Es ist der zehnte von elf öffentlichen Tagesordnungspunkten in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 14. Juni ab 8 Uhr im Großen Saal des Rathauses: Die Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026. Am 30. Juni muss sie abgegeben werden, nach dem Bau- und Umweltausschuss entscheidet eine Woche später der Hauptausschuss und dann Ende des Monats der Stadtrat darüber. Wir haben die wichtigsten Fakten zum Thema gesammelt.
Der Ursprung
Im September 2014 zogen die US-amerikanischen Soldaten aus Schweinfurt ab, es wurden in den ehemaligen Kasernen und Wohngebieten 40 Hektar Konversionsfläche frei. Im Mai 2015 beantragte die CSU-Fraktion im Stadtrat, die Verwaltung möge prüfen, ob sich die Stadt im Rahmen der Konversion für eine Landesgartenschau (LGS) im Jahr 2026 bewerben soll. In der Jahresschlusssitzung 2016 wurde die Verwaltung dann vom Stadtrat beauftragt, in die Planungen einzusteigen und einen Testentwurf zu erstellen. Seither war das Thema immer wieder in den verschiedenen Gremien.
Das Konzept
In den ehemaligen Ledward-Kasernen an der Niederwerrner Straße entsteht im südlichen Bereich das neue i-Campus-Gelände der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Dieses wird durch die sogenannte Carus-Allee abgegrenzt, die sich in der Mitte des Geländes von Ost nach West erstreckt. Dahinter im Norden Richtung Kleingartenanlage Alte Warte war im Stadtentwicklungskonzept ohnehin ein großer Park vorgesehen. Dieser soll als Kernbereich der Landesgartenschau entwickelt werden. In einer ehemaligen Panzerhalle auf dem Gelände sollen eine Blumenhalle entstehen, außerdem sind Schaugärten zu verschiedenen Themen angedacht. Die Kleingärtner aus der Anlage an der Alten Warte haben laut Baureferent Ralf Brettin schon Bereitschaft signalisiert, sich intensiv zu beteiligen.
Den zweiten Kernbereich des insgesamt 18 Hektar großen Landesgartenschau-Geländes bildet der südliche Bereich des Kesslerfields, unterhalb der Wohnhäuser von Yorktown Village. In einem kleinen Park dort würden vor allem die Ausstellungspavillons für Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Ministerien oder Verbände platziert. Über die Heeresstraße und die Willi-Kaidel-Straße werden die Gelände verbunden, inklusive Blütenband und gewerblichem Gartenmarkt.
Blumenwiese oder neuer Stadtteil
Für das Verständnis, was eine Landesgartenschau bietet und was nicht – und um Diskussionen wie derzeit in Würzburg über das Konzept (wir berichteten) zu vermeiden – ist für Ralf Brettin eine klare Begriffsklärung wichtig: „Eine Bewerbung, bei der es nur um Blumen und einen Park geht, bekäme keinen Zuschlag“, so der Baureferent. Seit Jahren liegt der Fokus auf nachhaltiger Stadtentwicklung. Meist sind es Konversionsflächen wie auch derzeit in Würzburg, oder Industriebrachen, die dauerhaft und nachhaltig für den Bürger weiterentwickelt werden.
Kosten und Finanzierung
Der Baureferent betont, dass die Stadt nach dem einstimmig vom Stadtrat beschlossenen Stadtentwicklungskonzeptes ohnehin einen Park auf gut zehn Hektar im Nordwesten der Ledward-Kasernen entwickeln will. „Ein wichtiges Thema für uns ist, die massive Versiegelung in der Kaserne aufzubrechen, dazu braucht man natürlich möglichst viel Grün“, so Brettin. Der Investitionshaushalt für die temporären und dauerhaften Anlagen der LGS beträgt 12,4 Millionen Euro. Das wären rund zwei Millionen mehr, als man ohnehin veranschlagt hatte, wenn es keine Landesgartenschau gibt. Die Förderung durch den Freistaat Bayern wurde ab 2022 erhöht, sie beträgt nun fünf Millionen statt 3,5 Millionen Euro.
Für den sogenannten Durchführungshaushalt, also die Kosten für nicht dauerhafte Veranstaltungen, gärtnerische Anlagen, temporäre Bauwerke, etc. werden 12,35 Millionen Euro veranschlagt. Gegenfinanziert wird das durch Eintrittsgelder, Verkaufserlöse, Pachten, Provisionen und Sponsoring. Im Schnitt der vergangenen Landesgartenschauen wurden 11,8 Millionen Euro erwirtschaftet.
Wie viele Besucher werden erwartet?
Ralf Brettin geht von rund 750 000 aus, was Erfahrungswerten in anderen Städten entspricht und auch den Planungen in Würzburg, wo im Moment auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände am Hubland bis Oktober die Landesgartenschau läuft.
Was sind Korrespondenzprojekte?
Eine LGS bietet die Gelegenheit, auch im Umfeld des Kerngeländes eine dauerhafte Verbesserung zu erzielen. In Schweinfurt soll durch ein grünes Band das LGS-Gelände mit der Innenstadt und der Gutermann-Promenade am Main verbunden werden, vor allem entlang der Florian-Geyer-Straße, dem Schuttberg bis zum Chateaudun-Park am Theater weiter zum Main.
Wie wurde bisher informiert?
Ausführlich, nicht nur in zahlreichen Gremien-Sitzungen, sondern auch öffentlich. Beim Tag der Städtebauförderung am 13. Mai 2017 gab es einen Tag der offenen Tür in Ledward, darüber hinaus eine Stadtratswerkstatt, eine Expertenwerkstatt und einen Bürgerworkshop.
Wer sind die Befürworter?
Hinter der LGS-Bewerbung stehen unter anderem die Verwaltung, die CSU-Fraktion und die Grünen. Ralf Brettin sieht vor allem den Imagegewinn für Schweinfurt – nicht nur Industrie und Kultur, sondern Industrie, Kultur und Grün. Durch die mehreren hunderttausend Besucher würden Innenstadt, Handel, Gastronomie und Hotellerie profitieren. Man sehe „mehr Chancen als Risiken“ und sei nicht bekannt für finanzielles Harakiri, so CSU-Fraktionschef Stefan Funk.
Welche Kritik gibt es an den Plänen?
Die SPD-Fraktion hat sich gegen die Pläne gestellt. Das Konzept sei zu teuer, zu riskant, stehe der Entwicklung der Stadt in diesem Bereich entgegen und die Innenstadt sei nicht eingebunden. Befürchtet wird, dass die Fachhochschule sich nicht weiter ausdehnen könnte, wenn der i-Campus zu einem großen Erfolg würde. Aus Sicht der SPD-Fraktion „wird die Stadtentwicklung nicht gefördert, sondern massiv behindert“.
Was ist der Zeitplan?
In den Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses, des Hauptausschusses und des Stadtrates wird nun diskutiert, ob sich die Stadt bewerben soll. Wenn dies mehrheitlich positiv entschieden wird, reicht die Stadt die fast fertig ausformulierte Bewerbung bis zum 30. Juni bei der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen ein. Ein Gremium aus Fachleuten kommt im Herbst zu einer Ortseinsicht und entscheidet dann darüber, ob Schweinfurt den Zuschlag für 2026 bekommt. Danach muss der Stadtrat noch einmal förmlich entscheiden, ob er die Einladung, die LGS 2026 auszurichten, auch annimmt. Mit ersten Bauarbeiten wäre frühestens 2022 zu rechnen, außerdem muss noch eine eigene GmbH gegründet werden, die die Planung und Durchführung koordiniert.