Ruhig, sachlich, informativ, aber leider ohne die vielleicht insgeheim ersehnte positive Botschaft: So lässt sich die Sondersitzung des Ferienausschusses des Stadtrates zum Thema Schließung des Krankenhauses St. Josef und Maßnahmen des Leopoldina-Krankenhauses zur Sicherung der Krankenhausversorgung in Schweinfurt beschreiben.
Einmal mehr machte der Geschäftsführer der Kongregation der Erlöserschwestern in Würzburg, Martin Stapper, klar: Die Entscheidung, das Krankenhaus St. Josef zum 31. Dezember zu schließen, ist unumstößlich. Stapper schilderte den Stadträtinnen und Stadträten sowie den 24 Bürgerinnen und Bürgern, darunter Personal aus St. Josef, auf der Besuchertribüne noch einmal die Gründe, die aus seiner Sicht die Entscheidung zur Schließung unumgänglich gemacht hatten.
Bekanntlich waren das Leopoldina-Krankenhaus und das St. Josef seit Sommer 2021 in Gesprächen über ein sogenanntes "Schweinfurter Modell", eine enge Kooperation beider Häuser mit einer Zwei-Träger-Lösung. Ein Gutachten hatte dann die grundsätzliche Idee hinter der Kooperation bestätigt, aber eine Ein-Träger-Lösung mit zwei Gesellschaftern empfohlen. Ein Vorschlag, der für die Kongregation "aus kirchenrechtlichen Gründen", so Stapper, nicht möglich war.
Dass die Stadt aus finanziellen Gründen das Josefs-Krankenhaus nicht übernehmen konnte, machten sowohl Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter als auch Finanzreferentin Anna Barbara Keck noch einmal sehr deutlich: "Das Schlimmste", so die Finanzreferentin, "wäre, wenn wir uns finanziell massive Risiken aufbürden und damit das Leopoldina so schwächen, dass es ein Übernahmekandidat für private Träger würde."
Wer ist für schlechte Lage der Krankenhäuser verantwortlich?
Stapper wie Winter betonten, aus ihrer Sicht seien die aus der Politik des Bundesgesundheitsministeriums entstehenden Unwägbarkeiten der Grund für die Probleme einer Vielzahl von Krankenhäusern in Deutschland. Das Krankenhauswesen sei überreguliert und unterfinanziert, so kann man die Ausführungen von Jürgen Winter zusammenfassen.
Die Schuld sieht er beim Bund, "der ist zuständig für die Betriebskostenfinanzierung, das ist klar geregelt." Die Finanzierungsprobleme seien aus Sicht Winters durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verstärkt worden, als ein bestimmter Passus im Krankenhausentgeltgesetz zum Nachteil der Häuser geändert wurde.
Die Frage, ob Bund oder der Freistaat eine größere Verantwortung haben, spielte in der Diskussion keine allzu große Rolle. Gleichwohl legte Marietta Eder (SPD) in klarem Widerspruch zu Jürgen Winter Wert darauf, "dass wir hier keine Märchenbildung betreiben". Für die Betriebskosten sei nicht der Bund, sondern die Krankenkassen zuständig. Steuergelder flössen kaum. Eder forderte "eine aktive Rolle der Stadt, aber auch des Freistaates" und ein Signal aus München, dass, wie gesetzlich festgelegt, das Land bei den Investitionskosten, die anstehen, 100 Prozent Zuschuss gibt. "Für 75 Prozent kann man sich nicht feiern lassen."
Kongregation prüft alle Übernahme-Angebote für das Krankenhaus
Martin Stapper berichtete, dass die Kongregation seit 23. Juli mit einigen Interessenten Gespräche führe. Manche seien auf den ersten Blick unseriös gewesen, andere hätten ernsthaftes Interesse. "Wir prüfen alle Angebote", so der Geschäftsführer der Kongregation, es werde aber noch einige Wochen dauern. Ob es ein kleines Wunder gibt und das Krankenhaus doch von einem anderen Träger weitergeführt werde, wollte Stapper nicht prognostizieren. Die Wahrscheinlichkeit sei "gering", betonte er, weswegen sich St. Josef auf die Schließung vorbereitet und das Leopoldina darauf, wie man die Gesundheitsversorgung sichern kann.
Jürgen Winter erläuterte dazu das bereits Bekannte: Im Leopoldina werden 80 neue Betten in einer derzeit nicht genutzten Station aufgebaut, in der Geomed-Klinik 20. Die Notaufnahme wird zu einem integrierten Notfallzentrum entwickelt und soll mit Personal aus St. Josef so aufgestellt werden, dass man alle Patienten aus der Region behandeln kann. Für die Akut-Geriatrie, die Palliativstation und die Krankenpflegeschule gebe es gute Lösungen. "Wichtig ist, wir wollen keine spürbaren Versorgungslücken entstehen lassen", betonte Jürgen Winter. Gespräche würden auch mit Belegärzten und den anderen an St. Josef angeschlossenen Praxen geführt.
Der ärztliche Direktor des Leopoldina-Krankenhauses, Professor Dr. Karl Mischke, sowie der Chefarzt der Notaufnahme, Dr. Benedikt Stubner, versicherten dem Ferienausschuss die Leistungsfähigkeit des Leopoldina-Krankenhauses. "Bei uns bekommt jeder, der Hilfe braucht, auch Hilfe. 24 Stunden, sieben Tage, das ganze Jahr über", betonte Stubner. Laut Karl Mischke gibt es für den Aufbau von mehr Personal "bereits konkrete Pläne und konkrete Schichtpläne." Am 13. August gab es unter anderem am Nachmittag eine Vorstellung mit Hausführung des Leopoldina für Mitarbeitende aus dem Josefs-Krankenhaus.
Die meisten Wortmeldungen konzentrierten sich auf Detailfragen. Holger Laschka (Grüne) empfindet die vorgestellten Maßnahmen allerdings als "zu unambitioniert". Gespräche mit und die Beteiligung des Landkreises, auch finanziell, an der zukünftigen Krankenhausversorgung wurden ebenfalls gefordert, insbesondere von CSU-Stadtrat Klaus Rehberger.
Genauso wären einzelne Meldungen der Stadträte auch ne genauere Erwähnung wert.
Zum Punkt Märchenstunde: wenn ich Aussagen höre, das Leo stemmt alles und jeder kommt dran, ist das schon harter Tobak; von unmenschlichen Wartezeiten keine Rede, genauso wenig von der Tatsache, dass die Notaufnahme zwar nie "offiziell" abgemeldet war, aber Notärzte & Sankas schon mal informiert bzw instruiert werden, sie brauchen gar nicht erst herzufahren...
Aber es hört sich natürlich toll an, dass alles im Griff ist.
Dass ansonsten die Politiker sich wieder nur gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, ohne dass was passiert, wundert eigentlich keinen mehr.
M. Lerm
Ich erinnere mich wirklich nicht daran, dass er mich mal mit seiner Ambitioniertheit überfordert hätte. Er hat alles nett verwaltet, ja. Aber eine substanzielle Idee seinerseits für die Zukunft der Stadt scheint ihm nicht gekommen zu sein, was mehr als bedauerlich ist.
Wenn mich etwas in seiner Amtszeit überfordert, oder besser irritiert hat, dann war es seine Attitüde, sein Verhalten. Selbiges konnte man in der Sache St. Josef in unverhüllter Pracht bestaunen.
Ich frage mich ernstlich, warum er wieder gewählt werden möchte. Der Anwaltsberuf ist doch auch schön.
Ihre Zuneigung ist hinlänglich bekannt! Sie bringen das bei jeder Gelegenheit.
Im Übrigen: Wiederkehrende Grundmotive bei Kommentierungen sind Ihnen ja aber durchaus auch bekannt, nicht wahr?
Leider versteht sie immer noch nicht die Zusammenhänge zwischen Bundesgesundheitsinisterium und Krankenkassen bzw. darüber die Betriebskostenfinanzierung.
Da hilft der Parteipatriotismus nix.
Aber auch mal ein Kompliment für einen Artikel der sachlich und neutral informiert.
So etwas bzw. davon mehr täte der Schweinfurter Berichterstattung sehr gut!