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Schweinfurt
Nächste neue Wende beim Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt: Ehemaliger Helios-Chef steigt als Berater ein
Ende September erklärten die Erlöserschwestern überraschend, das Krankenhaus doch noch weiterzubetreiben. Jetzt soll Klinikmanager Francesco De Meo helfen. Wie es dazu kam.
Berät ab sofort im Fall St. Josef in Schweinfurt: Klinikmanager Francesco De Meo, hier 2019 auf dem Hauptstadtkongress in Berlin. Bis 2023 war er CEO des Helios-Konzerns und Vorstandsmitglied beim Gesundheitsunternehmen Fresenius.
Foto: Kasa Fue | Berät ab sofort im Fall St. Josef in Schweinfurt: Klinikmanager Francesco De Meo, hier 2019 auf dem Hauptstadtkongress in Berlin.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 19.10.2024 02:33 Uhr

Es die nächste überraschende Wende in der Geschichte um die Rettung des finanziell angeschlagenen Schweinfurter Krankenhauses St. Josef: Der frühere Vorstandsvorsitzende des Helios-Konzerns, Francesco De Meo, steigt als Berater für die Kongregation der Erlöserschwestern aus Würzburg ein.

Der Vorsitzende der neu gegründeten Interessengemeinschaft zur Rettung von St. Josef, Stefan Labus, hat diese Information gegenüber der Redaktion bestätigt. Bereits an diesem Montagabend werde der Vertrag mit dem 60-jährigen Berater in der Zentrale der Erlöserschwestern in Würzburg unterzeichnet.

Dem Vernehmen nach finanziert die Interessengemeinschaft das Engagement des Managers durch Spendengelder. Das Ziel sei, so Labus, "das Krankenhaus St. Josef vollständig zu erhalten." Dafür solle De Meo Zeit gegeben werden, um sich einen Überblick über die Finanzen und die Struktur des Krankenhauses zu verschaffen.

Interessengemeinschaft über Klinikmanager: "Sechser im Lotto"

Er habe De Meo kontaktiert, sagt Labus. Dessen Engagement sei "ein Sechser im Lotto für uns".  Der Klinikmanager genieße einen guten Ruf und habe bundesweit Kontakte, die es nun zu nutzen gelte.

Aufbauen soll der Manager auf dem sogenannten "Schweinfurter Modell", das eine Kooperation zwischen St. Josef und dem Leopoldina-Krankenhaus vorsah. Der Orden wollte das Modell mit einem Träger und zwei Gesellschaftern als Lösung jedoch aus "weltanschaulichen Gründen" nicht verwirklichen.

Die Kongregation hatte am 23. Juli bekannt gegeben, aus finanziellen Gründen das Schweinfurter Krankenhaus mit 630 Mitarbeitenden zum Jahresende schließen zu müssen. Am 25. September verkündete Generaloberin Schwester Monika Edinger dann überraschend, man werde St. Josef bis auf Weiteres als Träger noch weiter betreiben.  

An der Grundhaltung des Ordens, nicht mehr Träger sein zu wollen, habe sich nichts geändert. Doch die Kosten einer Schließung von geschätzt 30 Millionen Euro seien für den Orden schlichtweg zu hoch, begründete die Generaloberin die Kehrtwende. Durch den ermutigenden Rückhalt in der Bevölkerung und die Gründung des Vereins von Stefan Labus habe man nun doch Hoffnung. 

Erlöserschwestern: Kosten der Schließung derzeit finanziell nicht leistbar

Von dem Plan, das Krankenhaus Ende 2024 doch nicht zu schließen, hatten die Erlöserschwestern weder Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) noch Landrat Florian Töpper (SPD) im Vorfeld informiert. Stadt und Landkreis hatten bereits Maßnahmen eingeleitet, um mögliche Versorgungslücken zu schließen.

Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt wird doch nicht zum Jahresende geschlossen. Nun will die Kongregation der Erlöserschwestern als Träger mit Klinikmanager und Berater Francesco de Meo zusammenzuarbeiten.
Foto: Anand Anders | Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt wird doch nicht zum Jahresende geschlossen. Nun will die Kongregation der Erlöserschwestern als Träger mit Klinikmanager und Berater Francesco de Meo zusammenzuarbeiten.

Remelé fand klare Worte: "Wir sind nicht davon überzeugt, dass das Josefs in der jetzigen Verfassung und der jetzigen unklaren Perspektive seinen Dienst noch lange genug aufrechterhalten wird." Weder Stadt, Landkreis noch Bezirk stehen als Partner oder Übernehmer des St. Josef-Krankenhauses zur Verfügung, eine Kooperation mit der Interessengemeinschaft schloss der OB auch aus.

Verkauf der Palliativstation: Berater De Meo soll erst Lage prüfen

Auf Nachfrage erklärte Stefan Labus nun, diese Absage sei kein Hindernis für die Tätigkeit von Francesco De Meo. Dessen Aufgabe sei es, Finanzierungsalternativen aufzuzeigen. Dennoch suche man auch das Gespräch mit der Stadt. Offenbar nehmen die Erlöserschwestern derzeit auch Abstand von dem Plan, die Akut-Geriatrie und die Palliativstation an das Leopoldina-Krankenhaus abzugeben. Erst soll der Berater prüfen, ob diese Abteilungen nicht für den Weiterbestand der Klinik notwendig sind.

De Meo wuchs auf der Schwäbischen Alb auf und ist promovierter Volljurist. Von 2008 bis 2023 war er CEO des privaten Krankenhausbetreibers Helios sowie Vorstand im Gesundheitskonzern Fresenius, den er Ende 2023 im Unfrieden verließ. Seither ist der 60-Jährige als Berater in der Gesundheitsbranche tätig.

 
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  • Klaus B. Fiederling
    man sieht ja, dass die ehrw. Mutter in dieser Sache kläglich versagt hat. Es müssen nun halt Fachkräfte her, dass das Josefshaus weiter bestehen kann. Mehr braucht man sich darüber doch nicht aufzuregen, oder? Hauptsache den Patienten kann weiter geholfen werden!
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  • Simone Ludwig
    Man hört immer nur das arme Josefs! Ich seh aber auch die Führungsetage des Leopoldina-Krankenhauses.Die wurden in einen Versorgungsauftrag gedrängt,haben versucht in kürzester Zeit,Schadensbegrenzung zu betreiben und bekommen jetzt eine Ohrfeige nach der anderen ! Ein für mich nicht tolerables Verhalten eines christlich geführten Krankenhauses.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Und absolut verständlich jetzt Nein zu einer Kooperation zu sagen.
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  • Fred Reinshagen
    @Simone Ludwig
    Versteh ich das richtig? Dass ein Klinikmanager kommt nennen Sie Ohrfeige?

    Auch Oliver Schikora tritt ständig nach und wärmt immer wieder die alte Geschichte auf, die mittlerweile jeder kennt:
    "...hatten die Erlöserschwestern weder Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) noch Landrat Florian Töpper (SPD) im Vorfeld informiert."

    Was wäre denn bei einer Info im Vorfeld gewesen? Die Fortführung wäre ihnen ausgeredet worden, De Meo wäre jetzt nicht da, SW hätte für alle Zeiten eine Klinik weniger und die Innenstadt wäre an dieser Stelle verödet. Während nach der B'wahl in bereits 11 Monaten die Karten der Gesundheitsreform vmtl. neu gemischt werden.
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  • Simone Ludwig
    Ich finde das Verhalten der Kongregation unmöglich,gegenüber dem Personal,der Öffentlichkeit und auch dem Management des Leopoldinakrankenhauses gegenüber ein no Go ! Wir sprechen hier von einem Krankenhaus mit einem christlichen Leitbild! Ich habe im Krankenhaus St. Josef gelernt,viele Jahre dort gearbeitet und uns wurde Strenge vermittelt,in den Arbeitsverträgen musste man sich den Werten der Katholischen Kirche anpassen oder man wurde nicht genommen! Zu dieser Zeit standen diese Werte auch noch im Vordergrund!
    Und ich bezeichne nicht das Kommen des Klinikmanagers als Ohrfeige,sondern dass Procedere ,wie das Management Josefs mit Menschen,Instituionen etc. aktuell umgeht die vor Wochen und Monaten noch mit Herrn Stapper und der Oberin an einem Tisch saßen und versucht haben nach Lösungen zu suchen !
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  • Georg Ries
    "neue Wende" in der Überschrift sagt schon alles! Wenn man einen Berater einschaltet, was ist da eine Wende?
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  • Oliver Hesse
    Mit wem soll ich Mitleid haben?
    Dem Leo, welches sich schon bei der Ur-Form des Verbunds die Filetstücke geholt hätte und nun auf Palli & Geriatrie schielt, weil es den höheren Versorgungslevel, ergo mehr Kohle bedeutet?
    Der Stadt, die in Form nahezu aller Politiker hohle Phrasen der Betroffenheit raushaut, aber nix konkretes zu einer möglichen Rettung beizutragen hat?
    Einem OB, der auf der Rathaustreppe völlig empathielos, aber voller Arroganz der Josefs-Belegschaft entgegenwirft, er müsse hier nicht stehen? Der ohne den Ansatz einer Entschuldigung faselt, ihm liege das Josefs doch mindestens genauso am Herzen wie das Leo?
    Einem Landrat, der offensichtlich negiert, dass ein Josefs mehr Anteil an der Gesundheitsversorgung des Kreises hat als Geo?
    Welche dieser Figuren hat jemals gesagt, man versuche, das Josefs zu retten?

    Sorry, auch wenn das Verhalten des Ordens in vielen Bereichen scharf zu kritisieren ist, habe ich mit o.g. Protagonisten definitiv kein Mitleid!

    M. Lerm
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  • Elke Wallmeier
    So sehen Lösungsansätze aus.
    Aus dem Rathaus kommt nichts vergleichbares. Danke H.Labus.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Was soll denn da ein Lösungsansatz sein wenn es wieder nur darum geht Stadt und Landkreis das Krankenhaus aufs Auge zu drücken.
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  • Elke Wallmeier
    Ob es machbar ist wird sich zeigen. Aber es ist allemal wert es zu versuchen. Die große Mehrheit der Bevölkerung will den Erhalt des St. Josef als ganzes.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Stadt und Landkreis haben aber nicht das Geld dafür. Oder wo sind sie bereit Abstriche zu machen? Darf der Stadtbus zukünftig das doppelte kosten, sind Sie bereit 3 € pro Stunde fürs parken zu bezahlen, Strom und Gas deutlich teurer zu bezahlen?
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  • Thomas Hemmerich
    Ich finde es gut, dass alles versucht wird, um das St. Josef zu retten. Es geht um Menschen, egal ob als Patient oder als Beschäftigten. Natürlich darf es kein Fass ohne Boden werden und im Falle einer Rettung hoffe ich auch, dass solche Diskussionen nicht in wenigen Jahren wieder aufkommen.
    Aber....und hier werde ich jetzt etwas stinkig, warum haben die Erlöserschwestern nicht schon von sich aus Hilfe von außen geholt? Warum hat der selbstherrliche OB Remele nicht mehr getan oder ist auf eine solche Idee wie Hr. Labus gekommen. Wäre es nicht eigentlich Aufgabe eines gewählten Stadtoberhaupts gewesen, hier alles mögliche zu tun? Stattdessen tut Hr. Labus und die dahinterstehende Interessengemeinschaft das, was ich eigentlich vom OB erwarte. Dieser aber legt gleich, egal was nun nach in Augenscheinnahme des Beraters herauskommt, von vornherein alles ab. Ich finde das als Außenstehender unmöglich. Wie wurde dieser Mensch zum OB und wer hat ihn gewählt?
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  • Hans-Joachim Krämer
    Wie würde er denn bewertet werden wenn er das Krankenhaus gekauft hätte und dann gehen beide Krankenhäuser pleite weil das Geld nicht reicht?
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  • Stefan Müller
    Wünschen dem Krankenhaus St. Josef viel ERFOLG und hoffe inständig, dass es kein Helios 2.0 wird
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  • Dieter Hartwig
    Schade um das Geld - es wird nichts bringen. Es gibt in Deutschland eh zuviel Klinik Enten. Nur ei sparen will halt keiner
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  • Fred Reinshagen
    @Dieter Hartwig:
    Immer die Meckerei, selbst bei guten Nachrichten, die es in SW Jahre nicht gab. Es wurde doch ständig hier moniert, dass ein kompetenter Fachmann fehlt. Und jetzt ist es auch wieder nicht recht. Statt sich über diese Top-Besetzung zu freuen. Stefan Labus muss man ein Lob aussprechen - auch er wurde kritisiert! Die deutsche Neidgesellschaft im 21. Jh. - eine verkehrte Welt.
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  • Klaus B. Fiederling
    ei sparen??
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  • Ralf Eberhardt
    Gut, dass doch noch Bewegung in das Thema Josef kommt. Und ein Blick von bisher unbeteiligter Warte - aber mit themenspezifischem Hintergrund - kann meines Erachtens nicht schaden. Die Entscheidung zur Rücknahme der für das Leopoldina vorgesehenen Sparten ist wohl eine der ersten Auswirkungen. Bin gespannt, wie es hier in der Schweinfurter Gesundheitswelt weiter geht.....
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