Die Wählerin hat das Wort: Am 26. September ist Bundestagswahl – doch welche Änderungen erwarten sich die Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg danach von der Politik? In einer Serie stellen wir Wählerinnen und Wähler aus verschiedenen Bereichen in den Mittelpunkt. Sie schildern, wo es hakt und was sich ihrer Meinung nach dringend ändern muss. Antwort bekommen diese von den Direktkandidatinnen und Direktkandidaten der sechs im Bundes- und Landtag vertretenen Parteien aus dem Wahlkreis Würzburg.
Die Wählerin hat das Wort: Künstlerin Angelika Summa aus Würzburg
"Meiner Meinung nach ist es die Aufgabe der Kunst, sich mit den Problemen unserer Gesellschaft kritisch auseinanderzusetzen. Und genau das sollte die Politik auch tun. Dabei muss parteiübergreifend gehandelt und ein gemeinsamer Ansatz für unsere Probleme gefunden werden. Und das größte Problem für uns alle ist der Klimawandel. Die Politiker müssen den Mut haben, der Gesellschaft zu sagen, dass Glühbirnenauswechseln und Plastikstrohhalme verbieten nicht reichen. Und: Dass wir sofort handeln müssen und es nicht mehr aufschieben können. Es geht um das Überleben der Menschheit auf diesem Planeten.
Alles hängt mit allem zusammen. Wir leben in einem superkapitalistischen Wirtschaftssystem und es darf nicht mehr darum gehen, immer mehr zu haben und immer reicher zu werden. Darin liegen ja die Ursachen dieser Klimaveränderung. Unser Wirtschaftssystem muss reformiert werden.
"Künstlerinnen und Künstler schaffen ihre Kunst nicht am Küchentisch!"
In meiner Ausstellung in der Behrhalle des Rathauses mit dem Bildhauer Joachim Koch geht es genau darum. Der Titel meiner Werke ist 'Postnaturalia'. Wie sieht die Welt aus, wenn wir die Natur zerstört haben? Dann wird es nur noch solche Wesen geben, wie ich sie mir ausgedacht habe. Mir wurde gesagt, dass sie Angst einflößend sind. Sie sollen auch bedrohlich sein. Sie sollen mahnen, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher.
Die Politik weiß von den spezifischen Arbeits- und Lebensbedingungen der Künstler so gut wie gar nichts. Diesen Eindruck habe ich nicht erst seit der Pandemie. In der Pandemie hat die Politik wenigstens versucht zu helfen – aber das kam spät und halbherzig. Die Zeit bedeutete aber für die Künstler ein Berufsverbot.
Weil Kunst und Kultur anders als Wirtschaft und Handel nicht im gesellschaftlichen Fokus stehen, haben die wenigsten bemerkt, wie schnell alle existenziellen Grundlagen, die sich Künstler aufgebaut hatten, weggebrochen sind. Ich hatte den Eindruck, die Politik sei der Meinung, dass Künstler nur nebenbei am Küchentisch ihre Kunst anfertigen. Dem ist nicht so. Es gibt Künstler, wie mich, die von ihrer Arbeit leben und kein anderes Einkommen haben.
Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Politik und dem Kulturbereich
Die Meinung unter Politikern scheint zu sein, dass Kunst und Kultur Spaß machen und Unterhaltung bieten – aber man darauf verzichten kann, wenn die Zeiten ernst sind. Die Politik hat uns gezeigt, wo wir stehen. Nämlich hinter den Baumärkten und Friseuren. Ich wünsche mir von der Politik Kommunikation auf Augenhöhe.
Kunst und Kultur sind systemrelevant. Wir sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft lebendig und menschlich bleibt. Die Kunst stellt Fragen, sie öffnet Horizonte, sie schafft ein Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme. In der Kunst reflektiert der Mensch sich selbst, sein Verhältnis zur Umwelt und zu anderen Menschen – und darin liegt der Wert der Kunst für die Gesellschaft."
Die bevorzugten Materialien der Würzburger Bildhauerin Angelika Summa (68) sind Drähte, Rohre, Stangen. Mit verschiedenen Techniken formt sie daraus filigrane Kleinobjekte ebenso wie raumgreifende Skulpturen.
Das sagen die sechs Würzburger Direktkandidatinnen und Direktkandidaten der im Bundes- und Landtag vertretenen Parteien zu Summas Aussagen und dem Thema Kunst und Kultur:
Freya Altenhöner (SPD): "Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankern"
"Kultur ist existentiell für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, als Inspirationsquelle und Katalysator von Debatten. Die Pandemie bedroht die Existenz vieler Menschen, die in Kunst und Kultur arbeiten. Für die Demokratie ist das eine beunruhigende Entwicklung.
Um Kunst und Kultur auch im 21. Jahrhundert zu sichern, braucht es Gespräche in dem neben Kommunen, Ländern und Bund auch Kulturproduzenten und Kulturproduzentinnen, ihre Verbände und die Zivilgesellschaft vertreten sind. Wir wollen Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankern und die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kunst und Kulturschaffenden sichern. Durch die Einführung von Mindestgagen, Ausstellungshonoraren und die Bereitstellung finanzieller Mittel. Die finanzielle Förderung von Kunst und Kultur ist in erster Linie Aufgabe der Kommunen, dafür brauchen sie aber auch die entsprechende Unterstützung.
Alle Bürger und Bürgerinnen brauchen Zugang zu Kunst und Kultur, unabhängig von Herkunft, Bildung, sozialer Lage und finanziellen Mitteln. Hierfür brauchen Kultureinrichtungen entsprechende Unterstützung, damit sie sich weiter öffnen können. Denn Teilhabe an Kunst und Kultur ist wichtig für das Selbstbewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung, Bildung und Integration."
Robert Starosta (Freie Wähler): "Kunst und Kultur ist Balsam für die Seele"
"Kunst und Kultur ist Balsam für die Seele. 'Kultur ist nicht alles – aber ohne Kultur ist alles nichts', welch weiser Satz. Corona verlangt den Kleinkunstbühnen, Theatern oder Konzertbetreibern etc. viel ab, zu viel könnte man sagen. Der gesamten Gesellschaft dürstet es nach Kunst und Kultur. Was diesen speziellen Sektor angeht, leben wir in keinem Wohlstandsland. Es ist ein Grundrecht. Eine Kulturinfrastrukturförderung würde sich bei vielen Krisen bewähren.
Für Kulturregionen oder Kulturhauptstädte, ob auf nationaler oder internationaler Ebene sind solche Initiativen unerlässlich. Mainfranken ist eine solche Kulturregion. Die Vermittlung von Kultur ist auch mehr als nur Volks- und Landeskunde. Sprache ist dabei entscheidend, in der Kunst, ebenso bei der Völkerverständigung. Kultur ist das was unser Land und seine Menschen zusammenhält.
Das Zitat 'Die Politik weiß von den spezifischen Arbeits- und Lebensbedingungen der Künstler so gut wie gar nichts', würde ich den meisten Fällen unterschreiben. Vermutlich liegt es daran, dass viele Politiker nicht aus der Kunst- oder Kulturszene kommen. Gemeinsam können wir mit Offenheit, Empathie und Verständnis über den Tellerrand hinausschauen und so die Probleme unserer Gesellschaft lösen."
Andrew Ullmann (FDP): "Erst kulturelle Bildung öffnet den Zugang zur Kultur für alle"
"Kultur hat für uns Freie Demokraten einen sehr hohen Stellenwert und wir sind weit davon entfernt, Leistungen in Kunst und Kultur als leichtgewichtige Nebensächlichkeiten abzutun. Vielmehr sehen wir die Kunst- und Kulturschaffenden und die gesamte Branche als einen Teil unserer kulturellen Identität an und sehen in einer starken Kultur- und Kreativwirtschaft einen wichtigen Wirtschaftszweig unseres Landes.
Dass dieser Bereich in der Corona-Krise ganz besonders gelitten hat, steht außer Zweifel. Deshalb ist es uns ein Anliegen, die Wertschätzung für Kunst und Kultur zu stärken. Wir wollen Kultur als Staatsziel ins Grundgesetz aufnehmen und den Artikel 20b durch Satz 'Der Staat schützt und fördert die Kultur' ergänzen.
Aber damit ist es nicht getan. Wir setzen uns für eine Erhöhung des Bundeshaushalts für die nationale Kulturförderung ein. Wir wollen Förderprogramme auch für kleinere Unternehmen und Solo-Selbstständige der Kultur- und Kreativwirtschaft öffnen. Wir wollen Förderanträge vereinfachen. Wir wollen zehn Prozent des jährlichen Budgets öffentlicher und öffentlich geförderter Kulturorganisationen in kulturelle Bildung investieren. Denn erst kulturelle Bildung öffnet den Zugang zur Kultur für alle."
Simone Barrientos (Die Linke): "Ein positives Signal ist zudem, dass sich neue Bündnisse gebildet haben"
"Die soziale Absicherung von Menschen in Kultur und Medien muss ins Zentrum der Kulturpolitik rücken. Es ist ein Skandal, dass selbst die Fördermittelvergaben des Bundes nicht an soziale Rahmenbedingungen – etwa Honoraruntergrenzen oder faire Ausstellungsvergütungen – gekoppelt sind! Die Herausforderung ist, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsweisen und Verdienstformen in diesem Bereich gibt und eine einheitliche Lösung für alle Kulturmacherinnen schwierig werden dürfte.
Aber es gibt viele gute Vorschläge seitens der Branche selbst, auch von Gewerkschaften und Interessenverbänden: Die wissen genau, was es braucht und was zu tun ist! Ein positives Signal ist zudem, dass sich neue Bündnisse gebildet haben und die Künstler und Künstlerinnen sich vernetzten, gegenseitig unterstützen und lauter werden.
Sie haben sich während der Pandemie aktiv ins Gespräch gebracht, in Bund und Ländern. Sie wollen Kulturpolitik mitgestalten. Das ist auch mir Herzensangelegenheit geworden. Schließlich habe ich selbst lange als Kulturmacherin gearbeitet: auf und hinter der Bühne, vor und hinter der Kamera, als Sängerin, Sprecherin und Verlegerin."
Paul Lehrieder (CSU): "Die Verbesserung der Einkommenssituation und die soziale Absicherung von Künstlern sind uns sehr wichtig"
"Kulturelle Bildung und eine lebendige kulturelle Infrastruktur gehören als Teil der Daseinsvorsorge in den Alltag aller Bürgerinnen und Bürger. Diese Branche mit ihren 1,8 Millionen Erwerbstätigen steht wie kaum eine andere für kreative Erneuerung, aber auch für kulturelle Vielfalt und künstlerische Qualität. Wir setzen alles daran, das bis zur Pandemie erreichte hohe jährliche Wachstum der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren beeindruckende wirtschaftliche Dynamik wiederzugewinnen. Das Programm 'Neustart Kultur' wird für alle Akteure und Sparten fortgesetzt.
Die Verbesserung der Einkommenssituation und die soziale Absicherung von Künstlern sind uns sehr wichtig. Wir werden deshalb die Künstlersozialversicherung stärken, indem wir den Schutz in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bei selbstständiger nicht-künstlerischer Nebentätigkeit dauerhaft ausbauen.
Zur finanziellen Stabilisierung der Künstlersozialkasse haben wir auch für das Jahr 2022 eine weitere Erhöhung des Bundeszuschusses um 84,5 Millionen Euro beschlossen. Zudem prüfen wir, wie die Arbeitslosenversicherung für Beschäftigte in der Kulturbranche weiterentwickelt werden kann und inwiefern Sonderregelungen eingeführt werden können, damit Kreative in Krisenzeiten besser als bisher abgesichert sind."
Sebastian Hansen (Bündnis 90/Die Grünen): "Kulturpass für Menschen mit geringem Einkommen"
"Die Kunst muss keinen Zweck erfüllen und gerade das macht sie so wertvoll und letztlich systemrelevant. Durch die Corona-Krise wurde uns vor Augen geführt: Ohne Kunst und Kultur wird es trist und still. Wir Grüne wollen, dass die Kulturlandschaft nach der Pandemie mit ihren monatelangen Schließungen zu neuer Lebendigkeit, Vielfalt und Reichhaltigkeit findet und Kultur selbstverständlicher Teil der Daseinsvorsorge wird.
Deswegen wollen wir Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankern. Durch mehr Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen wird unsere Kultur-Infrastruktur gestärkt. Orte, an denen Kunst und Kultur stattfindet, wollen wir mit einem Fonds vor Verdrängung und Abriss schützen. Solo-Selbstständige und Kulturschaffende müssen bis zum Ende der Pandemie mit einem monatlichen Existenzgeld von 1200 € abgesichert werden, denn sie sind das Herz der Kultur.
Außerdem wollen wir die Künstlersozialkasse stärken. Aktives Kulturleben begreifen wir als die Basis demokratischer Gesellschaften. Alle Menschen sollten deswegen einen möglichst einfachen Zugang zu Kultureinrichtungen haben, etwa durch den kostenlosen Eintritt für Schülerinnen und Schüler in staatlichen Museen, durch die Sonntagsöffnung von öffentlichen Bibliotheken oder durch einen Kulturpass für Menschen mit geringem Einkommen."
Jetzt haben wir aber den Fall, dass die Künstlerin nicht nur schöne Sonnenblumenbilder malen will sondern wohl, so kann man es lesen, eine politische Agenda verfolgt. Nicht einzusehen ist deshalb, dass die Gesamtheit der Steuerzahler eine Mindermeinung finanzieren soll. Ich jedenfalls möchte keinen Cent meines nicht zu wenigen Steuergeldes auf die auf die kruden Thesen verschwendet wissen. Wenn die Künstlerin der Auffassung ist, dass ihre Kunst salonfähig ist, möge Sie sich doch von den begeisterten Kunstliebhabern finanzieren lassen.
Systemrelevant sind für mich: Energie- und Wasserversorgung, Öffentliche Ordnung, Gesundheitswesen, Lebensmittelversorgung, Kommunikationssysteme, Finanzwesen (Kunst aber eher nicht)
Die Aussagen Frau Summas zu Kunst und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung ist auf einem sehr hohen, abstrakten und auch elitärem Niveau. Wenn sie von Ihrer Kunst leben kann, heißt das für mich, dass es genug Leute gibt, die diese Tätigkeiten entweder sponsern oder die Werke abkaufen.
Das kann in Krisenzeiten aber nicht Aufgabe des Staates sein, das zu übernehmen. Inwieweit genau sie in Coronazeiten zu kurz gekommen ist, wird hier leider nicht klar. Schweißen kann sie ja, und soweit ich weiß, wird im Handwerk überall fähiges Personal gesucht. Oder sind wir uns zu fein für sowas?
Ernsthaft?
Gehts noch???