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Schweinfurt
Stellenabbau jetzt auch bei Schaeffler: Darum sieht die IG Metall den Industriestandort Schweinfurt in Gefahr
Immer mehr Unternehmen in Schweinfurt geraten unter Druck. Laut der IG Metall stehen tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Was die Gewerkschaft jetzt fordert.
Auf einer Pressekonferenz haben die IG Metall Schweinfurt und die Betriebsratsvorsitzenden der Unternehmen ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth über die angespannte Situation der Industrie in der Region Schweinfurt und Main-Rhön informiert. Von links: Norbert Völkl, Thomas Höhn, Oliver Moll und Sebastian Schierling.
Foto: Josef Lamber | Auf einer Pressekonferenz haben die IG Metall Schweinfurt und die Betriebsratsvorsitzenden der Unternehmen ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth über die angespannte Situation der Industrie in der Region Schweinfurt ...
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 15.04.2024 02:41 Uhr

Es steht einiges auf dem Spiel – anders lassen sich die Zeichen, die derzeit aus den Schweinfurter Industriebetrieben gesendet werden, nur schwer deuten. Seit Wochen warnt Unterfrankens größte Gewerkschaft IG Metall eindringlich vor dem Wegfall tausender Arbeitsplätze in der Schweinfurter Industrie und der Verlagerung örtlicher Produktionsstätten und der Forschung ins Ausland. 

Auf einer Pressekonferenz erklärten die Bevollmächtigten der IG Metall Schweinfurt, Thomas Höhn und Reiner Gehring, zusammen mit mehreren Betriebsratsvorsitzenden. "Alle Unternehmen, alle Konzerne haben [...] in den vergangenen Monaten einen Arbeitsplatzabbau durchgeführt, haben ihn angekündigt, stellen Zukunftsinvestitionen und vor allem auch Neuansiedlungen von Produkten der nächsten Generation infrage", sagte Höhn.

Unternehmen in Schweinfurt in strukturellen Schwierigkeiten

Wie kritisch die Situation für viele Unternehmen derzeit sei, zeige ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen innerhalb der lokalen Betriebe. Laut der Arbeitnehmervertreter droht am ZF-Standort Schweinfurt der "Abbau von mehr als 2000 Arbeitsplätzen". Konkret fürchtet die IG Metall bei ZF ein mögliches Ende der Fertigung für Elektromobilität in Schweinfurt. Werksleiter Manfred Süß hatte dem bereits widersprochen und gegenüber der Redaktion erklärt, dass keine derartigen Pläne auf dem Tisch liegen.

Die IG Metall verweist auch auf die Situation in anderen Unternehmen. So wurden bei SKF in den vergangenen 18 Monaten bereits 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut. Gegenüber der Redaktion hatte der Konzern bestätigt, bis Ende 2025 weitere 400 Stellen abbauen zu wollen. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden Norbert Völkl baue man bei SKF zudem aktuell Überstunden ab, was als Vorbereitung auf eine mögliche Kurzarbeit zu deuten sei.

Auch der Automatisierungs- und Lineartechniker Bosch Rexroth kündigte kürzlich einen sozialverträglichen Abbau von bis zu 240 Stellen am Standort Schweinfurt mit Werksteil Volkach an. "Als Arbeitnehmervertreter kämpfen wir um den Erhalt jeden Arbeitsplatzes", bekräftigt der Vorsitzende des Betriebsrats, Sebastian Schierling.

Sebastian Schierling, Betriebsratsvorsitzender von Bosch Rexroth, kritisiert den Investitionstau seines Konzerns am Standort Schweinfurt-Volkach.
Foto: Josef Lamber | Sebastian Schierling, Betriebsratsvorsitzender von Bosch Rexroth, kritisiert den Investitionstau seines Konzerns am Standort Schweinfurt-Volkach.

Neben SKF und Bosch Rexroth leidet offenbar auch Schaeffler in Schweinfurt zunehmend unter der sinkenden Auslastung. Laut der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Petra Blumenau hat der Konzern jüngst ein Freiwilligenprogramm gestartet, mit dem 50 Personen aus der Produktion ausscheiden sollen. "Die Zahl sollte ursprünglich weit höher liegen", so Blumenau.

Leiharbeit bei Schaeffler heruntergefahren 

Um den Abbau deutlich zu reduzieren, sei für rund 700 Schaeffler-Beschäftigte in diesem Bereich bis Jahresende eine Arbeitszeitabsenkung auf 32 Stunden in der Woche vereinbart. Hinzu komme, dass ein Großteil der Befristungs- und Leiharbeiterverhältnisse nicht verlängert werden soll. Laut Blumenau betreffe das rund 100 Stellen in Schweinfurt. "Aus unserer Sicht ist es wichtig, den Produktionsstandort und die Industriesparte zukunftssicher auszurichten", bekräftigt sie.

Petra Blumenau, Stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Schaeffler, fordert, den Standort ihres Unternehmens in Schweinfurt zukunftssicher aufzustellen.
Foto: Josef Lamber | Petra Blumenau, Stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Schaeffler, fordert, den Standort ihres Unternehmens in Schweinfurt zukunftssicher aufzustellen.

Bei Valeo in Bad Neustadt an der Saale verlieren bis Ende Juni 310 der 510 Beschäftigten im Elektromotorenwerk ihren Job. Laut IG Metall wird die Produktion nach Polen verlagert. Der Anfang Februar beschlossene Interessensausgleich sehe zudem die Stilllegung des Musterbaus sowie weiterer Bereiche vor.

Betriebsräte beklagen mangelnde Investitionen in Schweinfurt

Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen kritisieren Betriebsräte wie Sebastian Schierling auch die ausbleibenden Investitionen der Konzernführungen hierzulande. Laut Schierling wäre allein bei Bosch Rexroth ein höherer zweistelliger Millionenbetrag an Investitionen am Standort nötig.

Eine aktuelle IG Metall-Umfrage unter Betriebsräten von bundesweit 2596 Firmen bekräftige seine Ansicht. Demnach seien die Arbeitnehmervertreter der Meinung, Unternehmen investierten in Deutschland zu wenig in die Zukunft. Besonders deutlich äußern sich hierzu, so Schierling, die Betriebsräte in der Region Schweinfurt-Main-Rhön: Laut der Befragung investieren über 50 Prozent der Betriebe zu wenig in die Standorte.

In über 27 Prozent der Fälle beklagen Betriebsräte laut IG Metall sogar "deutlich zu wenig" Investitionen. 44 Prozent der Betriebsräte in der Region Schweinfurt-Main-Rhön sehen ein "hohes" oder "eher hohes" Verlagerungsrisiko von Beschäftigung ins Ausland.  Genannt werden neben der Produktion insbesondere auch Forschung und Entwicklung, so die Gewerkschaft.

Etwa die Hälfte der Betriebsräte gibt für Schweinfurt und Umgebung an, dass neue Geschäftsfelder bereits im Ausland statt am Standort Deutschland aufgebaut würden oder, dass dies konkret geplant sei. Die Umfrage repräsentiert rund 27.000 Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie in der Region. Statt die gegenwärtigen Herausforderungen aktiv anzugehen, stellten Unternehmen vermehrt Beschäftigung infrage, resümiert die IG Metall.

Ihr Erster Bevollmächtigter Thomas Höhn erhebt klare Forderungen gegenüber den Konzernmanagern. "Wir verlangen von den Unternehmen ein klares Bekenntnis zu den Standorten in der Region." Der Erfolg der vergangenen Jahre fuße im Wesentlichen auf den Menschen hier, die mit Know-how, Erfahrung, Einsatzbereitschaft und Lebenszeit zum Erfolg ihrer Unternehmen beigetragen haben.

IG Metall appelliert an Verantwortung und Moral von Unternehmen

"Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie Entscheidungen für die Zukunft transparent und unter Beteiligung der Beschäftigten diskutieren", verdeutlicht Höhn. Als Arbeitnehmervertreter wolle man künftig mehr Mitbestimmung bei der Vergabe von Neuansiedlungen, von Investitionen und Beschäftigung in Deutschland.

Von der Politik fordert Thomas Höhn verlässliche Rahmenbedingungen. "Statt Schuldenbremse und Sparpaketen brauchen wir einen Staat, der Industrie- und Beschäftigungspolitik sowie Klimaschutz zusammen denkt. Jetzt sind ambitionierte öffentliche Investitionen notwendig – in die Infrastruktur, in erneuerbare Energien, in Zukunftsfelder wie Wasserstoff."

Für mehr private Zukunftsinvestitionen in den deutschen Betrieben fordert die IG Metall außerdem gezielte und zugleich konditionierte Förderungen, die Investitionsanreize mit Beschäftigungssicherung, Standortgarantien, Tarifbindung und den Kriterien guter Arbeit verknüpfen.

Mehrere Tausend Demonstrierende am 18. April in Schweinfurt erwartet

Um ein Zeichen zu setzen, ruft die IG Metall deshalb am 18. April, um 10.30 Uhr, zu einer Kundgebung auf dem Schweinfurter Marktplatz auf. Ziel sei es, die Unternehmen auf ihre Verantwortung für die Beschäftigten und die Region erinnern. "Betriebswirtschaftliche Logik ist nicht das einzige Stellenmaß, an dem Zukunftsinvestitionen geklärt werden könnten", so Höhn.

 
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  • Hiltrud Erhard
    Sie können vortrefflich beleidigen, aber die Schuld hat hier weder Hubsi, noch Markus, zum Teil unsere Bundesregierung mit grottenfalscher Wirtschaftspolitik u Verteilen von Wohltaten sondern ganz erheblich die Gewerkschaften.
    Unter dem Deckmantel der Tarifautonomie und des grundgesetzlich verankerten Streikrechts schießt man immer mehr über das Ziel hinaus und ruiniert die Betriebe bzw. macht das Wirtschaften unattraktiv.
    Wenn etwas nicht mehr attraktiv ist, man nicht mehr Geld verdienen kann, dann macht man halt zu, reduziert oder verlagert.
    Ohne ausreichend Gewinn keine Investoren und keine Investitionen somit keine Arbeitsplätze!
    Im besten Fall hat man noch etwas Portential zur Transformation, was aber derzeit nix nutzt, weil die Elektrofahrzeuge nicht das halten was sie versprechen und die Leute aufwachen und wieder Verbrenner kaufen.

    Was ist eigentlich der Beitrag der Betriebsräte und der Gewerkschaften um der Misere etwas entgegenzusetzen AUSSER Forderungen aufzustellen!
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  • Marion Both
    Frau Erhard,
    was wissen Sie von Betriebsratsarbeit? Ihr letzter Satz, disqualifiziert Sie. Haben Sie sich schon mal mit Betriebsvereinbarungen in großen Betrieben beschäftigt? Z.B. Flexible Arbeitszeiten, um Konjunkturschwankungen abzufangen? Sozial verträglicher Abbau von Personalüberhängen? Beschäftigungsgarantie? Flexibler Einsatz von Mitarbeiter/innen? Einsatz von gesundheitlich angeschlagenen Mitarbeitern? Arbeitssicherheitsthemen? Ausbildung und Übernahme von jungen Menschen? Zukunftsvereinbarungen z.B. beim Einsatz hochmoderner Technologien? Der Platz reicht nicht, um alle Themenfelder aufzuführen. Wenn sie glauben, es geht immer um mehr Geld, dann ist das sicher auf Verblendung durch Hass zurückzuführen. Betriebsräte haben das größte Interesse am langjährigen Fortbestehen der Unternehmen, oft mehr als Manager. Deshalb gibt es zum Glück das Betriebsverfassungsgesetz, das eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretern voraussetzt.
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  • Christian Scheller
    Frau Both, Sie beantworten die Frage von Frau Erhard nicht. Was ist der Beitrag der Betriebsräte und der Gewerkschaften? Das was Sie aufzählen trägt nicht zur Wettbewerbsfähigkeit bei. Und darum geht es nun mal, wenn man als Unternehmen berstehen möchte. Von den Gewerkschaften hört man immer nur die Forderungen nach attraktiven und gut bezahlten Arbeitsplätzen. Bitte strengen Sie sich mal an und überlegen sich, wie Sie für die Wirtschaft attraktiv sein können. Dann kommt der Rest von alleine, versprochen.
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  • Hiltrud Erhard
    Danke!
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  • Klaus Krug
    Nicht nur die Unternehmen, sondern auch der Staat müsste jetzt investieren, Stichwort Antizyklische Konjunkturpolitik. Leider verhindert die wenig intelligente Ausgestaltung der Schuldenbremse, dass jetzt sinnvolle Investitionen auch mit Krediten finanziert werden können.

    Jahrelang wurde wegen der Schuldenbremse u.a. die öffentliche Infrastruktur (z.B. die Deutsche Bahn, Straßen und Autobahnbrücken, Bundeswehr usw.) kaputtgespart.

    Und auch jetzt, wo schon vieles buchstäblich kurz vor dem Zusammenbruch steht, ignorieren die Gralshüter der Schuldenbremse, Finanzminister Lindner und Fritze Merz die Empfehlungen der Volkswirtschaftsexperten und arbeiten unbeeindruckt weiter nach dem Motto: Spare in der Not, dann bist du schneller tot.
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  • Hiltrud Erhard
    Warum soll der Staat das richten, was die Gewerkscahften selbst auf dem Gewissen haben?
    Die Betriebe wurden ausgequetscht, mit immer neunen Forderungen überzogen und dadurch der Standort Deutschland immer unattraktiver gemacht.
    Gerade die IG Metall hat hier in SW Unheil angerichtet, dass die Unternehmen reihenweise ihre Konsequenzen ziehen!

    Wieso soll der Staat da einschreiten oder eingreifen?

    Das verzögert im Endeffekt das Dilemma nur noch!
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  • Helmut Vierneusel
    @ Frau Erhard

    Wenn man Ihre Post´s so liest, muß man ja zu dem Ergebnis kommen, daß Sie ja den absoluten Durchblick, für die wirtschaftlichen Abläufe haben und den Schuldigen indendifziert haben. Bei Ihnen dreht sich ja grundsätzlich erstmal alles um Lohn- bzw. Gehaltserhöhungen und Arbeitszeitverkürzung dann kommt nicht mehr viel. Um einmal zu erkunden was eine Interessenvertretung für Aufgaben stemmen muß, sich einmal das BetrVG zu Gemüte führen, denn da hat der Gestzgeber die Pflichten geregelt, daß Unternehmen die so wie Sie auftreten, nicht wieder in die tiefste Vergangenheit der Arbeitnehmer zurückkehren können.
    Auch können die Betiebsräte vor Ort in den Unternehmen keinerlei
    Lohn/Gehaltsverhandlungen führen, denn diese werden von einer Kommission der zuständigen Gewerkschaften durchgeführt.
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  • Hiltrud Erhard
    Keiner hat den Knall gehört, der schon vor Jahren eingeschlagen hat!

    Das Dilemma ist nicht mehr so einfach umkehrbar weil die Gewerkschaft das nicht mehr umkehren kann und will!
    Sich auf das BetrVG zurückziehen ist billig! Das hat uns meiner Meinung nach dahin gebracht.
    Immer weniger arbeiten und dafür noch mehr Geld und Life Life Balance... das hat sich in den letzen Tarifrunden angedeutet und den Gipfel in der Haltung der GDL erfahren. Hier werden die Arbeitnehmer für unpünktliche Arbeit, für fehlende Leistungen weil schon jetzt zu wenig Personal, mit 35 Std/Woche in 4 Jahren belohnt.

    Der Knall geht weiter!
    Andere Branchen wie Bau hat er erreicht. Er erreicht jetzt auch Handwerk und Mittelstand.

    Das interessiert das BetrVG nicht. Das ist Realität!
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  • Ulrich Wilhelm Kretzer
    Die Schlüsselindustrien schmieren ab und unser aller Hubsi turnt auf Bauern-Demos rum. Hat der überhaupt ne Ahnung, was hier abgeht?
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