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Würzburg
Bundestagswahl: Freya Altenhöner will für die SPD 20 Prozent plus x
Für was sich die Würzburger Bundestagskandidatin der SPD stark machen will. Und warum sie glaubt, dass die Union sich eine Auszeit auf der Oppositionsbank verdient hat.
Freya Altenhöner ist Vorsitzende der Würzburg SPD und die Direktkandidatin der SPD für die Bundestagswahl am 26. September.
Foto: Thomas Obermeier | Freya Altenhöner ist Vorsitzende der Würzburg SPD und die Direktkandidatin der SPD für die Bundestagswahl am 26. September.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:11 Uhr

Weiblich, jung, Sozialdemokratin. Zum vierten Mal in Folge schickt die Würzburg SPD jetzt eine Frau ins Rennen um das Bundestagsdirektmandat im Wahlkreis Würzburg Stadt und Land. Es ist ihre 33-jährige Vorsitzende Freya Altenhöner. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mindestens ein Ergebnis von 20 Prozent plus x, wenn nicht sogar 25 Prozent erzielen können. Und dass wir es tatsächlich schaffen, dass Olaf Scholz Kanzler wird", sagte sie bei einem Gespräch vor wenigen Tagen.

Zuletzt hatte die Kleinrinderfelder Bürgermeisterin Eva-Maria Linsenbreder 2017 versucht, der CSU das seit 1949 scheinbar angestammte Mandat im Bundestag streitig zu machen. Doch obwohl die CSU 2017 bayernweit mit 38,8 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 erzielte, reichte es nicht. Denn gleichzeitig erreichte die SPD bundesweit mit 20,5 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl überhaupt. So blieb CSU-Kandidat Paul Lehrieder, ehemals Bürgermeister von Gaukönigshofen im Ochsenfurter Gau, im Bundestag, wo er bereits seit 2005 sitzt. 

Die Sozialdemokratie lag ihr sozusagen bereits im Blut

Wer ist diese Freya Altenhöner, die 1988 in Mellrichstadt geboren wurde und am 26. September den Konservativen ihren Sitz im Bundestag streitig machen will? "Ich bin mit 18 der SPD beigetreten", sagt die 33-jährige Sozialpädagogin. "Für mich war die SPD die einzige progressive Partei, die in der Rhön Strukturen hatte, die sich für die Menschen eingesetzt hat und die auch ein Gegengewicht zu den Konservativen geboten hat." Zudem lag ihr die Sozialdemokratie im Blut: "Meine Mutter ist auch in der SPD, von daher hatte ich bereits eine Verbindung", sagt sie.

"Wir dürfen Gleichstellung nicht als etwas Zweitrangiges betrachten, um das man sich irgendwann mal später kümmert."
Freya Altenhöner - SPD-Bundestagskandidatin

Dass man es als junge Frau in der immer noch von Männern dominierten Politik  nicht einfach hat, musste sie schnell lernen: "Wenn mir nonchalant gesagt wird, der gelbe Blazer, den Du da trägst, ist aber im Winter zu frühlingshaft, oder wenn mir nahegelegt wird, ich soll doch öfter Lippenstift  tragen, dann sind das Dinge, da würde sich einem Mann gegenüber niemand animiert fühlen, so etwas zu sagen", sagt sie.

Bessere Bezahlung für Care-Berufe gefordert

Nicht nur deswegen hat sie sich die Gleichstellung der Frau auf die Fahnen geschrieben: "Veraltete Rollenbilder sind noch bei vielen aktuell, das hat man während der Pandemie gesehen. Da mussten immer die Frauen das Home Office, das Home Schooling und den Haushalt unter einen Hut bringen", sagt die 33-Jährige.

Das will sie ändern: "Ich fände es gut, wenn sich die Herren der Schöpfung etwas mehr an dieser Care-Arbeit beteiligen würden", schickt sie ihre Botschaft an das "starke" Geschlecht. Frauen würden ja häufig auch deswegen weniger als Männer verdienen, weil sie Teilzeit oder in den schlecht bezahlten sozialen Berufen arbeiten würden, meint sie. "Darum müssen die Care-Berufe jetzt auch finanziell dringend besser gestellt werden", lautet ihre nächste Forderung.

Ihre Kernthemen sind Arbeit und Ausbildung

Auch dass Frauen bei gleicher Arbeit weniger Lohn bekommen, ist nach ihrer Ansicht ein Unding. "Ich bin für eine Frauenqoute in den Vorständen. Wir dürfen Gleichstellung nicht als etwas Zweitrangiges betrachten, um das man sich irgendwann mal später kümmert", ist ihre klare Ansage.

Womit Sie direkt zu den Themen Arbeit und Ausbildung überleitet: "Als Schulsozialpädagogin sind mir diese Themenfelder sehr wichtig und das waren auch schon immer Kernthemen der SPD. Da muss man sich beim Erreichten der letzten Jahre nicht verstecken", glaubt sie. Und nennt den Stopp der Werksverträge und der Leiharbeit in der Fleischindustrie, das Lieferkettengesetz oder den Mindestlohn.

Auch die Transformation der Arbeit müsse man in die richtigen Bahnen lenken

"Ich denke, dass unsere Minister in der großen Koalition ein guten Job gemacht haben. Ich bin froh, dass die SPD in der Pandemie mit in der Regierung saß. Und das sage ich als jemand, der aus Überzeugung beide Male gegen die große Koalition gestimmt hat", gibt sie zu.

Freya Altenhöner bei einer Podiumsdiskussion der KAB mit Direktkandidaten für die Bundestagswahl  im Matthias-Ehrenfried-Haus in Würzburg Anfang Juli.
Foto: Patty Varasano | Freya Altenhöner bei einer Podiumsdiskussion der KAB mit Direktkandidaten für die Bundestagswahl  im Matthias-Ehrenfried-Haus in Würzburg Anfang Juli.

Auch die  Transformation der Arbeit müsse man in die richtigen Bahnen lenken. "Man muss gewährleisten, dass die Menschen die Chancen auch nutzen können. Gleichzeitig muss man aber auch ein Auge darauf haben, dass es klare Regeln gibt, damit das nicht zur Ausbeutung führt", stellt Altenhöner fest. 

Junge Menschen brauchen einen guten Start ins Berufsleben

Sie kennt die Probleme. "Die Auszubildenden kommen mit den verschiedensten Themen zu mir in die Beratung, manche müssen unter schlechten Bedingungen arbeiten oder sie werden nur befristet oder gar nicht übernommen. Wichtig ist mir daher auch eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung. Denn zu guten Arbeitsbedingungen gehören außer mehr Mitbestimmung auch höhere Löhne und ein Ende der ganzen Befristung. Junge Menschen brauchen einen guten Start ins Berufsleben", sagt sie.

Was wäre ein Wahlkampf im Jahr 2021 ohne die Themen Klima und Umweltschutz? "Ich habe zwei Nichten und ein Patenkind, denen möchte ich gerne eine Welt hinterlassen, in der sie leben können", sagt Altenhöner. "Wenn wir jetzt nicht handeln, können wir die Folgen des Klimawandels nicht mehr aufhalten oder wenigstens verlangsamen. Wir müssen dabei ermöglichen, dass alle Menschen klimabewusst leben können. Dazu gehört für mich, dass sie sich Mobilität und Energie weiter leisten können", führt sie an.

Und wir können auch mit der Massentierhaltung so nicht weitermachen, die müssen wir beenden."
Freya Altenhöner

"Auch die Industrie muss klimaneutral wirtschaften, da braucht es neue Regeln. Dazu müssen wir neue Mobilitätskonzepte entwickeln und einen starken ÖPNV schaffen. Und wir können auch mit der Massentierhaltung so nicht weitermachen, die müssen wir beenden", sagt Altenhöner.

Sie hat große Ziele und will sie durchsetzen: "Ich kandidiere, weil es mir wichtig ist, für eine Mehrheit ohne die Union zu kämpfen. Die Herausforderungen, die auf uns warten, sind Dinge, die man mit der Union nicht regeln kann", ist sie sicher. "Die haben sich nämlich mit ihren Querelen, ihren Skandalen und einem Herrn Laschet ohne Feingefühl eine Auszeit auf der Oppositionsbank redlich verdient." 

Zur Person

Freya Altenhöner ist am 25. Juli 1988 in Mellrichstadt geboren. Sie hat zwei Brüder. Aufgewachsen in einer eher ländlichen Gegend, wie sie selbst sagt, fing sie 2007 an, sich bei den Jusos und in der SPD zu engagieren.
2009 begann sie ein Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. 2012 schloss sie ihr Bachelorstudium ab. 2014 beendete sie ihr Studium mit dem Master of Arts.
Altenhöner arbeitet als Schulsozialpädagogin und betreut die beruflichen Schulen in Schweinfurt. Sie berät Auszubildende bei Problemen zuhause, in der Schule oder im Betrieb, geht aber auch zur Präventionsarbeit zu verschiedenen Themen in die Klassen.
Seit März 2019 ist sie Vorsitzende der Würzburg SPD, die sie im Oktober 2020 mit 95,5 Prozent der Stimmen als Bundestagkandidatin für die Wahl im September nominierte.
Freya Altenhöner wohnt im Würzburger Stadtteil Grombühl.
Quelle: ella
 
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