„Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege beglückwünscht die Familie Balling für die Entscheidung, das viele Jahre leer stehende Wohnhaus Am Zeughaus 26 gekauft und liebevoll restauriert zu haben. Das Ergebnis überzeugt“. Diese und weitere Zeilen der Anerkennung für Engagement, Ausdauer, für die Liebe zum Detail und überraschende Raumbezüge hat Oberkonservator Hans-Christof Haas an Jutta und Robert Balling geschrieben, die mit viel Eigenleistung und unterstützt durch fachlichen Rat sowie von Fachfirmen so hervorragend saniert haben, „dass man am liebsten selber einziehen möchte“, schreibt Konservator Haas weiter.
Ensembleschutz
Die Ballings sind Mutmacher. Mit Unterstützung der Stadtsanierung hat die Familie ein Denkmal (Ensembleobjekt) gesichert und sich einen Lebenstraum erfüllt. Viele Häuser hatten sich Jutta und Robert Balling schon angeschaut, als sie zum Jahresbeginn 2014 bei der Stadt nachfragten. Die Sanierungsstelle nannte gleich mehrere Objekte und ging mit den Ballings auf Besichtigungstour. Obwohl auch in Schweinfurt „viele wunderschön gelegene Häuser leer stehen“, wusste das Ehepaar „gleich beim ersten Objekt, dass es dieses Haus sein muss“, so Jutta Balling in der Rückschau.
Fünf Minuten bis zum Theater und zum Theaterpark, ähnlich nah an der Fußgängerzone und am Busbahnhof; Geschäfte, Ärzte, Gastronomie und Dienstleister in der Nachbarschaft überzeugten genauso wie der 31 Meter lange und fünf bis sechs Meter breite Grund, die Zufahrtsmöglichkeit über die Neue Gasse, der zweistöckige Gewölbekeller und das zweigeschossige Wohnhaus plus Spitzboden.
Ideen auf Papier gebracht
Die ersten Pläne zeichneten die Eigentümer in spe selbst und überzeugten mit diesen die Bank, ehe ein Architekt die Ideen maßstabsgerecht und genehmigungsfähig aufs Papier brachte. Keinen Monat hat die Planungsphase gedauert. Im gleichen Monat – im April 2014 – begann das Ehepaar mit der Entkernung, bei der auch die beiden Söhne kräftig zulangten. Juttas Vater war ebenfalls eine große Hilfe wie auch die weitere Verwandt- und Bekanntschaft, die sich einstellte, wenn sie gebraucht wurde.
Entkernt wurde nach dem Motto „Alles muss raus“ – bis auf tragende Teile, Gebälk und die Fassade. Nach einem Vierteljahr waren auch und mit Hilfe des angemieteten Minibaggers die Nebengebäude verschwunden, der Platz für den Hof geschaffen und der akribisch getrennte Bauschutt abtransportiert, wofür mehrfach die Neue Gasse für den Verkehr gesperrt worden war.
Zeitplan eingehalten
Zeitlichen Druck machten sich die Familie Balling nicht und blieb trotzdem fast im Plan. Der Einzug der Mieter erfolgte drei und nicht zweieinhalb Jahre nach dem Kauf. Gebaut haben die Ballings für den Eigenbedarf, - „irgendwann, vielleicht?, wir haben uns nicht festgelegt“, so Jutta Balling.
Verlängert ist heute der Wohnbereich im Erdgeschoss. Das Flachdach ist gleichzeitig Dachterrasse. Auf- und ausgebaut wurde vieles in Eigenarbeit, etliches mit Fachfirmen, insbesondere wenn es um die Installationen ging oder beim Dach. Die Bauleitung gaben die Eigentümer nicht aus der Hand, wobei der Rat des Architekten geschätzt war.
Im rückwärtigen Teil an der Neuen Gasse entstand ein Neubau mit Garage und Treppenhaus im Erdgeschoss, darüber eine Maisonettewohnung.
Freizeit auf der Baustelle
Drei Jahre verbrachte das Ehepaar nahezu jeden Feierabend, jedes Wochenende und fast den ganzen Urlaub auf der Baustelle. Richtig ausgespannt wurde jedoch einmal im Jahr. Große unliebsame Überraschungen sind den Ballings erspart geblieben. Dass Ehemann Robert „handwerkliches Geschick hat“, sei „ganz wichtig“ gewesen, so Ehefrau Jutta.