Manchmal ist es ganz gut, wenn der Wetterbericht sagen wir mal "gewisse Unschärfen" in der Interpretation zulässt. Am Freitagabend, als die Big-Band der Bundeswehr den Marktplatz in die Location für ein Open-Air-Festival verwandelte, war es laut Vorhersage wahrscheinlich, dass es regnen würde – aber nicht sicher. Gut, dass nicht immer sicher ist,was prognostiziert wird, denn es regnete nicht, oder sagen wir kaum. Nur kurz vor der Zugabe, es ging auf 22 Uhr zu, goß es für ein paar Minuten. Da scherten sich die Gäste schon nicht mehr darum, waren sie doch viel zu begeistert von dem wärmenden musikalischen Feuerwerk, das die Profi-Musiker der Bundeswehr auf der Bühne abbrannten.
Und das mit dem Brennen darf man durchaus wörtlich nehmen, wurde doch nicht nur was für die Ohren geboten, sondern mit aufwendigen Lichteffekten und Bühnenilluminationen auch etwas fürs Auge. So züngelten nicht nur während eines viertelstündigen Schlagzeug- Percussion-Solos (Thomas Lieven/ Drums und Martin Eßer/Percussion) tatsächlich elektronische Flammen über die Leinwände.
Man sollte die Floskel von "Musik auf höchstem Niveau" nicht inflationär strapazieren, wenn man über Konzerte spricht. Hier muss es aber sein, die musikalische Leistung dieser 24-köpfigen Truppe, von Sängerin Susan Albers, Sänger Marco Paulo Matias und natürlich Bandleader Oberstleutnant Timor Oliver Chadik sind einfach über jeden Zweifel erhaben. Mit swingenden Film-Melodien wie "Peter Gun" oder "Pink Panther" groovte sich die Band ein, wärmte sich auf und glühte das Publikum vor. Gitarrist Roland Büttgen gab den Carlos Santana als es nahtlos weiter ging zu "Oye como va", das von einer Gänsehaut-Trompeten-Version des Klassikers der Hollies "He ain't heavy, he's my brother" abgelöst wurde.
Klassiker aus Swing und Jazz, Medleys aus bekannten Filmen wie "Bodyguard", aber auch mal ein Potpourri bekannter deutschsprachiger Songs aus neuerer Zeit, gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand. In die Lang-Version des Beatles-Klassikers "Hey Jude" waren längst auch die Gäste auf dem Marktplatz als Sänger integriert. Und wer verlässt schon ein Konzert – womit wir wieder zurück beim Kurzauftritt des Regens wären – wenn er gerade "Na na na nanana, nanana, Hey Jude" schmettert.
Bei einem anderen, nicht minder wichtigen Aspekt des Abends kam es weniger auf den Klang, vielmehr auf leises Rascheln an. "Spenden sie leise" hatte Moderator Johannes Langendorf den Gästen zum Auftakt des Konzertes schmunzelnd geraten und damit angedeutet, dass man den Spendensammlern mit Münzen nicht die Spendenbox schwer machen sollte, wenn man ihnen doch mit Papiergeld den Job erleichtern kann. Und die Schweinfurter ließen sich nicht lumpen.Susanne Ritzmann vom Schweinfurter Hospizverein, der die Spendengelder für seine Arbeit verwenden darf, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Abend und erleichtert darüber, dass das Wetter so weit gehalten hat.
Auch Bürgermeister Sebastian Remelé hatte da schon seinen Geldbeutel zum Wohle des Hospizvereins geöffnet. Kurz vor dem Konzert hatten Vertreter des Hospizvereins ihre Arbeit, unterstützt von einem Image-Film, auf der Bühne vorgestellt. An einem Info-Stand konnten sich die Besucher während des ganzen Abends darüber informieren, wie die Arbeit des Hospizvereins aussieht und was mit den Spendengeldern passiert.
"Hallelujah" sagt man gerne, wenn eine Veranstaltung trotz düsterer Wetterprognosen gut über die Bühne gegangen ist. Mit dem gleichnamigen Song von Leonard Cohen startete die Big-Band der Bundeswehr in die Zugabe. Knapp fünf Stunden später, nachts um drei, war die größte mobile Bühne Deutschlands schon wieder abgebaut. Die nächste Station heißt Illingen, auch dort wird wieder gute Musik in gute Tat verwandelt werden.