„Was wir zu sagen haben, meinen wir sehr ernst“, sagt Ulrike Schneider und blickt in die gespannten Gesichter von rund 30 Schweinfurtern. An diesem Abend hat die Initiatorin des Bürgerbegehrens „Stadtwald statt Landesgartenschau“ zu einem Informationsabend eingeladen. Im Brauhaus am Markt kritisiert sie das Vorhaben Landesgartenschau und stellt die Vorzüge eines Stadtwaldes vor. Als Verstärkung hat sie sich unter anderem einen Deggendorfer Stadtrat eingeladen, der bereits die Landesgartenschau in seiner Stadt erlebt hat. Bevor Schneider ihre Gäste zu Wort kommen lässt, demonstriert sie aber Optimismus.
„Wir gehen auf die 3000 Unterschriften zu“, sagt sie und beteuert dennoch weiter sammeln zu wollen. Sie dürfe mit ihrem Team kein Risiko eingehen, da durchaus auch ungültige Unterschriften oder Mehrfachstimmen darunter sein könnten. Die notwendige Zahl von 2397 habe man aber schon deutlich überschritten. Schneider bedauert anschließend, dass sie ihren Gästen keinen Beitrag eines Försters bieten könne. Diese hätten wohl von politischer Seite Sprechverbot erteilt bekommen. Aus einem Telefonat mit einem nicht genannten Förster hätte Schneider erfahren, dass sie mit ihrem Bürgerbegehren in ein Wespennest gestoßen sei.
Ein Wald speichert mehr
Als Alternative begrüßt die Politikerin Ines Wagner. Die Biologielehrerin vom Celtis Gymnasium ist gekommen, um die wissenschaftliche Seite zu erläutern. Den konzentrierten Gästen erklärt sie anschließend die Grundsätze des Treibhauseffektes und die Gefahren des steigenden Kohlenstoffdioxidgehalts. Dabei stellt sie heraus, dass ein Stadtwald auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Ledward sowie dem angrenzenden ehemaligen Wohngebiet Kessler Field eine bessere Investition sei.
„Ein Wald speichert viel mehr Kohlendioxid als eine Wiese oder ein Park“, so Wagner. Dementsprechend sprach sie sich ebenso für den Stadtwald und gegen die Landesgartenschau 2026 aus. Die Initiatorin des Bürgerbegehrens Ulrike Schneider bestätigt dies und weist daraufhin, dass das Anlegen eines Waldes rund 400 000 Euro kosten würde. Für die Landesgartenschau hingegen müsse die Stadt Kosten von rund sieben Millionen Euro tragen.
„Die Stadt trägt das Risiko“
Anschließend ergreift Georg Meiski das Wort. Der Stadtrat aus Deggendorf hat selbst eine Landesgartenschau in seiner Stadt erlebt und befürwortet die Schweinfurter Initiative. Er erklärt das undurchsichtige Vergabeverfahren und betont, dass die austragende Stadt alleine das Risiko bei zu wenigen Besuchereinnahmen trage. Außerdem bezweifele er den Mehrwert für das örtliche Gastronomie- und Hotelgewerbe. „Ich habe in vielen Cafés nachgefragt. Die meisten machten sogar Einbußen oder profitierten von der LGS nicht“, so Meiski. Demnach kämen viele Gäste nur für den Besuch der Landesgartenschau und verließen die Stadt anschließend umgehend wieder.
Neben Helga Mandl, die mit ihrer Bürgerinitiative die Landesgartenschau in Traunstein verhindern konnte, sprach auch der Würzburger Friedl Deichselberger. Er berichtet von der aktuellen Landesgartenschau und bedauert diese. „Bei uns hat sie nur eine Alibifunktion, weil die Stadt dadurch Fördergelder für einen neuen Stadtteil bekommen will“, so Deichselberger. Überhaupt wird das politische Handeln an diesem Abend stark kritisiert. Bei der Vergabe gehe es nicht um die wirklichen Bedürfnisse der Bürger. „Es gibt vieles, was die Politiker Ihnen nicht sagen“, sagt Schneider warnend.
Sorge um das Quorum
Am Ende geht Ulrike Schneider noch einmal auf die Vorzüge eines Stadtwaldes anstelle der Landesgartenschau ein. „Es wird immer gesagt, dass es ewig dauert, bis so ein Wald wächst. Aber bis 2026 könnten die Bäume schon mannshoch sein“, so Schneider. Anschließend verteilt sie eine Liste um eine Bürgerinitiative zu gründen. Die meisten der Gäste unterschreiben und applaudieren den Rednern. Schneider ist zuversichtlich und betont. „Auch wenn der Stadtrat das Angebot für die Austragung der Landesgartenschau annimmt, der Bürgerentscheid wird kommen.“
Sie gehe davon aus, dass man bei einem Bürgerentscheid die Mehrheit bekommen würde. Sorge mache ihr lediglich das Quorum. Dies bedeutet, dass mindestens 15 Prozent der zu dem Zeitpunkt des Bürgerentscheids Wahlberechtigten für Ja oder Nein stimmen müssen. „Die Schweinfurter sind nicht gerade wahlstark, aber ich hoffe, wir schaffen das“, sagt Schneider. Im Sommer gab der bayerische Umweltminister bekannt, dass die Stadt Schweinfurt den Zuschlag für ihre Bewerbung für die Landesgartenschau 2026 bekommt.