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Würzburg
8 Fakten: Wie schädlich ist unser Fleischkonsum für das Klima?
Fleisch hat keine gute Klimabilanz. Müssen wir fürs Grillen aufs Duschen verzichten - oder gibt es schmackhafte Alternativen? Acht Fakten rund um Fleisch und Klima.
Fleisch schmeckt gut, ist aber schlecht fürs Klima: Gerade bei der Produktion von Rindfleisch entstehen reichlich Treibhausgase. 
Foto: Getty Images | Fleisch schmeckt gut, ist aber schlecht fürs Klima: Gerade bei der Produktion von Rindfleisch entstehen reichlich Treibhausgase. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:23 Uhr

Fleisch hat keine gute Klimabilanz. Müssen wir fürs Grillen aufs Duschen verzichten - oder gibt es schmackhafte Alternativen? Acht Fakten rund um Fleisch und Klima.

1. Ist Fleisch wirklich ein Problem für das Klima?

"Der ökologische Fußabdruck der Fleischproduktion ist einfach schlecht", sagt Professor Heiko Paeth, Klimaforscher an der Universität Würzburg. "Fleisch macht uns mit erheblich größerem Aufwand satt als pflanzliche Nahrung." Die fünf weltgrößten Fleisch- und Milchkonzern verursachen mehr klimaschädliche Gase als der Ölriese Exxon, heißt es im Fleischatlas 2018 der Heinrich-Böll-Stiftung. Das hänge vor allem auch mit der Futtermittelproduktion zusammen, für die riesige Landflächen intensiv bewirtschaftet werden müssen. Ohnehin werde für kein anderes Konsumgut der Welt so viel Land benötigt wie für die Herstellung von Fleisch und Milch.

Gerade Steaks und Käse sind schlecht für das Klima. Das liegt daran, dass Rinder bei der Verdauung reichlich Methan ausstoßen. Dieses Gas belastet das Klima 25-mal stärker als Kohlendioxid. Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht laut Umweltbundesamt zwischen sieben und 28 Kilo Treibhausgasen, während Obst oder Gemüse bei weniger als einem Kilo liegen. Insgesamt hat die Landwirtschaft im Jahr 2017 sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verursacht, rund die Hälfte davon ist auf die Tierhaltung zurückzuführen.  

2. Welche Folgen könnte der hohe Fleischkonsum für Unterfranken haben?

Unterfranken gilt als Hotspot des Klimawandels – damit gehen auch Hitzesommer und Dürreperioden einher. Für Unterfranken könnte also gerade der hohe Wasserverbrauch der Viehwirtschaft ein Problem werden, so Heiko Paeth."Wir werden in der Region in Zukunft ganz sicher weniger Wasser haben. Zugespitzt gefragt: Wollen wir aufs tägliche Duschen verzichten für Grillsteaks im Sommer?" Für die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch werden rund 15 000 Liter Wasser benötigt, für ein Kilo Geflügel 4000 Liter. Im Vergleich: Ein Kilo Kartoffeln braucht 210 Liter Wasser.

3. Wie viel Fleisch essen wir in Deutschland?

Rund 60 Kilogramm Fleisch verzehren die Deutschen jährlich pro Kopf, heißt es in einem Jahresbericht der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. 1990 waren es noch etwa fünf Kilogramm mehr. Der Fleischverzehr sinkt also – aber sehr langsam. Am meisten wird in Deutschland Schweinefleisch gegessen (35,8 Kilogramm pro Kopf), darauf folgen Geflügel mit 12, 4 Kilogramm pro Kopf und Rindfleisch mit zehn Kilogramm pro Kopf.

4. Wird die Zahl der Vegetarier und Veganer in Zukunft zunehmen?

Der Wissenschaftsautor Bas Kast stellte sein Buch zum Thema Ernährung in der Höchberger Bücherei vor.
Foto: Matthias Ernst | Der Wissenschaftsautor Bas Kast stellte sein Buch zum Thema Ernährung in der Höchberger Bücherei vor.

Der Ernährungsexperte und Wissenschaftsautor Bas Kast aus Rottendorf (Lkr. Würzburg) glaubt durchaus, dass die westliche Welt in Zukunft weniger Fleisch essen wird. Warum? Einerseits weil sich "unsere Empathie mehr und mehr auch auf die Tierwelt" erstreckt, meint Kast. "Das führt dazu, dass immer mehr Menschen hinterfragen, wo ihr Fleisch herkommt und ob das Tier gelitten hat." Neben dem ethischen Aspekt nehme aber auch das Bewusstsein für den Klimaschutz zu. "Die Veränderung kommt durch die jungen Leute." Außerdem achten die Menschen zunehmend auf ihre Gesundheit, so der Ernährungsexperte. Und als Faustregel gelte nun einmal, dass pflanzliche Lebensmittel gesünder sind als tierische Produkte. 

Andreas Daxenberger von TÜV Süd teilt diese Prognose nur eingeschränkt. Eine vollständige Trendwende sei auf Grund der noch geringen Anzahl an Verbrauchern, die konsequent vegan oder vegetarisch einkaufen, nicht zu erwarten. Dennoch werden laut TÜV Süd immer mehr Fleischersatzprodukte gekauft.

5. Liegt bald Fleisch auf unseren Tellern, das im Labor gezüchtet wurde?

Auch Rindfleisch aus dem Labor könnte laut dem Ernährungsexperten Bas Kast dazu beitragen, dass weniger konventionelles Fleisch konsumiert wird. Laborfleisch sei wegen der hohen Herstellungskosten derzeit zwar noch "Zukunftsmusik", werde aber immer billiger. Doch das künstlich gezüchtete Fleischgewebe habe ein Imageproblem, so Kast. "Die Leute haben noch diese Igitt-Reaktion." Laut einer Studie des Frauenhofer-Institutes nehmen tatsächlich nur 13 Prozent der Verbraucher des sogenannten In-Vitro-Fleisches als positiv war. Dabei stamme das Laborfleisch immerhin aus kontrollierten Bedingungen, ohne Infektionen und den Einsatz von Antibiotika, so Kast. "Und es werden keine Tiere dafür gequält."

"Wir werden eine hochpreisige Nische bedienen. Diese ist klein, aber wirtschaftlich."
Stefan Köhler, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands Unterfranken

"Angeblich soll Laborfleisch 2020 konkurrenzfähig sein mit der klassischen Fleischproduktion", bestätigt Stefan Köhler, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands Unterfranken. Ob die Qualität wirklich gleichwertig sein wird, müsse man aber abwarten. 

6.Womit haben die unterfränkischen Viehhalter zu kämpfen?

Vegetarische oder vegane Ernährung bereite den unterfränkischen Viehhaltern bislang noch keine Probleme, sagt Stefan Köhler vom Bauernverband. Es seien die globalen Märkte, die den Landwirten zu schaffen machen. "Wenn unsere Produktion zu teuer ist, wird das Fleisch günstig importiert", sagt Köhler. Billiger sei das Fleisch aus dem Ausland aber nur, weil es dort weniger gesetzliche Standards gebe. In Unterfranken setzen Landwirte laut Köhler daher zukünftig eher auf Bio-Produkte und regionale Angebote. "Wir werden eine hochpreisige Nische bedienen. Diese ist klein, aber wirtschaftlich." 

7. Ist Fleisch aus der Region besser für das Klima? 

Für Heiko Paeth ist der Kauf von regionalem Fleisch ein Schritt in die richtige Richtung: "Wenn wir schon Fleisch essen, ist es sinnvoll, dieses aus heimischen Gefilden zu kaufen, weil nicht auch noch ein hoher Transportaufwand dazu kommt, der ebenfalls das Klima beeinflusst." Ein weiterer Vorteil: für Wurst und Fleisch aus der Region werden keine Tropenwälder gerodet, um zusätzlichen Platz für die Viehhaltung zu gewinnen.

Derzeit achte ein Großteil der Bevölkerung aber noch deutlich stärker auf den Preis als auf die Herkunft des Fleisches, meint Stefan Köhler. Dazu komme, dass gerade Discounter sehr weit fassen, wie sie den Begriff Regionalität definieren. "Und einige Menschen haben auch gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, sich regionale Produkte zu leisten." Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Köhler: "Das Bewusstsein für Regionalität wird zunehmen."

8. Könnte Unterfranken seinen Fleischbedarf selbst decken? 

Selbst wenn alle auf Regionalität achten würden: Alleine mit Fleisch aus Unterfranken könnte der derzeitige Bedarf in der Region nicht gedeckt werden, vermutet der Bezirkspräsident des unterfränkischen Bauernverbands. Bei dieser Hochrechnung greift Köhler auf den Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland zurück und vergleicht diesen mit dem Tierbestand in Unterfranken. Zudem gehe die Zahl der Tiere in Unterfranken ohnehin ständig zurück. Im Jahr 2018 gab es zum Beispiel 117 285 Rinder in Unterfranken, 2008 lag der Viehbestand noch bei 133 385.

Bayernweit sieht die Lage etwas anders aus. Zumindest der Bestand an Rindern würde ausreichen, damit sich alle Bürger regional ernähren könnten. Nach Informationen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft lag der Selbstversorgungsgrad im Jahr 2018 bei 156 Prozent für Rind- und Kalbfleisch, ausgehend von einem Verbrauch von 13,1 Kilogramm pro Kopf. Beim Schweinefleisch hätte es nicht ganz gelangt. Hier lag der Selbstversorgungsgrad bei 97 Prozent, berechnet mit einem Verbrauch von 49,5 Kilogramm pro Kopf.

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