Die Stadtsanierung lebt von Visionen, die Wirklichkeit werden. Im Jahr 1980 war die Sanierungsstelle der Stadt über der Kneipe „Scharfes Eck“ (Judengasse/Petersgasse) in der Südlichen Altstadt einquartiert – ein Quartier, in dem der Lieferverkehr alles blockierte, wo Farbeimer und Waschmaschinen in heruntergekommen Nebengebäuden eingelagert waren, wo Schrotturm und Wohnhäuser verfielen. Das Jahr 2020: Der Stadtrundgang mit Start an dem Wahrzeichen „Schrotturm“ führt durch den beschaulichen Zürch, entlang der Stadtmauer am Wall und zum hergerichteten Samtturm am Obertor, weiter durch den Fichtelsgarten und dann entlang der Stadtmauer durch die neue Grünanlage samt Bewegungsgarten, die bis zum Theaterpark führt.
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„Einiges tut sich“, sagt Baureferent Ralf Brettin im Pressegespräch, ehe er Karin Fuchs und Richard Riegler von der Sanierungsstelle 32 Projekte aufzählen lässt, bei denen man am Ball ist.
2016 hat die Sanierungsstelle den Immobilienbesitz der Stadt in den Sanierungsgebieten an der Krummen Gasse sowie im Bereich Zeughaus und Neue Gasse reduzieren können, denn die private Nachfrage sei „ganz erfreulich“, so Riegler. Aktuell sind Käufer für die Burggasse 17, den Kornmarkt 4, die Neue Gasse 15, die Hauptstraße 34 und 36 in Oberndorf und die Häuser 18, 40, 107, 109 und 111 in der Bauerngasse gesucht.
Beratung
Sanierungsstellenleiter Riegler versichert Interessenten nicht nur die Beratung vor dem Kauf, sondern insbesondere Hilfestellungen bei der Sanierung, etwa auch durch das „Schweinfurter Modell“, bei dem die Stadt eine Grundsanierung durchführt und so das Risiko unerfreulicher Überraschungen beim Ausbau kräftig reduziert.
Ein Paradebeispiel für dieses Vorgehen wird die Burggasse 17 an der Salvatorkirche im Zürch. Für das große Objekt gab es schon mehrfach Interessenten, die allesamt die Risiken scheuten. Noch heuer reißt die Stadt Nebengebäude ab und baut den verschwundenen Schweifgiebel (ähnlich Ebracher Hof) samt Dach am Vorderhaus wieder auf und richtet die komplette Außenhülle des denkmalgeschützten Gebäudes. 1,3 Millionen Euro sind dafür veranschlagt, wobei die Stadt einen dicken Zuschuss aus einem Förderprogramm des Bundes erwartet.
Neubau in der Hellersgasse
Im Bereich Markt 22/Hellergasse ist der Grund neu geordnet. Die Sanierung des Hauses am Marktplatz und der Abriss der Garagen an der Hellersgasse mit anschließendem Wohnhausneubau kann beginnen. Starten können auch die Erneuerung am Baudenkmal Hauptstraße 12 in Oberndorf.
Eine Anregung aus dem Seniorenbeirat und dem Beirat für Menschen mit Behinderung greift das Bauamt im Zürch auf. Dort werden – wie schon in der Judengasse – Gehbahnen mit hellen und vor allem glatten Granitplatten im Kalksteinpflaster verlegt.
Sanierung Samtturm
Zwischen Kornmarkt, Oberer Wall und Obertor steht die Sanierung des Samtturms (ohne Nutzung) an. Verkauft ist der Kornmarkt 22, der einen Zugang zum Oberen Wall bekommt, wo zudem die Stadtmauer ergänzt wird. Die Krumme Gasse 36 baut die Stadt in eigener Regie um für fünf Wohnungen – bis zu vier Zimmern. Mit Geld aus dem Programm „Leerstände nutzen“ wird die Bauerngasse 40 für Neubürger aus der Erstaufnahme modernisiert.
Kaufen will die Stadt Grundstücke nördlich der Stadtmauer an der Neuen Gasse, um eine Grünverbindung vom Obertor bis zum Theater zu schaffen. Im Zug dieser Maßnahme entsteht alsbald ein Bewegungsgarten (gefördert von der Lions-Jugendstiftung) in Nachbarschaft zu dem Durchgang von der Neuen Gasse zum Fichtelsgarten.
Investor für Oberndorfer Mitte
Gute Chancen für die „Neue Mitte von Oberndorf“ sieht Baureferent Ralf Brettin. Die Verhandlungen mit einem Investor (Wohnbebauung um den Platz am Feuerwehrhaus) seien erfreulich weit gediehen, sagt er, der auch von einem Interessenten am Schwarzen Adler berichtet.
Rund um das Zeughaus wird die Platzgestaltung und vor allem die Straßengestaltung fortgesetzt. Der Platz selbst bietet sich für Veranstaltungen an. Strom- und Wasserleitungen für Feste sind installiert. In der Bauerngasse bleibt das Querparken und wird mit Baumpflanzungen aufgelockert.
Radeln statt parken
Fortgeschritten ist die Planung für den Umbau der Zehntstraße, wo der Radfahrverkehr in Gegenrichtung zur Einbahnregelung zugelassen wird. Dafür entfallen „einige, aber nicht alle Parkplatze“, so Brettin.
Für das Alte Gymnasium, das Stadtschreiberhaus und die Reichsvogtei an der Johanniskirche findet im kommenden Jahr ein Architektenwettbewerb statt. Geplant wird unter dem Arbeitstitel „Kulturforum“ für die Unterbringung von Heimatmuseum, Stadtarchiv und Sammlung Otto Schäfer.
An der Mainlände steht noch die Sanierung des zuletzt vom Vogelschutzverein genutzten Gartenhäuschens an, das in einem so nicht erwarteten schlechten Zustand ist.
Anstatt auf private Investoren zu warten, saniert die Stadt selbst und verkauft dann das sanierte Gebäude. Ein mit Sicherheit um Vieles erfolgversprechenderer Ansatz, als die Gebäude mit Sanierungsbedarf vor sich hin gammeln zu lassen - weil sie keiner im ruinösen Zustand kauft!