Ob Kostensteigerungen und verzögerte Zeitpläne: Die Sanierung des Mainfranken Theaters in Würzburg sorgt derzeit für viele Negativ-Schlagzeilen. Nicht zuletzt auch wegen des Architekten des Großprojekts. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in denen sich die Planerfirma befindet, kündigte sie den Vertrag.
Der Bauherr, die Stadt Würzburg, muss nun also einen neuen Architekten finden, der die Sanierung zu Ende bringt. Das bereitet auch dem Kulturreferenten Achim Könneke Sorge. Im Gespräch erklärt er, warum er über den Absprung der PFP Planungs GmbH aus Hamburg nicht wirklich überrascht ist, ob er den Ruf des Kulturstandorts Würzburg beschädigt sieht und wie es auf der Baustelle weitergeht.
Achim Könneke: Ich kann immer gut schlafen. Wenn man so etwas mit ins Bett nimmt, dann sollte man nicht in die Politik gehen. Dass es Entwicklungen gibt, die man sich ganz anders vorstellt, und dass es gerade bei Theaterbauten in vielen Städten zu kleinen und größeren Dramen kommt, das haben wir auch in Würzburg mitbekommen. Von gewissen Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen geht man bei so komplexen Projekten immer aus, das ist in gewisser Weise einkalkuliert - aber natürlich nicht in dieser Dramatik wie wir sie jetzt hier erleben. Das ist absolut bitter. Aber die augenblickliche Situation ist eine mit langer Ansage.
Könneke: Nein, wir sind nicht überrascht. Wir diskutieren seit längerem, unsererseits einen Schnitt zu machen. Seit 2020 drohte das Projekt durch diverse Planungsfehler und mangelhafte Planungen Schritt für Schritt aus dem Ruder zu laufen. Und wir, die Stadt Würzburg als Bauherr, sind seitdem kontinuierlich dabei, dagegen anzusteuern. Teilweise haben wir aus der Not Architekten-Aufgaben übernommen oder an externe Dritte vergeben, um die Baustelle weiterlaufen lassen zu können – denn das ist oberstes Gebot. Seit mindestens einem Jahr haben wir aber auch verschiedene Varianten entwickelt und uns mit Rechtsanwälten abgestimmt.
Könneke: Könnte ich. Doch da es sich hierbei um Geschichten handelt, bei denen wir Schadenersatzansprüche geltend machen, kann ich da nicht ins Detail gehen.
Könneke: Mit solchen Aussagen in die Öffentlichkeit zu gehen, hat uns sehr irritiert. Ich glaube nicht, dass er dem bisher guten Ruf des Büros von Prof. Friedrich damit einen Gefallen tut. Die PFP GmbH hat das Preisschild für die vertraglich vereinbarte Leistung definiert. Es gab kaum Sonderwünsche von Seiten der Stadt. Deshalb stellt sich schon die Frage, wer nun die Verantwortung dafür hat, dass es so aus dem Ruder gelaufen ist. Ich kann die wirtschaftliche Situation des Architekturbüros nicht bewerten, ich kann nicht wissen, ob und inwiefern sich die Architekten schlicht verkalkuliert oder doch verzockt haben. Das sind Punkte, die noch aufgearbeitet werden. Ich werde diese Aussagen von Herrn Junkers auch nicht weiter kommentieren. Aber klar ist, abgerechnet wird zum Schluss und es wird nichts vergessen und vergeben.
Könneke: Nein, wir stehen lange im zunehmenden Dauerregen. Das vorläufige Insolvenzverfahren erzwingt jetzt nur den Schnitt, der auch für uns immer zwingender wurde.
Könneke: Natürlich gibt es unvorhersehbare Geschichten. Der Boden ist zuvor gründlich sondiert worden und die Aussage war, dass die geplante Fundamentierung funktionieren wird. Beim Aufbuddeln wurde dann aber doch festgestellt, dass die Reste vom alten Bahnhof größere Vorarbeiten erfordern, bevor man ein Gebäude draufsetzen kann. Das war kein Sonderwunsch der Stadt, das war kein Fehler der Planer - so etwas passiert. Das ist ärgerlich, aber im normalen Bereich, wenn man saniert. Ansonsten sind die Mehrkosten, die jetzt im Raum stehen, nicht aus Sonderwünschen, sondern zum größten Teil aus Planungsdefiziten und mangelhafter Bauleitung entstanden.
Könneke: Unser Ziel ist es, den Stillstand auf der Baustelle so kurz wie möglich zu halten. Deshalb haben wir auch nicht gewartet, bis PFP uns offiziell mitteilt, dass sie sich in existenziellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden. Wir haben schon vor Monaten Markterkundungen erstellt, um zu prüfen, ob es im Fall der Fälle Planungsbüros geben würde, die bereit wären, die Baustelle zu übernehmen. Diese Markterkundung war positiv. Wir gehen also davon aus, dass es möglich sein wird, einen neuen Architekten zu bekommen. Doch wir müssen europaweit ausschreiben und jedes Planungsbüro braucht erst einmal eine gewisse Zeit der Einarbeitung.
Könneke: Das ist eine Variante, die wir nicht durchdenken. Dann wäre das Große Haus ein Rohbau, eine Ruine. Wir werden ein Büro finden!
Könneke: Grundsätzlich der ganze Stadtrat. Die Bauherrenfunktion im Detail wird ausgeführt vom Fachbereich Hochbau und dem Eigenbetrieb Theater. Darüber hinaus haben wir von Beginn an eine Steuerungsgruppe eingesetzt, diese besteht aus Stadträten, dem Baureferenten, Kämmerer, Oberbürgermeister, Kulturreferenten und mehr. Seit einiger Zeit gibt es auch noch eine kleinere Gruppe, die nur aus Theater, Hochbau, Kultur- und Baureferenten und Kämmerer besteht. Hier können wir uns intern als Taskforce kurzfristiger über Weichenstellungen abstimmen.
Könneke: Diese Aussagen höre ich auch oft. Ein Neubau ist scheinbar eine sicherere Nummer. Aber zentrale Nachhaltigkeitsaspekte sprechen dafür, dass man nicht mehr einfach wegreißen und neu bauen sollte, sondern das, was im Bestand da ist, saniert.. Stichwort Graue Energie. Die Stadt will und muss klimaneutral werden. Deshalb sollte man grundsätzlich erhalten und sanieren. Ich finde diese Entscheidung nach wie vor richtig und baukulturell und ökologisch vorbildlich.
Könneke: Da bin ich optimistisch. Wir hoffen, dass wir so lange wie möglich in der Blauen Halle bleiben können. Herr Kuhn (Anmerkung der Redaktion: Joachim Kuhn, Firmengründer der Firma va-Q-tec, in deren Räumlichkeiten sich die Blaue Halle befindet) ist glücklicherweise der Kultur sehr gewogen, andererseits hat er eine sehr expandierende Firma...
Könneke: Jein. Natürlich kostet das Geld, wie jede Interimsbespielung. Doch das rechnet sich ja auch, denn nicht zu Spielen wäre viel teurer, da die Einnahmen wegfielen. Außerdem müssen wir an das Publikum denken. Wir müssen gewährleisten, dass hier weiterhin tolles Theater erlebt werden kann. Für die Künstlerinnen und Künstler, die jahrelang große Bühne gewohnt waren, ist das andauernde Interim nach Corona jedoch ein Drama. Nichtsdestotrotz sind alle Profis und dem Publikum verpflichtet. Außerdem bieten alle Interimsorte ganz spezielle, einzigartige Erlebnisse. Das Theater muss kreativ das Beste daraus machen. Das ist der Auftrag.
Könneke: Nein. Erstens spricht es ja für den Ruf der Kulturstadt Würzburg, dass sie sich entschieden hat, ihr Theater zu sanieren zu erweitern und so ein zukunftsfähiges Haus hinzustellen. Gleichzeitig gab es auch die Entscheidung zusammen mit dem Freistaat, das Haus zum Staatstheater aufzuwerten, also die Theaterstadt Würzburg überregional stärker sichtbar werden zu lassen. Dass sich solche Bau-Desaster ereignen, hat sicher viele Ursachen und passiert ja leider überall. Natürlich haben wir gehofft, dass es uns besser geht, als anderen Städten, das ist nun nicht so. Aber die Verantwortung des Desasters liegt nicht bei der Stadt. Ich hoffe, dass wir am Ende dastehen als die Stadt, die hoffentlich so ein riesen Problem gut in den Griff bekommen hat. Wir müssen da mit Strategie und kühlem Kopf durch.
Könneke: Vielleicht im Timing, nicht jedoch in der Grundsatzfrage. Stadt und Freistaat haben in einem Eckpunktepapier unter anderem vereinbart, dass der Freistaat sukzessive den Zuschuss erhöht, das passiert auch so wie geplant - mit Coronaschwankungen. Zum geplanten Termin der Wiedereröffnung sollten die Zuschüsse von Stadt und Freistaat auf gleichem Niveau und der Zeitpunkt für das Staatstheater erreicht sein. Das ist jetzt natürlich etwas aus dem Ruder gelaufen. Insofern müssen wir als Träger des Theaters nun mit dem Freistaat einen neuen Fahrplan abstimmen.
Könneke: Davor, dass eine Firma pleitegeht, kann man sich als Bauherr nicht schützen. Als damals die wesentlichen Entscheidungen getroffen wurden, also Machbarkeitsstudie und Ausschreibungen, war ich noch nicht dabei. Insofern maße ich mir nicht an, irgendwas zu bewerten. Ganz grundsätzlich zeigt sich aber bei vielen öffentlichen Bau-Desastern, dass vor allem im Vorfeld eines Baus viel mehr Energie und externe Fachexpertise eine sehr gute und sich rechnende Investition wäre, um eine Projektplanung in allen Details zu kalkulieren und Planung und Kalkulation viel strenger zu prüfen. Ich persönlich bin auch überzeugt, dass solch komplexe Projekte von Beginn an eine kompetente externe Projektsteuerung erfordern.
einige Aussagen sehe ich als sehr arrogant und überheblich an !.
Das sind alles Steuergelder, jahrelang hat man nicht entgegen gewirkt , wenn man wußte das
dieses Projekt aus dem Ruder läuft. Und verantwortlich ist sowieso wieder mal keiner und gewisses Fachpersonal ist entweder nicht vorhanden , blauäugig oder schlicht und
einfach : u n f ä h i g !
Es scheint so, dass Herr Könneke bei den rechtlichen Beratungen nicht ganz aufgepasst hat: durch das Insolvenzverfahren wird die Stadt - sofern überhaupt Ansprüche rechtlich dursetzbar wären - auf den Kosten weitestgehend sitzen bleiben. Sie kann die Ansprüche nur zur Insolvenztabelle anmelden und erhält eine niedrige (meist einstellige) Quote. Man muss sogar aufpassen, dass die Kosten für die Geltendmachung der Ansprüche nicht die spätere Quote übersteigen (gutes Geld schlechtem hinterherwerfen).
Richtig, ist ja nicht das eigene Geld das da verbraten wird.
Wären ihnen Kommunalpolitiker mit streß- und burnout Symptomen lieber?
Wir brauchen auch in der Kommunalpolitik Leute, die in schwierigen Situationen ruhig und überlegt handeln.
"Wir müssen gewährleisten, dass hier weiterhin tolles Theater erlebt werden kann."