer öffentlich. Nichtöffentlich darf nur sein, was Sachverhalte betrifft die in das Persönlichkeitsrecht eingreift oder bezüglich Firmen wettbewerbswichtge Informationen.
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  • Robert Hippeli
    Vielleicht macht Knauf in Wü auch eine plötzliche Steuerzahlung wie in Iphofen und schon sieht die Welt anders aus!

    Ach neee geht ja gar net, Knauf zahlt in Wü ja gar nix!
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  • Peter von der Tann
    Nur an die Baskets !Bin mal gespannt wie man die Multifunktionshalle und Strassenbahn mit Würzburger steuergelder bezahlen will ??Sind da auch Knauf Steuergelder dabei(Zuschüsse)??
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  • Jens Lattke
    Mit Hartmann v.d. Tann verwandt?
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  • Peter Koch
    Mal bei Knauf anfragen ob die nicht aus der Portokasse die Arena bezahlen könnten. Dann dürfte das Ding auch Knauf-Arena heißen. Wahlweise wäre auch ein Knauf-Theater denkbar.
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  • Robert Hippeli
    Sollche Deals liegen ja im Zeitgeist.

    Die einen bekommen Schürfrechte für "Unterstützungen" und die anderen zahlen nur die Zeche.
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  • Peter von der Tann
    Mal bei MAIN POST nach fragen und andere WÜ- Firmen oder sind alle klamm??
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  • Peter Koch
    Sind diese Schlafmützen doch tatsächlich noch aufgewacht! Seit Jahren, etwa seit 2018, liest man in der MP von diesem Bergbauprojekt und erst jetzt wird der würzburger Stadtrat tätig.
    Und warum ist eigentlich das Wasserschutzgebiet noch nicht fertig geplant? Das zieht sich jetzt schon über 30 Jahre hin. Es kann ja nur Corona gewesen sein oder ist es einfach gar nicht so wichtig.
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/zeller-quellen-aufregung-ueber-plaene-fuer-riesiges-wasserschutzgebiet-art-10571967
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  • Andreas Schliemann
    Den letzten Satz verstehe ich nicht.
    Gibt es Fehler oder nicht?
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