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Schweinfurt
"Nur mit uns geht's Richtung Zukunft": 3500 ZF-Mitarbeitende appellierten in Schweinfurt für ihren Joberhalt
Deutschlandweit gingen Beschäftigte von ZF am Dienstag auf die Straße. In Schweinfurt gab es offene Bühnen für die Mitarbeitenden. Was sie der Konzernspitze zu sagen hatten.
Wollen für ihren Standort kämpfen: Mehrere Tausend Mitarbeitende machten bei ZF in Schweinfurt auf ihre Sorgen und Ängste vor der Zukunft aufmerksam. Seit Wochen warnt die IG Metall vor den Entwicklungen in der unterfränkischen Industrie.
Foto: René Ruprecht | Wollen für ihren Standort kämpfen: Mehrere Tausend Mitarbeitende machten bei ZF in Schweinfurt auf ihre Sorgen und Ängste vor der Zukunft aufmerksam.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 16.09.2024 02:34 Uhr

Kurz vor Beginn der IG-Metall-Kundgebung waren die meisten Stellen auf den aufgestellten Pinnwänden vor dem ZF-Entwicklungszentrum im Schweinfurter Hafen längst beklebt. Auf bunten Zetteln hatten die Mitarbeitenden dort ihre Sorgen, Ideen und Wünsche zur Zukunft ihres Arbeitsplatzes beim Automobilzulieferer-Konzern aufgeschrieben. Aussagen wie: "Es fehlen klare Ansagen", "Mehr Vertrauen" und "Wie geht es weiter?" standen darauf geschrieben.

Fotoserie
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Etwa 3500 ZF-Beschäftigte folgten am Dienstagmittag in Schweinfurt laut IG Metall dem Aufruf von Betriebsrat und der Gewerkschaft, um am bundesweiten Aktionstag teilzunehmen. Diese reagierten damit auf die Ankündigung der Konzernzentrale, deutschlandweit bis Ende 2028 bis zu 14.000 Arbeitsplätze – also rund jede vierte Stelle – streichen zu wollen. Am Werksstandort Schweinfurt, der mit rund 9000 Beschäftigten vor allem auf die Elektromobilität ausgerichtet ist, fürchten die Arbeitnehmervertreter einen Wegfall von bis zu 2000 Jobs bis 2028. Aktuell werden dort bereits 380 Stellen bis Ende des Jahres gestrichen.

Betriebsrat befürchtet weiteren Stellenabbau

Keine Trillerpfeifen mit Pyrotechnik, dafür mit zwei offenen Bühnen, ganz nach dem britischen Vorbild der "Speakers Corner" konnten die Beschäftigten selbst das Wort ergreifen. Den Anfang am Werk Süd machte Betriebsrat Reiner Niklaus. In einer Wirtschaftsausschusssitzung Ende August habe der Konzern zwar dargestellt, wie der Abbauplan in den einzelnen Divisionen abgeleistet werden solle: "Sie haben uns aber nicht dargestellt, was das für die einzelnen Standorte bedeutet", kritisierte er. Zahlen darüber, wie viele Stellen in Schweinfurt letztlich gestrichen werden sollen, wolle der Konzern Anfang Oktober nennen, so der Betriebsrat weiter. 

Aufhorchen ließ den Betriebsrat auch eine Information der Konzernspitze, wonach die Division E für elektrifizierte Antriebstechnologien, in der allein in Schweinfurt 6000 Menschen arbeiten, offenbar nicht im strategischen Fokus von ZF stehe. Stattdessen spreche man von einer Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften. "Das heißt, die Zahl elf bis vierzehntausend kann sich durchaus noch erhöhen", so Niklaus. 

ZF-Werksleiter Manfred Süß appellierte an die Beschäftigten, an die Fähigkeiten des Standorts Schweinfurt zu glauben.
Foto: René Ruprecht | ZF-Werksleiter Manfred Süß appellierte an die Beschäftigten, an die Fähigkeiten des Standorts Schweinfurt zu glauben.

Auf der Bühne im Werk Nord ergriff einige Minuten später Matthias Diemer das Wort. Die Prognosen, so der Ingenieur, würden von einem starken Umsatzrückgang in Schweinfurt ausgehen. "Absolut verständlich, dass Konsequenzen notwendig sind. Die Konsequenzen können aber nicht nur sein, diesem Rückgang zuzuschauen und die Anzahl der Mitarbeitenden zu reduzieren." Diemer appellierte deshalb daran, gemeinsam neue Produkte zu entwickeln.

Werkleiter solidarisiert sich mit Belegschaft

Ähnlich sah das auch Kollegin Anita Tischer aus der Produktion. Der angekündigte Stellenabbau sei frustrierend angesichts der zuvor jahrzehntelangen Jobsicherheit bei ZF. "Wir haben eine Mitbestimmung. Und die soll auch genutzt werden", sagte Tischer Richtung Konzernführung. 

Um Einigkeit bemüht war auch Werksleiter Manfred Süß, der sich mit seiner Belegschaft solidarisierte. Er verstehe die Sorgen, möchte jedoch auch an die Belegschaft appellieren, an die Fähigkeiten des Standorts Schweinfurt zu glauben, erklärte er. Strategische Entscheidungen seien immer auch in ihrem Kontext zu beurteilen. Europa habe sich politisch für die Elektromobilität entschieden. Nun entwickelten sich die Dinge anders als geplant. "Trotzdem bin ich der Meinung, wir haben Zukunft hier am Standort in Schweinfurt. Gemeinsam will ich auch für den Standort kämpfen."

Über diese Ankündigung freute sich der Betriebsratsvorsitzende Oliver Moll: "Wir wollen die Ideen der Beschäftigten jetzt aufgreifen und den Druck an den entscheidenden Stellen erhöhen."

 
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  • Hiltrud Erhard
    Liebe Mitarbeitende, lieber Mitarbeitender und liebe diverse Mitarbeitende!

    Fühlt ihr euch von dieser Gewerkschaft eigentlich allen ernstes, gut vertreten und beraten?
    Vor zwei Jahren waren tausende auf den Straßen und haben Parolen an die so bösen Betriebe gerufen, Arbeit niedergelegt, die Konzerne beschimpft und behauptet, die Arbeit ist so schlecht, die Arbeitsbedingungen sind so miserabel, alles ist teurer geworden, die Bosse verdienen zu viel.
    Jetzt, wo die Kuh gemolken ist, geht es zum Schlachter.
    Die Inhaber machen ihren Job!
    Anstatt zu sagen: Leute, wir haben die Scheiße mit verbrochen, wir sind Teil dieses Problems. werden weiterhin Forderungen aufgestellt groß spurige Parolen gerufen und Schuldzuweisungen auf andere geschoben.
    Ihr seid zu einem großen Teil Bestandteil des derzeitigen Problems.
    Aber offensichtlich geht es euren Anführern, nicht um eure Jobs, sondern nur um ihre.

    Es ist schade, wie die Errungenschaften der Tarifautonomie verkauft wurden.
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  • Stefan Fuchs
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Erich Spiegel
    Jetzt beginnt wieder das übliche Spektakel. Wird anscheindend zum Dampf Ablassen gebraucht. Danach wäre es Zeit, dass die IG Metall der eigenen Klientel reinen Wein einschenkt, d.h. Lohnverzicht. Die Industrie in Europa ist von Wettbewerbern aus Asien schon soweit in die Ecke gedrängt, dass sie quietscht. Wer bei uns von der 4-Tage Woche bei vollem Lohnausgleich träumt der lese mal den Bericht im Südkurier: "72-Stunden-Woche oft die Regel: Chinas gnadenlose Arbeitswelt". Ja, das ist Ausbeutung und für Deutschland nicht erstrebenswert. Aber nützt dem deutschen Maschinenverkäufer der Hinweis, dass seine Maschine unter fairen Arbeitsbedigungen gebaut wurde aber nicht besser ist als die chinesische und dafür doppelt so teuer? China hat auch Vorteile durch billige Energie. China kann Europa in fast jedem Bereich bei gleicher Qualität preislich unterbieten: E-Autos, Maschinenbau, Chemie, Stahl, etc. Auch die Modekette "KIK" ächzt unter den chinesischen Billiganbietern wie Temu.
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  • Hiltrud Erhard
    Sie haben vollkommen recht!
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