Freitag und Samstag wunderten sich viele Passanten auf Würzburgs Straßen: Eine zierliche ältere Dame schob eine gewaltige schwarze Plastikkugel über Pflaster und Asphalt. Auf neugierige Nachfragen, was sie da tue, hatte die Bildhauerin Angelika Summa eine klare Antwort parat: "Mit dieser Performance demonstriere ich für mehr Skulpturen im öffentlichen Raum."
Mehr moderne Kunst für die Innenstadt
Zwölf mögliche Standorte für moderne Kunst hatte Summa vorab ausgewählt, die sie an den zwei Tagen abklapperte. Die Riesenkugel diente als Stellvertreter, um zu zeigen, wie ein Raum-Objekt an den Orten wirken könnte. Während einige Passanten sich wunderten, Summa so oft an verschiedenen Ecken in der Stadt zu begegnen, warteten Bewunderer von Angelika Summas Werk geduldig am Straßenrand, bis die Künstlerin vorbeikam.
Zur Anmeldung ihrer Performance bei der Stadtverwaltung hatte sie zwar angeben müssen, wann genau sie welche Stelle ihrer Route passieren werde, diesen Zeitplan aber der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt, als sie vorab die Route vorstellte. An den beiden Tagen begann sie um 10 Uhr mit ihrer Aktion, am Freitag an der Hofstraßen-Terrasse des Mozartgymnasiums und am Samstag bei St. Gertraud in der Pleich.
Die Dauer der Etappen mussten echte Fans abschätzen, um der vielfach preisgekrönten und international ausstellenden Wahlwürzburgerin zu begegnen. "Es hat meist länger gedauert als gedacht", resümierte diese ihre Aktion "Die Kugel rollt" am Samstagmittag. Auf das Gewicht der Kugel mit 1,30 Meter Durchmesser hatte sie sich zwar eingestellt und auch darauf, dass die Kugel eiern werde – denn trotz sauberer Arbeit rollte diese holprig.
Zweieinhalb Kilometer Material
In den zwei Wochen zuvor hatte die Metallbildhauerin die schwarzen flexiblen Rohre, in denen gewöhnlich Elektrokabel verlegt werden, umeinander gewunden. Dazu brauchte sie zweieinhalb Kilometer Material, das sie mit Kabelbindern fixierte.
Deren spitz hervorragenden Enden ließen manchen Betrachter an das Coronavirus denken. Summas Erklärung über den wirklichen Zweck ihres Unternehmens fand freudige Zustimmung. Doch Gespräche dieser Art verzögerten den Zeitplan nur geringfügig. Vor allem machten sich räumliche Hindernisse bemerkbar. Angelika Summa "hätte nie gedacht, dass zur Zeit so viele Baustellen auch auf den Bürgersteigen sind". Auf der Alten Mainbrücke standen zwar keine Schoppentrinker im Weg; trotzdem trafen die Performerin dort die meisten "bösen Blicke", erklärte sie, wohl weil sie kurzfristig mehr Raum benötigte.
Und um den ging es letztlich. Zwölf Stellen auf städtischem Grund erscheinen Summa als Standplätze für Skulpturen von Gegenwartskünstlern geeignet: ihre beiden genannten Startpunkte und die großen Plätze an Rathaus und Polizeidirektion – beim Umbau der letzteren habe man "ja überhaupt nicht an Kunst am Bau gedacht", so die Künstlerin.
Wo wäre Platz für Kunst?
Am Unteren Markt findet Summa – die in diesem Sommer ihre vorwiegend kugelrunden Skulpturen über ganz Weikersheim verteilte – eine Ecke der VR-Bank besonders geeignet. Das Umfeld der Alten Uni wird gleich zweimal bedacht: an einem Eck der Michaelskirche und an der Einmündung der Kettengasse in die Domerschulstraße vor dem glatten Großbau des Diözesanarchivs.
Direkt gegenüber dem Mercure-Hotel an der Dreikronenstraße hält Summa einen Wiesenstreifen für anstrebenswert, weiter runter zum Main den Stumpf des Dicken Turms. Hinzu kommt ein paar Schritte weiter die Säule mit dem Luitpoldrelief an der Friedensbrücke, an deren anderem Ende beim Eingang in den Ringpark eine weitere Plastik den öffentlichen Raum beherrschen könnte. Und schließlich der Zielpunkt der Aktion: der Kardinal-Faulhaber-Platz. Hier müsste freilich, gesteht die Bildhauerin, ein Blumenbeet weichen.
Interessant fände sie es auch, im Hofgarten den Rokoko-Steinmetzwerken etwas Moderneres beizugesellen. Allerdings waren freistaatliche Flächen bei diesem Mal nicht Thema. Es ging Summa konsequent darum, Möglichkeiten auf kommunalem Grund aufzuzeigen. Schließlich hat die Stadt über die Sparkassenstiftung ihre Aktion "Die Kugel rollt" finanziell unterstützt.