Schweinfurts Krankenhäuser stehen – wie alle – unter einem gewaltigen wirtschaftlichen Druck. Hohe Kosten, fehlendes Personal, steigende Defizite. Das wird die Krankenhausreform nicht lösen, im Gegenteil, sagt Gutachter Prof. Dr. Norbert Roeder. Nur gemeinsam wird es gehen, wird man überleben können – davon sind in Schweinfurt alle Beteiligten überzeugt: Gutachter, Träger, Vertreter der Belegschaft. Schon deshalb gab es im April 2022 die Ankündigung in einen Verbund zu gehen, mit einem Schweinfurter Modell in die Zukunft.
Doch dieses Schweinfurter Modell wird es so nicht geben. Auch wenn es im Prinzip ein gutes war, sagt Roeder. Die Krankenhausreform, deren Eckpunkte Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Dezember präsentiert hat, die Krankenhäuser nach Leistungsangeboten sortiert, hat die Karten neu gemischt. Wie können Schweinfurts Krankenhäuser sicher in die Zukunft gehen? Das Gutachten gibt die Antwort. Am Dienstagabend hat Roeder bei einer Pressekonferenz in St. Josef sein Modell vorgestellt, das nun die Basis für die weiteren Planungen sein soll.
Der wesentliche Unterschied zu den bisherigen Plänen: Es wird zwar zwei Krankenhäuser geben mit dann unterschiedlichen medizinischen Angeboten, aber nur einen Träger für das neue Klinikum, dass dann als Maximalversorger für Stadt, Land und die angrenzenden Landkreise auftreten kann.
Und hier liegt der Knackpunkt: Die Leopoldina Krankenhaus GmbH und die Kongregation der Schwestern des Erlösers Würzburg müssten für diesen neuen Träger eine gemeinsame Gesellschaft gründen. Doch an dieser Stelle sagt Schwester Monika Edinger, Generaloberin des Ordens, ab. "Schweren Herzens", wie sie betont. Die Empfehlung bringe die Kongregation in einen unlösbaren Interessenskonflikt. "Eine Ein-Träger-Lösung in gemeinsamer Gesellschaft mit einem kommunalen Träger würde unserer Identität und unserem christlichen Auftrag zuwiderlaufen", wird die Generaloberin in einer vorbereiteten Pressemitteilung zitiert.
Es gehe um Werte, um Haltung. Als Beispiel nennt Edinger den Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen. Doch auch sie sieht – wie ihr Geschäftsführer Martin Stapper – in dem Modell die Zukunft für die beiden Krankenhäuser und eine sichere Perspektive für die Menschen, die hier arbeiten.
Wie soll es nach der Ankündigung der Kongregation nun weitergehen?
Und nun? Beide Seiten werden prüfen, wie die Konditionen eines Betriebsübergangs aussehen müssen und können. Inwieweit die Kongregation, wenn sie die Trägerschaft übergibt, noch in Schweinfurt tätig sein wird, ist offen. Möglicherweise, deutet Edinger an, in der ambulanten Pflege. Auch die Option für eine Weiterführung des Engagements in der Pflegeausbildung werde man prüfen. Vieles sei jetzt noch unklar, die Entscheidung noch zu frisch, erst vor ein paar Wochen getroffen.
Wird die Leopoldina GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadt, in der Lage sein, die Trägerschaft alleine zu übernehmen – und neben ihr auch Belegschaft und Immobilien? Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Aufsichtsratsvorsitzender der Leopoldina GmbH, betont, dies sei das Ziel. Doch eine "Übernahme um jeden Preis kann es nicht geben". Auch die Mittel von Stadt und Leopoldina GmbH seien endlich. Bei der Entscheidung, so Remelé auf Nachfrage, brauche es angesichts dieser Tragweite auch den Stadtrat.
Die Entscheidung der Erlöserschwestern bedauere er sehr, betonte Remelé. Sie sei ein Verlust für Schweinfurt. Die Trägerschaft des Ordens habe St. Josef geprägt, als christlich geführtes Haus mit "besonderer Spiritualität".
Was Beschäftigte der beiden Häuser erwarten können
Jetzt, so sagen alle Beteiligten, steht viel Arbeit an. Vieles muss geprüft und von Fachleuten bewertet werden, es gibt Bürokratisches, das zu erledigen ist und viele Gespräche, die geführt werden müssen. Nicht zuletzt zwischen den beiden Trägern. Dass sie gelingen können, in dem Punkt zeigten sich alle Beteiligten zuversichtlich. Auch wenn eine Übernahme "uns vor große Herausforderungen stellt", wie Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter es ausdrückte. Und keiner an dieser Stelle ausschließen wollte, das Übernahmeverhandlungen auch scheitern könnten. Im ersten Quartal 2024 soll die Entscheidung stehen, kündigten beide Seiten an.
Für die Beschäftigten in beiden Häusern sind die Perspektiven in jedem Fall gut, wie alle Seiten betonten: Das vorhandene Personal werde gebraucht. Ohne gehe es nicht, hatte auch der Gutachter betont. Überkapazitäten seien angesichts der Personalnot in dem Bereich nicht vorhanden, auch nicht bei einem gemeinsamen Klinikum mit zwei Betriebsstätten. Für ihn ist auch klar: Sowohl das Leopoldina als auch das St. Josef bleiben ein Krankenhaus. Das Verschmelzen der beiden Häuser, die Umsetzungsphase des Modells werde Jahre dauern.
Warum Schweinfurt für andere Standorte ein Vorbild sein könnte
Schweinfurt, sagt Roeder, könnte auch für andere Krankenhaus-Standorte ein Vorbild sein. Mit der Diskussion um einen Verbund und dem Einstieg in die Prüfung der Pläne habe man rechtzeitig reagiert. Andere würden jetzt erst anfangen zu diskutieren, "in Schweinfurt liegen Konzepte auf dem Tisch".
Das neue Modell war den Beschäftigten beider Häuser am Montag und Dienstag bereits präsentiert worden. Wie haben sie es aufgenommen? Positiv, sagen Klaus Riegler, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung am Krankenhaus St. Josef, und sein Kollege Rainer Reichert. Warum? Weil auch sie daran glauben, dass so beide Häuser erhalten bleiben, weil es Garantien gebe für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Entscheidung der Kongregation bedauerten viele, sagt Riegler, man könne sie aber nachvollziehen.
Für das Krankenhaus St. Josef ist es ein Wendepunkt, wie Krankenhausdirektor Norbert Jäger sagt, nach über 90 Jahren als konfessionell geführtes Krankenhaus, das einzige in der Region. Doch auch er ist überzeugt, von einem gemeinsamen Klinikum werden beide Häuser profitieren. "Ich bin sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Es gab bestimmt auch Kooperations- und Übernahmeangebote von konfessionellen Verbänden die aber aus ...... Gründen abgelehnt wurden.
Auch sollte schon vor ca 10-15 Jahren das St.Josef saniert werden (mit genehmigten Förderungen).Wurde aber alles verschleppt und ausgesessen.
Lieber das Mutterhaus mit mehreren Millionen sanieren. Ein Schelm wer .........
War dann wohl nix mehr fürs Krankenhaus übrig.....
die Kongregation kann keinen gemeinsamen Träger gründen. Aber das Krankenhaus komplett abgeben und damit an 'andere Werte' als die eigenen? Passt für mich nicht zusammen
DAS wäre Doppelmoral!
Und dann solche Gewissensbisse bei einer Zusammenlegung von 2 Krankenhäusern, das eine in kirchlicher Trägerschaft. Mit der Glaubwürdigkeit dieser Aussage tue ich mich schwer.