Als die 29-jährige Svenja Melchert zum 1. März 2017 ihre Stelle als City-Managerin in Schweinfurt angetreten hat, standen in der Innenstadt Dutzende Läden leer, auch in 1-A-Lagen. Weil das Rathaus darin kein temporäres Problem sah, sondern ein strukturelles, vor allem ausgelöst durch den Onlinehandel, sollte der Leerstand auch mit einer Personalie bekämpft werden. Zahlreiche Stadtratsparteien hatten einen City-Manager gefordert – den es aber auch in der Vergangenheit schon gegeben hatte.
Der Herausforderung bewusst
„Ich bin mir der Herausforderung und der Erwartung bewusst“, war Melcherts erster Satz bei ihrem Amtsantritt.Einige Ideen brachte sie schon mit. So wollte sie etwa Filialisten und Konzepter, die um Schweinfurt bisher einen Bogen gemacht hatten, von der Stadt am Main überzeugen oder um Existenzgründer werben. Sie hatte Wirtschaftgeografie und Volkswirtschaft studiert und war in Dessau (Sachsen-Anhalt) in der Wirtschaftsförderung tätig. Auch in Schweinfurt wurde sie der Wirtschaftsförderung zugeordnet.
Schon Mitte März letzten Jahres wurden Passanten nach dem Zufallsprinzip befragt, warum sie nach Schweinfurt kommen. Daraus sollte auch ein Handlungsprogramm für das City-Management entstehen. Dann hieß es, die Stadt trotz vieler Großbaustellen weiterhin sympathisch und erscheinen zu lassen. Unter anderem wurden Gutscheinhefte und das Baustellenschwein „Schippi-Schörschle“ als Trostspender kreiert.
Im Dezember acht Leerstände weniger
Ende 2017 befand die Stadtrats-SPD, Melchert leiste gute Arbeit, sie habe neue Ideen eingebracht und Initiativen ergriffen, könne aber nicht alles selbst machen. Eine weitere Ganztagsstelle zur Zuarbeit fürs City-Management lehnte der Stadtrat ab. Im letzten Dezember war der Leerstand von 78 auf 70 Läden leicht zurück gegangen. Für das Projekt „Gründerkaufhaus“ in der Rückertstraße machte sich die City-Managerin ebenfalls stark. Der „Fashion Day“ sei eine sehr schöne Veranstaltung gewesen, der „Shopping Friday“ offenbar weniger.
Nun geht sie wieder – nach nur 15 Monaten. Am Mittwochabend beschloss der Stadtrat von Bad Kissingen, sie als Wirtschaftsförderin einzustellen. „Schade, dass sie geht“, sagt Pressesprecherin Katharina Dietz für die Stadt Schweinfurt. Melchert habe viel Neues angeregt, initiiert und großen Einsatz gezeigt. Teile der Geschäftswelt sehen sie aber auch kritisch. Zur nachhaltigen Leerstandsreduzierung war Svenja Melcherts Gastspiel in Schweinfurt sicher zu kurz. Ihre Stelle solle jedenfalls wieder besetzt werden, sagt Dietz.