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Würzburg
Ernährung und Krebs: Du bist, was du isst – oder nicht?
Was sollte man essen, um gesund zu bleiben? Fördert Zucker das Tumorwachstum? Und gibt es eine Diät, die Krebs heilt? Eine Würzburger Expertin über Mythen und sinnvolle Tipps.
Viel Obst und Gemüse sollten auf dem Speiseplan stehen.
Foto: Christoph Soeder, dpa | Viel Obst und Gemüse sollten auf dem Speiseplan stehen.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:35 Uhr

Kann man Krebs aushungern? Fördern Zucker und Alkohol das Tumorwachstum? Und welche Rolle spielt eigentlich Kaffee? "Es gibt keine Krebsdiät, die alleine heilen kann", sagt Lisa Schiffmann, Ernährungsberaterin/DGE am Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken in Würzburg. Über die Ernährung bei Krebs kursieren zahlreiche Mythen, Weisheiten, Ratschläge. Was stimmt und wo ist Vorsicht geboten? Eine Auswahl der wichtigsten Fragen und Antworten.

Kann man mit der richtigen Ernährung Krebs verhindern?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Sicher sei, dass man durch Ernährung das Risiko für eine Krebserkrankung senken könne, sagt Ernährungsberaterin Lisa Schiffmann. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle – etwa ein gesundes Körpergewicht, ausreichend körperliche Aktivität oder das Vermeiden von Umweltschadstoffen. "Nach Schätzungen könnten 30 bis 50 Prozent aller Krebsfälle so vermieden werden", sagt Schiffmann.

Erhöht Übergewicht das Krebsrisiko?

Fettleibigkeit könnte bald dem Rauchen den ersten Rang als Hauptursache für Krebs ablaufen, heißt es von der Deutschen Krebsgesellschaft. Rund 25 000 Krebserkrankungen ließen sich demnach bundesweit pro Jahr verhindern, wenn alle Menschen ihr Normalgewicht halten würden. Problematisch am zu hohen Gewicht: Durch die Fettansammlungen im Körper können Entzündungsprozesse ausgelöst werden, die Krebs begünstigen.

Was muss man essen, um gesund zu bleiben?

"Es gibt keine Kausalzusammenhänge im Sinne von: Wenn ich das und das esse, werde ich immer gesund bleiben", sagt Lisa Schiffmann. Pflanzenbasierte Kost wirke sich aber positiv aus. Einen Leitfaden für gesundes Essen bieten auch die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): abwechslungsreich essen, mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag, Vollkornprodukte bevorzugen, bei Fetten pflanzliche Öle wählen, Zucker und Salz einsparen, vor allem Wasser trinken, Lebensmittel schonend zubereiten, mit tierischen Produkten wie Milch, Fisch oder Fleisch den Speiseplan ergänzen, achtsam essen und körperlich aktiv bleiben.

'Es gibt keine Krebsdiät, die alleine heilen kann', sagt Lisa Schiffmann, Ernährungsberaterin/DGE am Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken in Würzburg.
Foto: Johannes Allgaier | "Es gibt keine Krebsdiät, die alleine heilen kann", sagt Lisa Schiffmann, Ernährungsberaterin/DGE am Comprehensive Cancer Center (CCC) Mainfranken in Würzburg.
Welche Rolle spielen Getränke? Was bewirkt Alkohol?

Generell gilt: Alle mit Zucker gesüßten Getränke könnten Übergewicht fördern und damit schaden, sagt die Ernährungsberaterin. Also lieber Wasser oder Tee als Limonade. Alkohol sollte nur gelegentlich und in kleinen Mengen getrunken werden. "Bei Alkohol gibt es eine überzeugende Evidenz, dass er das Risiko für Krebserkrankungen im Mund- und Speiseröhrenbereich, aber auch für Leber-, Dickdarm- und Brustkrebs steigen lässt", sagt Schiffmann.

Was ist mit Kaffee?

"Kaffee kann wahrscheinlich das Risiko für Leber- und Gebärmutterkörperkrebs senken", sagt Schiffmann. Das habe sich in mehreren Studien bestätigt. Die lange geltende Annahme, Kaffee sei ungesund, stimme so nicht. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigten  Untersuchungen: Schwarzer Kaffee ist kein Risikofaktor für die meisten häufigeren Krebsarten – im Gegenteil.

Ist Fleisch schädlich?

Vegetarier muss niemand werden – aber Fleisch und Wurst sollten laut Deutscher Krebsgesellschaft nur in Maßen genossen werden. Das heißt etwa 300 bis 600 Gramm pro Woche. "Fleisch per se ist nicht unbedingt schädlich, es kommt auf die Menge, Verarbeitung und Zubereitung an", sagt die Würzburger Ernährungsberaterin Lisa Schiffmann. Die Inhaltsstoffe von rotem Fleisch wie Rind, Schwein oder Lamm könnten durch die Verarbeitung und durch Umwandlungsprozesse im Körper krebsfördernd wirken. Schiffmann rät daher zu weißem Fleisch wie Geflügel.

Egal ob Würtschen oder Steak - beim Grillen sollte man vorsichtig sein.
Foto: Thinkstock | Egal ob Würtschen oder Steak - beim Grillen sollte man vorsichtig sein.
Ist es richtig, dass verbrannte Speisen – etwa verkohlte Grillwürstchen – Krebs auslösen können?

Ja, sagt Schiffmann. Der Grund: Brennt Fleisch an, können krebserregende Stoffe wie heterozyklische aromatische Amine (HAA) oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enstehen. Beide können im Körper Veränderungen bewirken und zur Entstehung von Tumoren führen. "Auch wenn Fett in die Grillkohle tropft und es raucht, finden schädliche Prozesse statt", sagt Schiffmann.

Brauchen Krebspatienten mehr Eiweiß?

Während einer Krebserkrankung benötigt laut Ernährungsberaterin Schiffmann ein Großteil der Patienten mehr Eiweiß als ein gesunder Mensch. Grund sei ein veränderter Stoffwechsel, der dazu führe, dass Eiweiß schneller ab- und schwerer aufgebaut werde. Eiweißquellen können nicht nur tierische Produkte sein, sondern auch Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Kartoffeln oder Getreidesorten wie Hirse oder Amarant.

Stimmt es, dass man Tumore mit Zucker quasi füttert?

"Dass Zuckerkonsum eine Krebserkrankung beschleunigt, ist wissenschaftlich nicht belegt", sagt Schiffmann. Hintergrund der weit verbreiteten Annahme ist eine alte Theorie des Biochemikers und Mediziners Otto Warburg zum Stoffwechsel von Krebszellen. "Krebszellen nutzen Zucker anders als gesunde Zellen", erklärt Schiffmann. So sei der Glukosebedarf einer Krebszelle etwas höher. Warburg leitete daraus seine Hypothese ab: Zuckerverzicht könne das Krebswachstum stoppen. "Aber das stimmt nicht", sagt Schiffmann. Nicht bei allen Krebszellen sei der Glukosestoffwechsel verändert, heißt es auch bei der DKFZ. Außerdem gebe es Beobachtungen, dass sich Krebszellen anpassen könnten: Stehen keine Kohlenhydrate zur Verfügung, würden sie ihre Energie anders gewinnen.

Ist eine Diät für Krebspatienten sinnvoll – oder kann Gewichtsverlust gefährlich werden?

Mangelernährung und ein Abbau von Fett- und Muskelmasse sind nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft eine häufige Folge von Krebs. Oft verlieren die Betroffenen Gewicht, ohne es zu wollen. Deshalb sei eine Diät in der Therapiephase nicht angebracht, sagt Ernährungsberaterin Schiffmann. Mangelernährung kann sogar dazu führen, dass sich die Prognose der Patienten verschlechtert. Schiffmann warnt daher, eigenmächtig etwa ketogene oder Low-Carb-Diäten auszuprobieren, die den Kohlenhydratanteil drastisch reduzieren.

Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?

Je mehr Vitamine, desto besser? Auf eigene Faust Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, sei nicht sinnvoll und könne in manchen Fällen sogar schaden, sagt Schiffmann. Nur bei einem festgestellten Mangel oder nach Rücksprache mit dem Behandlungsteam, seien bestimmte Präparate hilfreich.

Kann man durch die Ernährung einen Rückfall vermeiden?

Wer eine Krebserkrankung überstanden hat, für den gelten laut Schiffmann im Prinzip wieder die gleichen Ernährungsregeln wie für gesunde Menschen: möglichst abwechslungsreich, saisonal und frisch essen.

Informationen zur Ernährung bei Krebs

Krebspatienten wird eine individuelle Ernährungsberatung empfohlen. Fachkräfte findet man  über die Krankenkassen, Berufsverbände oder auch bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Informationen rund um das Thema Essen und Krebs gibt es beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Und das Bayerische Zentrum für Krebsforschung, zu dem auch das CCC Mainfranken gehört, bietet ein Bürgertelefon für Fragen: 0800 8510080.
Viele praktische Tipps und Ideen zum Nachkochen sind auf der Website was-essen-bei-krebs.de gesammelt. Je nach Symptomen und Beschwerden kann man sich hier Rezepte zusammenstellen.
Quelle: dkfz, sp

Winterliche Rezept-Tipps von Ernährungsberaterin Lisa Schiffmann

Gewürzjoghurt - für Zwischendurch oder als Nachtisch
Zutaten: 1 kg Bio Naturjoghurt, 4 Espressolöffel Kurkumapulver, ca. 4 cm frischer Ingwer, 2 Espressolöffel Ceylon-Zimt, schwarzer Pfeffer, 6-8 TL Leinöl (oder Walnussöl), zum Süßen  Akazienhonig, Agavendicksaft oder Ahornsirup
Zubereitung: Öl und Joghurt vermischen. Den Ingwer fein reiben und mit den Gewürzen in den Joghurt rühren. Nach Geschmack süßen. Kann mit Wasser verdünnt auch als Getränk genossen werden!
Grünkohlsalat – klassisches Wintergemüse mal anders
Zutaten: Grünkohl, Zitronensaft und –abrieb einer Zitrone, 2 EL Olivenöl, 2 EL Tahin (Sesampaste), 2 TL Kreuzkümmel und 1 EL Agavendicksaft, etwas Salz und Pfeffer
Zubereitung: Grünkohl waschen und vom Strunk befreien. Mit einem Zitronen-Sesam-Dressing mischen und als Salat mit gebackenen Äpfeln, Kürbis und Mandeln aus dem Ofen sowie nach Geschmack mit Rosinen oder Datteln servieren.
Quelle: Schiffmann
 
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  • jhuller@gmx.de
    Unsere "Ernährungsminister" auf Landes- und Bundeseben tun ja alles dafür, damit sich der Schleier der Zutatenlisten auf dem Industriefras nicht zu leicht lüften lässt. Profit geht über Volksgesundheit. Feigenblatt- uns Alibipolitik aller Orten: Alles auf "freiwilliger Basis"- wie beim Nutri Score. Läuft super - für die Industrie.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Gesund essen ist für alle wichtig. Egal ob eine Erkrankung vorliegt oder nicht. Es bedarf hierf noch mehr Information und Aufklärung über ausgewogene abwechslungsreiche und gesunde Ernährung. Des weiteren müssen endlich Produkte die nachweislich ungesund oder schädlich sein können gesetzlich als solche besser gerade für Verbraucher deklariert werden. Die wenigsten lesen die Nährwerttabelle beim Einkaufen. Auch müssen strengere Regeln und Gesetze für die Nahrungsmittelproduktion geschaffen werden. Einen Joghurt mit >10g Zucker /100g oder Brotaufstriche mit > 30g/100g braucht kein Mensch. Auf Bier Wein und Schnapsflaschen ähnlich wie bei Zigaretten auf die Suchtgefahr hinzuweisen macht ebenfalls Sinn.
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