
Was vor 50 Jahren galt, trifft noch heute zu. Schweinfurt ist zu klein für ein eigenes Ensembletheater mit vier Sparten, weswegen die Stadt ein Gastspielhaus hat – ein feines und eines der ganz großen im deutschsprachigen Raum.
In der zehnten Spielzeit wird das Haus am Châteaudun-Park von dem Theatermann Christian Kreppel geführt. Er ist erst der dritte Chef im Haus – nach der Theaterlegende Günther Fuhrmann und nach Rüdiger R. Nenzel – was für die hohe Kontinuität der Einrichtung spricht, auch wenn sich das „hehre Theater verändert hat“, so Christian Kreppel im Gespräch mit dieser Zeitung im Rahmen der Serie über die Ämter und Einrichtungen der Stadt Schweinfurt.
85 000 Besucher im Jahr - die Bilanz passt
Geblieben ist die nahezu volle Auslastung des Hauses mit jährlich 85 000 Besuchern, mit vollen Rängen bei Oper, Operette, Konzert, Schauspiel oder Tanz. Ziel sei es, bei hoher Qualität möglichst vielfältig zu sein. Kreppel sieht in der Konzentration auf das „Theater, das alles kann“, die Zukunft des Stadttheaters, das sich der Konkurrenz der Medien und der Event-Kultur stelle.
Seinen Optimismus nimmt Kreppel auch aus der Treue des Publikums. Irgendwann einmal hatte er nachgeschaut, wie viele Abo-Kunden dem Haus seit vier Jahrzehnten verbunden sind. Das Zählen hat er mittendrin bei 400 aufgehört.
Stolz auf das Gastspielhaus und seine Tradition
Auf das Gastspielhaus und seine Tradition ist Kreppel stolz. Mit jeder Aufführung widerlege man die Schmäh, wonach Bespielhäuser nur die Resterampe für abgehalfterte Filmschauspieler seien. Schweinfurt biete eine tolle Bühne und auch die nötigen Finanzen. Gewachsen seien Bekannt-, ja Freundschaften zu großen Häusern wie dem Schauspielhaus Frankfurt, dem Residenztheater München, den Münchner Kammerspielen und natürlich zu den Bamberger Symphonikern, die erstmals nach dem Krieg in Schweinfurt auftraten – 1946 bei einer Gewerkschaftsveranstaltung.
- Die Frauenbeauftragte
- Die Büchereileiterin
- Der Kulturamtsleiter
- Der Sozialreferent
- Der Referent für Sport und Schulen
- Die Finanzreferentin
- Der Ordnungsreferent
- Der Oberbürgermeister
- Der Baureferent
- Der Ordnungsreferent
- Amt für soziale Leistungen
- Das Bürgeramt
- Der Stadtarchivar
- Servicebetrieb Stadtgrün
- Der Chef der Stadtkasse
- Gern daheim
- Der Personalchef
Und die Künstler? Sie kämen gerne, „wahrsinnig gerne“, denn das Theater Schweinfurt sei zwar in erster Linie für die Kundschaft ein Dienstleister, aber eben auch für die Künstler, die man umsorge, für die die Mitarbeiter stets ein offenes Ohr hätten.
Die Dienstleistung – das sind 100 Programmpunkte und bis zu 165 Veranstaltungen. Da Kunst wunderbar sei, aber Arbeit mache (Kreppel, frei nach Karl Valentin) brauche und habe er ein hervorragendes Team, das ihn unterstütze, so der Theaterleiter. Selbst zählt er sich zu den fünf Verwaltungskräften, die Verträge abwickeln, den Spielplan gestalten und sich um die Abonnenten kümmern. Die fünf festangestellten Techniker setzen nach Bedarf bis zu 25 Hilfskräfte ein. Zum Stamm gehören auch die zwölf Mitarbeiter an der Garderobe.
Platz für bis zu 150 Leute haben die Garderoben für die Künstler, wobei die volle Kapazität selten (Oper)gebraucht wird. Dagegen sind die 750 Publikumsplätze meistens besetzt, auch weil der Gast (6600 Abonnenten) unter 16 verschiedenen Abo-Ringen wählen und das passende Angebot finden kann.
An einen Wechsel denkt der Theaterleiter nicht
Theatermann Kreppel kommt schnell ins Schwärmen, wenn von seinen beiden Vorgängern, insbesondere von Günther Fuhrmann die Rede ist. Dabei kommt zu kurz, dass Kreppel selbst ein ziemlich beschriebenes Blatt ist. Das Kind zweier Opernsänger studierte in seiner Heimat Wien Theaterwissenschaften, arbeitete auch als Bühnentechniker. 16 Jahre und drei Monate war er für das Euro-Studio Landgraf (Chefdisponent) tätig, ehe er nach Schweinfurt kam.
Kreppel ist Präsident der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen (INTHEGA) und vertritt so seit zwei Jahren 400 Häuser im deutschsprachigen Raum. Sein Einblick in die Branche ist beachtlich, auch weil er selbst ein begeisterter Theatergänger ist, weil er sich anschaut, was er auf das kommende Programm im Stadttheater setzen will.
Und in Schweinfurt scheint sich der Wiener wohl zu fühlen. Auf die Frage, ob er an einen Wechsel denke, wie ihn viele Kollegen nach ein paar Jahren vollziehen, schwärmt Kreppel von der bürokratieberuhigten Zone in der Stadt der Industrie und Kultur, von den Freundschaften zu den Bühnen, die es nach Schweinfurt ziehe, und von den herrlichen Gesprächen mit dem Publikum, den Künstlern und dem Konzertbeirat.
Und schon ist Kreppel weiter bei den Veranstaltungen zu 50 Jahre Stadttheater Schweinfurt in der Spielzeit 1016/17. Höhepunkte werde es geben, auch eine Festschrift, sagt er – und verrät nicht mehr.