Modernes Forschungswissen in die Praxis holen – und dann in die Fläche tragen: Darum geht es am Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF), einem von bundesweit 14 onkologischen Spitzenzentren. Was aber unterscheidet diese von herkömmlichen Versorgungseinrichtungen?
Von Anfang durch ein interdisziplinäres Team betreut
Comprehensive Cancer Center sind in Deutschland etwa seit 2005 nach amerikanischem Vorbild entstanden. Grund war die Erkenntnis, dass „die Krebsmedizin so komplex wird, dass das in klassischen Klinikstrukturen gar nicht mehr zu fassen ist“, sagt Professor Ralf Bargou, Direktor des CCC MF. Interdisziplinäre Behandlungsansätze wurden nötig. Die Spitzenzentren sollen hier als Vorreiter fungieren und translationale Forschung umsetzen, sprich neue Entwicklungen schnellstmöglich „vom Labor ans Krankenbett“ bringen. Die herkömmlichen Klinikstrukturen seien damit überfordert.
In Würzburg ist das CCC MF aus dem „Interdisziplinären Tumorzentrum an der Universität Würzburg“ hervorgegangen. Es ist „letztendlich eine neue Versorgungsstruktur“, sagt Bargou. Aber: Statt wie traditionell in Instituten oder Kliniken werden Patienten hier nicht mehr nur in einer Abteilung behandelt, sondern von Anfang an durch ein interdisziplinäres Team betreut. Dazu gehören beispielsweise ein Chirurg, ein Strahlentherapeut, ein Pathologe, ein Studienarzt und ein Psychoonkologe. „In diesen sogenannten Tumorboards wird festgelegt, was für den einzelnen Patienten der beste Weg ist“, so Bargou. Um das zu koordinieren, gibt es ein Lotsensystem. Jeder Patient wird von einem solchen Lotsen betreut, der Termine ausmacht, die Ärzte unterstützt und alle Daten zusammenführt.
Die Häuser in der Region mitziehen
Insgesamt besteht das CCC MF aus einem Kernteam von 70 Mitarbeitern. Neben der Versorgung von Krebspatienten und der onkologischen Forschung, „haben Spitzenzentren vor allem den Auftrag, die Häuser in der Region mitzuziehen“, sagt Geschäftsführerin Jutta Riese. Es gehe darum, als universitäre Einrichtung ein Netzwerk aufzubauen. „Wir können empfehlen, was mit den Patienten gemacht wird und wir können den kleineren Häusern die Möglichkeit geben, an diesem medizinischen Fortschritt teilzunehmen.“
Und: Versorgung von Krebspatienten meint immer auch Nachsorge. „Patienten, die gerade eine Therapie hinter sich haben, überlegen, was kann ich jetzt für mich tun“, sagt Riese. Deshalb gibt es am CCC MF unter anderem die Möglichkeit, Sportarten auszuprobieren, eine Ernährungsberatung, zahlreiche Selbsthilfeangebote sowie Psychoonkologen, die bei Ängsten helfen. „Wichtig ist es, dass Patienteninteressen ein offenes Ohr im Centrum finden“, sagt Riese.
Krebs-Selbsthilfe-Tag am 23. Juni
Darum geht es auch am Krebs-Selbsthilfe-Tag für Betroffene, Angehörige und Interessierte am 23. Juni im Zentrum für Innere Medizin (Hörsaal und Seminarräume) der Uniklinik. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Alles was der Seele gut tut“, Schirmherr ist Schwimmweltmeister Thomas Lurz. Organisiert wird der Tag vom CCC MF gemeinsam mit der Frauenselbsthilfe nach Krebs. Anmeldung unter Tel. (0931) 20 1 353 50 oder CCC_Anmeldung@ukw.de