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Nach Konflikt mit Bistum Würzburg: Suspendierter Diakon Glaser gründet mit weiteren Geistlichen Verein für freie Seelsorge
Weil er sich nicht an Seelsorge-Vorgaben hielt, wurde Reinhold Glaser von Bischof Jung suspendiert. Nun will er den Konflikt mit einem ungewöhnlichen Schritt beenden.
Diakon Reinhold Glaser, von Würzburgs Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert, hat zusammen mit zwei weiteren Geistlichen den 'Verein für christliche Seelsorge in Freiheit' gegründet.
Foto: Michaela Ullrich | Diakon Reinhold Glaser, von Würzburgs Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert, hat zusammen mit zwei weiteren Geistlichen den "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit" gegründet.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:05 Uhr

Seit einigen Wochen wartet Diakon Reinhold Glaser aus Mömbris (Lkr. Aschaffenburg) auf eine Entscheidung aus Rom. Er wurde nach einem bereits länger andauernden Konflikt im Januar von Würzburgs Bischof Franz Jung mit der Beugestrafe der Suspendierung belegt. Dagegen legte Glaser bei der zuständigen Behörde im Vatikan Beschwerde ein.

Nun wartet der Diakon und frühere Bürgermeister von Mömbris nicht mehr nur, er hat sich vielmehr etwas Neues einfallen lassen. Glaser gründete den "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit". In einer Pressemitteilung schreibt der 68-Jährige von einem positiven Weg zur Beendigung des schwelenden Kirchenkonflikts.

Dieser Konflikt beschäftigt seit über einem Jahr Bistumsleitung, Teampfarrer, Gremien und viele Menschen im Pastoralen Raum Kahlgrund. Auslöser war, dass sich Diakon Glaser nicht an die strukturellen Seelsorge-Vorgaben hielt, sondern auch zu anderen Zeiten als vorgesehen Beerdigungen oder Taufen gestaltete.

Vereinsmitglieder wollen "lebensnahe christliche Seelsorge" ermöglichen

Nun will Glaser zusammen mit zwei weiteren Geistlichen eine "lebensnahe christliche Seelsorge" anbieten "für Menschen, die sich in ihren Anliegen und Bedürfnissen von der Institution 'Römisch-Katholische Kirche' nicht mehr angenommen fühlen und enttäuscht sind". Ziel des Vereins sei, Sakramente, Gottesdienste und christliche Seelsorge in Freiheit, "also ohne Weisungsbindung an die Institution 'Kirche' zu ermöglichen".

Zum Angebot gehören den Angaben zufolge etwa individuell gestaltete Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Dank- und Segensgottesdienst, Haus- und Krankenkommunion, Andachten, Sterbesakramente sowie Beisetzungen mit Requiem.

Zu den Gründungsvorsitzenden des Vereins zählt laut Glaser er selbst sowie der verheiratete katholische Priester Philipp Tropf aus Waldaschaff (Lkr. Aschaffenburg). Der dritte Geistliche im Bunde ist Diakon Dietholf Schröder aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart). "Alle drei wollen in ihren Einzugsgebieten gemeinsam wirken", heißt es in der Pressemitteilung.

Philipp Tropf  ist bereits seit über einem Jahr als 'Priester ohne Kirche' unterwegs. Nun gründete er zusammen mit dem suspendierten Diakon Glaser den 'Verein für christliche Seelsorge in Freiheit'. 
Foto: Patty Varasano | Philipp Tropf  ist bereits seit über einem Jahr als "Priester ohne Kirche" unterwegs. Nun gründete er zusammen mit dem suspendierten Diakon Glaser den "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit". 

Tropf wurde im Mai 2016 vom damaligen Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann geweiht und im November 2017 vom priesterlichen Dienst entbunden, weil er heiraten wollte. In einem früheren Gespräch mit dieser Redaktion im Frühjahr 2022 sagte Tropf: "Wer einmal Priester ist, der ist es für immer." Er gehe seinen Weg als freiberuflicher "Priester ohne Kirche".

Dietholf Schröder wurde laut Mitteilung im März 2014 zum Diakon der nordisch-katholischen Kirche geweiht. Er sei im Bereich Main-Spessart als Seelsorger tätig und betreue zudem den Waldfriedhof "Trauberg" in Esselbach. Die nordisch-katholische Kirche, gegründet 1999/2000 in Norwegen, ist laut eigenen Angaben eine Kirche der altkatholischen Tradition.

Diakon Dietholf Schröder im Waldfriedhof 'Trauberg' in Esselbach (Lkr. Main-Spessart). 
Foto: Sophia Scheder | Diakon Dietholf Schröder im Waldfriedhof "Trauberg" in Esselbach (Lkr. Main-Spessart). 

Diakon Glaser sagt auf Nachfrage, dass er in der römisch-katholischen Kirche bleiben möchte und hofft, dass es ein Nebeneinander geben kann. "Ich will nicht ohne und auch nicht neben, sondern mit der Kirche tätig sein."

 
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    Jedem Meier seinen Verein = VEREINSMEIER !
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  • C. K.
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  • G. M.
    Der Erlanger Dekan Peter Huschke verabschiedet sich zum 1. Mai in den Ruhestand. Huschke leitete 15 Jahre lang das evangelisch-lutherische Dekanat. Wenige Tage vor seinem letzten Arbeitstag sagte er in einem Interview mit der Lokalzeitung auf die Frage „Welche negativen Momente erlebten Sie in Ihrer Amtszeit?“ u.a.:“ Geärgert habe ich mich auch manchmal über mich selbst, wenn wir an „dummen“ Stellen Angriffsflächen geboten haben. Wenn zum Beispiel jemand im Sterben lag und kein Pfarrer erreichbar war. Oder wenn wir fadenscheinige Ausreden gefunden haben, dass eine Trauung oder eine Taufe nicht zum gewünschten Termin stattfinden könne. Oder wenn wir in arroganter Weise Menschen belehrt haben.“
    Herr Jung, Sie sind noch im Amt, aber an dieser Einsicht fehlt es Ihnen.
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  • I. E.
    Wie hieß es so schön bei Pippi Langstrumpf:
    Zwei mal drei macht vier - Widdewiddewitt und drei macht neune
    Ich mach' mir die Welt - Widdewidde wie sie mir gefällt

    Mehr fällt mir dazu nicht ein!
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  • B. H.
    Ich kenne Herrn Glaser nicht, aber ich habe die Berichterstattungen der letzten Monate verfolgt.
    Meinem Eindruck nach schadet diese Abspaltung der Kirche eher als sie nützt.
    Da gibt es dann bald viele kleine "Seelsorge-Vereine",die sich ihre Satzung selber schreiben.
    Ein schönes Durcheinander von Besser-Wissern.....
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  • W. M.
    ....aber ich kenne Herrn Glaser und kann sagen: Es ist einer der aufrichtigsten Menschen, die ich habe kennenlernen dürfen. Herrn Jung habe ich immer für einen aufgeschlossenen Bischof gehalten. Denke, da habe ich mich getäuscht. Was Herr Glaser will, das ist Bürgerservice, Dienst an Menschen. Jemanden dafür zu "bestrafen", das ist ganz einfach unchristlich, hat nichts mit den Geboten und Barmherzigkeit zu tun. Das ist geradezu das Gegenteil, das immer gepredigt wird.
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  • G. W.
    Auweia, das gibt Exkommunikation und verschärftes Fegefeuer, nicht nur für die Abtrünnigen, sondern für jeden christkatholischen Menschen, welcher nicht zur rechten Uhrzeit getauft oder begraben wird!
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  • H. E.
    Es war ja schon sehr offensichtlich dass andere Gründe vorlagen! Jetzt ist die Katze aus dem Sack!
    Liebe Redaktion, Unterstützungsmaßnahmen vom Feinsten! Damit das auch ja klappt!
    Für mich macht das deutlich, dass er der katholischen Kirche den Rücken gekehrt hat um sein eigenes Ding zu machen und damit Geld zu verdienen!
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    Ich glaube es braucht solche katholische Vereine (mit hoffentlich starkem Zulauf) damit die katholischen Bischöfe ihre Totalblockade aufgeben und Macht abgeben.
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  • L. S.
    Ein Verein ist das, katholisch nicht. Es gäbe da die Evangelische Kirche, oder auch die Altkatholischen. Eine weitere Abspaltung braucht es nicht.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn Sie einen Sumpf (Klerus) trockenlegen wollen, dürfen Sie die Frösche (Bischöfe) nicht fragen.
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