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Würzburg
Planer-Pfusch am Mainfranken Theater Würzburg: Noch teurer, viel später - Eröffnung des neuen Baus verschiebt sich weiter
Mit Eröffnungsterminen waren zuletzt alle sehr vorsichtig. Die Planung der Dauerbaustelle: ein "Scherbenhaufen". Warum es jetzt aus Sicht der Stadt doch Hoffnung gibt.
Dauerbaustelle Mainfranken Theater: Im Oktober 2023 könnte, so alles glatt läuft, der Probenbetrieb im Kleinen Haus beginnen.
Foto: Benjamin Brückner | Dauerbaustelle Mainfranken Theater: Im Oktober 2023 könnte, so alles glatt läuft, der Probenbetrieb im Kleinen Haus beginnen.
Mathias Wiedemann
 und  Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 29.05.2023 02:25 Uhr

Für den neuen Kopfbau des Würzburger Mainfranken Theaters gibt es wieder einen Eröffnungstermin - zumindest einen erhofften. Das sogenannte Kleine Haus mit 330 Plätzen kann möglicherweise ab Oktober 2023 für Schauspiel- und Tanzproben genutzt werden, die Eröffnung fürs Publikum könnte Anfang Dezember gelingen.

So jedenfalls steht es in der Planung, die das Schweinfurter Architekturbüro FMP design engineering GmbH an diesem Mittwoch im Werkausschuss des Würzburger Stadtrats vorstellte. Voraussetzung laut Sitzungsvorlage: "eine reibungslose Umsetzung der derzeit noch ausstehenden baulichen Restleistungen bis zum Sommer 2023".

Für reibungslose Umsetzungen ist die Großbaustelle allerdings nicht bekanntgeworden. Nach erheblichen Verzögerungen und enormen Kostensteigerungen hatte das Hamburger Planungsbüro PFP im Mai 2022 das Handtuch geworfen. FMP übernahm im Dezember.

Dirk Terwey: Das Planungsbüro PFP hat "einen Scherbenhaufen hinterlassen"

Ursprünglich war vorgesehen, dass die inzwischen insolvent gewordenen Hamburger Planer den Kopfbau noch fertigstellen sollten. Aber PFP habe "einen Scherbenhaufen hinterlassen", sagt Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Theaters, im Gespräch mit der Redaktion. Also bekam FMP zum Weiterbau des Großen Hauses noch den Kopfbau als Aufgabe dazu. 

Wie ist der Stand beim Mainfranken Theater? Bauschäden oder Baupfusch sind laut Dirk Terwey, dem Geschäftsführenden Direktor, nicht die Gründe der Bauverzögerung.
Foto: Silvia Gralla | Wie ist der Stand beim Mainfranken Theater? Bauschäden oder Baupfusch sind laut Dirk Terwey, dem Geschäftsführenden Direktor, nicht die Gründe der Bauverzögerung.

Über die Gründe der Bauverzögerung ist viel spekuliert worden - schließlich sieht das Kleine Haus äußerlich und auch innen in weiten Teilen fertig aus. Bauschäden oder gar Baupfusch fallen laut Terwey nicht ins Gewicht. Zwar sei wegen mangelhafter Abdichtung zwischen Neubau und Bestandsgebäude zweimal - im Juni 2021 und im August 2022 - bei Gewittern Wasser ins Untergeschoss eingedrungen. Elektronik-Schaltschränke und Teile des Probebühnenbodens hätten ausgetauscht werden müssen. Für das Gesamtprojekt seien dies aber "Marginalien", sagt Terwey. Man werde PFP dafür haftbar machen.

"Gut wenigstens, dass das nicht bei laufendem Spielbetrieb passiert ist, sonst hätten wir wieder für Wochen zumachen müssen", so der Geschäftsführende Direktor. Auch dass der Boden des Ballettsaals wegen mangelhafter Ausführung neu verlegt werden musste, sei nicht ungewöhnlich: "Das kann im Rahmen einer so komplexen Baustelle passieren."

Hoffnung auf mehr Struktur mit neuer Planerfirma FMP aus Schweinfurt

Das eigentliche Problem laut Terwey: PFP habe es nicht vermocht, eine funktionierende Organisation für die störanfällige Großbaustelle zu entwickeln, auf der bis zu zwei Dutzend Firmen gleichzeitig arbeiten (sollten), ohne einander zu behindern. Mit FMP habe man nun einen Partner, der "endlich Struktur in das Ganze" bringen könne, sagt Terwey. "Wir hoffen sehr, dass wir dann endlich in einen normalen Baustellenbetrieb kommen."

Der Bestandsbau des Mainfranken Theaters: Bis zum Sommer könnte der sanierte  Rohbau stehen. Neue Angaben zu Kosten oder Eröffnung soll es allerdings erst Anfang 2024 geben.
Foto: Benjamin Brückner | Der Bestandsbau des Mainfranken Theaters: Bis zum Sommer könnte der sanierte  Rohbau stehen. Neue Angaben zu Kosten oder Eröffnung soll es allerdings erst Anfang 2024 geben.

Nach viermonatiger Sichtung der Lage stellten Sven Franke, geschäftsführender Gesellschafter von FMP, und Architektin Carola Falkenmayer jetzt die weiteren Planungen vor. Bis Dezember sollen die "Restleistungen" erledigt sein, von Trockenbau- und Malerarbeiten über Böden, Türen, Möbel, technische Einrichtungen, Brandschutz bis hin zu Genehmigungen und Bauübergabe. "Wir kämpfen jeden Tag mit Kleinigkeiten", so Franke. Zu den verpflichtenden Firmen sagt er: "Wir wissen inzwischen sehr genau, wer leistungsfähig und wer leistungswillig ist. Und wer nicht. Das war vor vier Wochen noch nicht der Fall."

Pannen-Baustelle Mainfranken Theater: Wer kommt für die immer weiter steigenden Kosten auf?

Doch wer bezahlt die Mehrkosten? Nach mehreren Korrekturen überstiegen die geplanten Kosten im September 2021 bereits die Grenze von 100 Millionen Euro. Der bislang letzte gültige Stadtratsbeschluss zu den bewilligten Kosten beläuft sich auf 103 Millionen Euro. Bei Baubeginn 2018 waren noch knapp 72 Millionen veranschlagt.

Die neuen Planer vom Schweinfurter Büro FMP bei der Vorstellung im Januar 2023 (von links): die geschäftsführenden Gesellschafter Lothar Meißner und Sven Franke sowie Architektin Carola Falkenmayer.
Foto: Thomas Obermeier | Die neuen Planer vom Schweinfurter Büro FMP bei der Vorstellung im Januar 2023 (von links): die geschäftsführenden Gesellschafter Lothar Meißner und Sven Franke sowie Architektin Carola Falkenmayer.

Zuerst sei immer der Bauherr für die Bezahlung aller Rechnungen zuständig, erklärt Dirk Terwey. Anschließend müsse jedoch geklärt werden, wer für Mehrkosten verantwortlich sei - die Wasserschäden im Technikraum beispielsweise seien durch eine Fehlplanung von PFP entstanden. "Der Bauherr muss natürlich schauen, dass er nicht auf den Kosten sitzenbleibt", sagt Terwey. Da das Hamburger Planungsbüro mittlerweile insolvent ist, hat eine Rückforderung möglicherweise wenig Erfolgsaussichten.

Mit den Mehrkosten steigt nicht zwangsläufig die Förderung des Freistaats

Und dann ist da noch die Frage der Zuschüsse vom Freistaat. Förderfähig über den Finanzausgleich sind alle Kosten eines kommunalen Theaters, die für den Spielbetrieb zwingend notwendig sind, zum Beispiel auch nötige Baumaßnahmen. Im Jahr 2018 wurden von den damals veranschlagten 72 Millionen Euro rund 67 Millionen als förderfähig anerkannt. Davon wiederum übernimmt der Freistaat 75 Prozent.

Doch das bedeutet nicht, dass mit den erheblichen Kostensteigerungen auch die Förderung steigt - denn Mehrkosten durch Planungsfehler sind nicht förderfähig. "Hier müssen diejenigen, die für die jeweiligen Fehler verantwortlich sind, zur Verantwortung gezogen werden", so Terwey. 

Vorerst bleibt es jedenfalls bei den zuletzt angesetzten 103 Millionen Euro. Eine genaue, aktualisierte Kostenschätzung soll laut Terwey Anfang 2024 folgen. Erst dann werde auch Genaueres zur Eröffnung des Bestandsgebäudes gesagt werden können.

 
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  • freihold
    Zu allen diesen guten und teilweise schlechten Gedanken - jeweils anonym aus sichrerer Deckung geäußert - wüsste ich gerne, wieviele Zuschauerplätze das neugestaltete Theatergebäude haben wird, ob dort auch Konzerte und Aufführungen beispielsweise im Rahmen des Mozartfestes, Gastspiele berühmter Ensembles und Solisten von auswärts möglich sein werden, was Würzburg unternehmen kann, solch ambitionierte Programme zukünftig verstärkt weit über die Stadtgrenzen hinaus zu bewerben, zusätzliche Kaufkraft von Besuchern zu generieren?
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  • ramofi
    Hätte man statt Theater ein Parkhaus gebaut, wären die parkplatzprobleme gelöst und die Stadt hätte Einnahmen. Wer dann noch ins Theater will, kann ja auf die Stadtratssitzungen.
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  • Mementomori
    Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen, es muss weh tun!
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  • Kultur ist wichtig, ohne jeden Zweifel. Aber 100 Millionen Euro für ein Theater? Ich weiß nicht.
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  • reutjo
    Diese Fotoaufnahme ...........

    vom >> neuen Kopfvorbau des renovierten Gebäudes << " erschlägt mich !
    "Toter Besucher " mit Wut im Bauch ...." !!!
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  • ge@baenba.de
    Ich verstehe den Ärger über die Baukosten durchaus. Man muss aber auch sehen, das auf 30 Jahre gerechnet es auf ein paar Mio rauf oder runter nicht ankommt. Das Theater wird nämlich in diesem Zeitraum nochmal mindestens 500Mio öffentlicher Gelder an Betriebskostenzuschuss verschlingen, in der Realität inkl Preissteigerung wohl eher ne Milliarde. Auch wenn in Zukunft der Freistaat einen grösseren Anteil übernimmt, bleiben es halt doch Steuergelder. Meine Empfehlung: gehen sie ab und zu mal ins Theater, und freuen sich über die 130€ Zuschuss die Sie dafür erhalten. zwinkern
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  • alhambra
    Inzwischen war ich ein paar Mal in der Ausweichspielstätte „Blaue Halle“ in der Dürrbachau und war wirklich positiv überrascht von der Qualität, die dort geboten wurde. Kompliment an die dortige Theatertruppe! Ein Beweis, dass man auch ein paar Nummern kleiner qualitativ gutes Theater machen kann. Dazu braucht man natürlich heutzutage eine gute Bühnentechnik, aber ein überdimensionierter hässlicher Klotz wäre nicht nötig gewesen. Das alte Theater hatte seinen Charme und man hätte dieses einfach nur mal modernisieren müssen, das hätte vollkommen gereicht.
    Jetzt ist es leider zu spät!
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  • info@softrie.de
    Die Aussagen von Terway sind ja so weltfremd. Weiß er, dass eine insolvente Firma wohl kein Geld mehr hat?
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  • fritschdittelbrunn
    Eifert Würzburg der Hauptstsdt Berlin nach in Bezug auf Kosten und Zeitplan?
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  • lanalando
    Hätte man Bürgerentscheid gemacht wäre uns der Zirkus und seine Kosten erspart geblieben mit dem Theater das die Mehrheit der Würzburger sowie nicht möchte und vielleicht würde Linie 6 schon fertig ins Hubland fahren. Vielleicht!
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Die Mehrheit der Würzburger will das nicht - und das wissen Sie woher genau? Die Generalsanierung und der Umbau sind richtig. Über die Ausgestaltung kann man trefflich streiten (ich finde zB auch, dass der Bau zu sehr in Richtung Straße hineinragt und den Roten Bau zT verdeckt; die Fehler wurden allerdings bereits mit dem Abriss der nur mäßig zerstörten Ludwigshalle gemacht - was hätte man hieraus für ein tolles Theatergebäude machen können!).

    Dass es zu einem derartigen Planungsdesaster kommt, dafür kann die Stadt Würzburg nichts. Man muss sich schließlich darauf verlassen können, dass das Planungsbüro, das das Vergabeverfahren für sich entschieden hat, auch etwas von seinem Handwerk versteht. Welche Ursachen die Kostenexplosion hat, muss noch genau ermittelt werden. Fest steht: In der Bauphase hatten wir eine Pandemie, den Beginn des Ukrainekriegs und die Inflation. Und da war der Bau bereits begonnen, den konnte man gar nicht verschieben(anders als den der Arena). Also: Calm down
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  • lanalando
    Ukraine.Pandemie immer nur Ausreden für das Versagen von Unfähigkeit sind leider die gängige Entschuldigungen im Lande geworden und leider auch noch deren Verantwortlichen die sich ihre Taschen trotzdem füllen mit unseren Steuergelder .
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  • w.roth@roth-lengfeld.de
    Sie hätten doch einen machen können, es hindert Sie niemand daran, dafür Unterschriften zu sammeln.
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  • Einwohner
    Für das Geld hätte man locker die Multifunktionshalle UND ein neues Stadion bauen können. Man hätte damit für deutlich mehr Menschen etwas tun können und man hätte immer noch Geld übrig gehabt.
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  • Mainkommentar
    Letztendlich wirds wohl 200 Millionen Euro Kosten. Hässlich bleibt das Theater im Klohäuschendesign trotzdem. Und bis der hässliche Klotz fertig ist wirds bestimmt 2030 werden. Schaut mal nach Hamburg zum Deutsche Schauspielhaus. Was ein herrliches Gebäude. Die Würzburg Behördies können es halt einfach nicht!!!
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