
Ausdrücklich verboten sind Weihnachtsfeiern wegen Corona heuer zwar nicht, doch in den meisten Unternehmen der Region ist die Lust auf die geselligen Runden offenbar vergangen. Wie eine stichprobenartige Umfrage dieser Redaktion zeigt, wurden diese fürs kollegiale Miteinander wichtigen Treffen abgesagt oder gar nicht erst angesetzt. Dabei soll es aber nicht immer bleiben.
Großes Bedauern über die Absage herrscht im Rhön-Klinikum mit seinen 2900 Beschäftigten in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). Wie Sprecherin Heike Ochmann mitteilte, leiste das Krankenhauspersonal seit Beginn der Pandemie Außerordentliches. "Umso mehr hätten wir uns ein Stück Normalität gewünscht."
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In diesem Jahr auf eine Weihnachtsfeier zu verzichten, sei mit Blick auf die Sicherheit des Personals ohne Alternative gewesen. "Wir bedauern diese Entscheidung sehr", so Ochmann. Sobald es die Lage zulasse, werde unter Umständen "eine andere gemeinsame Feier" auf die Beine gestellt.
Als Ausdruck der Wertschätzung und damit als "elementaren Bestandteil der Mitarbeiterführung" sieht der Autozulieferer ZF in Schweinfurt betriebliche Weihnachtsfeiern an. Sprecherin Jessica Seufert zufolge bittet der mit 9000 Beschäftigten größte kommerzielle Arbeitgeber in Mainfranken die Belegschaft darum, auf die normalerweise dezentral organisierten Treffen diesmal zu verzichten. Der Infektionsschutz stehe "klar im Vordergrund".
Als Ersatz bietet ZF laut Seufert für die weltweit 153 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum ersten Mal eine virtuelle Weihnachtsfeier an. Als Spaßeinlage sei ein "Ugly Sweater Contest" vorgesehen, also ein Wettbewerb für hässliche Weihnachtspullover.
Ebenfalls nur virtuell kommen heuer die 7300 Beschäftigten in den mainfränkischen Werken der Bosch Rexroth AG weihnachtlich zusammen. Das teilte der Industriezulieferer mit Sitz in Lohr (Lkr. Main-Spessart) mit. Die Feiern seien bislang von den Abteilungen selbst organisiert worden.
Dass zumindest in kleinen Unternehmen Glühwein und Lebkuchen auf den Tisch kommen, davon ist die Handwerkskammer für Unterfranken überzeugt. Denn bei durchschnittlich fünf Beschäftigten pro Betrieb seien "sicherlich kleinere Feiern nach den aktuellen Vorgaben" erlaubt, heißt es aus der Pressestelle.
"Warum sollte das Team, das acht Stunden am Tag zusammenarbeitet, nicht einmal am Feierabend für zwei Stunden zusammen das Arbeitsjahr ausklingen lassen", fragt sich Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul mit Blick auf die rund 18 000 Handwerksbetriebe in Unterfranken. Die Kammer selbst will in diesem Jahr auf eine Weihnachtsfeier für ihre 200 Beschäftigten verzichten.
Schreinermeister Frank Ackermann in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) hat für seine 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entschieden, statt einer Weihnachtsfeier im kommenden Jahr ein Sommerfest zu organisieren. In der Vergangenheit habe es im Betrieb immer eine gemeinsame Weihnachtsfeier gegeben, die aber schon 2020 ersatzlos ausfallen musste. Nach dem Sommerfest 2022 werde geklärt, wie es in dieser Hinsicht weitergeht.
Gastronomie: Absagen in großem Umfang
Aus der Gastronomie und Hotellerie der Region hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt mit Blick auf Weihnachtsfeiern von Betrieben erfahren, dass "in großem Umfang Termine abgesagt wurden". Wie IHK-Sprecher Radu Ferendino weiter mitteilte, seien die Unternehmen auffallend auf den Schutz der Gesundheit ihrer Belegschaften aus.
Feiern im Freien fällt im Übrigen ebenfalls flach: Alle Weihnachtsmärkte in Bayern wurden heuer von der Staatsregierung abgesagt. In einer solchen Situation "wäre es kaum nachvollziehbar, wenn größere Feierlichkeiten in Innenräumen stattfinden würden", ist Ferendino überzeugt.
Findige Idee für den Ersatz
Gar nichts geht heuer bei XXXLutz. "Wir haben entschieden, die Weihnachtsfeier in diesem Jahr nicht auszurichten", ließ der österreichische Möbelkonzern mit Deutschland-Sitz in Würzburg wissen. "Aufgehoben ist aber nicht aufgeschoben", so Sprecher Volker Michels. Denn in der Vergangenheit seien Weihnachtsfeiern auch schon mal im Frühling abgehalten worden. Das könne jeder Standort für sich entscheiden. "Es wird auf jeden Fall einen Ersatz geben", ist sich Michels sicher.
Das deckt sich mit der Idee einer sechsten Klasse des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler hatten ihre Weihnachtsfeier 2020 wegen des Lockdowns streichen müssen. Also holten sie sie kurzerhand im Sommer 2021 nach – bei 26 Grad und viel Sonne.