Angelo D'Isernia liebt seinen Job. Seit er 16 Jahre alt ist, arbeitet er im Edeka-Markt in Grombühl und sorgt dafür, dass die Kundinnen und Kunden im Stadtteil versorgt sind. Sogar Bestellwünsche konnten sie bei D'Isernia in der Vergangenheit aufgeben. Doch die ganze harte Arbeit könnte jetzt umsonst gewesen sein, denn der Marktleiter steht kurz vor dem finanziellen Ruin, wie er sagt.
Schuld daran habe der Streik im Edeka-Logistikzentrum in Gochsheim, der seit Mitte Mai andauert. Lieferungen bleiben aus, bestellte Produkte streicht Edeka kurzfristig von den Lieferlisten und die Regale im Markt in Grombühl bleiben teilweise leer. Bei der Kundschaft spreche sich das mittlerweile herum und viele würden bei anderen Supermärkten einkaufen, beschreibt der 42-Jährige seine Situation.
Kreditrahmen ist ausgereizt und Hilfe von Edeka ist nicht in Sicht
Die Folgen sind für den Würzburger fatal, weil D'Isernia als selbstständiger Einzelhändler die Verantwortung hat und das unternehmerische Risiko für seinen Markt trägt. Der Edeka-Konzern, der als Genossenschaft organisiert ist, übernimmt lediglich die Belieferung, die Buchhaltung und kontrolliert die Umsatzzahlen in den Märkten. Aber genau diese würden aktuell mehr als schlecht aussehen, sagt der Marktleiter.
Denn: Wo keine Waren sind, da kann auch kein Umsatz gemacht werden. Zwar werde der Markt mit Frischwaren, wie beispielsweise Obst und Gemüse beliefert, doch die Lebensmittel-Regale blieben seit Wochen leer. Es fehlten wichtige Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Konserven oder Kaffee, sagt er. "Wir sind am absoluten Limit." Der Dispokredit bei seiner Bank sei mittlerweile mehr als ausgereizt. "Es ist derzeit ein reines Pokerspiel, ob die Lastschrift zurückgebucht oder genehmigt wird." Er sei immer darauf angewiesen, was sein Bankberater möglich machen könne.
Doch wäre es nicht denkbar, dass der Edeka-Konzern, der um die schlechten Umsatzzahlen weiß, den Kaufleuten zur Hilfe kommt? Könnte D'Isernia nicht beispielsweise um Zahlungsaufschub bei der Ladenmiete oder den Lieferrechnungen bitten? "Null Komma Null Prozent Chance. Das funktioniert nicht", erklärt der 42-Jährige.
D'Isernia sagt, in ihrer Verzweiflung hätten verschiedene Marktleiter bei Edeka bereits angefragt, ob sie ihre Waren selbst aus dem Lager in Gochsheim abholen dürften. Aber auch dies sei seitens des Konzerns nicht möglich gewesen. Die Pressesprecherin der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen, Stefanie Schmitt, bestätigt, dass es solche Anfragen seitens der Märkte gegeben habe. Eine Abholung sei aufgrund der durch den Streik gestörten Prozesse aber nicht möglich.
Für D'Isernia ist das besonders bitter, denn er hatte gehofft, so eine Lösung für sich und seine Kundschaft zu finden. "Ich fühle mich einfach machtlos, weil ich eine Situation ausbaden muss, die ich nicht verursacht habe und nicht beeinflussen kann", resümiert der Würzburger.
Marktleiter fühlt sich machtlos und ausgebremst
Er trage die Verantwortung, nicht nur gegenüber seiner Kundschaft, sondern auch gegenüber seines Personals. Und diese nimmt D'Isernia sehr ernst: "Ich habe viel von meinem privaten Geld in den Laden gesteckt, damit wir trotz des Streikes weitermachen und ich mein Personal bezahlen kann." Schon seine Mutter hätte in dem Markt, der damals noch unter dem Namen "Kupsch" lief, gelernt. Für ihn ist der Edeka in Grombühl wie ein kleines Familienunternehmen, bei dem man gegenseitig aufeinander aufpasse und sich in der Note helfe. Sein Personal in der aktuellen Situation im Stich lassen, komme für ihn nicht infrage.
Der 42-Jährige sagt, dass er viele Ideen für seinen Laden hat und Lust, etwas zu bewegen. Deshalb ärgere es ihn umso mehr, dass er durch den Streik nun ausgebremst werde. Dem Edeka-Konzern allein die Schuld an seiner Lage geben, wolle er aber auf keinen Fall, denn auch das Verhalten der Gewerkschaft Verdi mache ihn wütend.
Würzburger Marktleiter sieht Schuld bei beiden Seiten gleichermaßen
"Als ich gelesen habe, dass sich Herr König von Verdi bei der Kundschaft für die leeren Regale entschuldigt, da habe ich mich schon gefragt, wo die Entschuldigung an uns bleibt", sagt D'Isernia mit einem Kopfschütteln. Er wünsche sich, dass sich auch Verdi endlich kompromissbereit zeige und den Streik beende. Den Einsatz der Gewerkschaft fände er zwar lobenswert, doch es müssten nun Lösungen her.
"Die Lagermitarbeiter leisten enorme Arbeit und das gehört gerecht entlohnt, keine Frage", betont der Marktleiter und appelliert an beide Seiten: "Uns steht das Wasser bis zum Hals – einigt euch endlich!" Es sei an der Zeit, dass beide Seiten nicht nur einen, sondern zwei Schritte aufeinander zugingen.
Edeka verweist auf die Kompromissbereitschaft aller Verhandlungspartner
Auf Nachfrage bei Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen in Rottendorf erklärt Pressesprecherin Stefanie Schmitt, keiner der Einzelhändler müsse sich Sorgen um die notwendige Liquidität machen. "Wir haben verschiedene Unterstützungsleistungen für die Kaufleute. Das macht uns als Genossenschaft aus." Eine Antwort, ob die Zahlungen der Marktleute an Edeka pausiert oder gestückelt werden können, gab der Konzern nicht.
Schmitt betonte außerdem, dass Edeka bei den aktuellen Tarifverhandlungen nur eine von 15 Parteien ist, die am Verhandlungstisch sitzen. Somit sei der Konzern auch auf die Kompromissbereitschaft der übrigen 14 angewiesen. Der Gewerkschaftssekretär von Verdi Würzburg-Aschaffenburg, Peter König, war für eine Stellungnahme an diesem Freitag nicht zu erreichen.
Für den Würzburger Marktleiter D'Isernia sind die anstehenden Tarifverhandlungen am 28. August in München die letzte Hoffnung. Der Marktleiter ist sich sicher, dass die Einzelhändlerinnen und Einzelhändler die aktuelle Situation nicht mehr lang aushalten. "Wir müssen uns alle mal daran erinnern, wofür wir stehen", sagt er und zeigt auf die Aufschrift seines T-Shirts. "Hier steht 'Wir lieben Lebensmittel'. Ich hätte diese Lebensmittel gern, damit ich weitermachen kann."
Streiken ist gut und richtig, aber nicht über Wochen hinaus!
Das Genossenschaftssystem existiert seit 1849! Und Edeka ist auch eines! Das heißt, dass der Kaufmann Miteigentümer von EDEKA ist!
Das was Sie schreiben hat nichts mit der Realität zu tun, verdächtigt nur unnötigerweise die ehrbaren Kaufleute!
Und zum Personal: wo haben Sie die Mähr mit dem Mindestlohn her?
Die Mitarbeiter sind fleißig und erhalten gute Löhne! Sonst würde schon längst niemand mehr arbeiten!
Woher wissen Sie denn, dass die Mitarbeiter gute Löhne erhalten und nur für gute Löhne überhaupt noch arbeiten? Arbeiten Sie bei EDEKA in der Personalabteilung? Ich kenne im Gegensatz zu Ihnen auch genügend Leute, die für schlechte Löhne arbeiten bzw. arbeiten müssen.
Was wollen Sie uns mit dem Hinweis auf das Genossenschaftssystem sagen? Das ist doch bei EDEKA nur noch bedeutungsloses historisches Beiwerk. Der einzelne selbstständige und von EDEKA völlig abhängige Kaufmann hat als Genossenschaftsmitglied Null und Nix zu sagen.
Die Entscheidungen treffen die Manager in der EDEKA Stiftung & Co. KG bzw. die Manager der EDEKA AG. Über das ziemlich verschachtelte Firmenkonstrukt können Sie sich ja bei Wikipedia mal informieren. Mit einer Genossenschaft hat das nichts in Wirklichkeit nichts mehr zu tun.
Da Sie offensichtlich vom Genossenschaftssystem nichts verstehen muss ich nicht darauf eingehen und lass Sie im Irrglauben!
Jede Genossenschaft hat Führung und die braucht es auch! Und je größer desto mehr braucht es!
Das System schlecht zu reden bringt nix, denn es bewährt sich offensichtlich seit vielen Jahrzehnten!
EDEKA selbst trägt praktisch kein Risko, denn was der "selbstständige" Kaufmann an Waren bei EDEKA bestellt, muss er auch bezahlen. Ob und wie er die Waren verkauft, ist sein Problem. Bei den vergleichsweise kleinen Mengen, die diese Läden abnehmen, müssen die froh sein, dass sie überhaupt noch jemand beliefert. EDEKA verdient da bestimmt gut, im Gegensatz zu dem selbstständigen Kaufmann. Der kann sich abrackern wie er will, er wird trotzdem nicht reich. Da schaut EDEKA schon drauf (Umsatzzahlen usw.).
Deshalb sollte man jetzt folgendes machen:
1. Den selbständigen Kaufmann durch Einkäufe unterstützen, denn wenn der Pleite geht, kommt wahrscheinlich keiner mehr nach.
2. Den Streik bei der gut verdienenen EDEKA-Logistik-Organisation unterstützen, denn die Leute, die dort in den Lägern arbeiten, dort sind genauso arm dran wie der selbständige Kaufmann.
Und wenn er nicht gut verdient, verdient auch "Edeka" nicht gut!
Da brauchts kein BWL Studium!
Ihren ersten Punkt kann und muss man voll und ganz unterstützen!
Nicht zu kaufen trifft den Kaufmann vor Ort!
Der zweite Punkt dagegen spiegelt Zynismus wider!
Die gut verdienende EDEKA-Organisation schreibt seit Mai erhebliche Verluste! Das ist den Gewerkschaften total egal!
Die Kunden und die Kaufleute ebenso!
Und die Leute, die dort in den Lägern arbeiten, sind nicht arm dran wie der selbständige Kaufmann. Edeka zahlt freiwillig bereits 10,5%mehr Lohn! Was als Gießkanne viel zu viel ist!
Sie haben sich bereit erklärt nachzuzahlen falls die Abschlüsse höher ausfallen!
Und die Edeka ist gar nicht der Verhandlungsführer sondern es sind 15 Konzerne!
Ich empfehle das Interview mit dem Edeka Geschäftsführer zu lesen und nicht die einseitigen Gewerkschaftspostillen!
Vielleicht sollte man außerdem mal darüber berichten welche Möglichkeiten wir täglich haben und wie gut es uns doch zum Glück noch geht?
Es muss keiner verhungern, im Gegenteil: Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Erwachsenen nimmt zu! Warum?
Mich würde mal interessieren ob unter EDEKA und Co vielleicht auch ein paar Milliardäre zu finden sind.
Man hat ja durch Corona gelernt das man improvisieren oder umplanen muss
Ich habe jedenfalls in den letzten Wochen bei diversen EDEKA Läden rund um WÜ und SW keine Lücken im von mir bevorzugten Sortiment gefunden. Liebe Leute, geht einfach hin und schaut selbst. Wie man auf dem Bild sieht fehlen paar Bio Getränke.