Im Oktober letzten Jahres erst ist Herrmann als Nachfolger der Kurzzeit-Citymanagerin Svenja Melchert von Ochsenfurt zur Stadt Schweinfurt gewechselt. Vom Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften aus soll er alles unternehmen, um die Stadt und insbesondere ihren Einzelhandel zu beleben und attraktiver zu machen. "Die größte Baustelle" ist in dieser Hinsicht der Leerstand von Geschäften. Zwischen 70 und 80 sind es derzeit, darunter auch Randlagen, aber viele Geschäftsflächen sind seit längerem in besten Lagen ungenutzt. Seit dem Abgang des Mengin-Schuhgeschäfts in der Spitalstraße stehen auch diese Räume leer. Fußgängerzone, 1a-Lage.
Im Internet kaufen und sich die tolle Innenstadt wünschen?
Wie kann der innerstädtische Einzelhandel entgegen dem Trend zum Internet-Shopping belebt werden? Herrmann hält eine Reihe von Maßnahmen für erforderlich. Zum einen müsse Kunden klar gemacht werden, dass sie nicht einerseits alles im Internet und in Geschäften auf der grünen Wiese einkaufen, gleichzeitig aber erwarten könnten, in kleineren und mittleren Städten eine attraktive Innenstadt mit vielen kleinen Geschäften und Cafés vorzufinden. "Man muss den Leuten schon klar machen, was es heißt, wenn niemand mehr vor Ort einkauft."
Zum anderen müsse auch der Handel seine Hausaufgaben machen: Service, Beratung, Freundlichkeit, im Internet zumindest auffindbar zu sein mit Bild, Adresse, Öffnungszeiten – das alles müsse stimmen. Darüber hinaus sollte die weitere Umgebung attraktiv und Parken in der Nähe möglich sein. "Und ich brauche ein flächendeckendes WLAN in der Innenstadt", so Herrmann, "eine Hausaufgabe für die Stadt."
Ziel: Leerstände in drei Jahren auf 40 verringern
Hat sich der neue Citymanager ein konkretes Ziel gesetzt, was die Leerstandsbekämpfung betrifft? In etwa halbieren möchte er sie in den nächsten drei Jahren, auf etwa 40. Denn dass das etwas dauert, darüber macht sich der gelernte Betriebswirt (Schwerpunkt Marketing) keine Illusionen. Ein Kataster mit genauen Informationen über die leer stehenden Geschäftewill er anlegen, bisher gebe es dazu nur eine Excel-Tabelle. Er will große, bekannte Modeketten ansprechen, die Magnetfunktion hätten und in Schweinfurt fehlten - wie Zara oder Abercrombie & Fitch. Für die seien Städte ab 100 000 Einwohner interessant, aber mit seinem Einzugsgebiet liege Schweinfurt darüber.
Und: Die Wahrnehmung Schweinfurts über die nähere Umgebung hinaus gelte es zu verbessern. "Ich komme aus Lohr, wohne in Würzburg und habe in den letzen zehn bis 15 Jahren von Schweinfurt außer Schäfer-Museum, Stadtgalerie, Industrie nicht viel wahrgenommen. Einzugsgebiet der Stadt wäre zum Beispiel auch Karlstadt, der Spessart-Rand. "Da muss sich Schweinfurt noch besser präsentieren mit Geschäften, Aufenthaltsqualität, Familienfreundlichkeit." In Mainfranken etwa dürfte nicht vielen bekannt sein, dass der Weihnachtsmarkt so schön ist und jedes Jahr das original Nürnberger Christkind auftritt.Das wüssten nur die Leute in den umliegenden Gemeinden.
Gegen lieblos zugeklebte Schaufenster
Bei leer stehenden Läden sollten wenigstens die Schaufenster attraktiv gestaltet sein, etwa mit Hinweisen auf Veranstaltungen oder Parkmöglichkeiten. Würden sie einfach lieblos zugeklebt, werte dies auch die Umgebung ab. Generell seien auch die Hauseigentümer in der Verantwortung, was das Aussehen der Gebäude betrifft – auch in den Stockwerken, die nicht als Läden vermietet seien.
Schließlich sei Schweinfurt mit den technischen Studiengängen der Fachhochschule auch Studentenstadt. Studentisches Leben sei aber nicht sichtbar, weil viele pendelten. Die Stadt müsse so attraktiv werden, dass die Studenten hier auch leben wollen. Herrmann hofft hier auf die stärkere internationale Ausrichtung der FH auf dem Konversionsgelände Ledward-Kaserne.
"Man kann viel bewegen – es wird aber dauern"
"FirstFloor" nennt sich ein Projekt, das gerade im ersten Stock des Rückertbaus entsteht und junge kreative Leute anlocken soll. Interessierte, die etwa eine Geschäftsidee ausprobieren wollen, könnten dort von der Stadt sehr günstig einen Schreibtisch/Arbeitsplatz oder ein Büro mieten, Laptop drauf und loslegen. Der Platz sei monatlich kündbar. Auch das "Gründerkaufhaus" seiner Vorgängerin Melchert hält Herrmann für eine gute Idee. Verschiedenste Möglichkeiten, die bei ihm gebündelt werden, gelte es auszuprobieren: "Ob etwas funktioniert, weiß man immer erst hinterher, aber einfach nichts zu machen, ist tödlich."
Herrmann meint auch, dass die Stadtgalerie besser an die Innenstadt angebunden werden sollte. Beide hätten Leerstandsprobleme und könnten diese vielleicht gemeinsam angehen. Dass es wieder bergauf geht, habe Schweinfurt verdient. Viel Rückhalt verspüre er bei der Stadt, Verbänden und Einzelhändlern." Man kann hier viel bewegen", sagt Herrmann, "es wird aber dauern."