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Landkreis Kitzingen
Nach Streit im Kahlgrund: Jetzt spricht Pfarrer Andreas Hartung über seine Zukunft im Landkreis Kitzingen
Als Teampfarrer kommt Andreas Hartung in den Pastoralen Raum St. Benedikt zurück. Worauf freut er sich? Wie bewertet er den Konflikt um den suspendierten Diakon Reinhold Glaser?
Pfarrer Andreas Hartung ist ab Februar Teampfarrer im Pastoralen Raum St. Benedikt und wird in Volkach wohnen. Das Bild zeigt ihn beim Interview in der Redaktion Kitzingen.
Foto: Andreas Brachs | Pfarrer Andreas Hartung ist ab Februar Teampfarrer im Pastoralen Raum St. Benedikt und wird in Volkach wohnen. Das Bild zeigt ihn beim Interview in der Redaktion Kitzingen.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Der Pastorale Raum St. Benedikt mit seinen 32 Kirchenorten im Landkreis Kitzingen bekommt mit Andreas Hartung einen neuen Teampfarrer. Aus seinem bisherigen Wirkungskreis, dem Pastoralen Raum Kahlgrund im Landkreis Aschaffenburg, wurde er nach nur drei Jahren nach einem Streit um Diakon Reinhold Glaser versetzt. Diesem hat Bischof Franz Jung im Januar per Strafdekret alle Vollmachten und Dienste als Diakon verboten, weil er sich nicht an die vorgegebene Zeiten für Taufen, Hochzeiten, Requien und Beerdigungen hielt.

Im Interview schildert Andreas Hartung erstmals seine Sicht auf die Dinge. Der 41-Jährige verrät, worauf er sich bei seiner Rückkehr in den Landkreis freut – und worauf weniger.

Haben Sie den Kahlgrund wirklich auf eigenen Wunsch verlassen?

Pfarrer Andreas Hartung: Wo es hingehen soll, war mein eigener Wunsch. Da hat man als Pfarrer immer Mitspracherecht und bewirbt sich dann auf eine freie Stelle. In puncto Kahlgrund war für mich klar: In der Situation, die ich erlebe, möchte die Rolle des Moderators, also des Leiters des Pastoralen Raums, so nicht mehr tragen. Und dann hatten wir ein Gespräch mit dem Ordinariat, in dem sich herausgestellt hat, dass ein Wechsel ansteht.

Warum haben Sie sich bei der öffentlichen Diskussion um Diakon Reinhold Glaser nie zu Wort gemeldet?

Hartung: Ziemlich schnell war diese Personalie nicht mehr in meiner Hand, und es lag nicht mehr in meiner Kompetenz, etwas zu sagen. Klar habe ich mitbekommen, dass ich der Angegriffene bin. Aber das ist besser als wenn es mein Team getroffen hätte. Und ich wollte von meiner Seite nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen.

Der katholische Priester und Pfarrer Andreas Hartung (41) stammt aus Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) und tritt zum 1.Februar seine neue Stelle als Teampfarrer im Pastoralen Raum St. Benedikt an.
Foto: Andreas Brachs | Der katholische Priester und Pfarrer Andreas Hartung (41) stammt aus Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) und tritt zum 1.Februar seine neue Stelle als Teampfarrer im Pastoralen Raum St. Benedikt an.
Wie kam es denn überhaupt zu diesem großen Streit?

Hartung: Da muss ich ein wenig ausholen. Zum einen war in Krombach und Mömbris eine Doppel-Pfarreiengemeinschaft ausgeschrieben. Diese habe ich mithilfe eines Verwalters übernommen, dessen Stelle dann gestrichen wurde. Schnell kamen noch zwei weitere Pfarreiengemeinschaften hinzu. Da musste ich mich mit dem Pastoralteam und vor allem mit den Damen im Pfarrbüro hinsetzen, um das neu zu organisieren. Das waren aber immer Teamentscheidungen, durch die wir gemeinsam ein funktionierendes System entwickelt haben. Noch dazu startete ich 2020 in der Corona-Hochphase, in der normale Begegnungen nicht möglich waren und ich zahlreiche unbequeme Maßnahmen weitergeben musste. Da lag von Anfang an ein Schatten darüber.

"Wir im Pastoralteam waren zwar stark gefordert, überfordert haben uns aber erst die Erwartungen, die nicht erfüllbar waren."
Pfarrer Andreas Hartung über den Konflikt im Kahlgrund
Wann entwickelte sich aus diesem Schatten dann ein solch folgenschwerer Konflikt?

Hartung: Schwer zu sagen. Wir im Pastoralteam waren zwar stark gefordert, aber mit viel Hilfe von Ehrenamtlichen haben wir Corona gemeistert und vier verschiedene Pfarrbüro-Arbeitsweisen zu einer zusammengeführt. Überfordert haben uns erst die Erwartungen, die nicht erfüllbar waren. Ich kann verstehen, dass man sich eine Kirche wünscht, wie sie mal war. Die Frage ist, ob dieses romantisierende Bild eines Pfarrers je der Realität entsprach.

Was meinen Sie damit konkret?

Hartung: Bei allen gottesdienstlichen Aktivitäten hängt ja immer noch viel mehr dran. Über einen hauptamtlichen Organisten im Würzburger Dom kann ich verfügen, über Ehrenamtliche nicht. Beim Küsterdienst ist das noch machbar, die Kirche aufschließen können mehrere Menschen. Schwierig wird es, wenn besonderes Können verlangt ist wie eben beim Orgelspielen, das für ein Requiem am Nachmittag gebraucht wird. Und da wird's personell echt eng, das schaffen wir nicht.

Pfarrer Andreas Hartung im Gespräch mit Redakteurin Barbara Herrmann in der Redaktion Kitzingen.
Foto: Andreas Brachs | Pfarrer Andreas Hartung im Gespräch mit Redakteurin Barbara Herrmann in der Redaktion Kitzingen.
War das der einzige Konfliktpunkt?

Hartung: Ein anderes Beispiel sind Taufen am Sonntagnachmittag, aber für alle gleich fair. Das fängt bei den Mitarbeiterinnen in den Pfarrbüros an, die für den gesamten Pastoralen Raum wissen müssen, was wann in welcher Kirche möglich ist. Wichtig waren uns drei Punkte: Fehlerquellen minimieren, Fairness für alle und Ressourcen nutzen, aber nicht verheizen – sowohl haupt- als auch ehrenamtlich. Das System, wie es im Kahlgrund ist, ist nicht einmalig. Die Einordnung ist relativ speziell.

Ist das im Pastoralen Raum St. Benedikt anders?

Hartung: Ein ungeheurer Vorteil dort ist, dass Pfarrer Peter Göttke dort schon lange vorgearbeitet hat, bevor das Bistum überhaupt die Pastoralen Räume eingerichtet hat. Und ich war letzte Woche in Schwarzach und habe ein Pastoralteam erlebt, das sehr wohlwollend miteinander umgeht. Das war im Kahlgrund genauso. Beim Gespräch mit dem Moderator hier, Teampfarrer Dr. Matthias Eller, stellte sich heraus, dass die Arbeitsweise bei Themen wie Requiem und Beerdigung ähnlich ist. Wie sehr, hat mich dann doch erstaunt. Wie gesagt, das war kein Novum im Kahlgrund. Wichtig war und ist mir: Wenn wir schon nicht mehr jedes einzelne Requiem möglich machen können, dann möchten wir aber einmal pro Monat ein qualitativ hochwertiges Angebot für alle Angehörigen bieten. 

Wie geht es jetzt konkret weiter bei Ihnen?

Hartung: Der Generalvikar hat mir eine zweimonatige Auszeit angeboten, in der mir aber nicht langweilig werden wird, Umzug und Seelsorge-Termine stehen an. Priester bleibe ich, auch wenn ich jetzt mal zwei Monate keine feste Funktion habe. Zudem muss ich eine Wohnung suchen in Volkach, weil das dortige Pfarrhaus renoviert werden muss. Aber ich kann versichern, dass wir daraus nicht das Limburger Bischofshaus machen (lacht).

Als Kaplan 2016 in Rödelsee: Andreas Hartung (Mitte) mit den vier damals neuen Ministranten (von links) Luca Adam, Simon Walter, Lea Bayer und Linus Engelhardt
Foto: Susanne Engelhardt | Als Kaplan 2016 in Rödelsee: Andreas Hartung (Mitte) mit den vier damals neuen Ministranten (von links) Luca Adam, Simon Walter, Lea Bayer und Linus Engelhardt
Worauf freuen Sie sich besonders bei ihrer neuen Aufgabe?

Hartung: Als Kaplan habe ich in Wiesentheid die barocke Pfarrkirche St. Mauritius nach der Renovierung nicht mehr erlebt. Ich freue mich darauf, dort eine Messe zu feiern. Gut gefallen haben mir auch die Ü30-Gottesdienste in Schwarzach, in diese Richtung würde ich gerne wieder etwas anbieten. Ein weiteres Steckenpferd von mir ist das gute Predigen und die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen. In meiner Heimat Rechtenbach war ich selbst zehn Jahre Küster.

Haben Sie denn auch Bedenken bezüglich ihres neuen Einsatzortes?

Hartung: Es gibt etwas, was in meiner Berufsgruppe ohnehin schwierig ist: Ich mag keinen Wein, ich bin ein Biermensch. Und dann komme ich ausgerechnet nach Volkach (lacht). Aber auch da bin ich gewillt, im Pastoralen Raum St. Benedikt noch hinzuzulernen.

Stationen und Abschiedsrede von Andreas Hartung

Berufliche Stationen: Andreas Hartung (Jahrgang 1982) stammt aus Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) und machte zuerst eine Ausbildung zum Schreiner. In dem Beruf arbeitete bis 2008, bevor er bis 2012 am Spätberufenenseminar in Lantershofen studierte. 2014 wurde er zum Priester geweiht. Von September 2014 bis 2017 war er Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft „Kirchschönbach-Stadelschwarzach-Wiesentheid“. Es folgten Stationen in Hofheim und den Haßbergen, ehe er 2020 in den Landkreis Aschaffenburg wechselte.
Abschiedsrede: Bei seiner letzten Messe am Sonntag, 26. November, sagte Andreas Hartung: "Ich gehe heute mit einem guten Gewissen. [...] Wenn wir manche personellen Störungen nicht gehabt hätten, wären wir in vielen Bereichen weiter und es gäbe mehr Zufriedenheit. Nur diese Störungen, die halten an, auch wenn ich weg bin. [...] Wir konnten und können nicht alle Erwartungen erfüllen. Dafür darf ich auf der einen Seite um Verständnis werben und auf der anderen Seite um Verzeihung bitten."
Quelle: bh
 
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