
"Wir können einigermaßen positiv in die Zukunft schauen", sagte Christoph Schmitz bei der Sitzung des Tourismus-Zweckverband Schweinfurt 360°. Die Buchungen seien zwar weiterhin etwas verhalten, aber die Leute seien gewillt, wieder zu verreisen. Das würden die ab Mai deutlich gestiegenen Buchungszahlen zeigen. Zuvor waren "wahnsinnig lange Zeit keine touristischen Übernachtungen möglich". Am 21. November 2020 wurden sie verboten. Erst Ende Mai 2021 konnten im Landkreis Schweinfurt wieder Unterkünfte für Touristen öffnen, in der Stadt war dies aufgrund der hohen Inzidenz erst ab Anfang Juni möglich. Somit waren auch die Pfingstferien betroffen, während anderorts in Bayern an Pfingsten Urlaube möglich waren.
Welche Tendenzen der Urlauber lassen sich erkennen?
Langsam aber sicher startet der Tourismus wieder durch, wie Schmitz in der Zweckverbandssitzung erklärte. Allerdings habe sich das Anspruchsverhalten der Gäste verändert. Hohe Hygiene und die Möglichkeit, kurzfristig stornieren zu können, seien den Gästen wichtig. Wer keine flexiblen Stornierungen anbietet, werde weniger gebucht.
Hinzu kommt, dass die Reiseanlässe weiter eingeschränkt sind. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt, etwa die Weinfeste. Dafür seien im Gegenzug Weinerlebnisführungen sehr gut nachgefragt. Eine starke Nachfrage erleben auch der Camping- und Wohnmobiltourismus und Betreiber von Ferienwohnungen. "Gewisse Ferienwohnungen sind bis Ende September fast durchgehend ausgebucht", so Schmitz. Und auch Aktivangebote, also alles, was mit Radfahren oder Wandern zu tun hat, sind beliebt. Im Trend stehen zudem Kurztrips und Tagesausflüge.
Trend: Urlaub in Deutschland am beliebtesten, aber Nachholbedarf bei Auslandsreisen
Die Nachfrage nach Tagungen, Seminaren und Kongressen sei stark reduziert. Das liege an den Veränderungen im Geschäftsreiseverkehr, indem etwa Videokonferenzen reale Treffen ersetzen. Schmitz glaubt zwar, dass nach Corona auch wieder vermehrt Geschäftsreisen stattfinden, das Niveau wie vor Corona werde seiner Meinung nach aber nicht mehr erreicht. Deshalb werde Schweinfurt versuchen, stärker auf andere Märkte wie etwa den Erholungstourismus setzten, sich aber auch vermehrt mit Kunst und Kultur am Markt positionieren.
Schon seit Jahren gilt: Die Deutschen machen am liebsten Urlaub im eigenen Land. Mit der Pandemie sei der Inlandsurlaub noch stärker gestiegen, wovon aber vor allem die Hotspots Nord- und Ostsee und die Alpen profitieren. Gleichzeitig zeige sich aber auch, dass die Leute weiter gerne im Ausland Urlaub machen, wenn die Pandemie-Lage es erlaubt. "Die Frage hier wird sein, wie sich die Nachfrage nach Deutschland-Urlaub nach der Pandemie entwickelt", sagte Schmitz. Ein weiterer Trend, der sich durch Corona zeigte, ist die hohe Zunahme der Online-Nutzung. Der Verband möchte im Internet deshalb noch mehr Angebote schaffen.
Ein "Online-Erlebnis-Shop" soll entstehen
Die Touristinfo hatte zwar bis zum 1. Juni geschlossen, sei aber telefonisch oder per Mail durchgängig erreichbar gewesen. Der Verband setzt auch in diesem Jahr auf einen Marketing-Mix aus Online-Werbung und klassischer Werbung (zum Beispiel Prospekte), und werde weiterhin Gruppenprogramme und Gästeführungen anbieten. Daneben hat er sich vier Fokusse für 2021 gesetzt, um Touristen nach Schweinfurt und ins Umland zu locken: Zum einen soll das Innenmarketing professionalisiert werden, zum anderen das "Tourismuskonzept Schweinfurt - Stadt.Land 2030" weiter vorangetrieben werden. Außerdem soll die digitale Strategie ausgebaut werden. Neben Social Media und der Homepage wurden und werden der Ausflugsticker Bayern, die DB-Ausflugs-App und die Bayern Cloud mit Inhalten bespielt. Auch in die Plattformen "komoot" und "outdooractive" hat das Tourismusteam bereits Wanderwege eingetragen.
Der vierte Fokus liegt auf dem Ausbau des Online-Buchungsservices. Unterkünfte werden online bereits länger angeboten. Jetzt sollen auch Angebote und Erlebnisse digital sichtbar und buchbar gemacht werden, also "eine Art Online-Erlebnis-Shop entstehen". So sollen zum Beispiel Museumsbesuche, Alpakawanderungen oder Kurse für Stand-Up Paddling durchgängig online gebucht werden können. Das ganze müsse sich Schmitz zufolge nach und nach entwickeln. Angedacht sind dann auch Kooperationen, etwa mit "Jochen Schweizer Erlebnisse". Mit diesem Online-Shop wolle man den Bedürfnissen der Reisewilligen entgegenkommen.
Hotel und Gastronomie kämpfen mit Personalmangel
Auch wenn im Tourismus bereits vieles wieder angelaufen sei, gebe es gewisse Problematiken. Mit das größte Problem sei Schmitz zufolge aktuell der Personalmangel in Gastronomie und Hotelbetrieben, der noch stärker sei als ohnehin schon vor Corona. Da die Leute fehlen, sei es für einige nicht einfach, den Betrieb hochzufahren.
Was den Zweckverband betrifft: Gästeführungen konnte die Touristinfo im Jahr 2021 lange Zeit gar nicht oder nur eingeschränkt durchführen. Dem Verband Schweinfurt 360° werden also auch in diesem Jahr gewisse Einnahmen wegfallen. 2020 hatte es in der Jahresrechnung erstmals ein Defizit für den Verband gegeben. Schmitz erwarte für dieses Jahr aber kein Defizit, da keine Umsatzsteuerrückzahlungen anstehen, die für das Defizit 2020 hauptverantwortlich gewesen seien.
Blick auf die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt
Beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" merkte Holger Laschka an, die Landesgartenschau 2026 in den Fokus zu nehmen, da sie bei Gästen auch im Vorfeld und im Nachgang auf Interesse stoße. "Wir sind bereits dran, das haben wir absolut im Bilde", sagte Schmitz. Oberbürgermeister Sebastian Remelé ergänzte, man müsse die Landesgartenschau als regionales Vorhaben sehen. So könne man etwa im Vorfeld auf die vielen Parks und Grünanlagen aufmerksam machen, die es in der Stadt und im Landkreis bereits gebe. "Das könnte ein Format sein, das Appetit auf die Landesgartenschau macht", sagte Remelé.