Diakon Reinhold Glaser wurde vor gut einem Jahr suspendiert. Arbeitslos ist der 69-Jährige dennoch nicht. Er ist ein viel beschäftigter Geistlicher. Mehr noch, als vor dem Verbot aller Dienste als Diakon durch den Würzburger Bischof. Wie kann das sein?
Glaser lädt zu Gottesdiensten, hält Requien, bietet Trauungen an. Er führt viele Gespräche. Er tauft, segnet, besucht alte und kranke Menschen, beerdigt – zu individuell gewünschten Zeiten. Bischof Franz Jung hat ihm das untersagt. Der Diakon hält sich jedoch nicht daran. Das klingt nach Rebellion, nach Missachtung hierarchischer Strukturen. Reinhold Glaser macht jedoch bei seinem Besuch in der Redaktion einen sehr besonnenen Eindruck. "Ich habe keine Schwerverbrechen begangen."
Hinter dem pensionierten Polizeibeamten und früheren Bürgermeister von Mömbris (Lkr. Aschaffenburg) liegen zwei turbulente Jahre. Der Konflikt mit dem Bistum begann, als sich Glaser nicht an die festgelegten Vorgaben des damaligen Pfarrers im Pastoralen Raum Kahlgrund halten wollte. Er kritisierte dies offen als "menschenferne und glaubensferne Seelsorgepraxis".
Daraufhin wurde er im November 2022 vom Würzburger Bischof aus seiner, wie er sagt, "nebenberuflichen Anstellung als geringfügig Beschäftigter beim Bistum Würzburg entlassen". Im Januar 2023 ordnete Franz Jung per Dekret die "Beugestrafe" der Suspendierung wegen anhaltender Verstöße gegen die bischöflichen Verfügungen an.
Glasers Beschwerde in Rom beim Dikasterium für die Kleriker lief ins Leere – laut Glaser trotz der von der vatikanischen Behörde festgestellten "Verfahrensmängel". Seit November ist die Suspendierung formal wirksam, so Glaser. Und seither habe es keinen Kontakt mehr mit dem Würzburger Bischof gegeben, obwohl er um einen Gesprächstermin gebeten habe. "Es ist Funkstille."
Terminkalender von Reinhold Glaser ist voll
All das hielt den Diakon nicht auf. Viele Gläubige würden sein Engagement "hin zu einer menschengerechten Kirche" sehr schätzen, erzählt er. Von Beginn der Unstimmigkeiten an hätten sie zu ihm gehalten, ihn unterstützt – und angefragt. Er begleitet die Gläubigen, und sie begleiten ihn. Der Terminkalender ist voll. "Während meiner Zeit als Mitglied des Pastoralteams war ich rund 100 Stunden pro Monat im Diakonsdienst, aktuell sind es fast 200 Stunden im Monat", sagt Glaser.
Die Lösung sei die Gründung des inzwischen als gemeinnützig anerkannten Vereins für christliche Seelsorge in Freiheit im März 2023 gewesen - zusammen mit dem verheirateten katholischen Pfarrer Philipp Tropf und dem nordisch-katholischen Diakon Dietholf Schröder. Das Ergebnis: "47 ganz unterschiedlich gestaltete Gottesdienste und 20 Beisetzungen alleine im Kahlgrund im vergangenen Jahr, im neuen Jahr sind es bereits 15 Gottesdienst- und Beisetzungstermine."
Möglich sind Gottesdienste in privaten Kapellen
Möglich ist dies in privaten Kapellen und kommunalen Friedhöfen, die nicht im Eigentum von Kirchengemeinden stehen. Glaser erinnert ans frühe Christentum, an die ersten Gemeinden, die keine Kirche hatten. Und auch während der Corona-Pandemie, als Kirchen geschlossen waren, haben Gläubige "wieder in Gottes freier Natur Messen gefeiert".
Ein Ende als Diakon in Freiheit ist von seiner Seite aus nicht abzusehen. "Es liegen bereits viele Anfragen vor." Nicht nur im Kahlgrund, vielmehr im ganzen Bistum. "Und darüber hinaus", so Glaser: "Die unguten Strukturen der katholischen Kirchen wirken sich offenbar an vielen Orten in ähnlicher Weise negativ aus."
Stört es niemanden, dass er suspendiert ist? "Nein", sagt Glaser. Auch, dass ein verheirateter katholischer Priester mit im Boot ist, ebenso einen Diakon einer Kirche in der altkatholischen Tradition, würden viele begrüßen.
Diakon Glaser: Nach der Konfession wird nicht gefragt
"Wir sind seelsorglich für die Menschen da, in allen Lebenslagen und in allen Anliegen, ohne die Konfessionszugehörigkeit zu hinterfragen." Glaser betont, dass diese Dienste unentgeltlich erbracht werden. Unkosten würden über Spenden finanziert.
Gibt es keinerlei Bedenken, dass die gespendeten Sakramente ungültig sind? Ab und an würde gefragt, so Glaser. Aber nur deshalb, weil, wie ihm berichtet worden sei, "von den Pfarrbüros im Pastoralen Raum Kahlgrund immer wieder versucht wird, Menschen zu verunsichern". Seine Weihe sei durch die Suspendierung nicht aufgehoben, betont der Diakon.
Jürgen Vorndran, Generalvikar der Diözese Würzburg, bezeichnete im Juni Glasers Verein als kirchenrechtlich illegitim und hat dem Diakon "jedwede Mitarbeit" verboten. Glaser blieb und bleibt gelassen. Es sei ein beim Amtsgericht Aschaffenburg eingetragener weltlicher Verein, eine Anerkennung als kirchlicher Verein sei nicht angedacht.
Ein Gespräch mit der Bistumsleitung würde Glaser begrüßen. "Es wäre schon sehr interessant zu erfahren, warum Generalvikar und Bischof nicht unser seelsorgliches Angebot für die Menschen ergänzend zum kirchlichen Angebot bewusst und mit freudiger Bereitschaft annehmen und gutheißen, denn viele Menschen kommen zu uns, die von der Amtskirche nicht mehr erreicht werden."
Die Spende an diesen fördert die Seelsorge. Die Kirchensteuer an die Amtskirche mit den Seelsorgebürokraten Jung und Vorndran an der Spitze des Bistums Würzburg ist kontraproduktiv.
dann würden sie mit dem Diakon das Gespräch suchen...
aber die wurden ihnen in Rom
leider schon lange abgenommen...
Je mehr Dreck über ihn ausgeschüttet wird, desto kreativer wird er bei seiner Arbeit, der Seelsorge.
Gibt es der Kath. Kirche Nicht zu denken, dass ihr Markenkern: Seelsorge so eine große Nachfrage hat ?!
Weiter so, Herr Glaser
Sie kennen die Geschichte von Jesus und den Pharisäern?
Oder wie Jesus den vermeintlich "gesetzestreuen" Ordnungsliebhabern - die ihm eine Falle stellten, indem sie sich auf die "Autorität" Gesetz beriefen - den Spiegel vorhielt, als die eine "Ehebrecherin" steinigen wollten (wie im Gesetz vorgeschrieben) und ihn vergiftet um "Rat" fragten?
Der Diakon macht vieles richtig und erreicht die „Gläubigen Gottes“.
Diejenigen, die der Amtskirche verfallen sind, sterben aus.
Wenn die Amtskirche könnte, würden Sie ihm auch noch die Entlohnung entziehen. Gottseidank läuft das nicht.
Machen Sie weiter, die Menschen danken es. Am Tage des jüngsten Gerichtes werden die Karten neu gemischt.
Man müsste wissen, wie die selbsternannten Vertreter Gottes tatsächlich behandelt werden würden.
Wir werden es nie erfahren.
Herr Glaser macht wohl nicht nur vieles richtig, er ist m.E. auch ein Vorbild, was Zivilcourage und Standhaftigkeit gegen autoritäre, starre, hierarchische Strukturen angeht.
Es braucht mehr solche Menschen.
Solche selbstreferentiellen Macht- und Hierarchiestrukturen entlarven sich zunehmend selbst:
Wenn „Machtworte“, Bestrafungen, Ausgrenzung, Entwertung, Stigmatisierung und Demütigungen nicht mehr funktionieren, um rückständige und menschenfeindliche „Regeln“ durchzusetzen und Menschen auf Linie zu bringen dann taucht man ab und schweigt….
Vielleicht sollte jemand dem Bischof und dem Generalvikar mal mitteilen, dass sie DIENER sind und als solche PFLICHTEN haben!
Einfach mal in den eigenen „Leitbildern“ nachlesen!