Der Pastorale Raum St. Benedikt mit seinen 32 Kirchenorten im Landkreis Kitzingen bekommt mit Andreas Hartung einen neuen Teampfarrer. Aus seinem bisherigen Wirkungskreis, dem Pastoralen Raum Kahlgrund im Landkreis Aschaffenburg, wurde er nach nur drei Jahren nach einem Streit um Diakon Reinhold Glaser versetzt. Diesem hat Bischof Franz Jung im Januar per Strafdekret alle Vollmachten und Dienste als Diakon verboten, weil er sich nicht an die vorgegebene Zeiten für Taufen, Hochzeiten, Requien und Beerdigungen hielt.
Im Interview schildert Andreas Hartung erstmals seine Sicht auf die Dinge. Der 41-Jährige verrät, worauf er sich bei seiner Rückkehr in den Landkreis freut – und worauf weniger.
Pfarrer Andreas Hartung: Wo es hingehen soll, war mein eigener Wunsch. Da hat man als Pfarrer immer Mitspracherecht und bewirbt sich dann auf eine freie Stelle. In puncto Kahlgrund war für mich klar: In der Situation, die ich erlebe, möchte die Rolle des Moderators, also des Leiters des Pastoralen Raums, so nicht mehr tragen. Und dann hatten wir ein Gespräch mit dem Ordinariat, in dem sich herausgestellt hat, dass ein Wechsel ansteht.
Hartung: Ziemlich schnell war diese Personalie nicht mehr in meiner Hand, und es lag nicht mehr in meiner Kompetenz, etwas zu sagen. Klar habe ich mitbekommen, dass ich der Angegriffene bin. Aber das ist besser als wenn es mein Team getroffen hätte. Und ich wollte von meiner Seite nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen.
Hartung: Da muss ich ein wenig ausholen. Zum einen war in Krombach und Mömbris eine Doppel-Pfarreiengemeinschaft ausgeschrieben. Diese habe ich mithilfe eines Verwalters übernommen, dessen Stelle dann gestrichen wurde. Schnell kamen noch zwei weitere Pfarreiengemeinschaften hinzu. Da musste ich mich mit dem Pastoralteam und vor allem mit den Damen im Pfarrbüro hinsetzen, um das neu zu organisieren. Das waren aber immer Teamentscheidungen, durch die wir gemeinsam ein funktionierendes System entwickelt haben. Noch dazu startete ich 2020 in der Corona-Hochphase, in der normale Begegnungen nicht möglich waren und ich zahlreiche unbequeme Maßnahmen weitergeben musste. Da lag von Anfang an ein Schatten darüber.
Hartung: Schwer zu sagen. Wir im Pastoralteam waren zwar stark gefordert, aber mit viel Hilfe von Ehrenamtlichen haben wir Corona gemeistert und vier verschiedene Pfarrbüro-Arbeitsweisen zu einer zusammengeführt. Überfordert haben uns erst die Erwartungen, die nicht erfüllbar waren. Ich kann verstehen, dass man sich eine Kirche wünscht, wie sie mal war. Die Frage ist, ob dieses romantisierende Bild eines Pfarrers je der Realität entsprach.
Hartung: Bei allen gottesdienstlichen Aktivitäten hängt ja immer noch viel mehr dran. Über einen hauptamtlichen Organisten im Würzburger Dom kann ich verfügen, über Ehrenamtliche nicht. Beim Küsterdienst ist das noch machbar, die Kirche aufschließen können mehrere Menschen. Schwierig wird es, wenn besonderes Können verlangt ist wie eben beim Orgelspielen, das für ein Requiem am Nachmittag gebraucht wird. Und da wird's personell echt eng, das schaffen wir nicht.
Hartung: Ein anderes Beispiel sind Taufen am Sonntagnachmittag, aber für alle gleich fair. Das fängt bei den Mitarbeiterinnen in den Pfarrbüros an, die für den gesamten Pastoralen Raum wissen müssen, was wann in welcher Kirche möglich ist. Wichtig waren uns drei Punkte: Fehlerquellen minimieren, Fairness für alle und Ressourcen nutzen, aber nicht verheizen – sowohl haupt- als auch ehrenamtlich. Das System, wie es im Kahlgrund ist, ist nicht einmalig. Die Einordnung ist relativ speziell.
Hartung: Ein ungeheurer Vorteil dort ist, dass Pfarrer Peter Göttke dort schon lange vorgearbeitet hat, bevor das Bistum überhaupt die Pastoralen Räume eingerichtet hat. Und ich war letzte Woche in Schwarzach und habe ein Pastoralteam erlebt, das sehr wohlwollend miteinander umgeht. Das war im Kahlgrund genauso. Beim Gespräch mit dem Moderator hier, Teampfarrer Dr. Matthias Eller, stellte sich heraus, dass die Arbeitsweise bei Themen wie Requiem und Beerdigung ähnlich ist. Wie sehr, hat mich dann doch erstaunt. Wie gesagt, das war kein Novum im Kahlgrund. Wichtig war und ist mir: Wenn wir schon nicht mehr jedes einzelne Requiem möglich machen können, dann möchten wir aber einmal pro Monat ein qualitativ hochwertiges Angebot für alle Angehörigen bieten.
Hartung: Der Generalvikar hat mir eine zweimonatige Auszeit angeboten, in der mir aber nicht langweilig werden wird, Umzug und Seelsorge-Termine stehen an. Priester bleibe ich, auch wenn ich jetzt mal zwei Monate keine feste Funktion habe. Zudem muss ich eine Wohnung suchen in Volkach, weil das dortige Pfarrhaus renoviert werden muss. Aber ich kann versichern, dass wir daraus nicht das Limburger Bischofshaus machen (lacht).
Hartung: Als Kaplan habe ich in Wiesentheid die barocke Pfarrkirche St. Mauritius nach der Renovierung nicht mehr erlebt. Ich freue mich darauf, dort eine Messe zu feiern. Gut gefallen haben mir auch die Ü30-Gottesdienste in Schwarzach, in diese Richtung würde ich gerne wieder etwas anbieten. Ein weiteres Steckenpferd von mir ist das gute Predigen und die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen. In meiner Heimat Rechtenbach war ich selbst zehn Jahre Küster.
Hartung: Es gibt etwas, was in meiner Berufsgruppe ohnehin schwierig ist: Ich mag keinen Wein, ich bin ein Biermensch. Und dann komme ich ausgerechnet nach Volkach (lacht). Aber auch da bin ich gewillt, im Pastoralen Raum St. Benedikt noch hinzuzulernen.