Mehr als vier Wochen dauert der Streik von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Edeka-Logistikzentrum in Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) nun schon an. Rund 100 der 700 Beschäftigten dort fordern zusammen mit der Gewerkschaft Verdi 13 Prozent mehr Lohn, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro und allgemeinverbindliche Tarifverträge für alle Beschäftigten, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Die Folgen des Streiks sind inzwischen in ganz Unterfranken spürbar. In den Regalen vieler Edeka-Märkte in und um Würzburg und Schweinfurt klaffen immer größere Lücken im Sortiment. Wegen der Streiks in Edeka-Zentrallagern fehlt es in einigen Märkten der Region aktuell vor allem an Toilettenpapier, haltbarer Milch und Snacks. Auch Wasser wird bei der derzeitigen Hitze mancherorts knapp. Laut Marktleiterinnen und Marktleitern beschweren sich inzwischen viele Kundinnen und Kunden, weil Produkte fehlen.
Atmosphäre aufgeheizt: Streik belastet auch die Belegschaft
Auch innerhalb der Belegschaft schlage sich der andauernde Tarifstreit auf die Stimmung nieder, berichten Streikende, die mit der Redaktion über die derzeitige Situation bei Edeka vor Ort gesprochen haben.
"Die Stimmung ist schlecht", sagt ein Berufskraftfahrer, der seit vielen Jahren für Edeka in Gochsheim tätig ist. Schon vor Beginn des Tarifstreiks sei die Atmosphäre unter den Beschäftigten aufgeheizt gewesen - "seitdem hat sich die Stimmung nochmal verschlechtert". Der Angestellte, dessen Name der Redaktion bekannt ist, berichtet von mangelnder Wertschätzung seitens der Unternehmensführung, schiefen Blicken von Vorgesetzten und kleineren Repressalien gegenüber streikendem Personal. "Du bist nur eine Nummer. Man wird nicht geschätzt."
Ähnliches berichtet auch ein Mitarbeiter, der Ware einlagert. Vor dem Streik habe Edeka regelmäßig kleinere Lebensmitteltüten an alle Angestellte verschenkt. Jetzt würden diese Tüten nur noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht streiken, ausgegeben. "Unsereiner bekommt nichts." Stattdessen würden Lockangebote gemacht und Gutscheine an Streikbrecher verteilt. Viele jüngere Arbeitskräfte würden sich aus Sorge vor negativen Konsequenzen nicht am Streik beteiligen. "Die haben Angst, dass ihr Arbeitsvertrag nicht verlängert wird."
Einem langjährigen älteren Mitarbeiter in Gochsheim machen aktuell vor allem die längeren Arbeitszeiten zu schaffen, die sich mit der Unterbrechung des Streiks ergeben haben: "Ich habe eine Zehn-Stunden Schicht hinter mir", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies werde zwar entsprechend vergütet, die Mehrarbeit sei dennoch belastend für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen.
Verdi-Sekretär Peter König: Streikenden drohen schlechte Arbeitszeiten und Touren
Auch Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Schweinfurt, der die Streikenden in Gochsheim vertritt, wirft Edeka eine Benachteiligung vor: Auf die Streikenden kämen jetzt "schlechte Touren und schlechte Arbeitszeiten" zu, ist König sicher. Viele Streikende würden sich sorgen vor dem, was nach dem Streik kommt. Der Gewerkschaftssekretär kritisiert zudem die wachsende persönliche Diffamierung seiner Person vonseiten des Unternehmens: "Klar polarisiere ich, aber der Streik hat nichts mit meiner Person zu tun."
Edeka-Zentrale dementiert Vorwürfe scharf
Die Edeka-Zentrale in Rottendorf (Lkr. Würzburg) widerspricht den Vorwürfen der Streikenden und der Gewerkschaft. "Nein, es gibt selbstverständlich keine Streikbrechprämien oder Repressalien", erklärt Edeka-Sprecherin Stefanie Schmitt auf Anfrage. Es sei völlig normal, Angestellte für zusätzliche Arbeit entsprechend zu entlohnen. Schmitt betont, dass Edeka sowohl das Streikrecht, als auch das Zusammenspiel der Tarifpartner bei Tarifverhandlungen ausdrücklich respektiere. Man spreche der Gewerkschaft weder das Recht auf verhältnismäßige Warnstreiks ab, noch behindere man sie dabei.
Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bislang einen Ertragsschaden von etwa acht Millionen Euro durch den vierwöchigen Streik zu verzeichnen. Um den Streik zu unterbinden, hatte Edeka in der vergangene Woche die Gewerkschaft Verdi vor den Arbeitsgerichten Nürnberg und Schweinfurt verklagt - und teilweise recht bekommen. Laut Urteil des Schweinfurter Arbeitsgerichts wird der Tagesverlust pro Streiktag auf rund 66.000 Euro geschätzt.
Parallel zur Verhandlung am Dienstag in München: Arbeit wieder aufgenommen
An diesem Dienstag verhandelten die Tarifpartner in München wieder. In den betroffenen Logistikzentren unterbrachen die Beschäftigten ihren Streik deshalb und nahmen die Arbeit wieder auf. Man versuche nun, die Rückstände im Trockensortiment aufzuarbeiten, sagt Edeka-Sprecherin Stefanie Schmitt. Und: "Wir rufen unabhängig davon sowohl Verdi als auch den Arbeitgeberverband endlich zu einer Einigung in der Tarifverhandlung auf."
Ist aber jeder, steht sogar im Ausweis.
Die Gewerkschaft wills halt wieder mal wissen. Leidtragende sind die unteren Hierarchien.
Oben passiert da wenig, weder bei Edeka noch bei der Gewerkschaft verdi.
Interessant wäre, was da die Ausgangsbasis für die untere Lohngruppe ist.
Bei 12€ würde das (13%) eine Erhöhung auf 13.56€ bedeuten - das relativiert die Sache schon.
Vielleicht kann ja die Mainpost mal recherchieren und veröffentlichen, wieviel der In Gochsheim Beschäftigten nur Mindestlohn erhalten bzw. sich in diesem Segment bewegt.
Darf man sagen, dass das keine Konjunktive mehr sind, nicht belegt und einen Arbeitgeber in ein schlechtes Licht stellen?
Darf man sagen, dass der Kunde erwartet, nach 4 Wochen Freizeit jetzt mit Überstunden und massiven Einsatz dafür zu sorgen, dass die Regale wieder aufgefüllt werden?
Darf man widersprechen, wenn Herr König meint, der Streik hätte ncihts mit seiner Psoition zu tun?
Darf man feststellen, dass es den Streikenden und der Gewerkschaft egal ist, wenn ein Unternehmen an die Wand fährt?
Ist es nicht nachvollziehbar, wenn ich als Kunde schockiert bin über die Zustände der leeren Regale in den Läden? Die Leidtragenden sind auch die Mitarbeiter und Kaufleute draußen!