
Das Thema Landesgartenschau Ja oder Nein hat sich in Schweinfurt zu einem richtigen Streit ausgewachsen. Auf der einen Seite Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), seine Verwaltung sowie ein Parteienbündnis von CSU, Grünen, Linken und der Wählergemeinschaft proschweinfurt, die am 27. November ein Ratsbegehren pro Bürgerpark mit Landesgartenschau auf den Weg brachten. Auf der anderen Seite Ulrike Schneider und Annelie Maidhof, die das Bürgerbegehren für einen Stadtwald statt Landesgartenschau im Sommer initiierten. Unterstützt werden sie von der Schweinfurter ödp.
Die Fronten sind verhärtet, das zeigte auch die erste von drei Podiumsdiskussionen vor dem für den 20. Januar angesetzten Bürgerentscheid. Im Kino KuK erlebten am Mittwochabend 60 Besucher einen ebenso leidenschaftlich für die Landesgartenschau-Pläne kämpfenden OB Remelé wie eine kämpferisch für ihre Position einstehende Ulrike Schneider, unterstützt von ödp-Mitglied Stefan Bretscher. Sie erlebten aber auch, dass beide Seiten zu Kompromissen wohl nicht bereit sind.Bleibt der Bürgerentscheid, bei dem neben den beiden Begehren auch eine Stichfrage gestellt wird, die darüber entscheidet, was gelten soll, wenn sowohl die Landesgartenschau-Befürworter als auch die Stadtwald-Befürworter eine Mehrheit bekommen.
Im Sommer war die Vorfreude groß
Die Entwicklung in den vergangenen Monaten ist erstaunlich. Im Sommer schien nach dem überraschend schnell zugestellten positiven Bescheid des damaligen bayerischen Umweltministers Marcel Huber die Welt für den OB in Ordnung: Die Landesgartenschau 2026 findet statt. Doch in den Sommerferien startete Ulrike Schneider, die im Stadtrat als Vertreterin von Freie Wähler/Schweinfurter Liste mit ihrem Vorschlag, anstatt einer Landesgartenschau einen Stadtwald zu pflanzen, gescheitert war,mit der Schweinfurterin Annelie Maidhof ein Bürgerbegehren. Das entwickelte sich positiv, über 3000 Stimmen wurden gesammelt. Erst kurz vor Ablauf der Frist wurde dann das Ratsbegehren eingereicht. Dazwischen gab es zahlreiche Stadtratssitzungen, in denenheftig über die Landesgartenschau, den Stadtwald und den Bürgerentscheid gestritten wurde.
Ökologie versus Stadtentwicklung
Die ödp schloss sich Schneider und Maidhof an. Sie argumentieren, ein Stadtwald an Stelle der Landesgartenschau in den Ledward-Kasernen auf gut zehn Hektar wäre deutlich billiger – nach Abzug der Förderung 100 000 Euro – und ökologisch für das Stadtklima viel besser. Sie möchten einen Wald mit Wegen, Lichtungen, Bänken, einem Naturteich und Büschen an den Rändern. Außerdem halten sie die von der Stadt angestrebte Besucherzahl von 750 000 für viel zu hoch und befürchten ein Millionen-Defizit.
Die Stadtverwaltung hat vielfältige Argumente pro Landesgartenschau, die über den griffigen Slogan „Blumen statt Panzer“ hinausgehen. Nachdem die us-amerikanischen Truppen im September 2014 aus Schweinfurt abzogen, hat die Stadt 80 Hektar Fläche bekommen, die es neu zu planen gilt. Der Großteil ist für dringend benötigten Wohnraum reserviert, in den Ledward-Kasernen aber gibt es drei parallele Entwicklungen: Im süd-westlichen Teil ist noch bis Juli 2019 das unterfränkische Ankerzentrum für Flüchtlinge, im nord-westlichen Teil ist die Landesgartenschau geplant, dazwischen verbindet die Carus-Allee das Areal mit dem i-Campus der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, der im Entstehen ist.
Teil des Stadtentwicklungskonzepts
Den Planungen zu Grunde liegt ein Stadtentwicklungskonzept, in dem ohnehin ein Park vorgesehen ist. Die Verwaltung sieht die Chance, durch die Landesgartenschau und die Fördermittel von fünf Millionen Euro deutlich höherwertige Daueranlagen zu bauen. Beim Durchführungshaushalt ist die Stadt zuversichtlich, die geschätzten Kosten von 12,35 Millionen Euro mit Eintrittsgeldern, Verkaufserlösen, Pachten, Provisionen und Sponsoring komplett zu refinanzieren.