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Bad Neustadt
Sozialplan und Interessensausgleich stehen: So geht es für die Beschäftigten bei Valeo in Bad Neustadt weiter
Nach langem Ringen gibt es nun ein Ergebnis zwischen Valeo und dem Betriebsrat für den Standort Bad Neustadt. Ein Teil der Belegschaft wird jedoch leer ausgehen.
Für die Mitarbeitenden von Valeo in Bad Neustadt gibt es Neuigkeiten: Betriebsrat und Unternehmen haben sich auf einen Sozialplan sowie einen Interessensausgleich geeinigt. Das Bild entstand bei einer Demo am 25. Januar.
Foto: René Ruprecht | Für die Mitarbeitenden von Valeo in Bad Neustadt gibt es Neuigkeiten: Betriebsrat und Unternehmen haben sich auf einen Sozialplan sowie einen Interessensausgleich geeinigt. Das Bild entstand bei einer Demo am 25. Januar.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 11.02.2024 02:44 Uhr

Der Schock über den angekündigten, massiven Stellenabbau beim französischem Automobilzulieferer am Standort Bad Neustadt im vergangenen September saß bei den Beschäftigten tief. Im Werk in der Siemensstraße soll die Fertigung bis Sommer 2024 eingestellt werden. Für 310 Angestellte des Unternehmens ist das gleichbedeutend mit ihrem Ende bei Valeo. "Ich habe Angst vor der Zukunft. Ich habe zwei Kinder, die ich ernähren muss", erzählte Betriebsrat Tanalp Dalmis bei einer Kundgebung vor kurzem.

Da es bisher noch zu keiner Einigung zwischen Betriebsrat und dem Unternehmen mit Blick auf einen Sozialplan sowie einen Interessenausgleich gekommen sei, wurde eine Einigungsstelle eingerichtet. Im Interessenausgleich wird die Maßnahme beschrieben, die der Arbeitgeber durchführt. In dieser steht laut Reiner Gehring, zweiter Bevollmächtigter bei der IG Metall Schweinfurt, dass die Arbeitsplätze wegfallen sollen. Der Sozialplan dient hingegen der Minderung der wirtschaftlichen Nachteile für die Beschäftigten. In einer Einigungsstelle sitzen Vertreter des Arbeitgebers und des Betriebsrats, hinzu kommt ein unparteiischer Einigungsstellen-Vorsitzender.

Valeo Betriebsratsvorsitzende am Standort Bad Neustadt, Jessica Reichert und der zweite Bevollmächtigte der IG Metall aus Schweinfurt, Reiner Gehring, bei der Protestkundgebung am 25. Januar in der Saalestadt.
Foto: René Ruprecht | Valeo Betriebsratsvorsitzende am Standort Bad Neustadt, Jessica Reichert und der zweite Bevollmächtigte der IG Metall aus Schweinfurt, Reiner Gehring, bei der Protestkundgebung am 25. Januar in der Saalestadt.

Am Montag habe nun der zweite Termin vor der Einigungsstelle stattgefunden, wie Gehring gegenüber dieser Redaktion berichtet. Diese Verhandlung hätte bis 22 Uhr gedauert. Wie Gehring weiter sagt, gebe es jetzt "einen fertig verhandelten Interessenausgleich und Sozialplan", der im Rahmen der Einigungsstelle zustande gekommen sei.

"Die Verhandlungen waren durch das Verhalten des Arbeitgebers mehr als schwierig"

Da bei der Einigungsstelle nur ein Verhandlungsteam des Betriebsrats vor Ort gewesen sei, wurden die Ergebnisse am Vormittag dem ganzen Gremium präsentiert. Im Anschluss sollte um 14 Uhr die Belegschaft über den Inhalt der Vereinbarungen von der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat informiert werden. Wie Gehring sagt, wird im Laufe des Mittwochvormittags eine Betriebsversammlung stattfinden.

Fotoserie

"Die Verhandlungen waren durch das Verhalten des Arbeitgebers mehr als schwierig", berichtet der IG-Metall-Vertreter. Es sei ein "zäher Weg" gewesen. Schließlich konnten laut Gehring dem Arbeitgeber an einigen Stellen dennoch Zugeständnisse abgerungen werden. Die Arbeitnehmerseite hätte versucht, die bestmögliche Lösung herauszubekommen.

Sozialplan gilt nicht für Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen

Gehring nennt hier zwei Punkte: einen finanziellen Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes, der "finanziellen Perspektive" wegen, und eine Transfergesellschaft. Mit letztere könne der Arbeitsplatzverlust verzögert oder ganz umgangen werden.

Für Valeo-Angestellte mit einem befristeten Arbeitsvertrag, die von dem Stellenabbau betroffen sind, gibt es dennoch schlechte Nachrichten. Wie Gehring erklärt, fallen diese nicht unter den Sozialplan. Insgesamt sind von den Stellenstreichungen circa 310 Arbeitsplätze betroffen. Circa 250 Mitarbeitende in der Produktion und in produktionsunterstützenden Funktionen sollen das Unternehmen genauso verlassen wie rund 60 Menschen mit Zeitverträgen. "Ich unterscheide da nicht zwischen unbefristet und befristet", sagt der IG-Metall-Bevollmächtigte.

In einer vorherigen Version dieses Artikels wurde ein Zitat von Reiner Gehring, IG Metall, fehlerhaft wiedergegeben. Dieses wurde von der Redaktion entfernt.

Automobilzulieferer Valeo

Valeo ist ein französischer Automobilzulieferer mit Sitz in Paris. Das Unternehmen ist in insgesamt 29 Ländern mit 183 Produktionsstätten aktiv. Für Valeo arbeiten weltweit rund 109.900 Mitarbeitende, in Deutschland sind es gut 8800 Mitarbeitende an 24 Standorten. Laut dem Unternehmen stünden deutsche Kunden für 31 Prozent des weltweiten Konzernumsatzes.
Nach eigenen Angaben ist Valeo in vier Geschäftsbereiche gegliedert. Bad Neustadt gilt bislang als Zentrum für die Entwicklung und Produktion von Elektromotoren und integrierten Antriebssystemen.
Im Jahr 2022 hat Valeo die Anteile an der Valeo Siemens eAutomotive und somit das komplette Joint Venture übernommen. Für die 50 Prozent von Siemens bezahlte das Unternehmen 2022 rund 277 Millionen Euro.
Quelle: Quelle: chü / men/ Valeo
 
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Kommentare
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  • Roland Albert
    Hier sieht man trefflich, was die Gewerkschaft bei ausländischen Konzernen erreicht, wenn die sich nicht niederschreien lassen. NICHTS ausser Peanuts, was sowieso gekommen wäre. Bei deutschen Konzernen können sie sich alles rausnehmen, denn die stecken gleich mit drin. Somit wird diese Vereinbarung, die ja eigentlich eine krachende Niederlage ist, Wirkung erzielen. Aber Fachkräfte werden ja gesucht. Halt nur nicht in der Wohlfühloase des gewohnten Dunstkreises. Man muss sich halt wieder bewegen (lernen)
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  • Franz Schröter
    Wen interessiert das? Die Regierung sicherlich nicht, das sind ja nur 310 Arbeitsplätze und Existenzen.
    Jeden Tag stehen neue Hiobsbotschaften in der Zeitung.
    Wer demonstriert endlich mal jemand gegen die Ampelparteien?
    Ausser die Landwirte natürlich.
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  • Stefan Fuchs
    Lieber Herr Schröter, die Ampel kann nix dafür.
    Es handelt sich um einen französischen Konzern.

    Vielmehr regen mich die scheinheiligen, billigen Rituale der Gewerkschaft auf.

    Vor wenigen Jahren beglückte ich meine Kinder am Weihnachtsabend mit der Ausgabe von George Orwell" the animals farm"

    Schon gelesen?
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  • Dietmar Eberth
    Welche Rituale der Gewerkschaft?
    Von Anfang an hat doch der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber verhandelt.
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  • Hubert Endres
    Da sind doch die Leute zu bequem so lange noch ihren Job haben. Warum nicht auch gegen linke , islamistische Gewalt ? Warum nicht gegen die steigende Kriminalität mit immer mehr Messerattacken ? Oder den brennenden Autos z. B. in Berlin. Oder den niedrigen Renten für die, welche dieses Land und den Wohlstand erarbeitet haben. Warum nicht gegen niedrigere Lohnnebenkosten für die arbeitende Bevölkerung ? Kein Wunder das im Ausland immer wieder vom " dummen " Deutschen gesprochen wird. Oder sind da diese Leute zu feige ?
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