Wird es ein zweites Jahr hintereinander ohne größere Stadtfeste in Gerolzhofen geben? Die Verantwortlichen und Organisatoren bei der Stadt und im Gewerbeverein Gerolzhofen-aktiv sind angesichts der nach wie vor angespannten Lage bei der Corona-Pandemie skeptisch bei der Frage, ob es heuer wieder Großveranstaltungen in der Stadt wird geben können.
Kein Frühlingsfest
Am Palmsonntag findet sonst immer das Frühlingsfest statt, das von Gerolzhofen-aktiv organisiert wird. In diesem Jahr wäre es am 28. März wieder soweit gewesen. Wäre. "Das Fest kann nicht stattfinden", sagt Petra Aumüller, die Vorsitzende von Gerolzhofen-aktiv. Denn die aktuell geltenden Sonderregelungen des Staates zur Bekämpfung der Pandemie mit dem Verbot von Großveranstaltungen laufen noch bis zum 31. März. Und momentan ist der Trend eher so, dass die Laufzeit dieser Verbote wohl noch verlängert wird statt sie vorzeitig aufzuheben.
Es ist ein schwerer Schlag für die heimische Wirtschaft, wenn erneut ein großes Stadtfest abgesagt werden muss. Denn normalerweise ist das Frühlingfest ein überregionaler Magnet, der alljährlich Tausende von Besucher und damit auch potenzielle Kunden in die Steigerwaldstadt lockt. Trotzdem zeigt Petra Aumüller, die selbst ein Schuhhaus in der Marktstraße betreibt, Verständnis für die Entscheidungen der Politik. "Wir müssen unsere Mitbürger schützen", sagt sie, "die Gesundheit geht eben vor."
Wohl auch kein Allee-Fest
Ein anderes Fest, das von Gerolzhofen-aktiv auf die Beine gestellt wird, ist "Kunst und Kulinarisches" in den Alleen der Stadt, das normalerweise immer am letzten Sonntag im Juni über die Bühne geht. Auch hier geht die Wahrscheinlichkeit, dass das Fest heuer stattfinden kann, gegen Null. Es war bereits im vergangenen Jahr ausgefallen. "Ich sehe auch in diesem Jahr keine Perspektive für das Fest", sagt Petra Aumüller. Vermutlich werde bis zum Juni noch nicht der Großteil der Bevölkerung gegen Corona geimpft sein und deshalb werde es auch keine derartigen großen Feste geben können.
Auch Kerstin Krammer-Kneißl ist wenig optimistisch was "Kunst und Kulinarisches" angeht. Die Mitorganisatorin der Freiluft-Veranstaltung ist selbst Kunsthandwerkerin und leidet wirtschaftlich stark unter der Pandemie. Normalerweise ist sie das Jahr über auf zahlreichen Festen und Messen präsent, um dort die Papierkunst aus ihrem Atelier feilzubieten. "Im vergangenen Jahr war ich aber auf keinem einzigen Markt", sagt sie. Sie würde es zwar sehr begrüßen, wenn im Sommer allmählich wieder so etwas für Normalität einziehen würden, daran glauben kann sie aber nicht.
"Das ist alles sehr schade"
Skepsis - das ist auch die Stimmungslage bei Rudi Kühl. Der ehemalige Vorsitzende von Gerolzhofen-aktiv ist der Erfinder und Vater von "Kunst und Kulinarisches", das für viele Gerolzhöfer und Gäste das schönste Fest in Gerolzhofen im Jahreslauf ist. "Wir würden es zwar sehr gerne machen, aber es geht wohl nicht", sieht Rudi Kühl ein. Er werde sich in den kommenden Tagen bei einer Video-Konferenz des Orga-Teams nochmals mit Petra Aumüller und dem Ehepaar Krammer/Kneißl abstimmen. Die Zeichen stünden aber klar auf Absage. "Das ist alles sehr schade."
Kein großes Weinfest
Unterdessen ist eine Entscheidung über das Gerolzhöfer Marktplatzweinfest 2021, das von der Stadt organisiert wird, bereits gefallen. Der Daumen hat sich gesenkt. "Das Weinfest kann auch in diesem Jahr leider nicht in der gewohnten Form stattfinden," teilt Tourismus-Chefin Beate Glotzmann mit. Das ist das Ergebnis einer Sitzung, an der vor kurzem neben Glotzmann auch ihr Festleiter-Kollege, 2. Bürgermeister Erich Servatius, sowie Bürgermeister Thorsten Wozniak und die Vertreter der ausschenkenden Vereine teilgenommen haben. Normalerweise wäre das größte Fest des Jahres vom 16. bis zum 19. Juli in der Altstadt über die Bühne gegangen. "Wir können bei so einer Großveranstaltung aber nicht die strengen Corona-Auflagen erfüllen", sagt Glotzmann.
Trotzdem versucht man, ein kleineres Alternativ-Programm auf die Beine zu stellen, von dem die örtlichen Winzer, die Vereine und auch Kulturschaffende trotzdem etwas haben. "Wir denken über eine Art Kultursommer nach", berichtet die Leiterin der Touristinformation. Denkbar wäre es , dass an den Sommer-Wochenenden von Juli bis September im Spitalgarten kleinere Veranstaltungen mit Live-Bands stattfinden. Die Winzer und Vereine könnten den Ausschank übernehmen und Musiker und andere Künstler hätten endlich mal wieder einen Auftrittsmöglichkeit.
Bislang nur eine Idee
Bislang ist dieser "Kultur-Sommer" als Alternative zum großen Weinfest aber nur reines Wunschdenken. Denn auch diese Veranstaltungs-Idee hat eine wichtige Voraussetzung: "Die Corona-Zahlen müssen deutlich niedriger sein als heute", weiß Beate Glotzmann. Und ob dies schon im Sommer so sein wird, ist völlig ungewiss. Und dann stellt sich noch die Frage, welche Auflagen im Sommer noch gelten werden. "Wenn wir wegen Abstandsregeln nur 50 Leute in den Spitalgarten reinlassen dürfen, dann rentiert sich das Ganze natürlich nicht."
Dann verbliebe im Reigen der Großveranstaltungen noch das jüngste Kind, das "Stadtfest" mit den Foodtrucks und dem großen Oldtimer-Treffen in der Altstadt, das am 21. und 22. August stattfinden soll. Auch hier hat man sich schon zu ersten Beratungen getroffen, aber noch keine endgültige Entscheidung gefällt. Die Veranstalter, Thomas Weinig und die Motorsportvereinigung, haben aber das Bestreben, die Veranstaltung stattfinden zu lassen, sagt Beate Glotzmann. "Wir haben die große Hoffnung, dass im August solche Feste dann wieder machbar sind", bestätigt Günter Engert von der Motorsportvereinigung.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.