Die Corona-Pandemie trifft manche Branchen besonders hart - das ist nach zwei Jahren nichts Neues. Jetzt schlägt der Gastronomie die vierte Corona-Welle ins Gesicht. Das gilt nicht nur für Clubs und Bars, die vor kurzem wegen der stark ansteigenden Zahlen wieder schließen mussten, auch die Speisegastronomie ist von Corona-Beschränkungen betroffen. An manchen Abenden wirken Lokale wie verwaist, Weihnachtsfeiern finden kaum noch statt.
Im Würzburger Ratskeller denkt man über Kurzarbeit nach
"Uns sind bisher 90 Prozent der Weihnachtsfeiern abgesagt worden. In der Preisklasse befinden sich auch unsere Einbußen", berichtet Kurt Schuberth, Wirt des Würzburger Ratskellers. "Für November beispielsweise haben wir nur 68 Prozent des Umsatzes aus 2019 und das, obwohl der Beginn des Monats sehr gut lief", fährt er fort.
Er glaubt nicht, dass die Feiern im Frühjahr nachgeholt werden. "Wir arbeiten momentan nur mit unseren Festangestellten, und selbst diese müssen wir bald in Kurzarbeit schicken", sagt er. "Wir überlegen auch, ob wir über Weihnachten zeitweise schließen", so Schuberth. "Ich finde es richtig, dass Konsequenzen aus den steigenden Fallzahlen gezogen werden, aber bitte mit klarer Linie", wünscht er sich.
450-Euro-Kräfte besonders hart betroffen
Eine temporäre Schließung ist hingegen derzeit für Jochen Popp, Inhaber der Cateringfirma "Kulinarium Würzburg", keine Option. Auch wenn bei ihm fast alle Weihnachtsfeiern abgesagt worden sind. " Aber das war nicht freiwillig", sagt er und sieht die Schuld dafür bei der Politik: "Es wurden Entscheidungen getroffen, die die Organisatoren zwingen, Veranstaltungen ausfallen zu lassen." Aktuell sei alles nur für die nächsten drei Wochen geregelt. "Ich kann meinen Mitarbeitern nicht sagen, ob sie nächsten Monat arbeiten können oder erst wieder in vier Monaten", beklagt er. Für die 450-Euro-Kräfte sei das besonders schlimm.
"Die Kontrollen des Impfstatus' sind weniger das Problem", sagt Frank Kulinna, Wirt der Juliusspital-Weinstuben. Es herrsche Verunsicherung: "Ich habe Stammgäste getroffen und gefragt, warum sie nicht mehr kommen. Die Antwort lautete: Mit 2G Plus kommen wir nicht", berichtet der Wirt. "Ich habe sie dann aufgeklärt, dass sie mit 2G keinen Test brauchen, das wussten sie nicht", fährt er fort.
"Bislang sind bei uns Weihnachtsfeiern für circa 3500 Personen storniert worden", berichtet er. Besonders akut geworden sei dies erst nach dem 24. November, als alles von der Politik wieder "hochgespielt" worden sei, wie er sagt. "Dabei achten wir ja auf Abstände, haben Lüfter und das Lokal ist nicht mehr so voll. Dennoch verzeichnen wir derzeit gut 60 Prozent Umsatzrückgang", sagt er.
Woran liegt es? "Die Regierung sagt, man solle seine Kontakte beschränken, auf der anderen Seite wird die Gastronomie nicht geschlossen", erklärt der Weinstuben-Chef. "Da wäre ein klare Linie besser gewesen, die lassen uns gerade am langen Arm verhungern", beklagt er. "Wir werden im Dezember nicht um Kurzarbeit herum kommen", befürchtet auch Kulinna.
Überlegungen, die Branche zu wechseln
"Unsere Reservierungsliste für den Dezember wird von Tag zu Tag kleiner", berichtet Florian Schweizer, Barkeeper im Alten Kranen. Auch er hat die Schuldigen ausgemacht: "Ich habe das Gefühl, die Politik hat bis jetzt nichts gelernt." Im Frühdienst würde nun eine Schicht für das Lokal genügen. "Dadurch verdienen wir dementsprechend weniger Geld. Ich überlege seit dem letzten Lockdown, mich in einer anderen Branche beruflich niederzulassen", sagt er
Personal eingestellt und auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet
"Zu schließen ist aktuell keine Option", sagt Christopher Thum, Chef des Backöfele und des Chase. "Das ist den Mitarbeitern gegenüber nicht fair. Ich habe hier so viele Familien, die bei mir ihr Geld verdienen, wenn ich denen jetzt sage, ich mache zu, dann streiche ich denen die Weihnachtsgeschenke", fährt er fort. "Solange wir öffnen dürfen, geben wir alles, was wir können." In beiden Lokalen würden derzeit bis zu 70 Prozent des Umsatzes wegfallen, zieht er eine Zwischenbilanz. "Das bedeutet für uns einen Quasi-Lockdown."
Dabei sei die Bevölkerung in Sicherheit gewogen worden, dass Corona vorbei sei und nichts mehr wichtiger sei als die Bundestagswahl, führt er an. "Wir haben Personal eingestellt und haben uns auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet. Es ist, als hätte es niemand kommen sehen", klagt der Wirt. "Wir haben zum Glück dementsprechend gewirtschaftet. Trotzdem wird es für uns hart werden", sagt er. Aber man müsse auch lobend anerkennen: "Was die Verluste im letzten Jahr angeht, wurde uns gut geholfen vom Staat."
In den b.neumann Residenzgaststätten seien alleine für die letzte Novemberwoche Weihnachtsfeiern mit 900 Gästen storniert worden, berichtet Geschäftsführerin Lena Gnerlich. "Was soll eine Firma machen, die eine Weihnachtsfeier plant und zehn Mitarbeiter sind ungeimpft, soll die die ausschließen?", fragt sie. "Die stornieren sie." Oft sei es aber auch Verantwortungsbewusstsein der Veranstalter, weiß sie. "Bei unseren Raumgrößen haben wir viele Veranstaltungen von großen medizinischen oder anderen Einrichtungen", berichtet die Geschäftsführerin. "Die sagen, wenn sich einer mit Corona infiziert, legt das die ganze Einrichtung lahm", zeigt Gnerlich Verständnis.
"Bei uns wurden am Wochenende bereits einmal die Impfnachweise und Personalausweise der Gäste kontrolliert", berichtet sie. "Da kam fast auf jeden Gast ein Polizist, die Tagesgastronomie ist ja fast komplett eingebrochen".
Bei Verstoß gegen die 2G-Regel kann es für beide, den Wirt und den Gast, Bußgelder geben
Was passiert, wenn bei einer Kontrolle der 2G-Regel Verstöße festgestellt werden? Da können sowohl der Wirt als auch der Gast eine Ordnungswidrigkeit begehen, weiß Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt. Habe der Wirt nicht geprüft, ob der Gast geimpft sei, drohe ihm ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro. Ein Gast, der ohne Nachweise angetroffen werde, müsse mit einem Bußgeld von 250 Euro rechnen.
Dabei müsse man Impfnachweis und Ausweis immer dabei haben, so Lother. Ein "Nachreichen" gebe es nicht. Ausnahmen könnten unter Umständen zwar in einem Anhörungsverfahren berücksichtigt werden, dies sei dann aber abhängig vom Einzelfall, so die Auskunft der Pressesprecherin.
Aber die Würzburginnen und Würzburger halten sich offenbar an die Regeln: Alleine am vergangenen Wochenende hätten Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst in der Stadt in 34 Gaststätten rund 600 Personen kontrolliert. Nur in einem Fall werde gegen einen Betreiber jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, weiß Lother.
Auch in den kommenden Tagen und Wochen würden weitere Kontrollen stattfinden, kündigt sie an. Dann auch dort, wo außerhalb der Gastronomie ein Alkoholverbot gelte. Das trifft seit dem 26. November im Stadtgebiet für alle öffentlichen Flächen innerhalb des sogenannten Bischofshutes, die Alte Mainbrücke und die Sanderstraße zu. Befristet ist dieses Verbot vorerst bis zum 15. Dezember.
Aber solange noch Ärzte, Mitarbeiter im Gesundheitsamt, Polizisten, Politiker ungeimpft sind, wird das System immer wieder zusammenbrechen.
Und das sollte eigentlich auch jedem Gastronomen längst klar sein. Doch diese verschwurbelten, immer komplizierter werdenden Regeln, sollten es eigentlich ermöglichen, dass u.a. die Gastronomen wieder aufmachen können. Doch leider verstehen die meisten Menschen diese Regeln nicht wirklich, und diese Regeln werden dummerweise auch von einigen Gastronomen nicht eingehalten bzw. kontrolliert.
Doch das eigentliche Problem ist hier nicht die Politik! Die Politik kann nichts für Corona!!
Die versucht nur, in einem täglichen Eiertanz, es allen Recht zu machen! Denn, wenn die Gäste der Gastronomen, nämlich 'wir alle', da nicht richtig mitspielen, und ständig nur nach der Lücke im System suchen, wird das ewig so weitergehen!
Die Gastronomen leiden nicht unter politischen Entscheidungen. Die leiden unter Corona, und dem Unwillen vieler, die es nicht einsehen, sich vernünftig zu verhalten...