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Würzburg
Bistum Würzburg in Zahlen: Warum der Finanzdirektor für 2023 ein Minus einplant und wer jetzt Geld bekommt
Nach Jahren im Minus war das Jahresergebnis der Diözese 2021 erstmals wieder positiv. Wie der Haushalt 2023 aussieht - und wie viele Seelsorger und Gläubige es noch gibt. 
Jahresauftakt mit Zahlen der Diözese Würzburg: (von links)  Diözesanrat Michael Wolf, Finanzdirektor Sven Kunkel, Bischof Franz Jung, Generalvikar Jürgen Vorndran, Domkapitular Clemens Bieber und Pressesprecher Bernhard Schweßinger bei der Pressekonferenz zum Haushaltsplan Anfang Februar.
Foto: Benjamin Brückner | Jahresauftakt mit Zahlen der Diözese Würzburg: (von links)  Diözesanrat Michael Wolf, Finanzdirektor Sven Kunkel, Bischof Franz Jung, Generalvikar Jürgen Vorndran, Domkapitular Clemens Bieber und Pressesprecher ...
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Was Zahlen anbelangt, gibt es im Bistum Würzburg zwei Fixtermine im Jahr: die Bekanntgabe der Bilanz am Jahresende und die Vorstellung der Planzahlen für den laufenden Haushalt bei der Jahresauftaktkonferenz. Die Bilanz bezieht sich auf das Vorjahresergebnis, im Dezember 2022 wurden also die Zahlen von 2021 vorgestellt.

Ein Blick auf einzelne Aspekte des Haushalts 2023 und die finanziellen und personellen Entwicklung der vergangenen Jahre. 

Rückblick: Vom Millionendefizit zur fast ausgeglichenen Bilanz

Die negativen Zahlen im Bistum Würzburg begannen im Rechnungsjahr 2017. Damals betrug der Fehlbetrag 17,8 Millionen Euro. 2018 verringerte er sich auf 13,2 Millionen Euro. 2019 gab es dann das Rekord-Minus von 40,7 Millionen Euro. Dieses konnte im Jahresergebnis für 2020 auf 5,6 Millionen Euro gesenkt werden. Die Bilanz für 2021 weist nun nach vier Jahren keine roten Zahlen mehr aus: Finanzdirektor Sven Kunkel verkündete im Dezember 2022 einen leichten Überschuss von rund 300.000 Euro.

Warum plant der Finanzdirektor im Haushaltsplan 2023 einen Jahresfehlbetrag ein?

Die insgesamt 43 Pastoralen Räume sind inzwischen eingerichtet worden - der letzte Mitte Februar der Raum Ochsenfurt. Um die Fläche zu stärken, sollen nach Vorgabe der Bistumsleitung mehr Gelder in diese neuen Einheiten fließen. Laut Finanzdirektor Sven Kunkel erhalten die Kirchenstiftungen über Zuweisungen in Höhe von 3,6 Millionen Euro. Weitere 3,9 Millionen Euro an Sachkostenzuschüssen seien im Haushalt eingeplant. Diese zusätzliche Förderung habe für 2023 einen Fehlbetrag in Höhe von 3,5 Millionen Euro zur Folge.

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Wie hoch ist der Etat für Baumaßnahmen nach dem Bau-Moratorium?

Im August 2019 trat das dreijährige Bau-Moratorium in Kraft. In dieser Zeit wurden nur Notmaßnahmen an Bauten der Diözese und der rund 1550 Kirchen- und Pfründestiftungen genehmigt. Nach dem Ende des Moratoriums im Sommer 2022 sind im Haushaltsplan für das laufende Jahr Zuschüsse für Baumaßnahmen in Höhe von 22,5 Millionen Euro vorgesehen. Der überwiegende Teil - 20,1 Millionen Euro - für Gebäude in den Pastoralen Räumen.

Wo laufen weitere Sparmaßnahmen?

Das zentrale Dienstgebäude des Bischöflichen Ordinariats in der Würzburger Domerschulstraße, der Marmelsteiner Hof, wird aus Kostengründen nicht grundlegend modernisiert, sagte Generalvikar Jürgen Vorndran. Finanziell möglich sei nur ein Erhalt der Betriebsbereitschaft und des Brandschutzes, die Sanierungsarbeiten sollen 2024 beginnen. Die Finanzierung trägt als Eigentümer des Gebäudes der Bischöfliche Stuhl.

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Was ist der Stand bei der Kategorisierung der Immobilien?

Wenige Monate nach dem Bau-Moratorium startete im November 2019 die Kategorisierung der Immobilien in der Diözese. Mit Blick auf die finanziellen Ressourcen könnten nicht alle Gebäude der Kirchenstiftungen langfristig genutzt werden, sagt Generalvikar Jürgen Vorndran. Seit März 2022 finden Informationsabende in den Pastoralen Räumen statt, bei denen Kategorisierungsvorschläge des Bistums vorgestellt werden. Jetzt folgen laut Vorndran die Rückmeldungen aus den Gemeinden zu diesen Vorschlägen.

Wie viele Seelsorger wird es im Bistum Würzburg im Jahr 2030 geben?

Sorgen bereiten dem Generalvikar die "zurückgehenden Ressourcen an hauptamtlichem Personal". Nach Angaben von Vorndran wird es in sieben Jahren etwa 20 bis 30 Prozent weniger Personal in fast allen Bereichen und auf allen Ebenen geben. Den stärksten Rückgang mit 25 Prozent erwartet das Bistum im pastoralen Bereich: von 487 Vollzeitstellen (Stand 2022) auf 363 Vollzeitstellen im Jahr 2030.

Werden im Bistum Würzburg neue Stellen geschaffen?

Derzeit gibt es laut Generalvikar einen Stellenzuwachs bei den Beschäftigten im Pfarrbüro, um die Verwaltungsaufgaben zu bewältigen. Aktueller Stand: 329 Angestellte im Pfarrbüro, davon 310 in Teilzeit. Die Diözese setzt auf neue Stellen im sozialpädagogischen Bereich: Bis 2030 sollen 30 neue Arbeitsplätze in den Pastoralen Räumen geschaffen werden. Mehr Stellen sind auch für die Kirchenmusik (derzeit 151 hauptamtlich, über 1000 neben- und ehrenamtlich), bei Mesnern (15 angestellt, über 1000 neben- und ehrenamtlich) und Hausmeistern geplant. Auch Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, wirbt um Fachkräfte. Sie fehlen laut Caritas in Kindertageseinrichtungen, der Jugend- und Behindertenhilfe, in den Beratungsstellen sowie bei der Armen- und Obdachlosenfürsorge. 

Was plant das Bistum beim Klimaschutz?

Generalvikar Vorndran hat eine neue Stelle für einen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin angekündigt. Ziel sei die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts. Seit Jahresbeginn können Kirchenstiftungen einen Zuschuss für die Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern kirchlicher Gebäude beantragt werden, informiert Finanzdirektor Kunkel.

Luftaufnahme der Pfarrkirche 'Zu den Heiligen Engeln' in Gräfendorf im April 2022. Auf dem Dach des Gotteshauses befinden sich die Solarmodule einer Photovoltaikanlage.
Foto: Daniel Peter | Luftaufnahme der Pfarrkirche "Zu den Heiligen Engeln" in Gräfendorf im April 2022. Auf dem Dach des Gotteshauses befinden sich die Solarmodule einer Photovoltaikanlage.

Würzburger Kirchenstatistik: Wie hoch ist die Zahl der Katholikinnen und Katholiken?

Mitgliederzahlen hat die Diözese Würzburg für den Zeitraum 2003 bis 2021 veröffentlicht. So gab es im Bistum vor 20 Jahren 871.749 Katholikinnen und Katholiken. Im Lauf der Jahre wurden es immer weniger, 2021 gehörten noch 689.537 Menschen dem katholischen Glauben an. Somit hat sich die Zahl der Gläubigen in der Diözese Würzburg um 182.212 reduziert.

Wie hat sich die Zahl der Kirchenaustritte entwickelt?

Die Kirchenaustritte in der Diözese Würzburg haben zugenommen - von 2992 Austritten im Jahr 2003 auf 10.567 Austritte 2021. Der Verlauf ist statistisch gesehen jedoch nicht linear. Die wenigsten Austritte gab es im Jahr 2006 mit 2223. Prozentual gesehen im Vergleich zum Vorjahr gab es die meisten Austritte 2010 (72,77 Prozent) mit 6396. Damals war das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Kirche bekannt geworden. Im Jahr 2018, als im Herbst die von den Bischöfen in Auftrag gegebene Missbrauchsstudie veröffentlicht wurde, kehrten in der Diözese Würzburg 6532 Menschen und ein Jahr später 8043 Menschen der Kirche den Rücken.

Wie viele Menschen besuchen noch den Sonntagsgottesdienst?

Die Zahl der Gottesdienstbesucher hat sich von 2003 bis 2021 stark verändert: von 168.239 auf 35.659. Die Sonntagsgottesdienste sind nicht entsprechend weniger geworden. 2003 wurden laut Statistik 1213 Sonntagsgottesdienst gefeiert, in den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren es 706 beziehungsweise 745.

Wie entwickelte sich im Bistum Würzburg die Kirchensteuer?

Die Kirchensteuer ist die wichtigste Finanzquelle der Kirche in Deutschland. Sie umfasst laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz jährlich rund 80 Prozent der Einnahmen im Haushalt der Diözesen. In der Diözese Würzburg plant Finanzdirektor Sven Kunkel 2023 mit rund 173,8 Millionen Euro Kirchensteuer. 2022 betrug die Ist-Zahl 177,1 Millionen Euro. Vor zehn Jahren waren es rund 144 Millionen Euro. Dass die Höhe der Kirchensteuer trotz der hohen Zahl an Austritten relativ stabil blieb, ist abhängig von der guten Konjunktur.

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Wie hoch sind die Ausgaben des Freistaat Bayerns für die Kirchen?

Im Haushaltsentwurf des Freistaats Bayern sind Ausgaben für Zuschüsse und Zuweisungen (mit Ausnahme für Investitionen) für die sieben katholischen Erzbistümer und Bistümer in Höhe von insgesamt 77,604 Millionen Euro vorgesehen. Höchster Posten darin sind die Zuschüsse zur Besoldung der Seelsorgegeistlichen (45,515 Mio. Euro), Zuschüsse an die Emeritenanstalten (14,270 Mio. Euro) und pauschale Zahlungen für Personalaufwand (13,86 Mio. Euro). Das Bistum Würzburg plant 2023 mit Staatsleistungen und Zuschüssen in Höhe von 13,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die staatlichen Zuschüsse und Zuweisungen für die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern belaufen sich laut Plan auf 26,04 Millionen Euro, für sonstige Religions- sowie Weltanschauungsgemeinschaften 1,3 Millionen Euro. Hinzu kommen staatliche Leistungen für kirchliche Gebäude von insgesamt 29,75 Millionen Euro.

 
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