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Schweinfurt
SOS Industriestadt Schweinfurt: Wie der Freistaat der Schweinfurter Industrie helfen will und wann
Bei einem Treffen in Schweinfurt diskutieren CSU-Politiker, Unternehmen und Gewerkschaften über die drängenden Probleme der Industrie. Wie geholfen werden soll.
ZF-Personalleiter Marcus Giek sprach bei einem Treffen mit CSU-Landtagsabgeordneten und Gewerkschaften in Schweinfurt mit anderen Unternehmen über die Sorgen und Nöte der Industrie.
Foto: Anand Anders | ZF-Personalleiter Marcus Giek sprach bei einem Treffen mit CSU-Landtagsabgeordneten und Gewerkschaften in Schweinfurt mit anderen Unternehmen über die Sorgen und Nöte der Industrie.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 21.09.2024 02:32 Uhr

Die schwierige Lage der Schweinfurter Industrie beschäftigt weiterhin die lokale Politik. Um sich ein Bild von der aktuellen Situation zu verschaffen, hatten sich Vertreterinnen und Vertreter der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften bei der AOK in Schweinfurt getroffen. Eingeladen hatte die Schweinfurter Landtagsabgeordnete Martina Gießübel.

Unternehmen und Gewerkschaften nutzten die Gelegenheit, um über ihre aktuellen Sorgen zu sprechen. Viele Unternehmen hielten sich noch immer zurück, was Investitionen in der Region angeht, sagte Pablo Catalán, kaufmännischer Leiter des Geschäftsbereichs Lineartechnik bei Bosch Rexroth in Schweinfurt. Wie alle anderen Großbetriebe baut der Automatisierungs- und Lineartechniker derzeit Stellen an den Standorten Schweinfurt und Volkach ab.

Jörg Wuttke: "Wir haben die Digitalisierung in Deutschland völlig verpennt."

So auch der schwedische Wälzlagerhersteller SKF. Bis Ende 2025 baut der Konzern 400 Stellen in Schweinfurt ab. Laut Deutschland-Chef Jörg Wuttke leidet die Branche nach wie vor unter hohen Energiekosten, überbordender Bürokratie und Arbeitskosten. Aber auch die marode Infrastruktur stelle ein immer größeres Problem dar. "Wir haben die Digitalisierung in Deutschland völlig verpennt", kritisiert Wuttke. Auch in anderen Technologien, wie in der künstlichen Intelligenz, sei man weit abgeschlagen. Sein Appell Richtung Politik: "Wir müssen strukturell etwas anfassen."

Ähnlich sah das auch Marcus Giek, Personalleiter bei ZF in Schweinfurt. Was die Elektromobilität betrifft, wüssten weder die Politik, noch die Unternehmen, welchen Weg man verfolgen wolle. Angesichts gestrichener Förderungen in der E-Mobilität mangle es den Unternehmen zudem an Orientierung und Verlässlichkeit. In deren Ausbau hatte ZF in Schweinfurt zuletzt eine hohe dreistellige Millionensumme investiert. Zudem kritisierte er den schleppenden Ausbau von Stromtrassen und erneuerbaren Energien in Bayern: Die dadurch hohen Energiekosten seien nach wie vor ein Wettbewerbsnachteil im Süden. Giek merkte daher an, dass die Politik eher in Dekaden anstatt Wahlperioden denken solle. 

IG Metall und Deutscher Gewerkschaftsbund fordern schnelle Hilfen

DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching nutzte den Austausch im Anschluss, um nach den verkündeten Hilfen der Staatsregierung nachzuhaken. Mitte Juni kündigte der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein ehrgeiziges Modernisierungs-Programm als Reaktion auf die schlechte Lage der Betriebe an. Ein Fragenkatalog, welchen die IG Metall mit der Bitte um konkrete Antworten darauf versandt hatte, blieb bis zuletzt unbeantwortet.

Laut der Vorsitzenden des CSU-Arbeitskreises, Kerstin Schreyer, erarbeiten das Wirtschafts- und Finanzministerium hierzu gemeinsam ein Konzept. Darin sollen Instrumente zur Forschungs- und Investitionsförderung sowohl für bewährte Technologien als auch neue Schwerpunkte enthalten sein. Regionalquoten seien nicht vorgesehen. Auch wolle der Freistaat den Unternehmen nicht vorschreiben, worin sie das Geld später investieren. Klar sei jedoch: "Es soll unbürokratisch, schnell und effektiv sein", so Schreyer. Weitere Details nannten die Abgeordneten nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst eine Ministervorlage bekommen werden."

DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching rechtfertigte die Forderungen der Gewerkschaften bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie.
Foto: Anand Anders | DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching rechtfertigte die Forderungen der Gewerkschaften bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie.

Was die Kritik der Unternehmen bezüglich des Ausbaus der Erneuerbaren Energien betraf, versicherte Schreyer, alles Mögliche im Freistaat anzuschieben. Hinsichtlich des Netzausbaus warb sie um Verständnis, dass es Zeit koste, die Bürgerinnen und Bürger in den Prozessen mitzunehmen. Und auch was den Abbau von Bürokratie betrifft, wolle man handeln. Hierzu solle unter anderem bald eine Kommission unter der Federführung des CSU-Abgeordneten Steffen Vogel starten.

Gewerkschaften bekräftigten Verhandlungsbereitschaft

Letzterer spielte mit Blick auf die angelaufenen Tarifverhandlungen in der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie den Ball an die Gewerkschaften zurück und fragte, welchen Beitrag die Arbeitnehmer zur Transformation beisteuern könnten. Frank Firsching rechtfertigte die Forderungen mit einem Verweis auf die Zahlen. Der Lohnkostenanteil in den Ausgaben der Industrie liege bei nur etwa 15 Prozent, wohingegen die Gewinnmargen der vergangenen Jahre hoch ausgefallen seien, so Firsching. Reiner Gehring, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, bekräftigte: "Wenn wir gemeinsam nach Lösungen suchen, finden wir welche."

Die Vorsitzende des Arbeitskreises Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Kerstin Schreyer, versprach schnelle Hilfen für die Industrie.
Foto: Anand Anders | Die Vorsitzende des Arbeitskreises Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Kerstin Schreyer, versprach schnelle Hilfen für die Industrie.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "Probleme sind elementarer"

Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé hob die Bedeutung der Industrie für Schweinfurt hervor. "Die Großindustrie ist für uns eine der beiden Herzkammern." Insgesamt 20.000 Menschen seien darin beschäftigt. Auch wenn er den angekündigten Transformationsfonds mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm, verspricht sich Remelé allerdings keine allzu großen Hoffnungen daraus. "Die Probleme sind elementarer, sie sind tiefgreifender", so der OB. Die Reichweite der Hilfen von Kommune und Freistaat hingegen begrenzt. "Wir haben Probleme, die auf bundespolitischer und europäischer Ebene zu lösen sind", so Remelé.

 
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  • Winfried Gehrig
    Der SKF Deutschland Chefs Jörg Wuttke sollte lieber einmal in seinem eigenen Laden nach den Ursachen für die veralteten IT-Strukturen und verpennter Digitalisierung suchen. Noch zur Jahrtausendwende verfügte die SKF GmbH über eine der modernsten IBM-Großrechner-Datennetze weltweit mit mehr als 100 bestens ausgebildeten IT-Mitarbeitern samt IBM Großrechner inSchweinfurt. Die SKF Konzernentscheidung, weltweit mehr als 700 IT-Mitarbeiter durch Outsourcing vor mehr als 20 Jahren vor die Tür zu setzen, rächt sich nun nach vielen Jahren bitter. Unfähig, moderne IT im Rahmen von Industrie 4.0 mit eigenem IT-Know-How einzuführen, hat man die Umstellung auf moderne SAP-Systeme wohl verschlafen oder werkelt immer noch mit Cobol-Programmen aus den 80er Jahren herum. Kein Wunder, dass die SKF GmbH vom Einsatz von KI-Technologie wohl nur träumen kann.
    Mit Billig-EDV aus Indien und Bulgarien ist SKF ITmäßig mittlerweile weit abgeschlagen.
    Winfried Gehrig
    ehemals Netzwerkspezialist SKF Group IT
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  • Michael Appel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptungen ohne Beleg). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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