Die Winterkälte macht Alana und Aurora, Benjo und Bellino gar nichts aus. Dicke Wolle schützt in dieser Jahreszeit die Eigengewächse aus der Herde der „Mainfranken Alpakas“ in Euerbach. Dort züchtet Jochen Fuchs die genügsamen und ruhigen Kameltiere mit dem hübschen Gesicht und der coolen Frisur. Die Tiere aus den südamerikanischen Anden finden auch im Landkreis immer mehr Liebhaber.
Zwei Althengste, sieben Stuten und vier Jungtiere gehören derzeit zur „Mainfranken“-Herde, die in der Region wohl zu den größten zählt. Aber auch in Schraudenbach werden mehrere Alpakas gehalten, die man gar für Wanderungen mieten kann. Oder in Poppenhausen und Wasserlosen finden einige dieser exotischen Paarhufer ein Zuhause.
Die Idee, hochwertige Alpakas, genauer den Typ Huacaya, zu züchten, hat sich bei Jochen Fuchs erst langsam entwickelt. Am Anfang, vor drei Jahren, fand er nur Gefallen an den hübschen Tieren, die er auf einem österreichischen Weihnachtsmarkt sah. Der gelernte Bauzeichner liebt Tiere, hielt selbst Hühner, Enten und Ziegen. Er kaufte sich schließlich ein beiges und ein dunkelbraunes Alpaka von einem Züchter aus Thüringen.
Alpakastuten kosten 5000 bis 6000 Euro
Billig sind die Tiere nicht. Tragende Alpakastuten von guter bis sehr guter Qualität werden in Deutschland nicht unter 5000 bis 6000 Euro abgegeben. Gute Profi-Züchter aus Kanada oder Neuseeland verlangen auch schon mal Spitzenpreise bis zu 100 000 Euro.
„Ursprünglich waren die Tiere bei mir nur als Rasenmäher gedacht“, meint Fuchs lächelnd. Außer Gras fressen sie Heu, trächtige und säugende Tiere bekommen auch Luzerne. Dem Euerbacher gefiel der Umgang mit den friedlichen Alpakas. Auch wenn er zugibt, dass gerade die Damen mal zickig sein können und spucken. Allerdings nur, wenn sie Junge haben und diese schützen wollen. „Alpakas schreien auch nicht“, erklärt Fuchs, auf der Weide summt es nur. Zwei weitere Alpakas kamen bald hinzu, darunter Inka, direkt aus Chile. „Jetzt wollen wir auch Junge“, befand Fuchs. Die Stuten wurden gedeckt, nach elfeinhalb Monaten Tragzeit stellte sich der Nachwuchs ein. „Alpakas können das ganze Jahr über gedeckt werden“, erklärt Fuchs.
Seine beiden Hengste, der weiße „Zorro“ und „Legends Rain Man“ in der Farbe „bay black“, sind daher von der übrigen Herde getrennt und haben – wie die Damen – einen eigenen Offenstall und ein Gartenstück. Alle möglichen Farbtöne können das Zuchtergebnis sein. „Es gibt 22 verschiedene Naturtöne“, weiß Fuchs: von reinweiß über beige zu allen Braun- und Rotbrauntönen bis hin zu Grauabstufungen und tiefschwarz.
Die Faser des Huacaya-Alpakas ist weich und gekräuselt
Der Euerbacher hat mittlerweile Lehrgänge besucht, Prüfungen abgelegt, kennt sich in der Anatomie der Alpakas aus und hat ein Gewerbe als Landwirt im Nebenerwerb angemeldet. „Ich zahle auch Steuern“, versichert Fuchs. Bisher hat er zwei Jungtiere verkauft.
Weil in der Zucht der Körperbau zählt, die schlanken geraden Beine der Alpakas, der lange, dünne Hals mit dem dreieckigen Kopf und vor allem die Hochwertigkeit der Wolle, hat Jochen Fuchs seine Stuten beim Züchterverband zur Zuchteignungsprüfung vorgestellt. „Dort wird auch eine Faserprobe des Wollkleides, des Vlies, genommen.“
Die Faser des Huacaya-Alpakas ist weich, seidig-glänzend, fein und gleichmäßig gekräuselt. Im Vergleich zur Schafswolle ist sie wärmer und feiner und besitzt einen geringeren Fettgehalt. Vor allem ihre thermoisolierende Eigenschaft wird geschätzt: Sie schützt vor Kälte, aber auch vor Hitze.
Einmal im Jahr, im späten Frühjahr, werden die Tiere geschoren. Bei Fuchs reiste ein Alpaka-Profi aus Holland an. 30 Euro pro Tier war sein Lohn. „Eigentlich kann man mit der Wolle kaum Geld verdienen“, sagt der Euerbacher, zumal nur etwa drei Kilo Faserertrag pro Tier übrig bleiben. Zudem muss die Wolle aufwändig zu Garn verarbeitet werden.
Fuchs lieferte seine Wolle daher an eine Spinnerei und bezog dafür deren Alpaka-Produkte: Seife mit natürlichem Keratin, Bettdecken, Kopfkissen, Strickwolle, Socken oder Einlegesohlen. „Die Wolle transportiert die Feuchtigkeit gut“, weiß er aus positiven Rückmeldungen nach seinem ersten Verkauf auf dem Euerbacher Adventsmarkt.
Ob seine Alpaka-Haltung auch wirtschaftlich ist, wird sich noch herausstellen. Aber Fuchs macht der Umgang mit den Tieren ungeheuren Spaß, er lernt viel dazu. Und er genießt es, mit ihnen am Halfter durch die Euerbacher Fluren spazieren zu gehen.