Das Münchner Missbrauchsgutachten beschäftigt Kirche und Gläubige seit gut einer Woche - und es war auch bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt des Bistums Würzburg an diesem Freitag ein Thema. Die Empörung nach der Veröffentlichung des Gutachtens sei verständlich, sagt Bischof Franz Jung. Sie führe "in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder zum Eindruck, Kirche würde zu wenig tun oder gar das Problem aussetzen", so Jung. "Dieser Eindruck ist nicht zutreffend."
Sehr belastend sei die Zahl der Kirchenaustritte, sagt der Würzburger Bischof. Nachfragen bei den dafür zuständigen Standesämtern in der Region ergaben in dieser Woche, dass derzeit viele Menschen im Bistum Würzburg ihren Austritt aus der Kirche planen. "Ich kann die Enttäuschung vieler Gläubiger über ihre Kirche sehr nachvollziehen und leide selbst unter dem Bild, das die katholische Kirche momentan in der Öffentlichkeit abgibt", so Jung am Freitag. Es sei ihm bewusst, dass Gläubige ihr Bleiben von der Frage abhängig machen, "ob es wirklich eine erneuerte Gestalt der Kirche geben wird". Die Frage nach der Zukunft habe deshalb weitaus mehr Gewicht als der Blick zurück mit der Aufarbeitung der Vergangenheit.
367 500 Euro für Entschädigungen
Für viele Missbrauchsbetroffene jedoch ist diese Aufarbeitung sehr wichtig. Der Würzburger Bischof verweist unter anderem auf die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Diözese Würzburg, die im Juni 2021 gebildet worden war. Vorsitzende ist die Juristin Prof. Anja Amend-Traut. In diesem Jahr werde sie ihre Arbeit aufnehmen, so Jung am Freitag.
Hinweise an diese Redaktion zeigen unterdessen, dass Betroffenen die Bearbeitung der Anträge über Leistungen in Anerkennung des Leids zu lange dauert. Bischof Jung nannte dazu Zahlen: Aus dem Bistum Würzburg sind seit Jahresbeginn 2021 bislang 32 Anträge bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleitungen in Bonn (UKA) eingereicht worden. 17 Anträge sind bearbeitet, beziehungsweise von der UKA entschieden worden - sechs erstmals gestellte und elf erneut gestellte Anträge. Insgesamt legte die UKA dafür 367 500 Euro fest. Davon seien bereits 124 500 Euro auf Basis früherer Anträge ausgezahlt worden, teilte Jung mit. Das heißt: Hat ein Betroffener bereits eine Anerkennungsleistung erhalten, wird diese auf die jetzt festgesetzte Summe angerechnet.
18 neue Hinweise auf Missbrauchsfälle im Bistum
Bei der Pressekonferenz ging Jung auch auf den Betroffenenbeirat im Bistum Würzburg ein, der den Aufarbeitungsprozess begleiten und das Bistum dabei unterstützen soll, künftigen Missbrauch zu unterbinden. Auf die aktuellen Vorgänge innerhalb des Betroffenenbeirats – das überraschende Ausscheiden einer Beirätin zu Beginn dieser Woche, das dem Anschein nach nicht einvernehmlich war – ging der Bischof jedoch nicht ein.
Laut Jung wurden im vergangenen Jahr im Bistum den Ansprechpartnern für Opfer sexuellen Missbrauch 18 relevante neue Vorwürfe wegen Missbrauchshandlungen im strafrechtlichen Sinne sowie Grenzüberschreitungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit übermittelt. 14 davon richten sich gegen Priester des Bistums, von denen 13 bereits gestorben sind. Die weiteren Vorwürfe betreffen einen nebenberuflichen Diakon im familiären Umfeld, einen Ordensmann sowie zwei Unbekannte.
Haushalt des Bistums: Fehlbetrag und Ende des Baustopps
Was die Haushaltssituation betrifft, rechnet das Bistum für 2022 mit einem Jahresfehlbetrag von 3,1 Millionen Euro. Angesichts der schlechten Finanzen hatte sich das Bistum schon vor drei Jahren ein Baumoratorium auferlegt, eine Art Bau- und Sanierungsstopp. Das Moratorium läuft zum August 2022 aus. Dennoch werden nicht gleich wieder Bagger rollen, im Gegenteil: Schon jetzt steht fest, dass das Bistum mehrere Immobilien wie Tagungshäuser und Kindertagesstätten verkaufen will. Für die Tagungshäuser werde derzeit zusammen mit der Regierung von Unterfranken geprüft, ob afghanische Ortskräfte und weitere Flüchtlinge dort untergebracht werden können.
Schaft ganz einfach das Zölibat ab und die Sache regelt sich von selbst. Die christlichen Herren sind auch nur Menschen wie du und ich.
Hoffentlich nicht nur momentan, sonst ändert sich nichts.
Die amtskirchlich wohltuenden Zeiten des Tarnens, Täuschens, Verpissens sind vorbei.
Gott sei Dank.
Wie kann man diese Entwicklung fördern?
Ich gehe bewusst gerade sonntags bevorzugt in Wortgottesdienste, damit ich den hohen Geistlichkeiten nicht begegne, die Laien wie die benachteiligten Frauen bestärke, so dass sich mein Abfall vom Glauben in Grenzen hält.
Ich bin überrascht, wie wenig da von der evangelischen Kirche an Aufklärungsarbeit kommt. Denn da wurden die "Prügelpfarrer" auch gedeckt.
Zur Erinninnerung:
Ab dem frühen Mittelalter:
*Kreuzrittertum mit Feldzügen im Namen Gottes, - Leid und Tod über die ganze Welt bringend! - ?
*Inquisition mit Tod und Folter im Namen Christi! - ?
*Hexenverbrennung! ... Tod und Folter - ?
*Zwangschristianisierung von Menschen und Völkern, die die Kirche als Heiden bezeichnet(e)! - ?
*Das unmenschliche kirchliche Zölibat! - ?
*......
Da reiht sich der kirchliche Missbrauch der letzten Jahrzehnte (...eher der letzten Jahrhunderte!) doch bestens ein, oder?
....so viel zum *momentanen* Bild der Kirche ..... Dieses Bild der Kirche ist nicht unbedingt *neu*! Vielleicht anders, - aber nicht neu!
Jetzt muss Kirche Vertrauen und Fakten schaffen, die auch sichtbar sind und nicht im bisherigen Sumpf untergehen. Folgt und eifert Jesus nach, er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben - haben die Kleriker das vergessen? Könnte man meinen angesichts der ganzen Ungeheuerlichkeiten, die sich offenbaren.
Es geht eben nicht um die pädokriminellen Straftaten einiger Kleriker. Es geht um systematische und flächendeckende Vertuschung und den Verrat am Evangelium durch die Leitungsebene, den Priesteradel. Das System röm.-kath. Kirche ist vom Kopf her morsch und moralisch faul.
Fatalerweise treten augenblicklich Menschen aus der Kirche aus, um ihren Glauben zu retten.
Im Gegenteil, wenn man die Austrittszahlen der evangelischen Kirchen ins Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil setzt, sind dort die Austrittszahlen sogar noch höher als in der katholischen Kirche!
Macht gerade die Attacken auf die kath. Kirche auch nicht unbedingt glaubwürdiger!
Können Sie denn Ihren Glauben noch in dieser Kirche leben, in der die Täter mehr Schutz genießen als die Opfer?
Es fällt mir schwer, das muss ich zugeben.
Und klar: Sexueller Mißbrauch wird nicht durch fehlende Demokratie verursacht - die Vertuschung der Verbrechen aber dadurch begünstigt.
Und auch klar: Amtsmißbrauch jeglicher Art (dazu zähle ich auch Finanzverwaltung nach Gutsherrenart im Blindflug) wäre bei demokrat. Strukturen erschwert bis unmöglich.
Beide Krisen des Bistums (Finanzkrise und Vertrauenskrise aufgrund des Umgangs mit den Missbrauchsverbrechen) sind 100% hausgemacht. Und sie könnten nur durch beherztes und vor allem 100% transparentes (!!!) Handeln auf allen Hierarchie- und Verwaltungsebenen beendet werden.
Ob im Bistum Würzburg dafür der Leidensdruck schon hoch genug ist, muss sich noch zeigen.
Dr. Franz Jung (Bischof) vermeidet es offensichtlich für seinen Bereich die Verantwortlichen zu benennen. Ist das kein ‚Aussitzen’? Eingestandener Weise hat für ihn auch „der Blick zurück mit der Aufarbeitung der Vergangenheit“ eine untergeordnete Bedeutung. Warum wohl? Auf dass die Maske der „hochwürdigen“ Vertuscher und Helfer beim pädokriminellen Missbrauch nicht gelüftet wird, würde ich meinen. - Der Bischof „leide selbst unter dem Bild, das die katholische Kirche momentan in der Öffentlichkeit abgibt". Aha, also nur „momentan“, und nur unter dem „Bild“, das sein Arbeitgeber, die „Heilige röm.-kath. Kirche“, abgibt. Bei einem Grundhalt nach Besoldungsgruppe B6 von rund 8.000,00 Euro monatlich brutto (bezahlt von allen Steuerzahlern) ist das ‚Schmerzensgeld’ wohl inklusive.
Als praktiziernder Katholik (ja, immer noch und trotzdem) und Kirchensteuerzahler warte ich im übrigen immer noch auf ein Wort des Altbischofs Hofmann, in dem dieser DEMÜTIG seinen Part übernimmt. "Da wartst ewig" sagte gestern mein Nachbar zu mir; mal schauen.....
Der Mann kommt persönlich unbelastet von außen hier an und muss sich erst mal gegen eine verkrustete und überbordende Filzokratie durchkämpfen und jetzt auch noch alle die jahrzentelangen Vesäumnisse seiner Vorgänger ausmisten -nicht nur hinsichtlich des Missbrauchs, sondern auch den Finanzverhau, der ihm hinterlassen wurde.
Ich warte als - ja, immer noch! - praktizierender Katholik auf ein Wort des Altbischofs Hofmann, in dem dieser seine Teil der Schuld anerkennt und dafür geradesteht.