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Schweinfurt
Citymanager: Schweinfurt hat Luft nach oben – und Potenzial
Leere Läden, wenig Wohnungen im Kern und ein Ambiente, das laut einer Studie von 2018 nicht gerade vom Hocker reißt: Das soll und kann sich ändern, sagt Thomas Herrmann.
Nicht nur Eis und Sonne am verkaufsoffenen Sonntag, Schweinfurt hat auch sonst einiges zu bieten, sagt Citymanager Thomas Herrmann. Nur ist vieles davon noch zu wenigen bekannt, anderes könnte man besser machen. Was genau, das hat er dem Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag erklärt.
Foto: Josef Lamber | Nicht nur Eis und Sonne am verkaufsoffenen Sonntag, Schweinfurt hat auch sonst einiges zu bieten, sagt Citymanager Thomas Herrmann. Nur ist vieles davon noch zu wenigen bekannt, anderes könnte man besser machen.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:34 Uhr

Beschönigen will er nichts, aber auch nicht kleinreden. Nachdem Citymanager Thomas Herrmann dem Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates  seine Bilanz und einen Ausblick vorgelegt hat, ist klar: In der Stadt gibt es einiges zu tun, doch Potenzial ist da und noch viel Luft nach oben. Es geht um die Strategien, die Frage, was man tut und tun kann, um die Innenstadt attraktiver zu machen – nicht nur im Hinblick auf den Handel.

Der allerdings steht aktuell ganz im Fokus der Arbeit des Citymanagers, der seit Oktober im Amt ist. Thomas Herrmann arbeitet an einem Leerstandskataster. Momentan würden sämtliche Leerstände erfasst, man sucht den Kontakt, das Gespräch zu Vermietern und möglichen Mietern. Einen einzigen Grund gibt es nicht für das Leerstandsproblem, sagt Herrmann auf Nachfrage von OB Sebastian Remelé. Es seien mehrere: Auf der einen Seite das veränderte Einkaufsverhalten. Stichwort Online-Handel, die teilweise Verlagerung auf die grüne Wiese, aber auch der bauliche Zustand mancher leerstehender Läden, teilweise sogar ohne Heizung. Das, so der Citymanager, sei heute nicht mehr vermietbar. Er sieht nicht nur, aber auch die Eigentümer gefordert, die investieren müssten. 

Schon rein optisch sollen Leerstände in der Stadt in Zukunft ansehnlicher werden, große, modern gestaltete Plakate für große Veranstaltungen in der Stadt die leeren Fenster verdecken.
Foto: Stefan Sauer | Schon rein optisch sollen Leerstände in der Stadt in Zukunft ansehnlicher werden, große, modern gestaltete Plakate für große Veranstaltungen in der Stadt die leeren Fenster verdecken.

Wobei man den schwarzen Peter nicht einfach den Eigentümern zuschanzen wolle, wie Remelé auf eine Bemerkung von Georg Wiederer (FDP) betonte. Es gehe nicht um Schuld, sondern um Ursachenforschung und darum, was man tun könnte. Wiederer hatte eingeworfen, man müsse gemeinsam etwas bewegen, mit den Eigentümern. Dass in Leerständen in 1c-Lagen kein Gewerbe mehr einziehen werde, darüber müsse man sich ebenso klar sein, wie in dem Punkt, dass Ladengeschäfte, die sich vom Erdgeschoss in den ersten Stock erstrecken, kaum noch gefragt seien, erklärte der Citymanager auf Nachfrage von Frank Firsching (Die Linke). Hier könnte Wohnraum entstehen. Der Bedarf an Wohnungen in der Innenstadt sei da, das Defizit groß, gab Herrmann dem Linken-Stadtrat Recht. Firsching würde in dem Punkt weiter gehen, mit städtischen Programmen die Eigentümer unterstützen wollen.

Von Pop-up-Stores bis Gründer-Shop

Ob sich sich ein Sanierungsgebiet Innenstadt mit Förderung auf deren Investitionsbereitschaft auswirke, hakte Adi Schön (proschweinfurt) nach. Herrmann zögerte. Die Eigentümer seien in Sachen Investitionen sehr zurückhaltend. Teilweise in einem Alter, in dem man es sich überlege, noch einmal Geld hineinzustecken, teilweise fehle es auch an Kapital. Wünschenswert wäre ein Umdenken – weg von langfristigen Mietverträgen hin zu eher kurzfristigen. Man werde noch in vielen Gesprächen dafür werben müssen, damit junge Unternehmer sich ausprobieren können. Stichwort Pop-up-Stores. Die Läden auf Zeit könnten ein Modell sein, wie neue Geschäfte, neue Ideen in die Stadt einziehen könnten.

Ein weiteres Angebot für junge Unternehmer könnten Co-Working-Shops auch im Einzelhandel sein. So, wie sich seit März im Kreativzentrum "First Floor" im Rückertbau am Martin-Luther-Platz junge Gründer zu bezahlbaren Preisen und flexiblen Laufzeiten von der Stadt ein Büro anmieten können, will die Stadt auch jungen Einzelhändlern etwas anbieten: sogenannte Gründer-Shops. Langfristig sollen aus all dem natürlich neue, langfristige Ansiedlungen entstehen.

Der Blick richtet sich aber nicht nur auf Gründer und kleine Händler. Das Citymanagement will auch offensiv bei Franchise-Ketten und Filialisten werben, hat dafür ein Strukturdatenblatt erstellt, das die wichtigsten Eckpunkte aufzeigt. Einwohner, Einzelhandelsumsatz, Kaufkraft und Einzugsbereich. Immerhin: Schweinfurt ist für die knapp eine Million Einwohner Mainfrankens in maximal einer Stunde gut erreichbar. Und wird, so Herrmann, nach der Studie "vitale Innenstädte" auch von vielen als Einkaufsstadt genutzt.

Die Studie, bei der 2018 in 116 Städten Passanten befragt wurden, gab für Schweinfurt ein passables Ergebnis, zeigt aber auch auf, wo Nachholbedarf besteht. 59 Prozent der Passanten gaben an, zum Einkaufen in die Stadt gekommen zu sein. Das Gastro-Angebot wurde gut bewertet, war aber nicht Grund des Besuchs. Gut bewertet wurde auch das Freizeitangebot von Kino bis Kultur. Die Schulnote 3 gab es für das Ambiente der Stadt, ebenso für die Gesamtattraktivität der Innenstadt. Kritisiert wurden vor allem die Parkmöglichkeiten. Ein "befriedigend" gab es auch für das Einzelhandelsangebot.

Ab Mai blüht der Innenstadt was

Und was tut man nun? Für einen Pluspunkt beim Ambiente soll ab Mai 2019 Blumenschmuck in der Innenstadt sorgen. Angebracht werden die Blumenkübel an 80 Straßenlaternen. Die zerrissenen Schaufenster-Abdeckungen mancher Läden sollen durch großflächige Plakate ersetzt werden, die für die nächsten Veranstaltungen in der Stadt werben. Beispielsweise für das Landesturnfest oder auch das Benefizkonzert am 12. Juli auf dem Marktplatz mit der Big Band der Bundeswehr.

Ein anderes Projekt ist ebenfalls auf dem Weg in die Schaufenster: Die Schweinfurter Industrie wird sich und ihre Zukunftspläne an solchen Stellen in der Innenstadt präsentieren. Und: Die Stadt will offensiver für sich werben, Händler, Ketten ansprechen, an einem Tag Interessenten den Standort präsentieren und sich im Mai mit den Schweinfurter Immobilienmaklern bei einem großen Netzwerktreffen austauschen.

Und schließlich wird die Imagewerbung auch bei den Menschen ankommen müssen, den ganz normalen Kunden wie den Studenten, die sich vor kurzem in einem Artikel im Rahmen der Serie "Studieren in Schweinfurt" wenig begeistert vom Angebot der Stadt gezeigt hatten. Die Stadt, so der Citymanager auf die Nachfrage von Thomas Schmitt (Grüne), habe schon einiges zu bieten, viele wüssten es allerdings nicht. Stadtmarketing sei also ein großes Thema.

 
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Kommentare
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  • Schmetterling
    ...und für die Jugend wird zu wenig getan um sie in der Stadt zu halten !
    Sportplätze zentrumsnah dicht gemacht.
    War nicht ein Slogan vor einiger Zeit: "Leben findet Innenstadt" ?
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Zitat: "Und schließlich wird die Imagewerbung auch bei den Menschen ankommen müssen [...] den Studenten [...] die sich vor kurzem wenig begeistert von der Stadt gezeigt hatten."

    Um 2000 gab die Stadt SW ein vergessenes Gutachten in Auftrag, mit dem Fazit: SW braucht eine Universität mit mindestens 10.000 Studenten

    Wer mit offenen Augen durch SW geht sieht diesen Mangel aus allen Knopflöchern schreien: zu wenig junge Leute & provinzielle Infrastruktur, in einer (außer Roßmarkt) schönen Stadthülle. Es fehlt der Inhalt!

    Ledward braucht keine LGS sondern eine Uni, z. B. eine Außenstelle der neuen TU Nürnberg - so würde das Imageproblem gelöst! Ohne Uni Provinzstadt!

    Den Roßmarkt kann man ändern: ein richtiger Platz für großstädtische Bauentwicklung; z. B. an Stelle Samenfetzer ein schlanker City-Tower, ca 10 Geschosse, als Pendant zum Iduna-Hochhaus. Aber die Stadt SW denkt derzeit zu kleinstädtisch - Der Stadtrat machte eine Exkursion nach Hof i. Bay.! Warum nicht nach Ingolstadt?
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