Für den neuen Kopfbau des Würzburger Mainfranken Theaters gibt es wieder einen Eröffnungstermin - zumindest einen erhofften. Das sogenannte Kleine Haus mit 330 Plätzen kann möglicherweise ab Oktober 2023 für Schauspiel- und Tanzproben genutzt werden, die Eröffnung fürs Publikum könnte Anfang Dezember gelingen.
So jedenfalls steht es in der Planung, die das Schweinfurter Architekturbüro FMP design engineering GmbH an diesem Mittwoch im Werkausschuss des Würzburger Stadtrats vorstellte. Voraussetzung laut Sitzungsvorlage: "eine reibungslose Umsetzung der derzeit noch ausstehenden baulichen Restleistungen bis zum Sommer 2023".
Für reibungslose Umsetzungen ist die Großbaustelle allerdings nicht bekanntgeworden. Nach erheblichen Verzögerungen und enormen Kostensteigerungen hatte das Hamburger Planungsbüro PFP im Mai 2022 das Handtuch geworfen. FMP übernahm im Dezember.
Dirk Terwey: Das Planungsbüro PFP hat "einen Scherbenhaufen hinterlassen"
Ursprünglich war vorgesehen, dass die inzwischen insolvent gewordenen Hamburger Planer den Kopfbau noch fertigstellen sollten. Aber PFP habe "einen Scherbenhaufen hinterlassen", sagt Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Theaters, im Gespräch mit der Redaktion. Also bekam FMP zum Weiterbau des Großen Hauses noch den Kopfbau als Aufgabe dazu.
Über die Gründe der Bauverzögerung ist viel spekuliert worden - schließlich sieht das Kleine Haus äußerlich und auch innen in weiten Teilen fertig aus. Bauschäden oder gar Baupfusch fallen laut Terwey nicht ins Gewicht. Zwar sei wegen mangelhafter Abdichtung zwischen Neubau und Bestandsgebäude zweimal - im Juni 2021 und im August 2022 - bei Gewittern Wasser ins Untergeschoss eingedrungen. Elektronik-Schaltschränke und Teile des Probebühnenbodens hätten ausgetauscht werden müssen. Für das Gesamtprojekt seien dies aber "Marginalien", sagt Terwey. Man werde PFP dafür haftbar machen.
"Gut wenigstens, dass das nicht bei laufendem Spielbetrieb passiert ist, sonst hätten wir wieder für Wochen zumachen müssen", so der Geschäftsführende Direktor. Auch dass der Boden des Ballettsaals wegen mangelhafter Ausführung neu verlegt werden musste, sei nicht ungewöhnlich: "Das kann im Rahmen einer so komplexen Baustelle passieren."
Hoffnung auf mehr Struktur mit neuer Planerfirma FMP aus Schweinfurt
Das eigentliche Problem laut Terwey: PFP habe es nicht vermocht, eine funktionierende Organisation für die störanfällige Großbaustelle zu entwickeln, auf der bis zu zwei Dutzend Firmen gleichzeitig arbeiten (sollten), ohne einander zu behindern. Mit FMP habe man nun einen Partner, der "endlich Struktur in das Ganze" bringen könne, sagt Terwey. "Wir hoffen sehr, dass wir dann endlich in einen normalen Baustellenbetrieb kommen."
Nach viermonatiger Sichtung der Lage stellten Sven Franke, geschäftsführender Gesellschafter von FMP, und Architektin Carola Falkenmayer jetzt die weiteren Planungen vor. Bis Dezember sollen die "Restleistungen" erledigt sein, von Trockenbau- und Malerarbeiten über Böden, Türen, Möbel, technische Einrichtungen, Brandschutz bis hin zu Genehmigungen und Bauübergabe. "Wir kämpfen jeden Tag mit Kleinigkeiten", so Franke. Zu den verpflichtenden Firmen sagt er: "Wir wissen inzwischen sehr genau, wer leistungsfähig und wer leistungswillig ist. Und wer nicht. Das war vor vier Wochen noch nicht der Fall."
Pannen-Baustelle Mainfranken Theater: Wer kommt für die immer weiter steigenden Kosten auf?
Doch wer bezahlt die Mehrkosten? Nach mehreren Korrekturen überstiegen die geplanten Kosten im September 2021 bereits die Grenze von 100 Millionen Euro. Der bislang letzte gültige Stadtratsbeschluss zu den bewilligten Kosten beläuft sich auf 103 Millionen Euro. Bei Baubeginn 2018 waren noch knapp 72 Millionen veranschlagt.
Zuerst sei immer der Bauherr für die Bezahlung aller Rechnungen zuständig, erklärt Dirk Terwey. Anschließend müsse jedoch geklärt werden, wer für Mehrkosten verantwortlich sei - die Wasserschäden im Technikraum beispielsweise seien durch eine Fehlplanung von PFP entstanden. "Der Bauherr muss natürlich schauen, dass er nicht auf den Kosten sitzenbleibt", sagt Terwey. Da das Hamburger Planungsbüro mittlerweile insolvent ist, hat eine Rückforderung möglicherweise wenig Erfolgsaussichten.
Mit den Mehrkosten steigt nicht zwangsläufig die Förderung des Freistaats
Und dann ist da noch die Frage der Zuschüsse vom Freistaat. Förderfähig über den Finanzausgleich sind alle Kosten eines kommunalen Theaters, die für den Spielbetrieb zwingend notwendig sind, zum Beispiel auch nötige Baumaßnahmen. Im Jahr 2018 wurden von den damals veranschlagten 72 Millionen Euro rund 67 Millionen als förderfähig anerkannt. Davon wiederum übernimmt der Freistaat 75 Prozent.
Doch das bedeutet nicht, dass mit den erheblichen Kostensteigerungen auch die Förderung steigt - denn Mehrkosten durch Planungsfehler sind nicht förderfähig. "Hier müssen diejenigen, die für die jeweiligen Fehler verantwortlich sind, zur Verantwortung gezogen werden", so Terwey.
Vorerst bleibt es jedenfalls bei den zuletzt angesetzten 103 Millionen Euro. Eine genaue, aktualisierte Kostenschätzung soll laut Terwey Anfang 2024 folgen. Erst dann werde auch Genaueres zur Eröffnung des Bestandsgebäudes gesagt werden können.
vom >> neuen Kopfvorbau des renovierten Gebäudes << " erschlägt mich !
"Toter Besucher " mit Wut im Bauch ...." !!!
Jetzt ist es leider zu spät!
Dass es zu einem derartigen Planungsdesaster kommt, dafür kann die Stadt Würzburg nichts. Man muss sich schließlich darauf verlassen können, dass das Planungsbüro, das das Vergabeverfahren für sich entschieden hat, auch etwas von seinem Handwerk versteht. Welche Ursachen die Kostenexplosion hat, muss noch genau ermittelt werden. Fest steht: In der Bauphase hatten wir eine Pandemie, den Beginn des Ukrainekriegs und die Inflation. Und da war der Bau bereits begonnen, den konnte man gar nicht verschieben(anders als den der Arena). Also: Calm down