Weiblich, jung, Sozialdemokratin. Zum vierten Mal in Folge schickt die Würzburg SPD jetzt eine Frau ins Rennen um das Bundestagsdirektmandat im Wahlkreis Würzburg Stadt und Land. Es ist ihre 33-jährige Vorsitzende Freya Altenhöner. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mindestens ein Ergebnis von 20 Prozent plus x, wenn nicht sogar 25 Prozent erzielen können. Und dass wir es tatsächlich schaffen, dass Olaf Scholz Kanzler wird", sagte sie bei einem Gespräch vor wenigen Tagen.
Zuletzt hatte die Kleinrinderfelder Bürgermeisterin Eva-Maria Linsenbreder 2017 versucht, der CSU das seit 1949 scheinbar angestammte Mandat im Bundestag streitig zu machen. Doch obwohl die CSU 2017 bayernweit mit 38,8 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 erzielte, reichte es nicht. Denn gleichzeitig erreichte die SPD bundesweit mit 20,5 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl überhaupt. So blieb CSU-Kandidat Paul Lehrieder, ehemals Bürgermeister von Gaukönigshofen im Ochsenfurter Gau, im Bundestag, wo er bereits seit 2005 sitzt.
Die Sozialdemokratie lag ihr sozusagen bereits im Blut
Wer ist diese Freya Altenhöner, die 1988 in Mellrichstadt geboren wurde und am 26. September den Konservativen ihren Sitz im Bundestag streitig machen will? "Ich bin mit 18 der SPD beigetreten", sagt die 33-jährige Sozialpädagogin. "Für mich war die SPD die einzige progressive Partei, die in der Rhön Strukturen hatte, die sich für die Menschen eingesetzt hat und die auch ein Gegengewicht zu den Konservativen geboten hat." Zudem lag ihr die Sozialdemokratie im Blut: "Meine Mutter ist auch in der SPD, von daher hatte ich bereits eine Verbindung", sagt sie.
Dass man es als junge Frau in der immer noch von Männern dominierten Politik nicht einfach hat, musste sie schnell lernen: "Wenn mir nonchalant gesagt wird, der gelbe Blazer, den Du da trägst, ist aber im Winter zu frühlingshaft, oder wenn mir nahegelegt wird, ich soll doch öfter Lippenstift tragen, dann sind das Dinge, da würde sich einem Mann gegenüber niemand animiert fühlen, so etwas zu sagen", sagt sie.
Bessere Bezahlung für Care-Berufe gefordert
Nicht nur deswegen hat sie sich die Gleichstellung der Frau auf die Fahnen geschrieben: "Veraltete Rollenbilder sind noch bei vielen aktuell, das hat man während der Pandemie gesehen. Da mussten immer die Frauen das Home Office, das Home Schooling und den Haushalt unter einen Hut bringen", sagt die 33-Jährige.
Das will sie ändern: "Ich fände es gut, wenn sich die Herren der Schöpfung etwas mehr an dieser Care-Arbeit beteiligen würden", schickt sie ihre Botschaft an das "starke" Geschlecht. Frauen würden ja häufig auch deswegen weniger als Männer verdienen, weil sie Teilzeit oder in den schlecht bezahlten sozialen Berufen arbeiten würden, meint sie. "Darum müssen die Care-Berufe jetzt auch finanziell dringend besser gestellt werden", lautet ihre nächste Forderung.
Ihre Kernthemen sind Arbeit und Ausbildung
Auch dass Frauen bei gleicher Arbeit weniger Lohn bekommen, ist nach ihrer Ansicht ein Unding. "Ich bin für eine Frauenqoute in den Vorständen. Wir dürfen Gleichstellung nicht als etwas Zweitrangiges betrachten, um das man sich irgendwann mal später kümmert", ist ihre klare Ansage.
Womit Sie direkt zu den Themen Arbeit und Ausbildung überleitet: "Als Schulsozialpädagogin sind mir diese Themenfelder sehr wichtig und das waren auch schon immer Kernthemen der SPD. Da muss man sich beim Erreichten der letzten Jahre nicht verstecken", glaubt sie. Und nennt den Stopp der Werksverträge und der Leiharbeit in der Fleischindustrie, das Lieferkettengesetz oder den Mindestlohn.
Auch die Transformation der Arbeit müsse man in die richtigen Bahnen lenken
"Ich denke, dass unsere Minister in der großen Koalition ein guten Job gemacht haben. Ich bin froh, dass die SPD in der Pandemie mit in der Regierung saß. Und das sage ich als jemand, der aus Überzeugung beide Male gegen die große Koalition gestimmt hat", gibt sie zu.
Auch die Transformation der Arbeit müsse man in die richtigen Bahnen lenken. "Man muss gewährleisten, dass die Menschen die Chancen auch nutzen können. Gleichzeitig muss man aber auch ein Auge darauf haben, dass es klare Regeln gibt, damit das nicht zur Ausbeutung führt", stellt Altenhöner fest.
Junge Menschen brauchen einen guten Start ins Berufsleben
Sie kennt die Probleme. "Die Auszubildenden kommen mit den verschiedensten Themen zu mir in die Beratung, manche müssen unter schlechten Bedingungen arbeiten oder sie werden nur befristet oder gar nicht übernommen. Wichtig ist mir daher auch eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung. Denn zu guten Arbeitsbedingungen gehören außer mehr Mitbestimmung auch höhere Löhne und ein Ende der ganzen Befristung. Junge Menschen brauchen einen guten Start ins Berufsleben", sagt sie.
Was wäre ein Wahlkampf im Jahr 2021 ohne die Themen Klima und Umweltschutz? "Ich habe zwei Nichten und ein Patenkind, denen möchte ich gerne eine Welt hinterlassen, in der sie leben können", sagt Altenhöner. "Wenn wir jetzt nicht handeln, können wir die Folgen des Klimawandels nicht mehr aufhalten oder wenigstens verlangsamen. Wir müssen dabei ermöglichen, dass alle Menschen klimabewusst leben können. Dazu gehört für mich, dass sie sich Mobilität und Energie weiter leisten können", führt sie an.
"Auch die Industrie muss klimaneutral wirtschaften, da braucht es neue Regeln. Dazu müssen wir neue Mobilitätskonzepte entwickeln und einen starken ÖPNV schaffen. Und wir können auch mit der Massentierhaltung so nicht weitermachen, die müssen wir beenden", sagt Altenhöner.
Sie hat große Ziele und will sie durchsetzen: "Ich kandidiere, weil es mir wichtig ist, für eine Mehrheit ohne die Union zu kämpfen. Die Herausforderungen, die auf uns warten, sind Dinge, die man mit der Union nicht regeln kann", ist sie sicher. "Die haben sich nämlich mit ihren Querelen, ihren Skandalen und einem Herrn Laschet ohne Feingefühl eine Auszeit auf der Oppositionsbank redlich verdient."